Wolke Hegenbarth übers Muttersein: „Nie ist man perfekt. Das finde ich sehr, sehr anstrengend.“

Wolke Hegenbarth

Foto: Jan Niklas Berg

Ihr Lieben, als wir neulich fragten, welche Promi-Mütter wir mal hier bei uns im Blog interviewen sollten, fiel nicht nur einmal ihr Name: Wolke Hegenbarth.

Vielleicht kennt ihr die Schauspielerin aus „Mein Leben & ich“ oder aus einer der zahlreichen anderen Produktionen, für die die gerade 40-jährige leidenschaftlich dreht. Da wir durch Zufall sogar auf die gleiche Schule in Köln gingen (ja, okay, sie in der coolen Jahrgangsstufe drüber!) haben wir sie einfach mal nach ihrer noch recht jungen Mutterschaft gefragt.

Liebe Wolke, du warst vor Corona für längere Zeit mit Kind in Südafrika, was hat sich – ganz ehrlich, bitte! – an den Ferien verändert, seit du Mama bist? Ist es auch bei euch einfach nur eine Verlagerung des Arbeitsplatzes? Oder siehst du es anders und sagst: Früh aufstehen muss ich eh, so hab ich wenigstens dabei einen Blick aufs Meer?

Mein Urlaub hat sich als Mutter natürlich komplett verändert. Ich kann nicht mehr einfach machen, worauf ich Lust habe. Oder meine Tage so planen kann, wie ich sie planen würde, wenn wir ohne Kind unterwegs wären. Ich muss mich komplett nach Avi richten, vor allem nach seinem Rhythmus und seinen Bedürfnissen. Sprich, ich würde jetzt nicht auf irgendeine Party gehen mit lauter Musik oder in gewisse Restaurants, in denen vielleicht keine Kinder erwünscht sind.

Das war schon eine große Umstellung zu der Art, wie wir vorher gereist sind. Da haben wir immer sehr viel Kulinarik und Kultur gemacht und natürlich auch Nachtleben. Das ist jetzt komplett weggefallen, wobei mich das nicht stört. Ich bin grundsätzlich jemand, der lieber tagsüber unterwegs ist.

Du setzt dich sehr fürs Stillen in der Öffentlichkeit ein – als völlig normale Nahrungsaufnahme. Wie kam es dazu, wie kommst du dazu und warum ist das heute überhaupt noch nötig.

Fürs Stillen in der Öffentlichkeit wollte ich mich eigentlich gar nicht einsetzen. Ich dachte nämlich, das sei normal. Ich meine, wir sind im Jahr 2020. Ich wusste gar nicht, dass man noch darüber reden muss. Das ist ehrlich gesagt auf mich zugekommen, als ich ein lustiges Foto gepostet hab, in dem ich vorm Weinregal gestillt habe und mir dann Hunderte Frauen schrieben, wie toll das sei, dass ich mich dafür einsetze.

Ich kann nur müde darüber lächeln, wenn Menschen mir Stillknigge schicken oder sagen, ich soll mir dafür einen dunklen Raum in einer Ecke suchen. Deswegen dachte ich: Gut, dann stell ich mich dahin für die Frauen, die jemanden brauchen können, der sich dafür stark macht. Scheinbar gibt’s da extrem viel Druck auf Mütter – immer in der einen oder anderen Art: nie ist man perfekt. Das finde ich sehr, sehr anstrengend. Und dafür lohnt es sich allein schon, sich öffentlich einzusetzen.

In der Yellow Press lasen wir einen Artikel darüber, dass Avi – euer Sohn – vermutlich Einzelkind bleibt, weil du deinen Job als Schauspielerin so sehr liebst. Stimmt das? Und wenn ja: Was gibt dir die Coolness, dich selbst über das Kind nicht zu verlieren (Wow, dafür haben wir echt länger gebraucht ;-))?

Natürlich will man erstmal warten, bis das Kind da ist, bevor man eine solche Entscheidung fällt, vorher kann man das ja nicht beurteilen. So haben wir uns das offengelassen. Ich habe gesagt, ein, maximal zwei Kinder, könnt ich mir vorstellen.

Für Oliver waren es immer zwei Kinder. Er hat eine Schwester, die er sehr liebt und sie sind sich auch heute sehr nah. Das wünscht er sich eigentlich auch für Avi. Wir konnten aber feststellen, dass das mit unserem Lebensstil mit den ganzen Wünschen, Ansprüchen, Karrieren, Ideen und Reisewünschen, die wir noch haben, fast gar nicht umsetzbar ist. Oder wir auch gar nicht bereit sind für so viele Jahre so viele Kompromisse einzugehen. Man kann das sicher machen, aber man muss das auch wollen – und wir wollen das eben nicht.

Schauspielerin Wolke Hegenbarth
Foto: Jan Niklas Berg

Ich habe auch einen Beruf, den ich sehr liebe. Ich brauche ihn, um glücklich zu sein. Jetzt mal ein, zwei Jahre kürzer zu treten finde ich völlig easy, aber das Ganze dann nochmal zu machen, das kann ich mir nicht vorstellen. Zudem ist mein Beruf durch das ganze Reisen auch immer ein logistischer Aufwand. Das ist mit einem Kind, dass man damit im Zweifel auch immer wieder entwurzelt, eine ganz andere Hausnummer.

Gibt es Dinge, die du in deiner eigenen Kindheit erinnerst – und die du dir auch für Avi dringend wünschen würdest?

Vor allem eines: Ich habe nie das Gefühl gehabt, meine Eltern zu stören. Meine Eltern waren immer ansprechbar und ich hatte nie das Gefühl, dass ich nerve. Und ich weiß, dass Kinder manchmal auch sehr renitent und nervig sind in ihren eigenen Bedürfnissen und dass die nicht immer zu den Bedürfnissen der Eltern passen… aber, dass man sich das erhält, dass man dieses Gefühl nicht vermittelt, find ich total großartig und ganz viel wert. Meine Eltern haben sich angeguckt, was für ein Kind ich bin, was ich brauche und mein Umfeld so gestaltet, dass ich mich frei entfalten konnte. Das ist auch mein oberstes Ziel für Avi, dass er sich nicht mir anpassen muss, sondern ich mich ihm anpasse.

Was hat dich am Mutterwerden und Muttersein am meisten überrascht?

Ich bin aber schon überrascht, mit wie wenig Schlaf man noch überlebt. Das ist wirklich eine ernst gemeinte Feststellung. Und dass man es dann noch schafft, eine weitere Person zu versorgen, das finde ich schon erstaunlich.

Als Mutter wächst man auch physisch nochmal über sich hinaus. Das hat die Natur wahrscheinlich einfach so eingerichtet. Aber davon abgesehen gab es keine Überraschungen für mich.

Wenn du mal 20 Jahre in die Zukunft schaust: Wie möchtest du Avi dann gern sehen? Und wo siehst du dich?

In die Zukunft schauen möchte ich grundsätzlich nicht, das habe ich mir noch nie gewünscht.  Ich bin jemand, der total im Jetzt lebt. Ich versuche, mich gar nicht mit der Vergangenheit zu beschäftigen, was mir auch meistens gut gelingt. Und auch nicht mit der Zukunft, weil ich glaube, dass wir eben nur dieses Jetzt haben, im Jetzt muss es gut sein.

Meine Eltern hatten auch keinerlei Pläne für mich, ich hätte Tischlerin, Anwältin, Ärztin oder auch Weltenbummlerin werden können. The sky the limit ist, hauptsache ich bin glücklich. Das wünsche ich mir auch für Avi. Wenn ich es schaffe, dass es da keine Vorprägung meinerseits gibt, dann bin ich so richtig stolz auf mich.

Hier haben wir noch weitere Promi-Interviews: z.B. Daniela Katzenberger über ihre Schwangerschaftskilos (https://www.stadtlandmama.de/content/daniela-katzenberger-im-interview-ich-sah-aus-wie-ne-tonne) oder Smudo über Feminismus (https://www.stadtlandmama.de/content/interview-mit-smudo-ist-feminismus-heute-noch-wichtig-und-bist-du-deinen-toechtern-peinlich) oder Jana Ina Zarrella über ihre Kinder (https://www.stadtlandmama.de/content/jana-ina-zarrella-ich-moechte-dass-meine-kinder-wissen-wie-wichtig-familie-ist)

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