Ihr Lieben, was Eva grad als Alleinerziehende am Wohnungsmarkt kann man sich für das Jahr 2024 kaum noch vorstellen. Sie findet kaum eine Bleibe für sich und die Kinder…
Liebe Eva, du hast dich auf unseren Mütter-WG-Text gemeldet, weil du als Allein- bzw. Getrennterziehende auch ein Lied von der Wohnungssuche singen kannst. Wie lange suchst du schon und was genau?
Ich habe vor etwa fünf Jahren mit der Suche angefangen, habe dann erstmal eine Wohnung gefunden, die ich als Überbrückung gedacht habe. Das war aber damals schon sehr schwer, die zu bekommen. Nun wohnen wir bereits vier Jahre hier, da wir einfach nichts Neues finden. Unsere Traumwohnung ist es nicht und sie ist leider auch zu klein für uns.
Wir hatten allerdings damals auch nicht viel Wahl. Entweder diese Wohnung oder komplett wegziehen, das wollte ich meinen Kindern nach der Trennung und dem Verkauf unseres Hauses nicht auch noch antun…
Wer gehört denn alles zu eurer Familie, also für wie viele Personen suchst du?
Zu meiner Familie gehören mein Sohn (14), meine Tochter (9) und ich (41).
Woran scheitert die Suche rein faktisch?
Es scheitert an allen möglichen Dingen: Geschieden und alleine mit zwei Kindern. Befristeter Arbeitsvertrag. Das Gehalt alleine, denn auf den Unterhalt wird nicht geguckt. Eine Bürgschaft des Ex-Mannes wird auch oft abgelehnt. Es sei alles nicht sicher genug. Ich arbeite ja „nur“ Teilzeit, das reiche nicht aus.
Dass ich seit vier Jahren immer pünktlich meine Miete zahle und finanziell keinerlei Probleme habe, das ist auch uninteressant. Oft scheitert es auch einfach an der Tatsache, dass ich alleine mit Kindern bin. Paare werden meist bevorzugt, das sei sicherer, wenn zwei Verdiener einziehen würden.
Was war das Krasseste an Absagen, was du zu hören bekommen hast?
Dass Alleinerziehende nicht gewünscht sind, lieber Paare ohne Kinder. Und das im Jahr 2024! Und die Frage, wie viel Männerbesuch ich denn hätte und wie lange meine Kinder alleine bleiben würden und ob mein Sohn schon mal was in Brand gesteckt hätte, Kinder seien ja so ein Risiko…
Diese Fragen müsse ich beantworten, wenn ich diese Wohnung haben möchte. Und einmal hieß es, es gäbe noch andere Interessenten und ich solle vorab die volle Kaution überweisen als Sicherheit. Was ich natürlich abgelehnt habe und da war die Wohnung natürlich auch weg.
Was geht dir – im Jahr 2024 wohlgemerkt – durch den Kopf, wenn du sowas hörst?
Ich finde es unfair und gemein. Es ist diskriminierend. Ich verstehe durchaus, dass viele Vermieter Sorgen haben und Sicherheit wollen. Aber werden Männer auch so behandelt? Ich glaube nicht!
Ich bin geschieden und habe Kinder, deswegen bin ich kein Mensch zweiter Klasse. Auch uns sollte Wohnraum und Vertrauen zustehen. Wir stehen jeden Tag auf und gehen arbeiten, verdienen unser Geld hart und wollen das Beste für unsere Kinder und uns, dazu gehört auch ein schöner, bezahlbarer Wohnraum.
Ich möchte da nicht solche Fragen beantworten und immer wieder mehr Sicherheiten liefern müssen. Ich habe genug Sicherheiten. Das sollte reichen. Es ist frustrierend und macht mich traurig und wütend. Ich dachte, wir wären im Jahr 2024 weiter und offener als das.
Meinst du, du hättest bessere Chancen, wenn es einen Mann an deiner Seite gäbe?
Davon gehe ich aus. Mein Ex-Mann war bei einigen Besichtigungen dabei und wenn man als Paar kommt sind alle immer ganz begeistert. Bis wir zu dem Punkt kommen und sagen: Wir sind geschieden. Dann geht das alte Thema wieder los…
Dein Ex, der nur ab und zu die Kinder hat, hat diese Probleme vermutlich nicht?!
Hatte er tatsächlich nicht. Selbst als er sagte, er sei alleine, habe jedoch Kinder, die oft da sind, war es kein Problem. Er versteht das auch alles nicht mehr.
Hast du das Gefühl, das ist nur auf dem Wohnungsmarkt so oder gibt es weitere Bereiche, in denen du dich als Single-Mama diskriminiert fühlst?
Bei der Wohnungssuche finde ich es sehr präsent und furchtbar. Bei meinem jetzigen Arbeitgeber habe ich zum Glück keine dieser Probleme, wofür ich sehr dankbar bin. Ich kenne allerdings viele andere Fälle, wo Mütter und besonders Alleinerziehende diskriminiert und kleingehalten werden.
Das macht mich immens wütend, weil es einfach keinen Sinn macht. Ich würde sehr gerne mehr dagegen angehen, dafür müssten jedoch mehr Menschen laut werden.
Traurigerweise habe ich auch im Bekanntenkreis direkt nach der Trennung festgestellt, dass man als Getrennte oder Geschiedene auch anders behandelt wird. Man wird von einigen nicht mehr eingeladen und/oder bekommt Mitleid.
Das habe ich nie verstanden und werde es auch nie. Man ist ja immer noch dieselbe Person, nur eben Single. Das ist schon sehr verletzend und auch das muss man verarbeiten. Außerdem ist es in meinen Augen absolut unnötig.
Was würdest du dir zu Verbesserung der Lage der Getrennt- und Alleinerziehenden wünschen?
Mehr Respekt, mehr Wertschätzung, keine Vorurteile, keine Diskriminierung, mehr Verständnis und was den Wohnungsmarkt und das Thema Job angeht: Mehr Chancen und Offenheit. Wir bieten viel, wir liefern viel, wir können viel.
Wir alle haben uns dieses Schicksal nicht bewusst ausgesucht. Dinge passieren, das Leben passiert. Das macht uns, wie bereits oben gesagt, nicht zu schlechten oder anderen Menschen. Wir wollen nicht dafür „bestraft“ werden, es ist schon hart genug, alleine als Frau mit Kindern.
Ich habe noch Unterstützung für die ich sehr, sehr dankbar bin, viele haben das nicht und sind komplett auf sich allein gestellt. Jede Absage, jedes Abwerten, jede Diskriminierung ist ein erneuter Schlag ins Gesicht. Ich habe das damals schon bei meiner Mutter erlebt und dachte, diese Zeiten hätten wir hinter uns. Es macht mich traurig, dass es anders ist.
8 comments
Entschuldigung, aber warum hat man fünf Jahre lang einen befristeten Arbeitsvertrag? Entweder fängt man 1.ständig irgendwo neu an oder ist 2.seit Jahren Elterzeitvetretung o. Ä… Ist 2.der Fall wäre es mal am der Zeit, mit dem Arbeitgeber zu sprechen.
Trifft 1.zu, kann ich die Vermieter verstehen..
@ich: Das ist in einigen Bereichen ganz normaler Wahnsinn, über Jahre befristete Verträge zu haben. Stichwort universitärer Mittelbau. Naturwissenschaftler, die der Forschung und Lehre noch nicht abgeschworen haben, können ein Lied davon singen.
Wenn Dir das in deiner Lebensrealität noch nicht begenet ist, sei froh.
Warum so forsch?
Ich sag nur Wissenschaftszeitarbeitsgesetz als eine mögliche Art, Verträge nicht entfristen zu müssen.
Als Psychologin in der Patientenversorgung bin ich als „wissenschaftliche Mitarbeiterin“ an einer Uniklinik angestellt. Eine Entfristung werde ich dort keine bekommen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Klar, der befristete Arbeitsvertrag ist auch ein schwieriger Punkt.
Aber ich habe diese Diskriminierung selbst erlebt. Wir waren bei einem Bewerbungsgespräch für eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Der Vermieter wollte seine eigene Wohnung vermieten, da sie in ein neues Haus ziehen und das alte als reines Mietgebäude behalten wollten. Sie selbst waren Ausländer und wollten nur Deutsche als Mieter. Da fing die Diskriminierung bereits an. Und im Gespräch erläuterte der Herr, dass es gut sei, dass ich direkt meinen Mann dabei hatte, denn ohne ihn hätte er mir die Wohnung gar nicht erst gezeigt. An Alleinerziehende würde er nicht vermieten. Schließlich würde er nicht zum Glühbirne wechseln antanzen wollen. Als ob Frau dazu zu blöde sei. Von derlei Vorurteilen gespickt war das gesamte Gespräch und wir haben die Wohnung nicht genommen.
Schade, dass Alleinerziehende einen Stempel tragen, der ihnen nicht passt. Ich drücke euch die Daumen, dass ihr bald was passendes findet!
Mein Kommentar bezog sich auf Heidis Kommentar, die Aussage des Artikels kann ich nur unterstreichen.
meiner Mutter ging es vor mehr als 20 Jahren auch so.
und sie ist Beamtin auf Lebenszeit ( also wenn das keine Sicherheit ist weiß ich auch nicht).
die Vermieter meinten auch, Tiere ( Hund, Katze) kein Problem, aber Alleinerziehend mit zwei Kinder nein danke.
Mein Vater hatte aber keine Probleme was zu finden…
Ich will gar nicht bestreiten, dass es für Alleinerziehende schwer ist, aber hier liegt das Problem doch eher im befristeten Arbeitsvertrag über eine Teilzeittätigkeit. Jeder Single ohne Kinder hätte mit diesen Konditionen Schwierigkeiten eine Wohnung anzumieten.
Sehe ich nicht so. In Ballungsräumen hat man als Familie bereits sehr große Probleme eine Wohnung zu finden – trotz gutem Einkommen und unbefristeten Verträgen, in meinem konkreten Fall beide AG im öffentlichen Dienst (!). Hätte ich nach der Trennung eine neue Wohnung suchen müssen, wäre ich auf eine Kleinstadt mit weniger „Konkurrenz“ ausgewichen bzw. ausweichen müssen. Als Kleinfamilie mit genug Einkommen habe ich sage und schreibe fast 3 Jahre gesucht und mehrmals direkt und unumwunden gesagt bekommen, dass die Absage wegen der Kinder kommen. Als getrennt Erziehende hätte ich mir überhaupt keine Mühe gemacht, weil ich ganz sicher keine Chance hätte.