Verhütungsmittel sind ein Riesenthema. Immerhin sind wir Frauen theoretisch etwa 30 Jahre unseres Lebens zeugungsfähig. Zwar verändert sich die Fruchtbarkeit im Laufe der Zeit und beginnt nach dem 40. Geburtstag stark zu sinken, geht ab 45 sogar gen Null. Aber dennoch gibt es bis zum Eintritt der Menopause (im Schnitt mit 51 Jahren) die Chance, schwanger zu werden.
Das ist ein ganz schön langer Zeitraum. Kein Wunder also, dass es mittlerweile eine wirklich große Zahl unterschiedlicher Verhütungsmittel auf dem Markt gibt. Da fällt es schwer, den Überblick zu bewahren. Und vor allem: Wie kann ich herausfinden, welches am besten zu mir und meiner Lebenssituation passt. Habe ich zum Beispiel vor Kurzem entbunden, oder will ich nicht jetzt, aber eventuell bald ein Baby, oder habe ich wechselnde Partner und möchte mich zusätzlich vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen oder oder oder …
Das Thema scheint auch für euch interessant zu sein, denn wir haben viele Fragen zum Thema Verhütungsmittel erhalten. Darum haben wir alle aktuell hierzulande verfügbaren Methoden in Kurzform mal aufgelistet und hoffen, euch damit einen guten Überblick verschaffen zu können.
Wie gut ein Verhütungsmittel ist, sagt uns der sogenannte Pearl-Index. Der geht zurück auf den Biologen Raymond Pearl und zeigt an, wie sicher eine Methode der Empfängnisverhütung vor einer Schwangerschaft schützt. Dabei gilt, je niedriger der Pearl-Index, desto sicherer. Ein sehr guter Pearl-Index ist etwa 0,1 – 0,9 und bedeutet, dass 0,1 – 0,9 von 100 Frauen trotz der jeweiligen Verhütung schwanger geworden sind.
Kurzfristige Verhütungsmittel
Kondom
Kondome sind – gemeinsam mit dem Femidom – der einzig sichere Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Korrekt angewendet, schützen sie natürlich auch sicher vor einer Schwangerschaft, indem sie verhindern, dass die Spermien die Eizelle erreichen. Nach der Pille sind Kondome das zweithäufig genutzte Verhütungsmittel in Deutschland. Der Pearl-Index liegt bei 2.
Femidom
Ein Femidom ist ein Kondom für die Frau. Es ist das einzige Verhütungsmittel für Frauen, dass neben der Empfängnisverhütung auch Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten bietet. Es besteht aus dünnem reißfestem Kunststoff mit 2 Ringen und ist etwa 18 cm lang. Der äußere Ring wird außerhalb der Scheide vor die großen Schamlippen gelegt, der innere Ring in die Scheide eingeführt und um den Muttermund platziert. Das Einsetzen kann bereits bis zu 10 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr passieren und ist beim Sex nicht spürbar. Wie ein Kondom verhindert ein Femidom, dass die Spermien in Kontakt mit der Scheide kommen. Abhängig von der korrekten Handhabung schwankt der Pearl-Index zwischen 5 und 25.
Chemische Verhütungsmittel
Chemische Verhütungsmittel gibt es in Form von Salben, Cremes, Gels, Schaumsprays, Zäpfchen oder Vaginalfilm. Sie müssen vor dem Sex tief in die Scheide eingeführt werden und verhindern eine Befruchtung der Eizelle, indem sie die Spermien bewegungsunfähig machen, ihnen den Weg versperren oder sie abtöten. Da sie eine hohe Versagerquote aufweisen, sind sie als alleiniges Verhütungsmittel nicht zu empfehlen. In Verbindung mit mechanischen Verhütungsmitteln, wie einem Kondom, bieten sie mehr Sicherheit. Allerdings können einige Substanzen das Material von Kondomen beschädigen oder durchlässig machen. Ihr Pearl-Index liegt dementsprechend zwischen 3 und 25.
Notfall-Pille / Pille danach
Die Pille danach zählt im eigentlichen Sinne nicht zu den Verhütungsmitteln und sollte deswegen auch nicht als solches genutzt werden. Stattdessen ist es eine Notfall-Verhütung, falls herkömmliche Methoden versagt haben – wenn zum Beispiel das Kondom gerissen ist oder die Pille vergessen wurde. Wird die Pille danach zeitnah nach dem ungeschützten Sex eingenommen, kann sie relativ sicher eine Schwangerschaft verhindern. Sie ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Der Pearl-Index liegt bei 2.
Mittelfristige Verhütungsmittel
Pille
Das beliebteste und am häufigsten eingesetzte Verhütungsmittel ist und bleibt die Pille – obwohl der Anteil der (vor allem jungen) Frauen, die sich die Pille verschreiben lassen, sinkt. Kein Wunder, greift die Pille doch in den natürlichen Hormonhaushalt ein und kann unter Umständen viele verschiedene, unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Ihr Wirkmechanismus ist je nach Pillenform unterschiedlich. Im Prinzip verhindert sie jedoch die Entwicklung des Eies und des Eisprungs und versperrt zusätzlich Spermien den Weg in die Gebärmutter, indem sie die Konsistenz des Zervixschleims verändert.
Die Pille gibt es als Kombinations-Pille mit Östrogen und Gestagen und als Mini- oder Gestagenpille ohne Östrogen. Mini- oder Gestagenpillen können auch in der Stillzeit eingenommen werden. Kombi-Pillen mit sehr niedrig dosierten Hormonen nennt man Mikropillen. Damit die Pille überhaupt richtig wirken kann, muss sie sehr regelmäßig eingenommen werden. Wird die Einnahme nur einmal vergessen, schützt sie nicht mehr zuverlässig vor einer Schwangerschaft. Der Pearl-Index der Pille liegt zwischen 0,1 bis 0,9.
Vaginalring
Ein hormonhaltiger Ring aus flexiblem Kunststoff, der wir ein Tampon in die Scheide eingeführt und dort am oberen Ende platziert wird: das ist der Vaginalring. Er gibt gleichmäßig Östrogen und Gestagen ab und verhindert so eine Schwangerschaft. Er verbleibt für 21 Tage in der Scheide und muss dann entfernt werden. Es folgen 7 Tage Pause, in der eine Blutung eintritt. Anschließend wird ein neuer Vaginalring eingeführt. Üblicherweise spürt man den Ring zwar nicht, es kann jedoch vorkommen, dass er verrutscht oder in seltenen Fällen auch beim Geschlechtsverkehr stört. Ist Letzteres der Fall, kann er für höchstens 3 Stunden entfernt werden. Der Pearl-Index liegt bei 0,4 bis 0,65.
Drei-Monats-Spritze
Auch ein mittel- bis längerfristiges Verhütungsmittel ist die Drei-Monats-Spritze. Hierbei wird alle 3 Monate das Hormon Gestagen in den Gesäß- oder Oberarmmuskel der Frau gespritzt. Von hier aus gelangt es in die Gebärmutter und die Eierstöcke, verhindert dort den Eisprung, verdickt den Zervixschleim und vermindert den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Dadurch, dass die Spritze nur alle 3 Monate gegeben wird, ist die Dosis dementsprechend hoch und Nebenwirkungen können auftreten. Ein spontanes Absetzen der Verhütungsmethode ist nicht möglich. Außerdem kann es 2 bis 3 Jahre dauern, bis wieder ein regelmäßiger Eisprung erfolgt. Mit einem Pearl-Index von 0,2 bis 1,4 gehört die Drei-Monats-Spritze zu den sicheren Verhütungsmitteln.
Verhütungspflaster
Ein Verhütungspflaster enthält Östrogen und Gestagen und ähnelt damit in seiner Wirkweise der Mikropille. Die Hormone werden gleichmäßig abgegeben und gelangen über die Haut in den Körper. Das Pflaster muss jede Woche gewechselt werden, nach 3 Wochen gibt es 1 Woche Pause inklusive Blutung. Da durch das Pflaster Hautirritationen auftreten können, sollte es jede Woche an einer anderen Stelle des Körpers aufgeklebt werden. Es kann vorkommen, dass sich das Pflaster ganz oder teilweise von der Haut löst. Dann ist der Empfängnisschutz nicht mehr gewährleistet. Der Pearl-Index liegt bei 0,72 bis 0,9 – allerdings gilt das nur für Frauen, die ein Gewicht von 90 kg nicht überschreiten. Frauen mit einem höheren Gewicht wird das Pflaster nicht empfohlen.
Langfristige Verhütungsmittel
Hormonspirale (Intrauterin-System)
Hormonspiralen sind kleine Kunststoffkörper, die vom Gynäkologen oder von der Gynäkologin in die Gebärmutter eingesetzt werden. Hier geben sie gleichmäßig das Hormon Gestagen an ihre Umgebung ab und verdicken dadurch den Zervixschleim (Spermien können nicht in die Gebärmutter eindringen), vermindern den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und verhindern so eine Befruchtung der Eizelle.
Sie schützen direkt nach dem Einsetzen vor einer Schwangerschaft und können, je nach Spirale, 3 bis 5 Jahre im Körper verbleiben. Da sie lokal wirken, sind die Nebenwirkungen weitaus geringer als bei der Pille. Die Kosten für eine Hormonspirale samt Einsetzen liegen mit 300 bis 420 Euro recht hoch – man sollte man sich also sicher sein, längerfristig verhüten zu wollen. Aber natürlich kann die Hormonspirale auch jederzeit gezogen werden. Der Pearl-Index liegt zwischen 0,16 und 0,33.
Verhütungsstäbchen (Hormonimplantat)
Ebenfalls eine mittel-bis längerfristige Verhütungsmethode ist das Verhütungsstäbchen. 4 x 2 cm groß wird es auf der Innenseite des Oberarms unter die Haut implantiert und gibt hier für maximal 3 Jahre regelmäßig Gestagen ab. Die Wirkung entspricht der einer Minipille. Sowohl das Einsetzen als auch das Entfernen geschieht mittels eines kleinen chirurgischen Eingriffs. Nach dem Entfernen normalisiert sich der Zyklus üblicherweise innerhalb von 3 Monaten. Mit einem Pearl-Index von 0,1 ist das Verhütungsstäbchen sehr sicher, sollte jedoch auch wegen der einmaligen Kosten von rund 350 Euro gut überlegt sein.
Kupferspirale (Intrauterinpessar)
Wie die Hormonspirale wird auch die Kupferspirale (möglich auch: Kupferkette oder Kupferball) in die Gebärmutter eingesetzt. Anstelle von Hormonen setzt sie Kupfer-Ionen ab, die sowohl die Spermien schädigen als auch die Schleimhäute von Muttermund und Gebärmutter so verändern, dass eine Schwangerschaft nicht möglich ist.
Die Kupferspirale kann bis zu 5 Jahre lang getragen werden und ist somit vor allem für Frauen geeignet, die längerfristig nicht schwanger werden wollen und/oder keine hormonellen Verhütungsmittel anwenden können oder wollen. Anwendungsfehler gibt keine, der Aufwand ist sehr gering und nach dem Entfernen der Kupferspirale ist eine Schwangerschaft direkt möglich. Der Pearl-Index beträgt 0,4 bis 1.
Sterilisation
Die Sterilisation ist ein operativer Eingriff, mit dem Menschen dauerhaft unfruchtbar gemacht werden. Weltweit ist die Sterilisation der Frau die am häufigsten verwendete Methode der Verhütung. Und das, obwohl die Sterilisation des Mannes – die sogenannte Vasektomie – wesentlich unkomplizierter ist. Da der Eingriff nur schwer oder garnicht wieder rückgängig zu machen ist, sollte er nur durchgeführt werden, wenn wirklich kein Kinderwunsch (mehr) besteht oder medizinische Gründe vorliegen.
Die Sterilisation der Frau erfolgt meist über eine Bauchspiegelung in Vollnarkose: Die Eileiter werden entweder verschweißt oder abgeklemmt, so dass weder Eizelle noch Samenzellen in die Gebärmutter können. Das Hormonsystem wird dadurch nicht beeinflusst. Wie andere Operationen ist auch die Sterilisation mit gewissen Risiken verbunden. Der Pearl-Index liegt bei 0,1.
Die Vasektomie des Mannes findet unter örtlicher Betäubung statt. Hierbei werden die Samenleiter durchtrennt und Spermien können nicht mehr austreten. Komplikationen treten selten auf. Allerdings dauert es etwa 4 bis 5 Monate, bis wirklich alle befruchtungsfähigen Spermien ausgestoßen sind. In dieser Zeit sollte zusätzlich mit anderen Methoden verhütet werden. Hier gibt es keinen Pearl-Index, aber im Durchschnitt bleibt 1 Mann von 400 nach der Vasektomie zeugungsfähig.
8 comments
Danke für den informativen Artikel! Nach der Gründung meiner Familie habe ich auch über verschiedene Verhütungsmethoden nachgedacht. Es ist wirklich wichtig, sich gut zu informieren und das passende Mittel für sich zu finden, denn es gibt eine riesige Auswahl. Mir haben diese beiden Seiten dabei sehr geholfen: https://www.familienplanung.de/verhuetung/verhuetungsmethoden/ und https://wellness.doktorabc.com/de/fur-sie/welche-verhutungsmethoden-gibt-es-eigentlich
Interessant, dass sich Frauen dieses Thema wünschen. Ganz viele Infos findet man online bei pro familia (https://www.profamilia.de/themen/verhuetung/) und kann sich dort kostenfrei beraten lassen. Eine tolle Gynäkologin hat sich mit mir auf die Suche nach etwas für mich passendem gemacht, wobei keine Methode verteufelt und gleichzeitig meine Meinung ernst genommen wurde (keine Hormone).
Was mich vielmehr hinsichtlich dieser Thematik interessieren würde: Wann haben Frauen und Mütter welche Verhütungsmitteln genutzt? Was waren ihre Beweggründe und ihre Erfahrungen?
Hier mal ein netter Artikel von Dr Dorothee Struck: „Verhütungsterroristen & mein Bauch gehört mir! Respektiert Euch gegenseitig, Mädels!“ (https://www.frauengesundheit-kiel.de/de/blog-details/verhuetungsterroristen-mein-bauch-gehoert-mir.html)
Toller Artikel grundsätzlich.
zur Spirale: es steht „Spermien können nicht in die Gebärmutter eindringen“. das stimmt nicht zu 100%, leider. es gibt durchaus Schwangerschaften trotz Spirale und das liegt auch daran, dass bei der Spirale nicht immer die Befruchtung verhindert wird, sondern durch den Fremdkörper in der Gebärmutter eine Art Dauerentzündungszustand herrscht, der die Einnistung der befruchteten Eizelle verhindern soll.
Ich fasse es nicht, dass immer noch geschrieben wird, die Hormonspirale wirke nur lokal in der Gebärmutter. Etwas mehr Recherche wäre da angebracht, Bayer setzt das Wort in seiner Hochglanzbroschüre nicht umsonst mittlerweile in Gänsefüßchen.
Super, dass ihr das femidom in eurer Auflistung drin habt.
Aber wo ist das Diaphragma?
Das ist ein tolles und relativ sicheres und Nebenwirkungsarmes Verhütungsmittel! Ergänzt das doch noch. Man kann sich bei der profamila dazu beraten lassen und die können auch helfen, die richtige Größe zu finden! Den meisten Frauen passt das „caya“ und es ist gut zu handhaben. Wer mit einer Menstruationstasse umgehen kann, weiß quasi schon wie es geht.
Mich wundert, dass ihr das Diaphragma und NFP vergessen habt.
Nur ein Hinweis zur Hormonspirale: Die sind zum Teil sogar bis zu 8 Jahre wirksam und zugelassen. Da finde ich den Preis von ca. 270 € (Spirale + Einsetzen) vollkommen ok. Wär vielleicht noch interessant zu erwähnen, dass mit der Hormonspirale (vielleicht nicht bei allen?) die Blutung irgendwann ausbleibt, was ich als sehr guten Nebeneffekt empfinde.
Es gibt Kupferspiralen, die bis zu 10 Jahren zugelassen sind.