Ihr Lieben, Christian Hanne (seine beiden Kinder sind jetzt volljährig!) habe ich tatsächlich übers Bloggen kennengelernt, er sorgte (und sorgt!) mit seinem Familienbetrieb für so viel Furore, dass im Grunde kein Elternteil an ihm vorbeikam (und kommt!). Bei Twitter wurde er damals so richtig berühmt für seine Familientweets, später schrieb er auch noch Bestseller…
Ich selbst lernte ihn durch die Blogfamilia besser kennen, die wir gemeinsam mit anderen tollen Leuten im Orgateam voranbrachten. Innerhalb dieser Orgatreffen schaffte es irgendwann Janni (ehemals Blogger bei ichbindeinvater.de), den Berliner Christian vom Kölschen Karneval zu überzeugen. Und seitdem gehört er zu unserer Alaaf-Crew und reist nicht nur extra jedes Jahr zum Straßenkarneval im Februar an, sondern auch zur Sessions-Eröffnung am 11.11.
Um Christian etwas besser einschätzen zu können, erzähl ich euch jetzt noch, dass er sich auf diese gemeinsamen Karnevalstage akribisch vorbereitet und alle neuen Sessionshits so lang beim Joggen hört, dass er am Ende textsicherer ist als wir Einheimischen. So ist Christian. Und jetzt ist sein jüngstes Kind 18 geworden und er hat ihm als Geschenk zur Volljährigkeit einfach mal ein Buch geschrieben. Es heißt: Wenn ich groß bin, werde ich Gott und ihr solltet es alle lesen.
Lieber Christian, dein jüngster Sohn ist 18 geworden und du hast ihm zum Geburtstag ein Buch geschrieben. Ich mein, wie süß ist das denn?!
Mega süß. Oder mega sus, das Aufwachsen der Kinder in Büchern auszuschlachten. Auch sus ist natürlich, Jugendwörter zu verwenden, die kein Mensch kennt und wahrscheinlich kein Jugendlicher benutzt.
Du hattest deinem Sohn immer mal ein Buch versprochen, wie kam es dazu?
Er hat das eingefordert, weil er in meinen anderen Büchern im Gegensatz zu seiner Schwester nicht vorkam. Da stand ich in seiner Schuld. Außerdem sollte er nicht viel Geld, Zeit und emotionale Ressourcen investieren müssen, um diese literarische Vernachlässigung therapeutisch aufzuarbeiten.
Was hat die Volljährigkeit deines Jüngsten gefühlsmäßig mit dir als Papa gemacht?
Einerseits freue ich mich. 18 ist ein tolles Alter. Mit der Schule fertig, unbeschwert, dieses Gefühl der Freiheit, die Zukunft liegt unbeschrieben vor dir und du kannst machen, was du willst. Außer vielleicht Mathe studieren.
Wenn ich andererseits darüber nachdenke, dass nun beide Kinder volljährig sind, fühle ich mich alt. Im Prinzip nur noch einen Schritt vom Großvater entfernt. Ein Gefühl das sich verstärkt, sobald ich an einem Spiegel vorbeikomme.
In welchen Momenten wirst du melancholisch – in welchen glücklich über so große Kinder?
Nostalgisch werde ich, wenn Facebook Erinnerungen zu Ereignissen von vor zehn, zwölf oder fünfzehn Jahren schickt, als die Kinder klein waren. Fotos von Kita-Festen, Judo-Turnieren, Ballett-Aufführungen, Einschulungen, Geburtstagen oder so. Schlimm, dass Mark Zuckerberg meinen Gefühlshaushalt kontrolliert.
Sehr glücklich über meine – nennen wir es mal – erwachsenen Kinder bin ich, wenn im Supermarkt, im Zug oder sonst wo ein Dreijähriges einen Tobsuchtsanfall hat, als sei es vom Leibhaftigen besessen. Das haben wir hinter uns.
Vorn im Buch steht „Für Emil“. Das ist rührend. Der Nachsatz lautet dann aber: Bevor du mit dem Lesen anfängst, bring bitte den Müll runter“. Findet er das lustig oder reagiert er darauf mit einem Peinlich-Emoji?
In unserem streng funktional arbeitsgeteilten Haushalt zählt das Müllrunterbringen zu seinen Aufgaben. Die er ab und an aus den Augen verliert. Und mit „ab und an“ meine ich „immer“. Somit muss ich jede mir bietende Gelegenheit nutzen, ihn daran zu erinnern. In diesem Sinne: Emil, falls du das hier liest: Bring endlich den verdammten Bio-Müll runter.
Das Buch heißt: Wenn ich groß bin, werde ich Gott. Hat er das wirklich mal so gesagt? Und möchte er das immer noch werden?
Im Kindergartenalter hat er am Abendbrottisch mal gesagt: „Ich mag Gott. Wenn ich groß bin, werde ich Gott.“ Das charakterisiert ihn eigentlich ganz gut. Offen, lebenslustig, witzig und ein klein wenig größenwahnsinnig.
Damals hatte er konkretere Zukunftspläne als heute. Zurzeit weiß er nur, dass er nächstes Jahr zwei, drei Monate mit seinem Freund nach Bali fliegen will. Sollte er dort herausfindet, was er danach machen will, hoffe ich, dass er uns das dann mitteilt. Noch mehr hoffe ich, dass er als Surflehrer auf Bali bleibt. Vor allem, weil er nicht surfen kann.
Du hast Aufkleber mitgeliefert, darauf stehen Kapitelnamen wie: Hausaufgaben-Hölle, 50 Shades of Nein oder Fear and Loathing auf dem Elternsprechtag. Erzähl uns doch mal, was das Schlimmste war?
Definitiv Elternabende. Nach ungefähr 16 Jahren Elternabend-Erfahrungen in Kitas, Grundschulen und Gymnasien möchte ich der Aussage „Es gibt keine dummen Fragen.“ nicht uneingeschränkt zustimmen.
Und Kindergeburtstage. Die sind auch kein Kindergeburtstag. Nicht mal ein Ponyhof.
Und was war das Beste?
Da könnte ich gar nichts einzeln herauspicken. Prinzipiell finde ich unsere Kinder spitze. Als Babys waren sie super niedlich – vor allem wenn sie geschlafen haben –, dann fingen sie an, lustigen Quatsch zu erzählen, irgendwann haben sie dann weniger geredet – und manchmal etwas gemüffelt – und jetzt sind sie sozial kompetente Menschen. Dass sie keine rassistischen Arschgeigen geworden sind, sondern einen guten moralischen Kompass haben, gibt mir das gute Gefühl, wir haben erzieherisch nicht vollkommen versagt.
Geht Elternschaft nur mit Humor?
Auf jeden Fall geht es damit einfacher. Bekanntlich geht mit Humor ja alles einfacher. Außer Steuererklärungen, Zahnwurzelbehandlungen und Bierzeltreden von Markus Söder.
Du läufst ja auch Marathon. Welche (Jack Wolfskin)-Ausrüstung braucht man, um die ersten 18 Jahre mit dem Nachwuchs zu schaffen – für die Expedition Elternschaft quasi?
Beim Marathon ist neben dem Equipment wichtig, nicht die Nerven zu verlieren, wenn es mal nicht so läuft wie geplant. Das gilt fürs Elternsein genauso.
Gelassenheit ist das A und O, um hier mal eine Phrase unterzubringen. Keine Panik schieben, wenn dein Kind als Baby nachts nicht schläft, im Kitaalter zu allem nein sagt, in der Grundschule keine Lust auf Hausaufgaben hat, in der weiterführenden Schule noch weniger, und dann anfängt, abends wegzugehen und du kein Auge zumachst, bis es nach Hause kommt.
Du musst dir einfach klar machen, dass das nur eine Phase ist. Die von einer anderen abgelöst wird und die von der nächsten, bis die Kinder irgendwann ausziehen. Wenn du Glück hast. Daher ist neben Gelassenheit ein gut gefüllter Vorratsschrank mit Notfallschokolade auch ganz nützlich.