Ihr Lieben, neulich hatte mein Jüngster U7, es sollte also gecheckt werden, wie groß und schwer er ist, ob er schon puzzeln, hüpfen, Zwei-Wort-Sätze sprechen kann. Ich finde, er ist für sein Alter motorisch und sprachlich relativ weit, was sicher an den drei großen Geschwistern liegt.
Ich habe mir also keine „Sorgen“ im Vorfeld gemacht, der Kinderarzt ist zudem der Papa einer Freundin meiner Tochter und dem Jüngsten durchaus vertraut. Ein Selbstläufer also, wie ich dachte. Mein Sohn aber hat eine Komplettverweigerung hingelegt.
Er weigerte sich, sich auf die Waage zu stellen. Lösung: Erst musste ich auf die Waage, dann mit ihm auf dem Arm, schwupps hatten wir durch die Differenz das Gewicht des Kindes und ich die Gewissheit, dass ich etwas weniger Süßkram essen sollte.
Das Messen der Körpergröße und des Kopfumfanges war nur unter Geschrei möglich, alles gute Zureden half nichts. Anschließend setzte er sich einfach auf den Boden. und würdigte niemanden mehr eines Blickes. „Wie heißt du denn? Hast du einen Bruder? Wie alt bist du? Magst du Dinos?“ Die liebe Arzthelferin probierte alles, um ihn aus der Reserve zu locken. Und ich versuchte es auch mit dem ganz alten, ganz verzweifelten Satz: „Wenn wir nach Hause kommen, kriegst du auch einen Lolli.“
Statt dem Kleinen puzzelte ich bei der U7 auf dem Boden
Die Arzthelferin und ich puzzelten auf dem Boden, bauen Türme, schmissen uns Bälle zu – und bekamen irgendwann einen Lachkrampf, weil wirklich NULL Reaktion vom Jüngsten kam. Wir einigten uns darauf, dass sie einfach mich fragt, was er schon kann oder nicht kann und auch der Kinderarzt untersuchte kurz darauf nur das Notwenigste und das sehr behutsam. Kaum verließen wir die Arztpraxis, hüpfte der Kleine fröhlich herum und fragte: „Lolli?“
Zu Hause dachte ich: „Wie gut, dass das nicht beim ersten Kind passiert ist!“ Ich glaube, das wäre mir damals wahnsinnig peinlich gewesen, weil ich wahrscheinlich gewollt hätte, dass das Kind da gut „performt“. Vielleicht hätte ich auch angenommen, dass die Ärzte sich über mich als Mutter wundern, warum mein Kind nicht mitmachen will. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht cool geblieben wäre und es irgendwie auf mich bezogen hätte.
Kinder sind eben keine Roboter
Heute weiß ich, dass mein Kleiner ein quietschgesundes Kind ist, auch wenn es keine Türme vor Ärzten baut, wenn es nicht gezeigt hat, dass was es alles kann. Ich weiß auch, dass Kindergehirne manchmal die witzigsten Sachen machen, die wir Erwachsene vielleicht nicht immer nachvollziehen können, aber die für das Kind Sinn machen. Ich mache mich nicht mehr verrückt, dass ein Kind etwas Spezielles zu einem speziellen Zeitraum können muss, weil ich weiß, dass jedes Kind sein eigenes Tempo hat. Ich vergleiche mein Kind nicht mehr mit Kindern im gleichen Alter, sondern freue mich einfach darüber, dass er so ist wie er ist.
Ich schreibe das alles nicht, weil ich mich über die Erstlings-Mamas lustig machen möchte, weil sie vielleicht aufreget sind vor solchen Untersuchungen. Sondern weil ich genau so war und mich oft deshalb verrückt gemacht habe. Ich kann mich daran erinnern, dass ich bei unserem ältesten Kind eine Liste von Wörtern bekam, von denen sie schon 30 können sollte. Ich sollte ankreuzen, welche 30 Wörter sie schon kann – weil sie aber nur etwa die Hälfte konnte, habe ich aus Scham einfach geschummelt und 15 Wörter angekreuzt, die sie noch nie gesagt hatte. Heute würde ich das nicht mehr machen.
Ich möchte euch einfach sagen: Wir alle wachsen und lernen in unserer Elternschaft. Wir entwickeln uns stetig weiter, lernen unsere Kinder immer besser kennen, wir machen uns über gewisse Dinge nicht so den Kopf, können mehr über uns selbst lachen. Elternschaft bleibt die wohl größte Abenteuerreise unseres Lebens.
6 comments
Guten Morgen,
Ich denke auch, dass diese Untersuchungen wichtig sind. Unsere Ärztin hat das auch etwas pragmatischer gemacht und einfach sich mit meinem Sohn über sein Kuscheltier und Feuerwehr unterhalten, ihn mit Autos spielen lassen, ein Feuerwehr Puzzle war auch dabei und alle echten Untersuchungen hat sie erklärt und manchmal auch beim Kuscheltier gemacht, so dass er sah, was da gemacht wird. Kopfmessen ist bestimmt auch für Kids doof, wenn sie nicht sehen, was da passiert..
Und peinlich war mir das überhaupt nicht, wenn er mal nicht mitmachen wollte.
Das kann ich ehrlicherweise überhaupt nicht nachvollziehen. Es geht bei der U-Untersuchung um Prävention, das ist doch kein Mütter-Check. Ich finde es daher gut, wenn dort etwas entdeckt wird, damit rechtzeitig etwas getan wird. Meistens ist es bei Kleinkindern eh nur ein“Das müssen wir im Auge behalten.“ Wie kann das peinlich sein? Woher kommt dieser Drang? Ist die Vertuscherei nicht peinlicher? Das macht den ganzen Termin recht absurd.
Gut, wenn der Kinderarzt sich darauf einlässt. Ich musste einmal mit einem Kind zum Recall, weil es sich weigerte, eine Person mit nur einer Buntstiftfarbe zu malen und die Fantasieworte („Sag mal Römpömpömm“) nach zu sprechen.
Das fand ich auch als Vielfachmutter peinlich und absolut unnötig.
Ich kenne das ehrlich gesagt gar nicht anders… Meine 3 Kinder haben alle erst frühestens mit 5 Jahren bei den Vorsorgeuntersuchungen wirklich alles gemacht, was sie sollten und auf Fragen geantwortet. Unser Mittlerer (6 Jahre) ignoriert Fragen des Kinderarztes gekonnt und bleibt einfach stumm.
Unser Kinderarzt geht da aber total gut mit um. Er geht während der Untersuchung auch öfters mal raus und lässt die Tür offen – und ich bin mir sehr sicher, dass er durchaus mitbekommt, was die Kinder dann so reden und hat somit dann trotzdem ein ganz gutes Bild von den Kindern.
Auf der Waage stand ich beim Kinderarzt auch schon öfters…
Mal so am Rande… die u Untersuchungen sind wichtig ja.. aber ich habe zwei größere Kinder und zwei kleinere.. bei den kleinen steht jede noch so kleine Sache .. wie z.b. noch nicht in Kita 3 Geschwister .. beide en großen nicht.. also Mittler ist irgendwie auch alles viel verbissener und immer mehr nach Checkliste.. viel weniger Kind… mag an Kosten und fachkräftemangel liegen. das nur Mal so am Rande.
aber du hast Recht bei Kind Nr. eins bringt es einen alles schneller aus der Ruhe.. bin bei Nr. 4 mittlerweile auch entspannt… letzte u nur weinen kein drehen, nur bei Mama im Arm gekuschelt war’s gut.
übrigens die Worte Anzahl wurde ich bei den großen nie gefragt (mittlerweile 14 und 12) bei dem 3 jährigen aber mit 2 Jahren durchaus.. ich wusste die Anzahl nicht… die Ärztin behandelte mich daraufhin wirklich herablassend.. und bei Kind 1 zählt man vielleicht noch jedes Wort aber nicht bei 3 (damals noch) die Frage erwischte mich eiskalt🤣
Ich glaube, es hängt einfach sehr stark von der jeweiligen Ärzt*in ab, wie intensiv untersucht wird. Meine Tochter (fast 4) musste bisher bei keiner U irgendetwas vormachen, malen, zählen usw. Die Ärztin testet Reflexe, schaut sich grob die Bewegungen an und das war’s. Ich hätte mir schon manchmal gewünscht, dass es etwas intensiver ist. Habe mich schon häufiger gefragt, ob bei dieser Art von Untersuchung Besonderheiten wirklich auffallen.