Ihr Lieben, für uns ist es immer besonders schön, wenn wir mit den Frauen, die uns hier ihre Geschichten erzählen, länger Kontakt halten. Wenn wir mitbekommen, wie sich Situationen weiterentwickelt haben, wie Frauen ihren Weg gefunden haben.
Im Oktober 2018 hatten wir ein Interview mit Meike, die mit ihrem neuen Mann in den USA lebte, ihre siebenjährige Tochter blieb beim Vater in Deutschland. Ihre Tochter hatte sich damals entschieden, in Bayern zu bleiben – eine Entscheidung, die Meike nachvollziehen konnte, ihr aber sehr weh tat. Im Interview erzählte sie davon, wie es sich anfühlt, das eigene Kind länger nicht zu sehen und wie das Umfeld darauf reagiert, wenn eine Mutter das Kind beim Vater lässt.
Nun sind zwei Jahre vergangen, deshalb haben wir mal wieder bei Meike angeklopft und um ein Update gebeten.
Liebe Meike, wir haben ja schon einmal über dich berichtet. Damals hast du uns erzählt, warum du in Amerika lebst und deine Tochter in Deutschland. Ihr habt Euch ja immer regelmäßig besucht, aber dann kam Corona. Wie lange konntet Ihr Euch nun nicht sehen?
Wir haben uns nun über ein Jahr nicht gesehen
Wie gehts Dir und Deiner Tochter damit?
Wir vermissen uns sehr. Und mir tut es sehr leid, dass sie ihre kleine Schwester erst zwei Mal gesehen hat, als die noch ein Baby war. Aber durch den Lockdown in Deutschland geht meine Tochter im Moment nicht zur Schule, wodurch wir wesentlich öfter skypen.
Wie haltet Ihr Kontakt?
Meine Tochter hat inzwischen ihr eigenes Tablet bekommen, somit skypen wir regelmäßig und schreiben uns auch so zwischendurch oft. Manchmal machen wir beim skypen zusammen ein Projekt – ich habe uns beiden zum Beispiel das selbe Bastelset bestellt und das machen wir zusammen.
Was hat sich seit dem letzten Interview bei Euch getan?
Wir haben 2019 noch ein kleines Mädchen bekommen. Ich war allerdings mit den Kindern fast ein Jahr alleine in den USA, weil mein Mann, der beim Militär ist, nach Korea musste. Ich habe lange überlegt, ob wir mit ihm gehen, habe mich dann aber anders entschieden. Ich hätte wahrscheinlich meine Green Card verloren, wenn ich die USA so lange verlassen hätte und außerdem ist die Luftverschmutzung in Korea nicht gut für mein Asthma.
Aber ich war in der Zeit immerhin in Deutschland zu Besuch und hatte meiner Tochter vorher nichts davon gesagt. Das war also eine mega Überraschung.
Im letzten Herbst sind wir innerhalb der USA zu einer neuen Militärinstallation umgezogen. Ich habe auch erfolgreich die Beibehaltung meiner deutschen Staatsangehörigkeit beantragt und den Antrag auf amerikanische Staatsbürgerschaft eingereicht. Damit wird es in der Zukunft dann wesentlich einfacher, für längere Zeit die USA zu verlassen, ohne Sorge zu haben, mein Visum zu verlieren
Es gibt ja Pläne, auch wieder ganz nach Deutschland zu gehen..
Mein Mann würde sich nochmal für einige Jahre im Militär verpflichten unter der Bedingung, dass er als Nächstes in Deutschland stationiert wird. Er hat eine enge Beziehung zu meiner großen Tochter und wünscht sich, dass wir alle näher bei ihr sind.
Für unsere zwei jüngeren Kinder wäre es auch toll, weil sie dann besser Deutsch lernen würden. Ich spreche zwar ausschließlich Deutsch mit ihnen, aber das ganze Umfeld ist natürlich englisch.
Nun wohnst du ja schon einige Zeit nicht mehr bei deiner großen Tochter. Wie würdest du Eure Beziehung beschreiben?
Nach wie vor eng und innig. Sie erzählt mir, wenn sie traurig oder aufgebracht ist, wenn sie mit ihrem Papa streitet oder mich vermisst, wenn sie Stress mit ihren Freundinnen hat oder einfach, wenn sie eine Frage hat.
Gab es in letzter Zeit ein Ereignis mit ihr, bei dem Du so gerne dabei gewesen wärst, aber es nicht warst?
Meine Tochter macht Taekwondo und hatte eine Gurtprüfung. Da wäre ich gern dabeigewesen. Hoffentlich habe ich in der Zukunft Gelegenheit dazu. Und natürlich wäre ich gern zu ihrem Geburtstag da gewesen.
Was wünscht du dir für 2021?
Dass sich die Situation mit der Pandemie soweit entspannt, dass wir uns wieder in den Arm nehmen können, ohne Angst haben zu müssen, einander anzustecken. Dass sie ihre verrückte kleine Schwester live erleben kann, die ist jetzt anderthalb Jahre alt und das ist ja doch was ganz anderes als ein kleines Baby. Dass wir uns einfach alle wiedersehen können, denn wir vermissen uns sehr.
——- Hier könnt ihr das erste Interview lesen: https://www.stadtlandmama.de/content/wenn-muetter-ihre-kinder-zuruecklassen-meike-lebt-nun-ohne-ihrer-tochter
Foto: Symbolbild Pixabay
18 comments
Zumal
Überheblich sind Sie und Lena. Es gibt Frauen die vorher genau überlegt haben was Kind/-er für sie bedeuten und für ihr Leben in diesen ca. 20 Jahren.
Auch wenn ich jetzt für meine andere Meinung abgekanzelt werde: Ohne Partner kann ich leben aber nie ohne mein Kind! Und ich meine nie, das ist ( für mich) eine völlig andere, die stärkste Liebe überhaupt. Die man so nur erfährt/ kennen lernt wenn man Kind/-er hat.
Hallo Kathrin,
ich verstehe deine Sorge um das Kind gut. Selbstverständlich ist die Kinderperspektive wichtig. Gleichsam ist die Mutter keine Gebährmaschine, die alle ihre Entscheidungen danach treffen muss, was „das Beste“ für’s Kind ist. Das halte ich für nicht mit der Menschenwürde der erwachsenen Person vereinbar.
Ein anderer Punkt, der mir noch wichtig ist zu erwähnen (da wir beide die Geschichte nicht in voller Komplexität kennen, will ich nichts reininterpretieren, was nicht da ist, aber einen generellen Punkt erwähnen, der mir wichtig ist): Manchmal ist dem Kindswohl am besten damit gedient, wenn ein Elternteil vorübergehend oder gänzlich geht, weil manchmal nicht die Wahl zwischen gut-aushaltbar und schlimm ist, sondern zwischen geht-gar-nicht und schlimm. Und dann wünsche ich mir, dass das Elternteil nicht auch noch dafür kritisiert wird, eine gute Entscheidung getroffen zu haben, die wohl nur jene verstehen, die selbst solche Pest-oder-Cholera-Entscheidungen kennen.
Liebe Grüße
Lio
Ich sehe, dass mein Kommentar als überheblich und anmaßend wahrgenommen wird, es steht natürlich jeder und jedem frei, das so zu sehen. Aber in einem Punkt möchte ich widersprechen: Ich kann, anders als von Lena behauptet, ganz sicher wissen, dass ich niemals und unter keinen Umständen so gehandelt hätte wie die befragte Mutter. Ich habe selbst drei Kinder und es kann auf der ganzen Welt keinen Mann geben, für den ich einem meiner Kinder so etwas antun würde. Das ist eine Frage der Haltung zu den eigenen Kindern und der Art und Weise, wie man mit Verantwortung umgeht, und hat nichts damit zu tun, wie toll irgendein Mann vielleicht sein könnte.
Natürlich kann ich mir vorstellen, mich nach einer hypothetischen Trennung neu zu verlieben. Aber wenn mit diesem Mann kein Alltag in der Nähe meines leiblichen Kindes möglich wäre, dann würde ich auf den Alltag mit dem Mann verzichten, beispielsweise eine Wochenendbeziehung eingehen oder ganz verzichten, aber niemals auf den Alltag mit meinem Kind. Nicht jede Liebe ist lebbar. Wir als Erwachsene treffen unsere Entscheidungen selbst, unsere Kinder sind von uns abhängig. In einer so essentiellen Frage muss das Wohl des Kindes meiner Meinung nach vorgehen.
Und ich behaupte immer noch, dass du es nicht wissen kannst:)
Ich denke von mir auch, dass das für mich niemals in Frage käme, aber wissen tue ich es nicht-und du auch nicht.
Und ich behaupte auch, dass du nicht wissen kannst wie du in der Zukunft in unvorhersehbaren Situationen handeln wirst. Da kannst du noch so sehr davon überzeugt sein. Außerdem kennen wir hier nur einen Teil der Geschichte; niemand von uns weiß alle Details und Umstände. Daher ist diese massive Verurteilung und Überheblichkeit unangebracht.
Mich erstaunt, dass Ihr mir absprecht, für mich (!) sagen zu können, dass ich niemals so handeln würde. Ich habe mir durchaus vor der Entscheidung für meine Kinder bewusst gemacht, dass ich dann jeweils für runde 20 Jahre nicht:
– einfach mal kurzfristig Job und Wohnung aufgeben kann, um in Indien mein Glück als Yoga-Lehrerin zu finden
– jede Nacht bis drei Uhr früh feiern gehen kann, der Babysitter wird sich schon kümmern
– mit einem neuen Mann auf die andere Seite eines Ozeans ziehen kann und mein Kind entweder zurücklassen oder von seinem leiblichen Vater trennen
Szenarien dieser Art sind meiner Meinung nach Grundsatzentscheidungen, und ich wüsste nicht, wieso ich die nicht auch für die Zukunft treffen könnte. Anders sehe ich es mit akuten psychischen und körperlichen Ausnahmesituationen. Würde ich nach einem Lawinenunglück Kind 1 zurücklassen, um Kind 2 und 3 zu retten? Würde ich bei einer Geiselnahme in den Kugellauf springen, damit mein Kind nicht getroffen wird? Bei solchen Fragen maße ich mir nicht an, zu wissen, wie ich handeln würde. Aber wissentlich und willentlich mit einem neuen Mann ein Kind bekommen, wenn ich voraussehe, dass dann ein Umzug in die USA anstehen könnte und ungeklärt ist, wo meine Erstgeborene dann leben würde: Ich kann absolut hundertprozentig ausschließen, dass ich das jemals täte.
Hallo Kathrin, ich bin ganz Deiner Meinung. Ich finde die Entscheidung der Mutter ebenfalls egoistisch und kann ebenfalls von mir behaupten, nie so zu handeln.
In einem Punkt jedoch möchte ich Dir jedoch widersprechen ; ) Feiern bis 3 Uhr Nachts, der Babysitter wird sich schon kümmern … das kann und sollte man – auch mit Kindern.
Vielleicht nicht jede Nacht, aber ebensowenig 20 Jahre lang keine Nacht
; )
Na klar, das muss man unbedingt 🙂
Nur nicht jede Nacht, so war es gemeint.
Meike, du tust mir von Herzen leid, weil andere so bitter über dich urteilen.
Ich lese, dass du sehr liebend entschieden hast. Und das das alles unglaublich hart für dich war. Respekt, dass du so offen darüber sprichst.
Ich selbst bin in Teilen meiner Kindheit ohne meine Mutter aufgewachsen, die Gründe waren ganz andere, und inzwischen verstehe ich, dass sie kaum eine Wahl hatte.
Die Überhöhung der Bedeutung der permanenten Anwesenheit der Mutter in unserer Gesellschaft finde ich schwierig. Meike ist ihrer Tochter zugewandt. Sie weiß sie in Sicherheit. Nicht alle Leben laufen klassisch und permanent gerade aus. Ich wünsche dir und deiner Familie, mit allen Mitgliedern, eine gute Verbindung zueinander.
Hallo,
ich finde die Urteile von Kathrin anmaßend und in einer Heftigkeit formuliert, die dem Text meiner Meinung nach unangemessen sind. Lebenswege haben in ihrer Unterschiedlichkeit Respekt verdient.
Liebe Grüße
Lio
Ich finde diese Geschichte sowie die Vorgeschichte im verlinkten Interview von 2018 echt heftig. Niemals hätte ich unter diesen Umständen eine neue Familie gegründet und meine Tochter auf einem anderen Kontinent zurückgelassen. Nach der Geburt des Sohnes war eine Zwangslage da, ja. Aber die hat die Mutter ja aktiv und willentlich herbeigeführt. GreenCard hin oder her: Endgültig unverständlich finde ich, ein Jahr in den USA ohne den neuen Mann zu bleiben, während dieser in Korea stationiert ist. Ich hätte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um zumindest dieses Jahr bei meiner Tochter in Deutschland zu verbringen. Das nicht zu tun, zeugt für mein Empfinden von fehlender Elternliebe. Das alles sähe ich im umgekehrten Fall mit einem abwesenden Vater ganz genauso. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei einem so kleinen Kind nicht langfristig einen schlimmen seelischen Schaden hinterlässt, auf diese Art von der eigenen Mutter aus dem Leben gestrichen zu werden. Bitter. Die Tochter tut mir von Herzen leid.
Man kann sich ja denken, dass man selber anders handeln würde (ganz sicher wissen kann das aber keiner), aber hier irgendwelche Vermutungen bzgl. eines seelischen Schadens anzustellen ist schon sehr überheblich, wenn man weder Kind noch genaue Familienverhältnisse persönlich kennt.
Im Moment stehen hier 5 Kommentare, die in Summe bei mir den Eindruck hinterlassen, dass scheinbar nur kritiklose Kommentare von einigen erwünscht sind. Warum? Es braucht keine An der Auseinandersetzung ob man seine Meinung ungeschönt frei äußern darf. Wenn jemand Bedenken hat und diese Annahmen teilt…so what? Dann soll er(sie) sich diese nur denken??
Hallo Ines,
den Argument funktioniert umgedreht glaube ich auch: Wenn eine*r Bedenken bei einer geäußerten Meinung hat soll sie*er sich diese nur denken?
LG Lio
Mit „sich denken“ meinte ich nicht, dass man gar nichts Kritisches sagen soll, sondern, dass es eine Frage der Höflichkeit, des Taktes und allgemein guter Manieren ist, WIE ich etwas Kritisches sage. Und in diesem Fall reicht da ein nicht Verletzendes „Ich kann es mir für mich nicht vorstellen und hoffe für dich, dass du wirklich die richtige Entscheidung getroffen hast“ statt „Dein Kind wird bestimmt einen seelischen Schaden davontragen und ich würde das ja nie machen!“
Kleiner, aber feiner Unterschied.
Na ja, mein Problem mit der Herangehensweise „Ich kann es mir für mich nicht vorstellen und hoffe für dich, dass du wirklich die richtige Entscheidung getroffen hast“ ist halt folgendes: Ich hoffe nicht in erster Linie für die Mutter, sondern für das Mädchen, dass die Entscheidung keine schlimmen Folgen haben möge. Die Mutter hat nämlich ganz eigenverantwortlich sich in diese Lage gebracht, die damals Fünf- oder Sechsjährige hatte nicht die Wahl, ob Mama in die USA ziehen soll oder vielleicht lieber doch nicht. Wer mit so einer Geschichte an die Öffentlichkeit tritt, muss meiner Meinung nach auch mit Kritik leben. Ich bemühe mich, das sachlich zu formulieren. Ich schrieb auch nicht, dass das Kind „bestimmt einen seelischen Schaden davonträgt“, sondern dass ich mir allgemein gesprochen nicht vorstellen kann, dass das in einer solchen Situation nicht passiert. Auch das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied, denn natürlich kenne ich die konkrete Familie und das konkrete Kind nicht.
Ich halte aber nichts davon, Eltern immer nur größtmöglichen Respekt für alle möglichen überhaupt nicht dem Kindeswohl dienlichen Lebensentscheidungen entgegenzubringen, statt als Außenstehende mal die Perspektive des Kindes einzunehmen, das niemand gefragt hat, was es von Mamas neuer Liebe und den Umzugsplänen hält.
Ich frage mich auch, warum der neue Ehemann sich nicht einen neuen Job in Deutschland suchen kann. Auch da mag es wieder Gründe und Umstände geben, das geht mich auch nichts an. Aber mir stößt auf, dass die Mutter versucht hat, das Aufenthaltsbestimmungsrecht zu erstreiten und ihre Tochter mitzunehmen. Ja und dann? Wäre die Tochter von ihrem Vater einen Ozean weit entfernt gewesen. Auch nicht besser. Ich sehe da viel Egoismus auf Seiten der Mutter, die eine neue Liebe gefunden hat und plant, als wäre sie kinderlos.
Ich kann ohne Partner leben aber nie ohne mein Kind! Zumal das ja auch so kurze Zeit meine Begleitung in die Selbständigkeit braucht. Diese kostbare Zeit muss man genießen, so schnell gehen Kinder aus dem Haus.