Wie es uns geht? Von Krieg und von Corona (leider auch wieder)

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Ihr Lieben, wir melden uns mal wieder mit einem kurzen persönlichen Zwischenstand. Zur aktuellen Lage und mit dem Versuch, eine Antwort auf die Frage „Wie geht es euch grad?“ zu finden. Fangen wir einfach mal mit etwas Positivem an: Der meteorologische Frühling hat begonnen. Und zumindest hier in NRW scheint seit Tagen die Sonne. Das macht was mit uns. Das wärmt nicht nur die Haut, sondern auch ein Stückweit die Seele. Wenn doch drumherum grad der Wahnsinn tobt.

Sturm, Krieg, Corona – man kommt ja kaum noch hinterher

Vor zwei Wochen erst bekamen unsere Kinder sturmfrei, ein orkanartiger Wind fegte über unser Land. Hinterließ ordentlich Schrecken (ein Baum krachte auf das Dach von Katharinas Haus) und zog dann weiter. Danach war Corona wieder das bestimmende Thema der Medien, Inzidenzen, Lockerungen, „Brauchtumszonen“ im Karneval.

Krieg

Und dann kracht an Weiberfastnacht, an Tag 1 des eigentlichen Straßenkarnevals in Köln, ein Krieg in all unsere Hoffnungen auf etwas mehr Leichtigkeit. Putin eröffnete das Feuer und wir blickten gebannt und geschockt auf die Bildschirme. Müssen unseren Kindern plötzlich erklären, was Krieg bedeutet. Krieg in Europa. Bomben, Raketen, Familien auf der Flucht.

Kindern den Krieg erklären

Wir versuchten, Bilder für die Kinder zu bemühen, ich fand bei Twitter eines, das geschichtlich nicht exakt korrekt ist, das aber anschaulich machte, was Putin da grad in etwa von der Ukraine verlangt. „Stell dir vor, ich stehe plötzlich vor deinem Kinderzimmer und sage: Hey, ich brauch das jetzt wieder. Bevor du auf der Welt warst, durfte ich damit auch machen, was ich wollte. Das Kind ist natürlich entsetzt und denkt erstmal an einen Scherz. Es sagt: Hä? Aber wo soll ich denn dann schlafen, wo soll ich denn dann hin? Du hast doch genug Platz im Haus. Ich geh hier nicht raus. Und ich sage: Mir doch egal. Ich mach hier jetzt ne Werkstatt aus deinem Zimmer.

Und dann werden Tag für Tag mehr Werkzeuge vor die Tür gelegt. Als Drohkulisse. Als Zeichen, dass das ernst gemeint ist. Und dann kommt der Tag, an dem der Umbau losgeht. An dem vor der Kinderzimmertür nicht mehr Halt gemacht wird, an dem die Schwelle überschritten wird. Dein Bett wird abgebaut. Die Wände werden eingeschlagen, deine Sachen verschwinden, werden zerstört, sind egal und du musst dann eben schauen, wo du bleibst und dass du mit deinem Leben davonkommst… vermutlich ziehst du zu den Nachbarn, hoffentlich sind die so nett, dich aufzunehmen.“

Friedensdemos in Berlin und Köln

No war

Am Sonntag besucht Katharina mit ihrer Familie die Friedensdemo in Berlin. 500.000 Menschen zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. „Imagine all the people, living life in peace“ schallt es über die Lautsprecher in die Menschenmenge.

Am Rosenmontag wecken wir die Kinder früh, um nach Köln reinzufahren. Wir haben gelbe und blaue Plakate dabei, auf meine Wange haben wir mit Karnevalsschminke ein blau-gelbes Peace-Zeichen gemalt. Wir haben euch die Bilder dieser größten Friedensdemo in der Geschichte Kölns gezeigt. 250.000 Menschen sind zusammengekommen.

Was könnten wir für die Menschen aus der Ukraine tun?

Am Abend mache ich zu Hause einen Corona-Schnelltest, weil mein Hals so trocken ist. Negativ. Gut so. Katharina schreibt mir „Registriert ihr euch für die Schlafplätze?“ und schiebt noch ein „Wollen wir morgen früh mal telefonieren, einfach so, gar nicht Job, sondern einfach mal quatschen?“ Bei uns ist das nämlich so: In Arbeitszeiten telefonieren wir täglich. Nun hatten wir aber „Karnevalsferien“, sprich, die Kinder hatten schulfrei und wir tauchen tatsächlich dann immer etwas ab. Nun wollten wir aber mal über die aktuelle Lage quatschen.

Am Dienstag schicke ich Katharina noch einmal die Videos von der Demo und schreibe „Ich hab immer noch Gänsehaut. Aber ich bin auch stolz auf die Stadt. Das war wirklich alles sehr berührend gestern.“ Und Katharina bestätigt: „Es tut gut, zu sehen, wie viele Menschen dann doch die richtigen Werte haben.“ Es kommt dann nicht mehr zum Telefonat zwischen uns. Ich bin ziemlich schlapp, vermutlich ne dicke Erkältung im Anmarsch.

„Ich hab mich grad positiv getestet.“

Omikron

Katharina schreibt mir, wie viele positive Fälle es in der Kita ihrer Tochter gebe. Mit dem Zusatz: „Entweder schlagen die Tests bei uns nicht an oder es ist ein Wunder.“ Da ist es 10.58 Uhr. Um 12.21h fragt mich Katharina etwas zu einer Kooperation. Ich antworte: „Ich hab mich grad positiv getestet.“

Ich schreibe erstmal alle meine Kontakte an und warne. Dann fahre ich ins Testzentrum. Die Leute vor Ort sind sooo nett und mitfühlend. Mein Schnelltest dort ist auch sofort positiv. Ich darf direkt nochmal rein zum PCR-Test. Ab hier: Quarantäne. Ich lege mich ins Gästezimmer, trenne mich von der Familie.

„ICH BIN AUCH POSITIV“.

Ich schreibe Katharina um 14.01 Uhr, dass jetzt das lang ersehnte Ponyhof-Wochenende mit den Nichten ausfallen muss (das, das letztes UND vorletztes Jahr wegen der Coronamaßnahmen ausfiel). Katharina antwortet: „Meine Kleine ist positiv.“ Da ist es 15.07 Uhr. um 16.53 Uhr dann ein Anruf von ihr: „ICH BIN AUCH POSITIV“.

DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN. DAS GIBT ES DOCH NICHT! Da schlagen wir uns zwei Jahre wacker durch UND WERDEN DANN AM SELBEN TAG POSITIV GETESTET?!?! Ohne uns begegnet zu sein? Ohne Treffen? Surreal. Auch Katharina geht sofort durch zum PCR-Test. Am Abend falle ich um 20.15 Uhr in einen komatösen Schlaf und schwitze wie nie. Am nächsten Morgen schreibe ich Katharina ungläubig: „Bei anderen, sich eng nahestehenden Frauen passen sich die Zyklen an. Bei uns sogar die Corona-Werte.“ Wir lachen. Was bleibt uns auch anderes in dieser absurden Situation.

Katharina und Lisa gleichzeitig mit Corona?

Omikron

Katharina hat Halsschmerzen, fühlt sich etwas abgeschlagen, kann aber weiter den Alltag mit den Kindern aufrechterhalten, am Nachmittag sogar bei den Hausaufgaben helfen. Bei mir ist das gar nicht denkbar, ich bin ausgeknockt und liege in meinem Exil im Bett. Und trotzdem versuche ich, das Beste draus zu machen. Es mir als eine Art „Kur“ schönzureden, in der ich ein paar Tage lang nicht für alles zuständig sein muss. Die letzten Wochen waren anstrengend.

Erst hatte ein Kind Corona. Vier Wochen später ein weiteres Kind (ja, genau, wir machen das alle immer einzeln, damit wir die maximale Quarantänezeit rausholen können! Und wir sind alle geboostert). Dazu Notaufnahme mit ausgekugeltem Finger, irgendwie war mal wieder dauernd irgendwas. Und ich fühle mich zwar wirklich krank und kann nicht viel, habe aber auch keine größeren Schmerzen, was das Liegen halbwegs aushaltbar macht. (Außerdem: immer besser, selbst betroffen zu sein, als die Kinder leiden zu sehen..)

Katharina ist nun doch negativ, hat das Virus aber dennoch im Haus

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Dann wieder eine Nachricht von Katharina, ihre PCR-Ergebnisse sind schon da (in Berlin scheint das schneller zu funktionieren als bei uns auf dem Land). SIE IST NEGATIV. Ihre Tochter aber wirklich positiv. Zum Glück geimpft und ohne Symptome. Aber hääää? Was für ein WirrWarr. Ob Katharina es jetzt noch kriegt? Sie hat durch ihren eigenen positiven Schnelltest sogar die Nacht mit ihrer Tochter in einem Bett geschlafen. Es bleibt spannend.

Derweil trudeln bei mir Nachrichten meiner Freundinnen ein. Vier weitere sind positiv. Wir waren alle zusammen auf einer 2Gplus-Veranstaltung gewesen. Wir müssen es uns da gefangen haben. Trotz Booster plus Negativ-Test. Wir liegen jetzt alle flach, gründen auf WhatsApp eine kleine Freundinnen-Corona-WG und machen uns gegenseitig Mut. Schauen uns sprachlos die Nachrichten aus der Ukraine an, tauschen uns aus, schlafen aber auch viel. Die Erste von uns hat ihr positives PCR-Ergebnis bereits. Es ist Omikron. Auf mein Ergebnis warte ich noch immer.

EDIT: Das PCR-Ergebnis ist jetzt da. Auch positiv.

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8 comments

  1. Sorry, aber das kann doch nicht dein Ernst sein, dass du das „Leid“ der Menschen in Deutschland aufgrund irgendwelcher 3/2 oder was auch immer G-Beschränkungen mit dem vergleichst, was grade in der Ukraine passiert?
    Ich bin echt komplett fassungslos ob deines Kommentars. Denk bitte bitte einmal über deine Worte nach und versuch dich nur mal ansatzweise in die Situation der Menschen vor Ort zu versetzen.
    Ich hätte noch ganz andere Worte aber die spare ich mir lieber und wünsche dir anstatt dessen noch einen schönen Tag. Denn momentan können wir alle mehr Freundlichkeit als Häme und Hohn vertragen.

    1. Ich vergleiche nix. Da gibt es nix zu vergleichen. Lisa bringt selber in ihrem Artikel Krieg und Corona zusammen und das kommentiere ich.

      Natürlich ist es etwas ganz anderes, wenn dein Wohnhaus durch eine Bombe zerstört wurde und dein Vater als Soldat im Kampf getötet wird, als wenn hierzulande das Ordnungsamt und die Polizei kontrollieren, ob das Spielplatzverbot eingehalten wird und deine Eltern Existenzängste haben aufgrund der Coronamaßnahmen. Aber wer sind wir, dass die einen Ängste weniger Wert sind als die anderen? Jeder hat seine Sorgen, jeder hat ein Recht drauf, angehört zu werden.

      Ja, aus deiner Sicht ist es dreist, jetzt das eigene Leid anzumerken, wo es doch anderen so viel schlechter geht. Aber so isses nun mal. So lange es einem Teil der hiesigen Bevölkerung nicht gut geht, kann sie sich auch nicht umfassend um Notleidende aus anderen Ländern kümmern.

      Friedensdemo nur als 2G Veranstaltung oder Spendenaktion von Sportclubs und Restaurants, die bis gestern zumindest hier in NRW auch nur 2G+ waren? Die Gelder werden benötigt, ja. Können aber nur von einem Teil der Bevölkerung generiert werden. Du hast recht, Krieg ist wichtiger/ schlimmer – dann können wir hier jetzt doch aber auch aufhören mit den G- Regelungen. Für dich gehört das nicht zusammen, für mich schon, daher mein ursprünglicher Kommentar. Er muss dir nicht gefallen.

      1. Liebe Sina,
        Deinen Kommentar möchte ich unterschreiben.
        Katharina, ist Dir bewusst, dass in der Ukraine Menschen um ihr Leben und die Leben ihrer Liebsten fürchten, dass viele Menschen gestorben sind und noch mehr Menschen sterben werden, und das nebenbei auch auf russischer Seite, als Bürger eines Staates, der tatsächlich seine Bürger mit Füßen tritt?
        Unfassbar, dieser Vergleich, auch für mich.

    2. Hallo Katharina (Leserin, nicht die Autorin),
      ich bin ebenfalls entsetzt, dass du das „Leid“ der Menschen unter den Corona-Schutzmaßnahmen mit dem Leid in der Ukraine vergleichst.
      Natürlich hat jeder individuelle Ängste und jeder wertet sie für sich selbst, aber wäre ein Krieg mitten in Europa, nur zwei Länder weiter, nicht ein Anlass, sein individuelles „Leid“ neu einzuordnen, zu bewerten und schkießlich wertzuschätzen, dass wir hier in Frieden leben können und nicht befürchten müssen, dass unsere Wohnhäuser ausgebombt werden.

  2. Puh!
    Gute Besserung an alle und einen milden Verlauf. Wir sind auch grade alle durch mit dem „Positiv“, das nichts Positives hat. Vier enge Freundinnen (und jeweils die Familie) hatten es gleichzeitig (alle mit Kids im gleichen Kindergarten…)
    Gutes Durchhalten an alle da draußen!
    Und zum Wahnsinn in der Urkraine: Ich hab gleich an die Organisation gespendet, die das Kinderheim nach Freiburg evakuiert hat…

  3. Gute Besserung! Wir haben hier auch alle Corona. Bei meinem Sohn war der PCR-Test nach positivem Schnelltest erst mal falsch negativ. Wir haben ihn dann einen Tag später wiederholen lassen, dann war er auch positiv. So was gibts also auch 🙁

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