Ihr Lieben, der Name mag vielleicht erstmal brachial klingen, aber es geht um eine ganz wunderbare Sache: War Child ist eine internationale Hilfsorganisation, die sich für das Wohl von Kindern in Kriegs- und Krisengebieten einsetzt. Ziel ist es, die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder in dieser Ausnahmesituation zu gewährleisten.
Die Organisation wurde 1993 gegründet und arbeitet in verschiedenen Konfliktzonen weltweit, sie ist rein spendenfinanziert. Seit 2019 arbeitet War Child auch in Deutschland. Wir wollten mal genauer auf dieses Herzensprojekt schauen und durften Dirk Reinsberg von War Child interviewen. Uns rührt es einfach immer, wenn sich Menschen mit so viel Leidenschaft für die gute Sache einsetzen.
Lieber Dirk, wenn ihr erwähnt, dass War Child auch in Deutschland aktiv ist, was genau tut die Organisation hier?
Wir arbeiten in Hamburg und Berlin in Geflüchteten-Zentren mit Kindern im Alter von ca. 6-14 Jahren. Das Programm heißt TeamUP und unterstützt die mentale Gesundheit von Kindern.
Wie kam es damals zur Gründung von War Child? Wer hatte die Idee, was gab die Initialzündung?
Die junge holländische Friedensaktivistin Willemijn Verloop reist 1993 nach Bosnien, um im Balkankrieg vor Ort Unterstützung zu leisten. In einem Kellerraum organisiert sie gemeinsam mit einem Musikprofessor Musikunterricht für Kinder, um ihnen zu helfen, ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Beeindruckt davon, wie großartig die Wirkung auf die Kinder ist, gründet Willemijn 1995 War Child Holland. Seit 2019 gibt es War Child in Deutschland.
Wo arbeitet ihr überall? In welchen Gebieten engagiert ihr euch?
28 Jahre später ist War Child eine internationale Expertenorganisation, die in 14 Ländern weltweit tätig ist. 2022 haben wir über 487.000 Kinder, deren Familien, Lehrer*innen und Erzieher*innen mit unseren Maßnahmen weltweit erreicht. In diesen 14 Ländern sind wir vor Ort. Wir arbeiten in Kolumbien, Burundi, DR Kongo, Libanon, Ukraine und anderen Ländern, die direkt durch Konflikte betroffen sind oder Anrainer-Staaten. Aber auch in den Niederlanden, Schweden und Deutschland.
Aber auch in Ländern, in denen uns als Organisation nicht gibt, werden unsere Methoden angewandt, so wird unser Programm TeamUp in insgesamt 26 Ländern verwendet. Das sind dann andere Organisationen, deren Mitarbeitenden dann von uns ausgebildet wurden. Zum Beispiel in Italien.
Ihr möchtet Kinder im Krieg und in Krisengebieten unterstützen mit Bildung, Schutz und mentaler Gesundheit. Wie genau macht ihr das vor Ort?
Wir haben 11 Methoden, um Kindern und Jugendlichen eine Unterstützung zu geben. Wir arbeiten dabei mit den Kindern direkt. Aber auch mit Gemeinschaften, den Eltern oder Erzieher*innen. Wir nennen sie „Care-Giver“ mit einem technischen Begriff.
Kinder-Schutz bedeutet, dass wir neben der Aufklärung zum Schutz vor körperlicherer oder psychischer Gewalt und einem Meldesystem dazu auch mit den Gemeinschaften arbeiten, denn sie erkennen, am besten, wo Gefahren sein können und wenn es eine ungesicherte Baustelle in der Nähe des Camps ist. Bei der Bildung haben wir erfolgreich ein Mobiltelefonbasiertes Lernsystem aufgebaut. Can’t Wait to Learn, zuletzt für ukrainische Kinder der Klassenstufen 1 bis 4, die nun ortunabhängig Rechnen und Lesen lernen können.
Mit TeamUp unterstützen wir die mentale Gesundheit von Kindern. Es ist ein bewegungsbasiertes, non-verbales Programm, bei dem die Kinder mit Spaß lernen mit psychischem Stress umzugehen, wieder Vertrauen zu bekommen, zu kooperieren und ihre Emotionen besser zu verarbeiten.
Alle unsere Programme werden dazu wissenschaftlich begleitet. Das bedeutet, es wirkt und das ist nachgewiesen. Wir nennen das evidenz-basiert.
Ihr habt mit „TeamUp“ auch ein Programm für geflüchtete Kinder ins Leben gerufen, wie genau helft ihr da?
TeamUp unterstützt Kinder in und aus Kriegsgebieten dabei, selbstbestimmt ihren Empfindungen Raum zu geben und ihre Widerstandskraft zu stärken. Möglich macht das ein evaluiertes Programm aus Spiel, Bewegung und Routinen an einem sicheren Ort.
Die TeamUp-Sessions finden mindestens einmal in der Woche in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen statt. Unsere Zielgruppe sind geflüchtete Kinder und Jugendliche, die zwischen sechs und siebzehn Jahre alt sind. Gelegentlich sind aber auch jüngere Kinder dabei. Die Sessions dauern eine Stunde und setzen auf Routine. Sie sind jedes Mal aus den gleichen Bausteinen zusammengesetzt. Diese Bausteine können aber immer unterschiedlich aussehen.
Vor der eigentlichen Session überlegt sich das Moderator:innen-Duo, welche Spiele es mit den Kindern spielen möchte und wo es in der kommenden Stunde einen Schwerpunkt setzen will: Soll es um das Thema Gemeinschaft gehen oder um Selbstfürsorge? Um Durchsetzungsvermögen, Freundschaft oder den Umgang mit Stress? TeamUp funktioniert ohne eine gemeinsame Sprache, das bedeutet alle können mitmachen.
Wie groß ist euer Team und wer gehört dazu?
In Deutschland sind wir ein kleines Team mit sechs Kolleg*innen. Das sind zum einen Trainer*innen für Team-Up, aber auch Kolleg*innen für Kommunikation. Weltweit gibt es über 500 Mitarbeitende, die große Mehrheit in den Ländern im Nahen Osten und Afrika, wo die Programme ausgeführt werden.
Erzähl uns doch mal ein paar rührende Beispiele von Begegnungen und/oder Situationen vor Ort?
Aus einer Folge-Unterkunft für Geflüchtete in Berlin. Während der Sessions lernten unsere Moderator*innen unterschiedliche Kinder kennen, die immer wieder zu dem Angebot kommen oder auch neu hinzukommen. Ein Kind, welches häufig an den Sessions teilnimmt ist K.. K. war anfangs sehr zurückhaltend (was aber nicht schlimm ist, denn jedes Kind ob extrovertiert, introvertiert oder dazwischen) findet seinen Platz in unseren Sessions.
Die anfängliche Zurückhaltung wich mit der Zeit und es ist eine Freude K. dabei zusehen, wie sie sich bei TeamUp einbringt, Spaß hat, ihr Selbstbewusstsein steigt und sie andere Kinder während der Sessions unterstützt. Ich bin gespannt und freue mich in der Zukunft noch viel mehr von K. mitzubekommen. Auch das macht unsere Arbeit aus, Kinder zu begleiten, ihre Entwicklung mitzubekommen, ihnen Schutz und Sicherheit zu geben.
Wie genau können sich Menschen aktiv bei euch und euren Programm begleiten bzw. unterstützen?
Wir benötigen einerseits Geld, damit wir mehr Menschen ausbilden können oder Material kaufen können für unsere Programme. Oder aber um unsere App für Can’t wait to Learn weiter zu entwickeln. Wir suchen aber auch Freiwillige, die in Berlin, Hamburg oder bald in anderen Städten in Norddeutschland unser Programm TeamUp umsetzen möchten.
Wie und wo sammelt ihr Spenden und ist das eure einzige Finanzierungsquelle?
Wir sammeln Online-Spenden, am besten, wenn wir dauerhaft mit einem Betrag unterstützt werden, denn dann können wir besser planen. Wenn ein Konflikt neu auftaucht wird natürlich jeder Euro gebraucht. Wir sprechen auch mit Unternehmen und Stiftungen und bekommen auch staatliche Gelder, wenn unsere Anträge erfolgreich sind.
1 comment
Danke an alle MitarbeiterInnen, die so einen wichtigen Beitrag leisten, und mit ihrem Einsatz die Welt ein wenig besser zu machen.
Danke auch ans Blog-Team, dass ihr auch solche Beitrage postet, die an unserer viel zu bequemen Wohlstands-Blase kratzen.