Ihr Lieben, wie ist das eigentlich – Weihnachten mit Jugendlichen? Neulich stand unser 16jähriger Sohn vor mir und meinte: Mann, ich will dieses Jahr am liebsten das ganze Haus voller Weihnachtsdeko haben, ich will diesen Christmas Vibe wieder spüren, wie früher!
Damals, als die Kinder noch ans Christkind glaubten, als sie zu Nikolaus noch herzverzierte Briefe schrieben, dass er doch bitte, bitte, für die Katze auch etwas Leckeres mitbringen soll, als der Adventskalender nicht nur tägliche Schokoration, sondern vor allem das Runterzählen zu dem Tag war, wenn endlich, endlich das Christkind kommen würde.
Als sie beim Krippenspiel in der Kinderchristmette wild auf dem Stuhl rumwackelten, weil sie es nicht mehr erwarten konnten, bis es danach möglichst bald losgehen würde. All der Zauber. Der warme Kakao zu Hause, das Weihnachtslieder singen in der Großfamilie, dann das Klingeln eines Glöckchens.
Huch! Habt ihr das gehört?! War etwa das Christkind da? Sind die mit Sternchen verklebten Türen zum Wohnzimmer etwa wieder aufgeschlossen? Die Vorhänge wieder aufgezogen? Und dann das Aufstehen in der schicken Kleidung, das Spingsen durch die Tür. Der verdunkelte Raum mit all seinen Lichtlein, der geschmückte Baum, der bestaunt wurde, die Krippe mit dem roten Lichtlein über dem Jesuskind darüber…
Fast genau so, wie es bei mir in der Kindheit schon war. Bis heute sage ich meiner Familie, dass ich leider nicht beim Baum schmücken helfen kann, weil das für mich noch immer das Christkind macht und das bitte so beibehalten werden soll… bei uns war es tatsächlich immer so, dass der Baum erst zu Heiligabend stand.
Und dann die Blicke auf die verpackten Geschenke, auf den gedeckten Tisch mit der roten Samtdecke drunter und den goldenen Dekosternchen drauf, an dem wir gleich sitzen würden, um festlich zu schlemmen. Der Zauber der Weihnacht.
Weihnachten mit Jugendlichen
Der Zauber, den mein Söhnchen da in diesem Gespräch plötzlich vermisste, weil die Überraschungen vom Christkind plötzlich Wunschlisten bei großen Onlinehändlern weichen, weil nicht mehr der neue Holz-Kaufladen zu Jubelstürmen führt, sondern vielleicht eher die neue technische Ausstattung fürs Studium sinnvoller ist.
Und natürlich gibt es auch heute noch kleine Überraschungen, aber dieses Leuchten in den Kinderaugen, diese Vorstellung von einem goldgelockten fliegenden Wesen in weißem Kleid, die weicht natürlich der Realität von zahlreichen Kartons, die plötzlich per Post kommen, von Geschenkpapier, das einem aus Versehen aus dem Vorratsschrank entgegenflattert und diesem: Puh, leider ist das Fest ja gleich schon wieder vorbei – und dann?
Wenn man als Jugendlicher dann lieber ins Freundewohnzimmer oder zur Partnerin will, vermisst man plötzlich auch was. Mein Bruder und ich sind in unserer Jugend oft nach der Bescherung noch losgezogen ins Kinderwohnzimmer eines Kumpels und später noch zu einer Party ins E-Werk (ja, meine Eltern waren da total offen).
Unser Glück ist hier wirklich noch die Großfamilie und die sechsjährige Nichte, die all den Zauber noch lebt und uns wiederbringt. Die von einem Bein aufs andere hüpft, wenn die Bescherung näherrückt, die kaum essen kann vor Aufregung…
Und unser Glück sind daneben aber eben auch diese großen Kinder, die sich plötzlich selbst Gedanken machen, was sie verschenken möchten – sich gegenseitig als Geschwister. Aber auch uns Eltern. Die beschließen, dass die Tradition mit dem Weihnachtsbaum erst am Heiligabend durchaus gebrochen werden kann für ein bisschen Vorweihnachtsstimmung in der Bude und dann einfach losziehen und einen Baum besorgen.
Und die eben auch wissen, dass sie eigentlich nicht viel brauchen und sich trotzdem über Überraschungen freuen. Die sich ausdenken, dass es in diesem Jahr Raclette geben soll, damit alle was mögen und das Essen nicht wieder so schnell vorbei ist.
Und die uns zur Seite nehmen und sagen: Hey, ich brauch schon eigentlich x und y, aber das kann ich mir im Zweifel auch selbst kaufen. Viel schöner finden wir es, wenn wir später sehen, wer sich was für uns ausgedacht hat und warum. Wenigstens für ein Stückchen Zauber an diesem Abend, an dem man doch eigentlich ganz cool bleiben will, aber der doch eine gewisse Aufladung braucht. Vielleicht sogar ein Leben lang…
P.S. Ich freu mich in diesem Jahr mal sehr auf Weihnachten, obwohl ich echt eher der Sommertyp bin, aber nachdem ich den letzten Heiligabend coronapositiv im Bett verbracht habe, fehlte mir doch etwas… wie verbringt ihr denn Weihnachten in diesem Jahr?