Ihr Lieben, ist das nicht schön, was unsere Kinder in ihrer Freizeit alles anstellen können? Sie probieren sich in Hobbys aus, musizieren, bewegen sich, begeben sich auf Entdeckungsreise. Auch wir waren mal diese Kinder.
Umso schöner finde ich es immer, wenn ich höre, dass auch manche Mütter noch Hobbys von damals haben. Oder neue. Oder wenn sie eine Freizeitbeschäftigung einfach wieder aufnehmen, weil sie doch schon früher so viel Spaß gemacht hat.
Sonja Vukovic geht es gerade genauso. Sie hat ein Kind und nun die Lust am Sport wiederentdeckt. Genauer gesagt am Jazz und Modern Dance. In einem Team aus Frauen zwischen 20 und 40 Jahren, die in der Jugend bei Wettbewerben gegeneinander antraten, tritt sie nun bei Wettbewerben an.
Tanz und Theater. Kunst und zugleich Wettkampfsport. Frei choreografiert und in der gemeinsamen Präsentation formiert.
Wir durften zwei ihrer Teammitglieder und der Trainerin einige Fragen stellen. Gesprochen haben wir mit:
- Kirstin, 29, zwei Kinder im Alter von 1,5 Jahren und 3,5 Monaten.
- Meike, 29 Jahre, einen Sohn, 2 Jahre.
- Denise Noack, Trainerin der JMD-Formationen „En Vogue“ und „New Dance Art“
Foto: Christian Fünfgeld
Ihr Lieben, ihr seid Mütter – habt euer Hobby, das Tanzen, aber nie aufgegeben. Was bedeutet euch die Bewegung in eurem Alltag?
Kirstin: Seit ich klein bin, tanze ich. Die Vorstellung nicht regelmäßig zum Training zu gehen ist für mich nicht möglich (ausgenommen die Zwangspause nach einer Geburt). Wenn wir mal nicht trainieren, zum Beispiel in der Sommerpause, dann merke ich recht schnell, dass ich nicht ausgepowert bin, und hippelig tagsüber herumirre. Auch der Körper merkt recht schnell, wenn die Bewegung fehlt, da ich dann das ein oder andere Mal tatsächlich Rückenschmerzen bekomme.
Meike: Tanzen ist für mich ein Ausgleich zur Arbeit und zu meinem Alltag. Manchmal fällt es schwer, mich am Abend noch zum Training aufzuraffen aber hinterher bin ich immer froh, hingegangen zu sein.
Wie schafft ihr es mit der Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Hobby?
Kirstin: Mein Mann wusste, worauf er sich einließ, als wir unsere Familienvergößerung planten, und auch nur durch seine Hilfe ist das alles so möglich. Er stand von vornherein dahinter, dass ich weiter zum Training gehen und so mein Hobby ausleben kann. Und bisher klappt das auch super und er unterstützt mich darin sehr. Da ist die Vereinbarkeit mit dem Beruf das ein oder andere Mal eher schwierig, wenn man doch einen längeren Weg von Arbeit zur Trainingsstätte hat, aber bisher klappt auch dies recht gut.
Meike: Das stimmt – um den Tanzsport mit dem Berufsalltag zu vereinbaren, braucht man vor Allem einen verständnisvollen Partner! Aber auch, für alle Fälle, einen guten Babysitter.
Früher seid ihr in der Regional- und Bundesliga gegeneinander angetreten, wie klappt das heute als Team?
Kirstin: Man tritt ja gegen ganze Mannschaften an. Es ist für mich noch nie ein Problem gewesen, dass die jetzigen Teamkolleginnen für andere Vereine getanzt haben. Für mich zählt eher, dass wir gemeinsam im Team arbeiten, uns verbessern und Spaß haben.
Meike: Ich würde das auch nicht als Konkurrenzsituation beschreiben. Es gibt in Deutschland eine sehr große Tanzgemeinschaft. Das bietet die Möglichkeit, nach einem Umzug überall in Deutschland wieder tänzerisch "Fuß zu fassen". Ich bin in diesem Jahr erst neu zu En Vogue gekommen und habe mich hier gleich wohl und willkommen gefühlt.
In den nächsten Monaten stehen Turniere in der Regionalliga an, was macht diese Wettkampfsportart so einzigartig…
Kirstin: Die Kreativität und Vielfalt bei den jährlichen Turnieren zu sehen. Für mich ist es die beste Art, sich im Tanzen zu messen. Und verglichen zu anderen Tanzstilen finde ich persönlich Jazz Modern Dance recht frei bezüglich der Tanzelemente.
Liebe Denise, Jazz und Modern ist eine Turniersportart. Manche sagen, es sei auch Theater. Kunst. Wie siehst du das?
Denise: Mit meinem Studium zur Bühnentänzerin habe ich mich klar für die Kunst entschieden. In der Wettkampfsportart des Jazz and Modern Dance geht diese leider viel zu oft unter. Zum einen liegt das am zeitlichen Rahmen von vier Minuten, zum anderen oft an fehlender Bezugnahme zur Musik. Auch beobachte ich, dass Trainer/Choreographen mehr auf die Suche nach Effekten gehen als an der Bewegungsqualität selbst zu feilen.
Und wie kann ein Körper Geschichten erzählen?
Denise: Wenn es nicht zum Abarbeiten von Phrasen kommt! Idealerweise eine Auseinandersetzung mit der Musik und/oder der Thematik stattgefunden hat. Ich versuche, meinen Mädels immer ein Bild für eine Szene oder Bewegung mitzugeben: was soll der Push erzählen? Wie stoße ich jemanden weg – lehne ich ihn ab und kann ihn nicht leiden? Oder mag ich ihn eigentlich und schütze mich mit dem Push vor gefährlicher Nähe? Das macht sofort einen Unterschied in der Dynamik der Bewegung aus.
Foto: Enrico Tschoepel
Und ihr Tänzerinnen – ihr seid Anfang / Mitte 30 – wie gut machen eure Körper noch mit?
Kirstin: Bisher bin ich noch Ende 20 – also geht es mir gut!
Meike: Mit fast 30 merke ich leider schon, dass das Tanzen schwerer fällt, als früher. Man muss härter arbeiten, um die gleiche Leistung zu erzielen. Das Training ist oft mit Muskelkater verbunden. Gerade haben wir eine sehr schwere Hebung gelernt. In den ersten Wochen hat mir nach dem Training so ziemlich alles weh getan. Langsam funktioniert die Hebung immer besser und der Muskelkater lässt auch nach. Wenn sich die harte Arbeit auszahlt und ein so schwieriges Element dann klappt, bin ich schon etwas stolz darauf.
Nun sind Jazz und Modern ja auch mit Sprüngen und Hebefiguren verbunden…
Kirstin: Mit der richtigen Technik sind auch Sprünge und Hebungen mit Ende 20 oder gar Mitte 30 kein Problem
Was gibt euch das Tanzen?
Kirstin: "Tanzen ist Träumen mit den Beinen" – das sagt schon so einiges für mich aus. In meinem Beruf folge ich der Logik und den Fakten und arbeite viel mit meinem Verstand. Beim Tanzen lasse ich hingegen meinen Körper arbeiten und kann den Kopf ausschalten.
Meike: Tanzen wurde mir schon in die Wiege gelegt, da meine Mutter Tanzlehrerin ist. Aktiv habe ich dann bereits mit 3 Jahren angefangen zu Tanzen. Tanzen ist ein Teil meines Lebens, den ich mir nicht wegdenken möchte und kann.
Und wie könnt ihr all diese entstandene Energie mit in euren Alltag rüberretten?
Kirstin: Nach einem erfolgreichen Training oder Turnier geht man ausgepowert und glücklich nach Hause zu seiner Familie. Und wenn mal die Platzierung in einem Turnier nicht wie erhofft ist, dann freut man sich auf das nächste Training, um daran zu arbeiten. Mir gibt das Tanzen und vor allem Tanzen als Wettkampfsport eine gute Portion Selbstbewusstsein, sodass ich in meinem Berufsleben die Herausforderung besser meistern kann.
Info:
Jazz und Modern-Dance Turnier-Wochenende
Am 2. März 2019 (Verbands- und Oberliga, Einlass ab 14.30 Uhr) und am 3. März 2019 (Kinder-, Jugend und Regionalliga, Einlass ab 12.30 Uhr)
In der Gretel-Bergmann-Sporthalle, Rudolstädter Straße 77, 10713 Berlin
Eintritt: 10 Euro / 7 Euro ermäßigt
Weitere Daten für die Regionalliga Nord/Ost:
Cottbus 24.03.2019
Hamburg 05.05.2019
Schöningen 11.05.2019
1 comment
Ich tanze auch gern
Aber dieser Artikel geht doch ein bisschen an der Überschrift vorbei, oder? Hier nur von Hobby zu sprechen, finde ich zu kurz gegriffen. Wenn Mütter um die 40 mit 3 (Schul)Kindern es schaffen, regelmäßig ein zeitintensives Hobby auszuführen, hätte die Überschrift besser gepasst.
Ich störe mich nicht am Bericht an sich und finde es toll, was die Frauen da schaffen und erreichen. Hatte mir aber irgendwie etwas andere vorstestellt nach dem Titel.