Trennung der Eltern: Unter diesen Sätze leiden die Kinder besonders

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Ihr Lieben, Trennungen sind nie leicht. Oft gibt es jahrelange Verletzungen oder komplette Sprachlosigkeit. Doch gerade, wenn Kinder im Spiel sind, sollten Eltern alles dafür tun, dass eine Trennung so friedlich wie möglich abläuft. Sandra Günter ist Anwältin und Expertin für Scheidungs- Familien- und Strafrecht, tritt im TV als Expertin auf und will Menschen über Social Media,
Bücher und Coachings mit Know-How stärken. Hier beantwortet sie uns einige Fragen zum Thema gewaltfreie Kommunikation in Trennungssituationen.

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Liebe Frau Günther, Sie unterstützen Paare, eine Trennung im Guten zu vollziehen, damit auch die Kinder möglichst wenig darunter leiden. Kann denn eine Trennung eigentlich auch für Kinder von Vorteil sein?

Eine Trennung kann für Kinder ein Vorteil sein und das Kindeswohl definitiv schützen. Dies resultiert daraus, dass Kinder in schwierigen Beziehungen unter fortwährenden Streitigkeiten, Schreien und Beleidigungen bis hin zu Gewaltausbrüchen leiden. Kinder belasten solche Situationen extrem. Oft werden sie auch verhaltensauffällig, indem sie wieder einnässen, sich in sich zurückziehen oder die Noten schlechter werden.

Glückliche Kinder resultieren aus glücklichen Eltern. Und wenn eine Trennung der Elternteile die Folge hat, dass jeder Elternteil für sich wieder glücklich ist, dann profitieren auch die Kinder davon.

„Intelligent getrennt“, so auch der Name meiner Marke und des neuen Buches, was im Herbst im Goldegg Verlag rauskommt, bedeutet, sich einvernehmlich im Guten zu trennen, damit die Kinder nicht leiden

Welche Sätze hören Sie bei den Trennungsgesprächen am häufigsten?

Ganz häufig beginnen Frauen das Trennungsgespräch mit Worten wie: „Mein Mann, er ist ein Narzisst, …“ Puh, ganz ehrlich, darauf gehe ich nicht weiter ein, denn was passiert, wenn Frauen ihre Männer so bezeichnen ist Folgendes: Sie machen ihn zum Täter und sich zum Opfer und verharren, wenn man darauf näher eingeht, auch in dieser Opferrolle. Dies ist aber hinderlich, wenn man sich intelligent trennen möchte. Denn bei einer Trennung muss man ins Handeln kommen und sich nicht auf der Opferrolle ausruhen. Oft höre ich auch Worte wie: „Ich habe Angst, meine Kinder zu verlieren, wenn ich mich trenne.“ 

Auch diese Sorge gilt es zu nehmen, wenn wir es z.B. mit einer Person zu tun haben, die jahrelang unter dem aggressiven Verhalten des Anderen gelitten hat.

Ich lasse zu Beginn der Gespräche jedem die Zeit, sich zu öffnen und zu erzählen, damit ich mich auf mein Gegenüber einstellen kann. Im Familienrecht ist dies wichtig, da man es mit menschlichen Schicksalen und dem Auseinanderbrechen von Familien zu tun hat.

Wenn emotionale Verletzungen stattgefunden haben – ist es dann manchmal auch besser, erstmal keinen Kontakt mit dem Ex zu haben oder ist gerade dann Kommunikation besonders wichtig?

Meines Erachtens ist es sinnvoll, dass man sich nach erlittenen Verletzungen erstmal voneinander abgrenzt und dem anderen Raum gibt, das Erlebte zu verarbeiten und reflektieren. Das kann nicht jeder Mensch aushalten, ja. Viele nennen es ja auch „Ghosting“, wenn sich der Ex dann nicht mehr meldet. Aber ganz ehrlich: Es gibt einen Punkt in einer emotional hoch belasteten Beziehung, wo reden nicht mehr hilft, da bereits alles mehrfach gesagt wurde.

Dann ist es einfach nötig, sich neu aufzustellen, zu beruhigen und dann, nach einiger Zeit eventuell nochmal einen Versuch zu starten, ins Miteinander zu gehen. Insbesondere dann, wenn gemeinsame Kinder vorhanden sind.

Unter welchen Sätzen leiden Kinder, deren Eltern sich trennen, besonders?

Kinder leiden extrem, wenn Eltern sich wechselseitig schlecht machen. Sätze wie: „Die Mama ist schuld, dass ich ausziehen muss“, „Papa ist ein Versager, wir brauchen ihn nicht“, oder „Die Mama ist eine Schlampe, kriegt nicht mal den Haushalt geregelt“, sind keine Seltenheit. Ein Kind liebt aber beide Elternteile und bekommt durch solche Sätze das Gefühl vermittelt, nicht beide Elternteile lieben zu dürfen.

Dieses Gefühl, nicht Beide lieben zu dürfen, kann Kinder in eine existentielle Not bringen, sodass sie sich zwingend auf eine Seite positionieren. Der Beginn einer Entfremdung und eines Loyalitätskonfliktes ist hierbei oft die Folge.

Wie kann ich meinem Kind gut und liebevoll erklären, dass Mama und Papa sich trennen?

Es kommt immer auf das Kind an, in welchem Alter es sich befindet und wie der Reifegrad ist. Gut ist es, wenn möglich, dass Eltern das Gespräch mit dem Kind gemeinsam suchen und erklären, dass Mama und Papa sich nicht mehr so liebhaben und deshalb nun getrennt wohnen. Auch sollte dem Kind gesagt werden, dass beide Elternteile es bedingungslos lieben und die Trennung nichts mit ihm zu tun hat.

Wenn kein gemeinsames Gespräch möglich ist, dann sollte bei einem Trennungsgespräch vermittelt werden, dass das Kind beide lieben darf und dies so sein soll. Es muss klar kommuniziert werden, dass das Kind den anderen Elternteil weiterhin sehen und hören darf, wann immer es die Zeit zulässt und das Kind es möchte.

Heute ist verbale Gewalt generell viel mehr im Fokus als es früher war. Wo genau fängt verbale Gewalt an?

Bereits bei regelmäßigem Anschreien spricht man von verbaler Gewalt. Herabwürdigungen der Person, immer wiederkehrend wie: „Du bist nichts wert“, und vieles mehr, gehören ebenfalls dazu. Man sollte aber wirklich differenzieren. Kinder zu erziehen ist eine große Aufgabe und ist kein Spaziergang. Da kann es auch mal passieren, dass man mal lauter wird, und das ist auch ok. Ist dies allerdings die Regel, sollte man sich Hilfe suchen, damit es in Zukunft besser laufen kann.

Welche Sätze würden Sie Familien, die gerade in Trennungssituationen sind, öfter wünschen?

Sätze wie: „Ich versteh Dich, Du musst Dich nicht schämen für Eure Probleme“, oder „Eine Trennung ist kein Versagen“, würden vielen Menschen schon helfen, sich nicht noch mieser zu fühlen, als sie es ohnehin schon tun.

Für viele Menschen hat es was mit Scham zu tun, wenn sie sich mit einer Trennung konfrontiert sehen. Das muss aber nicht sein. Ich sage immer: „Es ist keine Schwäche zu gehen, sondern es ist eine Stärke. Es gehört viel Mut und Zuversicht dazu, sich aus einer schwierigen Beziehung zu befreien.“ Die Betroffenen sollten sich selbst in dieser Zeit ein guter Freund sein.

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