Liebe Kinder, heute möchte ich Euch Danke sagen. Danke für all das, was Ihr in den letzten Wochen und Monaten geleistet habt.
Danke, dass Ihr gestern ohne Murren, sondern ganz selbstverständlich, Euren Mundschutz aufgesetzt habt, als Ihr das Schulgebäude betreten habt. Danke, dass Ihr so zuversichtlich in dieses neue Schuljahr gestartet seid, obwohl niemand von uns weiß, wie oft Ihr wohl zur Schule gehen könnt. Wir wissen nur: Es wird alles anders sein als sonst
Es war nicht leicht seit Mitte März. Von einem Tag auf den anderen war Euer Alltag futsch. All die Hobbys, Verabredungen fanden nicht mehr statt. Ihr durftet keine anderen Kinder mehr sehen, nicht mehr auf den Spielplatz. Wir haben es Euch erklärt und Ihr wart erstaunlich verständnisvoll.
Ihr habt eine Menge Verzichte ertragen in den letzten Wochen. Als es dann ganz langsam wieder los ging, wart ihr so flexibel und habt die neuen Regeln schnell angenommen. Klar war es seltsam, dass Ihr plötzlich nicht mehr mit den Kindern der anderen Gruppen spielen konntet, aber Ihr habt es akzeptiert. Ihr habt wenig gehadert. Das bewundere ich.
Manchmal glaube ich, dass Ihr Kinder die Tapfersten in der ganzen Pandemie seid. Es ist viel auf Eurem Rücken ausgetragen worden, wochenlang hat sich niemand für Eure Belange interessiert. Wir Eltern waren oft gestresst, genervt, nervlich am Ende. Oft habt Ihr gehört: Jetzt nicht. Ich muss jetzt arbeiten.
Viele Menschen haben sich in den letzten Wochen beschwert. Keine Partys, kein Stadion, keine Fernreisen. Ganz schön viel mimimimi. Ihr Kinder seid viel besser mit allem umgegangen als wir, finde ich.
Und wie Ihr Euch jetzt freut. Dass wieder etwas mehr Normalität ist. Dass Ihr Freunde sehen könnt, dass Ihr die Schulranzen packen durftet.
Es ist so wichtig, dass Ihr nun auch mal wieder in ein anderes soziales Gefüge als die Familie kommt. In eine Gruppe, in der Ihr nicht der kleine Bruder oder die große Schwester seid. Sondern der Kumpel, die Freundin, die Klassenkameradin. Es tut Euch auch gut, mal wieder andere Erwachsene um Euch zu haben als uns Eltern. Die tolle Erzieherin, die so begeistert mit Euch bastelt. Oder die Lehrerin, die staunt, wie gut Ihr rechnet.
Ich hoffe, dass die politischen Entscheider nun Euer Wohl priorisieren. Denn manche Entscheidungen kann man kaum nachvollziehen. Dass Großeltern nicht auf Einschulungsfeiern unter freiem Himmel dürfen, sich aber bald tausende Fußball-Fans in Stadien treffen dürfen. Ich verstehe wirtschaftliche Zwänge, aber nur weil die Stimme der Kinder nicht die lauteste ist, darf sie nicht ungehört bleiben.
Wir haben Euch Kindern viel zu wenig Danke gesagt. Diese Zeit ist und war einfach ein Novum. Das haben wir alle noch nicht erlebt. Ihr habt das super gemacht. Wir wünschen Euch sehr, dass Ihr wieder in Euren neuen alten Alltag reinkommen könnt, dass Ihr möglichst lange bei Euren Freunden und Lehrern sein könnt.
Aber auch hier: Ich habe kein Kind sagen hören: „Ach, das wird eh nicht lange gut gehen. Bald sitzen wir alle wieder zu Hause.“ Nein. Ihr habt Euch über das HEUTE gefreut und den Tag genossen – ohne schon mit Sorgen an das Morgen zu denken. Das ist etwas, was die wenigsten Erwachsenen können.
Danke für all die kleinen und großen Gesten in den letzten Wochen. Für Eure Gabe, neue Situationen anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Wir sind stolz auf Euch, für uns seid auch Ihr Helden der Pandemie.
7 comments
DANKESCHÖN!!!
Wahre Worte! Tapfere kleine Helden!
Hallo, ein sehr schöner Text. Die Kids machen das so toll, nehmen auch jede Änderung bei ihren Hobbies so toll hin, dass wir Eltern sie z. B. nur noch am Tor des Fußballplatzes abgeben und in Empfang nehmen können, dass sie in der Umkleide des Schwimmbades Maske tragen, dass wir nicht mehr durch die große Scheibe im Vorraum beim Schwimmtraining zusehen dürfen, setzen ihre Masken in den Tierhäusern des Zoos ganz selbstverständlich auf usw., da hadern Erwachsene viel mehr damit! Mein Sohn hat hier in Sachsen auch schon 2 Monate Schule unter eingeschränktem Regelbetrieb mit Maskenpflicht im Schulhaus hinter sich und fand’s nicht schlimm… die Kinder sind vernünftiger, als alkoholisiert feiernde Erwachsene! Und doch mussten die Kinder am längsten große Einschränkungen hinnehmen! Ich hoffe wirklich, dass die Politik in den nächsten Wochen und Monaten wirklich zu ihren Worten steht und Bildung vor vollen Fußballstadien und ausufernden Feiern steht! Lieber Alkoholverbot in Kneipenmeilen als geschlossene Kitas und Schulen!
Wirklich ein sehr schöner Beitrag!!!
Ich kann dem ganzen nur zustimmen.
Gruß
Wir haben unseren 7jährigen Sohn unseren “Held der Krise“ genannt. Erst musste er den Verlust des persönlichen Kontakts zu seinen Großeltern von heute auf morgen aushalten, um diese zu schützen. Dazu die Schließung der Schule und keine Kontakte zu anderen Kindern. Nach den Osterferien ging es in die Notbetreuung: klaglos Maske getragen von 8-16 Uhr und jeden Tag fleißig an den Aufgaben der Schule gearbeitet, abends noch den Telefonunterricht aufmerksam gemeistert. Daher sind mein Mann und ich verpflichtet, manche Einschränkung klaglos hinzunehmen. Wir haben ein gutes Vorbild!!
Wahnsinn, was dein Sohn geleistet hat (und alle anderen natürlich, aber was du schreibst empfinde ich als noch größere Leistung als die meisten oder zumindest meine Kinder bringen mussten)! Ich wusste gar nicht, dass 7jährige schon den ganzen Tag Maske tragen mussten. Und nach 8 Stunden Betreuung Abends noch Schulaufgaben… schade, dass die Schule das nicht besser organsieren konnte, hätte man das nicht in der Notbetreuung erledigen können?!
Alles Gute für euch und euren Sohn!
Meine Kinder haben erst nächste Woche wieder Schule und da ist absolut kein „Freuen“ auf diesen „tollen“ Beginn….Mag am Alter (11 und 16) liegen, aber sie waren froh über die 5 Monate ohne Schulstress und sind auch froh, wenn die Schule bald wieder schließen müsste….Nicht alles ist so rosarot und positiv, wie hier manchmal geschildert wird.