Ihr Lieben, ich bin Carina, 33 Jahre, Mama von drei Jungs, Tierärztin und wohne mit meinem Mann und meinen Eltern zusammen sehr ländlich auf einem kleinen Hof. Wenn Freunde meinen WhatsApp-Status sehen, bekomme ich oft zu hören, wie idyllisch und nach „Bullerbü“ es alles immer bei uns aussieht: Die Kinder (6, 3, 1) sitzen auf dem Pony, füttern die Hühner oder toben durch Wald und Wiesen. Aber neben Trecker fahren, Heu ernten und Rasenmähen gibt es wie überall täglich Streitereien, Wäscheberge türmen sich auf und das Bad müsste auch mal wieder gründlich geputzt werden.
Vor allem in der ersten Coronazeit war es sehr ruhig bei uns. Social Distancing, keine direkten Nachbarn zum kurzen Gespräch (da 700m entfernt), die Kinder monatelang zuhause betreut, keine Baby-Krabbelgruppen, da fällt einem schonmal die Decke auf den Kopf.
„Ich arbeite stundenweise als Tierärztin„
Seit dem jeweils 1. Geburtstag der Jungs gehe ich wieder stundenweise als Tierärztin arbeiten. Und es tut mir wahnsinnig gut, ein paar Stunden „rauszukommen“. Vor allem nach den wenigen Kontakten zu anderen Familien und Freunden in den Corona-Lockdowns mit Baby zuhause.
Mein Mann kann teils im Homeoffice arbeiten und meine Eltern bzw. Schwiegereltern helfen stundenweise aus, die Jungs zu betreuen, sodass ich wieder als Tierärztin aktiv sein kann. Was für ein großes Privileg und Glück wir mit diesem guten familiären Netzwerk haben, wird mir immer wieder bewusst! Der jüngste Sohn geht erst mit bald 1,5 Jahren für zwei Vormittage in eine Betreuung.
Teilzeit-Schichtsystem der Eltern
Meistens fahre ich arbeiten, wenn mein Mann Feierabend hat, dadurch haben wir ein gut funktionierendes Teilzeit-Schichtsystem. Neben der Arbeit als angestellte Tierärztin arbeite ich noch selbstständig als mobile Chiropraktikerin für Pferde und Hunde. Ich genieße die Stunden in der Tierarztpraxis, im Team arbeiten, operieren und das Gefühl zu haben, außerhalb des Mama-Seins etwas zu erreichen.
Von spannenden Fällen wie Hamster mit Backentaschenvorfall, Grillspieße aus Hundemägen entfernen oder Blasensteinen beim Meerschweinchen, bis zu Impfungen, Krallen schneiden und Zecken ziehen. Man erlebt immer etwas Neues und weiß nie, was der (Arbeits-)Tag bringt.
„Die Kinder schulen uns in Improvisation und Streitgesprächen“
Der Umgang mit lauten, ungeduldigen oder auch häufig traurigen Patientenbesitzern fällt mir – seitdem ich Mama bin – tatsächlich leichter. Es unterscheidet sich gar nicht so sehr vom alltäglichen Familien Chaos. Hoffentlich sehen es viele Arbeitgeber von uns Eltern genauso! Wer lehrt einem Improvisation und Streitgespräche besser als unsere Kinder?
Aber die meiste Zeit der Woche darf ich Mama sein und Zeit mit den Kindern und den vielen Tieren hier verbringen. Ein alter Hund, zwei Katzen, zwei Ponys und 35 Hühner gehören zu unserem Hof. Unser ältester Sohn übernimmt erste Verantwortung für einen Teil der Tiere, lernt einen der fünf Trecker zu fahren und interessiert sich für alles in der Landwirtschaft. Dieses Jahr wird er eingeschult.
Alles drei Jungs sind ganz unterschiedlich
Es ist wahnsinnig spannend, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der drei Jungs zu beobachten. Der 3jährige ist der Familien-Clown, bringt alle zum Lachen, ist laut und selbstbewusst. Darüber bin ich besonders froh, da er als Frühchen 8 Wochen zu früh auf die Welt kam. Als Jüngster wickelt der 1jährige alle um den Finger und genießt Narrenfreiheit bei seinen Brüdern und Großeltern.
An manchen Tagen sind sie unzertrennlich und ein eingespieltes Team, dann folgt ein Kampf-Knäuel aus sechs Händen und sechs Füßen mit wildem Geschrei. Sobald wir Eltern aber zum Zähneputzen rufen oder zusammen Aufräumen wollen, sind sich alle drei sofort einig und halten zusammen!
Freizeit als Eltern gibt es leider nur noch selten, aber mit der Zeit wird das hoffentlich auch besser. Arbeiten und Familienzeit. Streiten und Lieben. Ich bin dankbar, dass unsere Familie meistens alles unter einen Hut bekommt. Und ebenso dankbar, wenn abends endlich alle im Bett sind.
3 comments
Der Bericht könnte von meine Schwiegermutter sein. Nicht nur die Wohngegebenheiten, sondern auch die Anzahl der Tiere, Kinder und der Beruf stimmen überein 😅
Bei meinen Schwiegereltern ist es superschön und ich bin froh, dass unser Sohn das erleben darf. Gleichzeitig sagt mein Mann aber auch immer „Als Enkelkind ist es schön, als Kind was älter als 6 ist ne Katastrophe.“
Er hatte nie Freunde, traf ja auch niemanden, der nächste Bauernhof/Nachbar war ja auch entsprechend weit entfernt.
Die Eltern hatten nie Zeit, dachten es wäre halt kindgerecht wenn sie Arbeiten und Baumstämme mit dem Trecker fahren und die Kinder dann halt drauf sitzen. Spielplatz, Freizeitpark etc. Gab es kaum, da die Eltern in jeder freien Sekunde ja entweder auf ihrem Grundstück arbeiteten oder es eben auch genießen wollten. Ab 10/11 Jahren war er komplett gefangen, nichtmal zum Supermarkt konnte er alleine. Dass die Pubertät der Horror ist und einen der schöne Gemüsegarten und die Hühner einen sch… interessieren, merke ich gerade bei meiner zunehmend immer unglücklicheren Schwägerin, die nun auch noch als Nachzüglerin die Coronazeit als Einzelkind in der Höchststrafe der Pubertät verbringen musste. Ich bin sehr froh, dass mein Sohn dieses Bullerbü erleben kann – aber nach dem Übernachtungswochende auch wieder in die Stadt zurückkann. Das beste aus beiden Welten eben.
Ich habe grad erst diesen Kommentar hier gelesen: zum Glück war meine eigene Kindheit auf meinem Elternhof nicht so dramatisch, der Hof war und ist reines Hobby, ich wurde täglich zu Freunden und zum Sport gefahren. So handhaben wir es mit den Kindern jetzt natürlich auch. Aber in der besonderen Coronazeit mit Kita Schließungen und Kontaktverbot, konnten wir es uns „schön“ machen. Ich glaube dieses „Kinder müssen nebenher laufen“ kommt leider auch immer noch oft vor, aber sowohl auf dem Land wie auch in der „anonymen“ Stadt…
So ein schöner Artikel, ich wünsche euch eine wunderschöne Zeit. Ich selber bin auch auf einem Bauernhof gross geworden und habe einen Mann geheiratet der auch aus der Landwirtschaft kommt. Wir leben mit unseren 2 Jungs auf dem Hof meines Mannes. Wir haben 5 Pferde, eine kleine Kuhherde, viele Hühner und eine Katze. Wir bauen unser eigenes Obst und Gemüse an.
Wie du arbeite ich auch noch Teilzeit.
Ein Leben in einer grosse Stadt kann ich mir nicht vorstellen. Unsere Jungs lernen so vieles in unserem Alltag. Sie erleben unmittelbar den Kreislauf der Natur kennen, sie erleben die Jahreszeiten und Wetter ganz Intensiv. Sie lernen Verantwortung für etwas zu übernehmen. Außerdem ist es ein starker Wunsch von mir das meine Kinder die Natur lieben und schützen lernen.
Das erdet und ich hoffe sie erhalten ein stabiles Fundament für ihre Zukunft.