Wut und Trotz bei Kindern: Habt ihr auch eine kleine Kratzbürste?

Wut und Trotz

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Ihr Lieben, Wut und Trotz sind gang und gäbe im Leben mit Kindern. Manchmal können wir die Launen unserer Kleinen ganz gut aushalten, manchmal könnten wir darüber selbst an die Decke gehen. Lukas Hahn und Neha Anwar haben ein ganzes Kinderbuch in Reimform über dieses Thema geschrieben, am Ende dieses Beitrags könnt ihr drei Exemplare von „Die kleine Kratzbürste“ gewinnen. Hier erstmal das Interview mit Autor Lukas Hahn.

Wut und Trotz

Wann warst du denn zuletzt wütend, worüber hast du dich geärgert und wie bist du aus dem Gefühl wieder rausgekommen?

Eine Dame vom Finanzamt überfiel mich letztens mit einem Anruf und pampte mich so richtig an. Über diesen unfreundlichen Ton habe ich mich wirklich sehr geärgert. Dies erzählte ich einem befreundeten Autor und er zitierte eine überlieferte Geschichte über Buddha: Darin wird der Buddha auch von einem wütenden Mann beschimpft. Und Buddha fragt den Mann: „Wenn du jemandem ein Geschenk gibst und es wird nicht angenommen, wem gehört dann das Geschenk?

Der Mann antwortet, dass es dann bei ihm bliebe, weil er es ja gekauft hätte. Der Buddha lächelt daraufhin und erklärt, dass es sich genauso mit Wut verhält. Wenn jemand wütend auf dich ist und du es nicht persönlich nimmst, dann fällt die Wut auf denjenigen zurück, von dem sie ausgeht. Das fand ich eine nette Veranschaulichung, dass man sich durch das (schlechte) Verhalten anderer Leute nicht aus der Ruhe bringen lassen sollte.

Wut und Trotz werden ja oft gesellschaftlich verpönt, durften – als du Kind warst – solche Gefühle auch sein oder wie reagierten deine Eltern auf deine Trotzanfälle?

Ich bin ein Kinder der 80er und meine Eltern waren sehr konservativ. Das mag man sich heutzutage nicht mehr vorstellen, aber meine Wutausbrüche wurden stets als störend bzw. unartig wahrgenommen. Meine Eltern haben dann auch versucht, das lauthals unterzubinden, auch durch körperliche Züchtigung, sprich, mein Hintern wurde mit dem Pantoffel meines Vaters versohlt.  

Oft steckt hinter Wut ein unerfülltes Bedürfnis, wie schafft man es, genau dieses zu erkennen?

Ich denke, es ist für jeden individuell eine Herausforderung und ein Selbstlernprozess. Kinder können lernen, die Bedürfnisse hinter ihren Gefühlen zu erkennen, indem sie ihre Wut bewusst wahrnehmen und benennen. Das hängt auch vom Alter der Kinder ab. Eltern sollten versuchen, mit ihnen über die Auslöser zu sprechen und zu fragen, was ihnen wichtig war.

Fragen wie „Was hat dich wütend gemacht?“ und „Was hättest du gebraucht?“ sind hilfreich. Geschichten oder Rollenspiele können genutzt werden, um Bedürfnisse zu erkunden und zu verstehen. Übung macht hier den Meister. Durch wiederholte Gespräch und Unterstützung können Kinder ihre Gefühle und Bedürfnisse besser verstehen und ausdrücken.

Wie kann ich denn auf den nächsten Wutanfall meines Kindes am Süßigkeitenregal im Supermarkt reagieren?

Ich habe hier kein Patentrezept. Aber um Wutanfälle im Supermarkt zu vermeiden, sollte man am besten vorher mit dem Kind klären, wann es Süßigkeiten gibt und wann nicht. Die Regeln sollten regelmäßig mitgeteilt werden, damit das Kind sich daran gewöhnt und die Einhaltung besser akzeptieren kann. Kommt es trotzdem zum Drama, sollte man ruhig bleiben und dem Kind sagen, dass man versteht, warum es wütend ist.

Man sollte dem Kind ruhig erklären, warum es jetzt keine Süßigkeiten gibt. Ich verstehe aber auch, dass man einfach nachgibt, weil die Schlange der Wartenden lang ist und man sich von den teilweise genervten Mitmenschen unter Druck setzen lässt. Das ist menschlich. Später sollte man immer mit dem Kind in Ruhe darüber reden, wie man gemeinsam solche Situationen besser meistern kann.

In eurem Kinderbuch „Die kleine Kratzbürste“ verwandelt sich eine sonst sehr weiche und zarte Bürste in eine mit pieksigen Borsten. Wie kamt ihr auf die Idee?

Meine Tochter Aimi (5) hat mich auf die Idee gebracht. Denn auch sie hat diese typischen Anfälle und Ausraster, die wohl jedes Elternteil schon einmal erlebt hat. Ich habe sie dann, wenn sie sich wieder beruhigt hatte, auf die Wut-Situationen angesprochen, um die Gründe zu verstehen, warum sie sich so verhalten hat und sie immer liebevoll als Kratzbürste bezeichnet.

Die Bürste verwandelt sich, weil sie Frust hat. Was war der Grund, hatte sie einfach Hunger oder war müde?

Im Bilderbuch geht ja um viele alltägliche Situationen, also um typische Gründe, warum Kinder mal Wutausbrüche haben können oder bockig werden. Im ersten Fall hatte die kleine Bürste tatsächlich nur einen leeren Magen und war zu neudeutsch „hangry“.

Die Botschaft des Buches ist am Ende: Selbst, wenn du m anchmal kratzbürstig bist, hab ich dich trotzdem lieb. Wie können wir unseren Kinder das im Alltag vermitteln?

Ich sage meiner Tochter immer: „Ich habe dich lieb, aber ich mag jenes oder dieses Verhalten nicht,“ und versuche, ihr das auch zu erklären. Um Kindern im Alltag zu zeigen, dass sie trotz kratzbürstigem Verhalten geliebt werden, sollte man ihnen regelmäßig zeigen und sagen, dass sie geliebt sind, egal wie sie sich gerade verhalten. Ich finde es wichtig, ihre Gefühle ernst zu nehmen und Verständnis zu zeigen, auch wenn sie wütend oder frustriert sind. Klarheit über Regeln und Konsequenzen sind wichtig, aber Geduld und Verständnis sollten dabei nicht fehlen.

Gewinnspiel: Wir verlosen drei Exemplare von Die kleine Kratzbürste an euch. Schreibt uns doch einfach in den Kommentaren von der letzten Wut- oder Trotzsituation in eurer Familie. Das Los entscheidet dann und wir informieren die Glücklichen per Email.

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Wut und Trotz

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30 comments

  1. Erst gestern Mittag : ich gebe meiner Tochter ein Glas Wasser, aber sie wollte eigentlich Apfelsaft. Als ich ihr erkläre, dass es heute nur Wasser gibt, wird sie wütend, schüttet das Wasser absichtlich aus und fordert laut den Saft, und wirft mir vor ihr nicht zuzuhören.

  2. Beim Abendessen will unser Kleiner weiterhin mit seinem Spielzeug am Tisch spielen, obwohl wir darauf bestehen,dass während des Essens nicht gespielt wird. Als wir das Spielzeug beiseitelegen , beginnt er laut zu protestieren, weigert sich zu essen und sagt, dass er ohne sein Spielzeug nicht essen will.

  3. In unserer Familie gibt es ständig Wut- und Trotzanfälle. Da wird geschimpft, geschrien, sich unmöglich verhalten.
    Und die Kinder sind kaum besser.

  4. Gestern erst wieder ein Wutanfall meiner 3jährigen Tochter, weil sie nicht in ihrem Autokindersitz sitzen will. Aber da muss sie durch 🙂

  5. Wir haben gerade eine 4-jährige Kratzbürste Zuhause. Am Samstag war´s mal wieder richtig schlimm, der Kleine Mann war eigentlich totmüde darum sollte er sich umziehen und ins Bett. Aber egal, was ich ihm angeboten habe (Hilfe, Kuscheleinheiten, etc.), nichts war Recht und er hat gebrüllt und getobt. Irgendwann war der Sturm vorbei und ich konnte ihn fertig machen und ins Bett bringen. Da ist er dann ganz freidlich in meinem Arm eingeschlafen.

  6. Meine beiden Töchter (5 & 3) streiten sich um ein Spielzeug, und die jüngere wird wütend, als sie merkt, dass sie das Spielzeug nicht bekommt. In einem Anfall von Wut nimmt sie das Spielzeug und wirft es gegen die Wand, sodass es kaputtgeht. Anschließend rennt sie weinend in ihr Zimmer und knallt die Tür hinter sich zu.

  7. Klassische Meinungsverschiedenheiten die zu Spannungen geführt haben. Aber genausoschnell wieder vorüber waren. Blut ist dicker als Wasser 🙂

    1. Wir waren im Supermarkt und unsere Kleine sieht eine bunte Packung Süßigkeiten, die wir jedoch nicht kaufen wollen. Sie beginnt sofort laut zu protestieren, zieht an meinem Ärmel und als ich „Nein“ sage, setzt sie sich auf den Boden und fängt an zu weinen und mit den Füßen zu stampfen.

  8. Es ist früh morgens und wir müssen uns beeilen, um pünktlich das Haus zu verlassen. Aber unsere Jüngste weigert sich, die Schuhe anzuziehen. Stattdessen schmeißt sie sie quer durch den Flur und setzt sich stur auf den Boden, die Arme vor der Brust verschränkt. Jedes Drängen meinerseits führt zu lautem Protest und Tränen.

  9. den letzten Trotzanfall hat heute mein 9jähriger hingelegt, weil ich die XBox abgebaut habe und im Keller auf unbestimmte Zeit eingelagert hat… er hat mit Essensverweigerung reagiert, mal sehen, wie lange das wohl andauert

  10. Bei uns sind es immer noch und immer wieder Übergänge von einer in die andere Situation. Oder die freundliche Frage, ob man nochmal aufs Klo müsste.

    VG Ann-Kathrin

  11. Unsere Kleine (3) kann ganz wunderbar wütend sein. heute beim Essen habe ich ihr das Wasser eingeschenkt, da Papa mit Essen beschäftigt war, obwohl sie unbedingt wollte, dass er es tut. Ein Drama.
    Zum Glück hat sie sich dann auch schnell wieder beruhigt und ihr Wasser doch noch getrunken.

    PS: ich würde mir immer noch Transparenz bei den Gewinnspielen wünschen. Wann lost ihr aus? Wer hat gewonnen? Wann ist die Teilnahme an der Verlosung nicht mehr möglich?

  12. Leute, einfach alles! Mott, grad 3 geworden, steigt potentiell bei allem aus. Etwas ist da oder nicht da, sie sucht was (und ich finde es nicht sofort, ca 10x tgl), sie will xyz (Musik, Handy, Eis, raus, rein etc…) oder eben nicht.
    Willensstarkes Sturköpfchen (bin ich aber leider auch), es fegt ein Tornado über uns hinweg…

  13. Hier gibt es auch ein gefühlsintensives jüngeres Geschwisterkind, jetzt im Vorschulalter – die „Entladungen“ werden seltener, aber nicht weniger intensiv… Gestern ging es (beim Stadtbummel im Urlaub im plötzlichen Platzregen) um die nasse Hose (sollte jetzt sofort trocken sein) und danach war dann die Regenhose „zu warm“ , ohne Hose aber auch alles „zu kalt“ 🤯
    Das Buch würde mich sehr interessieren!

  14. Wutanfälle gibt es hier häufig, wenn es nicht nach der Nase der Tochter läuft. Oder wenn sie so ungeduldig mit sich selbst ist, dass sie sich über sich selbst der artig aufregt, dass erst recht nichts klappt. Ein schönes Schauspiel in voller Lautstärke.

  15. In der Zuckertüte meines Sohnes befand sich ganz oben ein Fußball. Leider musste ich vorher Luft ablassen, damit er in die Tüte passt. Großer Wutausbruch, weil wir den Ball vor dem Kicken wieder aufpumpen mussten.
    In emotional aufgeladenen Situationen findet sich einfach immer ein Auslöser.

    1. wir kennen Wutausbrüche auch nur zu gut. heute erst ein Wutausbruch, sie wollte als erstes die Einswaffel essen, am Schluss erst die Kugel, leider unlösbar;-)

  16. Wir haben hier gerade eigentlich jeden Tag mindestens einen Wutausbruch. Denn die Schule hat vor zwei Wochen begonnen und unser Erstklässler ist häufig überfordert und/oder müde. Wir versuchen uns also gerade im neuen Alltag einzugrooven. Aber das ist gar nicht so einfach.
    Und auch mir selbst steht eine Änderung bevor, weswegen ich auch angespannt bin und nicht so gut begleiten kann, wie ich es mir wünschen würde.

    1. Das klingt ja nach einem tollen Buch. Bei uns werden die Wutanfälle mit knapp 5 leider wieder häufiger. Oft beruht es auf Missverständnissen, weil wir eben nicht in seinen Kopf schauen können. Oder der kleine Bruder nervt, oder der Fernseher soll ausgemacht werden, oder, oder, oder. Meist sind sie aber zum Glück schneller vorbei als früher 🙂 aber der kleine Bruder steht ja schon in den Startlöchern zur Autonomiephase…

  17. Ach, Wutanfälle gibt es bei uns häufiger.
    Unsere zweite Tochter kann super ihre Wut zeigen.
    Das hat sie wohl von mir.
    Ich konnte das per excellence als ich klein war.
    Gestern war sie so wütend, weil ihre große Schwester sie beim Essen berührt hat.

  18. Ui, so ein tolles Buch! Mein Sohn war zuletzt sehr wütend, weil er im Spielzeugladen nicht komplett frei aussuchen durfte, sondern wir Eltern bestimmte Spielzeuge ausgeschlossen haben.

  19. Der letzte Kratzbürsten Anfall war erst diese Woche. Unser Wasserball für das Schwimmbad war kaputt. Ich meinte, wir schauen in verschiedenen Geschäften, auf dem Weg ins Schwimmbad, ob wir irgendwo noch einen neuen finden. Leider gab es auch im letzten Geschäft keinen mehr. Die Enttäuschung hat sich dann in einen Wutausbruch gezeigt. Wir haben in Ruhe danach darüber geredet. Da meinte ich auch meine kleine süße Kratzbürste.

  20. Unsere Tochter (inzwischen 6 Jahre alt) hatte gerade wieder einen Wutanfall, weil ihr Bruder für seinen Kakao am Morgen genau das Glas genommen hat, was sie heute ‘unbedingt’ haben wollte. 🙈
    Da das nur ein Beispiel von vielen aufgrund von Hunger oder Müdigkeit ist, würden wir uns sehr über das Buch freuen.

    1. Bei uns schaukelt sich es richtig hoch, eine Kleinigkeit wie jetzt musst Du duschen reicht ds manchmal schon. Dann schreit sie rum und geht auch ihren Bruder an. Sie fühlt sich ungerecht behandelt und wird trotzig. Oder es liegt die falsche Hose draußen. Es gibt viele Situationen, meist wenn sie müde ist. Es ist nicht immer leicht da ruhig zu bleiben. Zum Glück unterstützen wir uns da gegenseitig und helfen uns aus der Situation heraus.

  21. Wutanfälle stehen bei meinen Mädels auf der Tagesordnung. Oft wenn sie sich in irgendeiner Weise benachteiligt gegenüber der oder den Schwestern fühlen. z.B. wenn man als erstes in die Dusche muss. Wir haben nun schon eine Liste wo genau notiert wird wer dran ist mit Erster in der Dusche.

  22. Bei uns gibt es regelmäßig nach dem Baden am Abend Wutanfälle. Weil die Kids dann müde sind, aber noch nicht schlafen wollen und der Tag lang war. Trösten und Verständnis zeigen hilft dann immer erst, wenn die größte Wut verraucht ist. Bei uns hilft dann ein Buch über Gefühle lesen ganz gut…mit den Figuren und Situationen können die Kinder sich gut identifizieren. Daher liebe ich diese Bücher und würde mich über ein Exemplar sehr freuen.

  23. Ich habe schon zahlreiche „Kratzbürsten“-Situationen erlebt als Mutter von 3 Kindern (11, 7, 3). Aus irgendeinem Grund scheinen die Wutausbrüche und Trotzmomente unserer Jüngsten aber am heftigsten/ intensivsten zu sein. Sie ist im typischen Kleinkind-Trotzalter mit ihren 3 Jahren. Und seit sie seit 4 Wochen in den Kindergarten geht habe ich tägliche Ausbrüche zu verzeichnen. Kaum steigen wir ins Auto beim Abholen aus der Kita ist es der falsche Autositz, das fehlende Knabberzeug oder sie ist nicht damit einverstanden, dass wir uns heute nicht mit ihrer Freundin verabreden können. und dann schreit sie, sie tritt/ schlägt um sich, lässt niemanden an sich heran…und das in einer Ausdauer, die ich von den Geschwistern nicht kenne… da heißt es nur durchhalten, abwarten bis der „Tornado“ vorüber ist. Und dann ist sie wieder zuckersüß als wäre nichts gewesen. An schlechten Tagen gerät sie von einem in den nächsten Wutausbruch, meist weil sie so verärgert über ihre eigenen Entscheidungen ist und sie in ihrem Getobe dann verpasst neue Chancen zu erkennen. Dann ist auch kein Reden mit ihr möglich. Heute hatte sie einen kleinen Wutausbruch… der Grund: Papa wollte sie aus dem Auto holen aber sie ist ein willensstarkes Mama-Kind. Da ging kein Weg hinein, dass er ihr beim Abschnallen ud Aussteigen hilft.
    Ich könnte noch viele weitere Situationen nennen. wie gesagt, wir stecken tief in der passenden Entwicklungsphase 🙂
    Liebe Grüße Anne

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