Trennung trotz finanzieller Abhängigkeit: So kann es klappen

Trennung

Eine Trennung ist niemals leicht – schon gar nicht, wenn Kinder im Spiel sind, das hab ich, Sabine Buiten, selbst erfahren. Für uns Mütter steht dabei oft eine zentrale Frage im Vordergrund: Wie soll ich das finanziell überhaupt schaffen? Gerade mit einer Teilzeit-Stelle oder als Vollzeit-Mamas sind wir nun einmal finanziell abhängig vom Partner. Diese Unsicherheit hat auch mich selbst lange begleitet.

Es war damals von Anfang an für mich klar, dass ich meine Ganztagsstelle als Vorstandsassistentin aufgeben würde, um mehr Zeit für unsere gemeinsame Tochter zu haben. Ich habe die Entscheidung getroffen, in eine Halbtagsposition in der Marketingabteilung zu wechseln, obwohl ich damit nicht wirklich glücklich war.

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Zudem war ich aufgrund meiner Halbtagsbeschäftigung finanziell von meinem Partner abhängig. Hinzu kommt, dass sich meine Partnerschaft in eine toxische Richtung entwickelt hat und ich mich in den ersten intensiven Kinderbetreuungsjahren in einer Sackgasse sah, die mir als Mensch, Frau, Partnerin und Mutter keine Perspektiven oder Halt gab.

Der Gedanke, nach einer Trennung alleine für alles aufzukommen, fühlte sich überwältigend an. Doch nach viel Vorarbeit und innerem Kampf habe ich den Absprung geschafft – und möchte meine Geschichte hier teilen, um andere Frauen zu ermutigen, einen Ausweg zu finden, auch wenn er anfangs unmöglich erscheint.

Schaff ich die Trennung finanziell? Der Druck, nicht zu gehen

Bei mir waren es gut zwei Jahre des Abwägens und der Vorbereitung, bis ich den endgültigen Schritt gewagt habe. Der Druck, mich nicht zu trennen, kam von allen Seiten: Von außen gab es Stimmen, die sagten, man müsse doch der „richtigen Familie“ zuliebe durchhalten. Negative Beispiele in meinem Umfeld dazu gab es viele. „Man hat sich ja so viel gemeinsam geschaffen, ein Haus, ein Auto…“

Auch in mir selbst tobte ein innerer Kampf. Die Vorstellung, Beruf und Kind als Alleinerziehende zu vereinen, war beängstigend. Hinzu kamen die finanziellen Risiken und die ständige Angst vor Unsicherheit. Am meisten jedoch sorgte mich die Frage, wie meine kleine Tochter mit all dem umgehen würde.

Doch irgendwann kam der Punkt, an dem ich nicht mehr wegsehen konnte. Ich wusste, dass die Beziehung mir und meinem Kind nicht guttat – sie hielt mich emotional gefangen, machte mich unsicher und klein.

Es ging mir immer schlechter und ich spürte, dass es so nicht weitergehen konnte. Das war der Moment, in dem ich beschloss, dass ich mir und meinem Kind ein besseres Leben ermöglichen musste – auch wenn eine Trennung finanziell unmöglich erschien.

5 konkrete Schritte für den Absprung

Hier sind die wichtigsten Schritte, die mir geholfen haben, den Absprung zu schaffen und mein Leben neu zu ordnen:

1. Finanzen ordnen und Klarheit schaffen

Bevor ich den Schritt wagte, habe ich mir einen genauen Überblick über meine Finanzen verschafft. Ich berechnete, was meine zukünftige Wohnung kosten darf, wie viel Geld ich für den Alltag brauchen würde und welche Unterstützungen es gibt – sei es durch staatliche Hilfen, Alimente oder auch durch soziale Netzwerke. In meiner Firma erkundigte ich mich, welche Möglichkeiten es für eine Stundenerhöhung gibt und was die finanziellen Auswirkungen wären.

Das gab mir ein Gefühl der Sicherheit, weil ich wusste, was auf mich zukommt und wie ich mich absichern kann. Ich fing an, regelmäßig Geld auf ein heimliches Sparbuch zur Seite zu legen, selbst wenn es nur kleine Beträge waren. Jeder noch so kleine Schritt brachte mich meinem Ziel näher und gab mir ein Gefühl der Kontrolle über meine finanzielle Zukunft.

Ich habe etwa zwei Jahre gebraucht, um ein finanzielles Polster aufzubauen, das mir die nötige Sicherheit für meine Trennungsentscheidung gegeben hat. Diese Zeit war entscheidend, um nicht nur mein Sparziel zu erreichen, sondern auch um meine finanzielle Situation realistisch einzuschätzen. Ich begann mit kleinen Beträgen und stellte schnell fest, dass selbst kleine Einsparungen über die Zeit hinweg einen großen Unterschied machen können.

2. Ein starkes Netzwerk aufbauen

Niemand muss diesen Weg allein gehen. Ich habe mir neben meinem bestehenden Freundeskreis während meiner Ehe auch ein neues Netzwerk aufgebaut – darunter (mental) unterstützende Mamas, Familie und Kolleginnen. Die meisten bestehende Freund:innen und die Familie, die die „Trenn-dich-nicht“-Meinung vertraten, habe ich erst später eingeweiht.

Außerdem habe ich mich auch auf berufliche Kontakte gestützt, die mir Mut und Rückhalt gaben – besonders für die bevorstehenden Veränderungen im Job. Frauen brauchen starke Kompliz:innen und Mentor:innen, die ihnen den Rücken stärken und in schwierigen Phasen zur Seite stehen.

Dieses Netzwerk half mir, dranzubleiben und mich nicht entmutigen zu lassen. Besonders wichtig war für mich auch das Wissen, dass ich ein Umfeld hatte, auf das ich mich verlassen konnte, zum Beispiel für Unterstützung bei meiner Tochter, falls ich krank werden sollte oder in anderen Notfällen.

3. Mentale Stärke entwickeln

Neben den finanziellen Sorgen war der emotionale Druck eine enorme Herausforderung für mich. Ich habe gelernt, dass es völlig in Ordnung ist, nicht immer alles perfekt zu machen. Statt mich von der Angst vor dem Unbekannten lähmen zu lassen, konzentrierte ich mich auf kleine, machbare Schritte.

Beispiele dafür waren, das offene Gespräch mit meiner Vorgesetzten zu suchen, um eine Stundenerhöhung zu besprechen oder auch Unterstützung anzunehmen – etwa jemanden zu bitten, meine Tochter vom Kindergarten abzuholen. Manchmal reichte es auch, eine Freundin anzurufen, um mich einfach „auszukotzen“, alles von der Seele zu reden und so meine Gedanken neu zu ordnen.

Diese Herangehensweise hat mir geholfen, die Situation greifbarer zu machen und die Kontrolle zurückzugewinnen. In diesen Momenten wurde mir klar, dass es nicht immer darum geht, sofortige Lösungen zu finden, sondern den Mut zu haben, auch in schwierigen Zeiten weiterzumachen und bei Bedarf auch Hilfe anzunehmen, wenn ich sie brauche.

Außerdem habe ich gelernt, besser auf mich zu hören und unsere neue kleine Familie anders zu definieren. Wichtig ist es, sich in dieser zu Beginn fragilen Zeit von äußeren, nicht positiven Einflüssen fernzuhalten.

4. Herausforderungen anders sehen

Ein zentraler Aspekt meiner Veränderung war das Reframing – das alte Bild in einen neuen Rahmen zu setzen. In diesen zwei Jahren, in denen ich noch in der Beziehung blieb, fokussierte ich mich darauf, neue Freundinnen zu treffen und meine soziale Unterstützung auszubauen.

Ich unternahm viel mit meiner Tochter und genoss die guten Phasen in unserer Beziehung, auch wenn es herausfordernde Zeiten gab. Diese positiven Momente halfen mir, die schwierigen Phasen besser zu ertragen und gaben mir die Kraft, weiterzumachen.

Darüber hinaus knüpfte ich Kontakte zu einer Clique von Müttern, mit denen ich regelmäßig Sport machte und Aktivitäten organisierte. Diese neuen Bekanntschaften gaben mir nicht nur emotionale Unterstützung, sondern halfen mir auch, die Zeit bis zu meiner privaten Veränderung sinnvoll zu gestalten.

Statt mich ständig auf das Negative zu konzentrieren, sah ich die Herausforderungen als wertvolle Lernmöglichkeiten, die mich stärker und selbstbewusster machten. Indem ich das Bild meiner Situation neu rahmte, fand ich einen Weg, mit den Unsicherheiten umzugehen und mir selbst Mut zuzusprechen. Diese positive Sichtweise half mir, die Zeit zu überbrücken, bis ich bereit war, den nächsten Schritt in meinem Leben zu wagen.

5. Beruflich neu aufstellen

Der berufliche Neustart war ein entscheidender Schritt auf meinem Weg in die Unabhängigkeit. Durch die zusätzlichen Stunden gewann ich mehr Verantwortung und Anerkennung im Job – und mit diesem neuen Selbstbewusstsein, unterstützt durch die Freiheit von einer toxischen Beziehung, erkannte ich zunehmend meinen eigenen Wert.

Ein Jahr nach der Trennung fasste ich den Entschluss, meinen Job nach 15 Jahren zu kündigen. In meiner beruflichen Laufbahn hatte ich zahlreiche verantwortungsvolle Positionen inne, was mir wertvolle Erfahrung und Anerkennung brachte. Der Wunsch, mich eines Tages selbstständig zu machen, reifte allmählich heran und so absolvierte ich gezielt Weiterbildungen, um meine Fähigkeiten weiter auszubauen.

Heute arbeite ich als Coachin und unterstütze Frauen, die – wie ich damals – in schwierigen Lebenssituationen stecken und einen Neuanfang wagen möchten. Diese Entscheidung war eine der besten meines Lebens.

Frauen als gegenseitige Stütze

Sabine Buiten

Ich bin stolz darauf, wie weit ich gekommen bin. Eine der wichtigsten Erkenntnisse auf meinem Weg war, dass es entscheidend ist, bei sich selbst zu bleiben und den eigenen Weg zu gehen – anstatt sich von äußeren Erwartungen oder gesellschaftlichen Normen leiten zu lassen.

Wir Frauen neigen oft dazu, uns mit anderen zu vergleichen oder auf gesellschaftliche Erwartungen zu hören, aber der wahre Erfolg liegt darin, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Es geht darum, nicht im Außen zu sein, sondern die eigenen Werte und Ziele klar im Blick zu behalten und mutig seinen eigenen Weg zu gehen.

Als Coachin habe ich mir zum Ziel gesetzt, Frauen zu helfen, die beruflich oder privat an einem Wendepunkt stehen. Sie dabei zu begleiten, sich neu zu positionieren, und ihnen den Mut zu geben, ihre Komfortzone zu verlassen, erfüllt mich unglaublich. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es möglich ist, auch scheinbar unüberwindbare Hindernisse zu meistern.

Mein Wunsch an dich

Ich hoffe, dieser Beitrag macht dir Mut, für dich selbst einen Plan zu entwickeln und den ersten Schritt zu wagen. Denn so schwer es auch scheinen mag – es ist möglich, aus einer ungesunden Beziehung auszubrechen und gestärkt daraus hervorzugehen. Ich wünsche dir viel Kraft, Klarheit und die Unterstützung, die du auf deinem Weg brauchst.

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2 comments

  1. Kein einziger Ratschlag oder Tipp, der ans Eingemachte geht. Stattdessen abgedroschenes „Mental Load“-Wunschdenken. Weder macht es satt, wenn man sich als Ein-Eltern-Familie „neu definiert“ noch schaffen es viele (Ehe)Frauen ein Netzwerk aufzubauen. Im Gegenteil: Bedingt durch neue Lebens- oder Job-Umstände, Umzüge, politische Differenzen sowie Kinder und Partner bleibt vielen, vielen Frauen gar keine Zeit, sich einen Freundeskreis zu schaffen. Und selbst wenn: Satt macht der auch nicht. Verkneift euch so ein Coching-artiges Geseihere, das hilft kein Stück. Anders würde es sich verhalten, wenn der Beitrag „Sich mental auf eine Trennung und finanzielle Sorgen einstellen“ geheißen hätte. Ansonsten: Kann weg.

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