Ihr Lieben, wenn ihr das Wort Trennungsjahr hört – dann hört sich das doch ganz schön endgültig an, oder? Dass ein Trennungsjahr aber nicht automatisch zur Scheidung führen muss, erzählt uns hier Daniela. Was für ein schöner, mutmachender Bericht!
Wie das Trennungsjahr zeigte, dass wir einander wollen
Mein Name ist Daniela und ich bin mit meinem Mann seit 17 Jahren zusammen, davon knapp 12 verheiratet. Unsere Kinder sind 14 und 11 Jahre alt, wir wohnen in einem Haus in einer kleinen Stadt nahe Hamburg.
Zwischen meinem Mann und mir begann es zu kriseln, als ich 2013 mit unserer Tochter schwanger war. Mein Mann hatte die Chance, beruflich aufzusteigen und war in dem Jahr auf sehr vielen Geschäftsreisen. Auch zwei Tage nach der Geburt unserer Tochter war er für eine Woche weg (danach hatte er vier Wochen frei). Ich fühlte mich nicht wahrgenommenen, nicht gesehen. Ich hatte das Gefühl, mir hört keiner zu, alles was ich machte, würde als selbstverständlich betrachtet.
Leider habe ich nur wenig über meine Gefühle gesprochen, vielleicht auch, weil ich immer das Gefühl hatte, dass mein Mann sein Hirn nach der Arbeit im Auto liegen lässt. Dieser unschöne Zustand zog sich bis 2016. In diesem Jahr traf ich meine erste große Liebe wieder. Es ist nichts passiert zwischen uns, aber diese Begegnung machte mir trotzdem deutlich, dass die Gefühle zu meinem Mann weniger geworden waren. Ich beschloss, die Reißleine zu ziehen und sagte meinem Mann, dass ich mich trennen möchte.
So eine Trennung ist natürlich nicht einfach, aber mein Mann hat auch nicht wirklich um mich gekämpft. Er suchte sich eine neue Wohnung, was etwas dauerte, im Mai 2017 ist er dann schließlich ausgezogen. Für die Kinder war das ganz schlimm und und für mich ehrlich gesagt auch, ich habe bitterlich geweint.
Klar war, dass er die Kinder regelmäßig sehen kann. Er hatte sie jedes zweite Wochenende und war unter der Woche zwei Abende bei uns, hat mit den Kindern gegessen und sie ins Bett gebracht. Die Kommunikation zwischen ihm und mir war am Anfang recht holprig, aber nach zwei Monaten hatten wir uns eingegroovt und auch die Kinder kamen mit der Situation ganz gut klar.
Nach etwa acht Monaten bemerkte ich, dass ich mich innerlich veränderte. Ich war rastlos, getrieben und merkte, dass das nicht das Leben ist, das ich mir wünschte. Es lief einfach nicht rund, es fühlte sich nicht komplett richtig an.
Kurz darauf trafen mein Mann und ich uns alleine, um einige Dinge zu besprechen. Es irritierte mich, dass ich feststellte, dass ich vor dem Treffen aufgeregt war und als ich ihn sah, hatte ich Schmetterlinge im Bauch. Ich sagte mir selbst, dass ich jetzt mal aufhören soll, so rumzuspinnen, aber natürlich spürte ich da, dass das Thema Ehe noch nicht erledigt war.
Ich habe ihm einen langen Brief geschrieben, habe mir alles von der Seele geschrieben. Was ich vermisst habe in unserer Ehe, an was wir arbeiten müssen und dass ich uns nicht aufgeben will. Mein Mann lud mich nach dem Brief auf ein Date ein und wir beide merkten, dass da noch eine Menge Gefühle sind.
Im März 2018 zog er wieder bei uns ein und seitdem hat sich sehr viel zum Positiven geändert. Die Betriebsblindheit zu Hause gibt es nicht mehr. Er musste sich mehr einbringen, von sich aus, ohne dass ich ihm vorkauen musste, was es zu erledigen gibt. Das war natürlich ein Prozess, das klappte nicht von heute auf morgen. Aber wir sind beide aufmerksamer geworden, was die Bedürfnisse des anderen angeht. Wir kommunizieren mittlerweile klar, wenn was stört und suchen dann gemeinsam nach einer Lösung.
Wir gehen einmal im Monat alleine essen und jedes Jahr, um unseren Hochzeitstag herum, fahren wir für ein paar Tage ohne die Kinder weg. Heute machen wir das, was wir vor der Trennung hätten machen sollen. Damals hatte ich dafür keine Kapazität, keine Nerven und auch er war sicher nicht so reflektiert damals. Deshalb habt uns das Trennungsjahr total geholfen zu verstehen, woran wir arbeiten müssen und auch zu merken, dass wir nicht ohne den anderen leben wollen! Unsere Ehe ist heute so viel besser als damals.