Teen-Time von Katharina: Die letzten Momente vorm Türeknallen?

Türeknallen

Foto: Pixabay

Ihr Lieben, heute gibt es mal eine Teen-Time-Kolumne von mir, denn während Lisa ja schon drei Kinder hat, die entweder in der Pubertät stecken oder schon wieder raus sind, ist meine Älteste nun 13 Jahre alt (sie wird dieses Jahr noch 14, das ist natürlich wichtig :-)) – also noch am Anfang dieser spannenden Zeit. Sind das möglicherweise gerade die letzten Momente vorm Türeknallen?

Oft habe ich von Bekannten und Freunden gehört: „Oh Gott, diese Zeit ist so hart, das wird schrecklich, gerade mit Mädchen.“ Bisher kann ich sagen: Alles noch total okay hier.

Die letzten Momente vorm Türeknallen?

Natürlich gibt es Augenrollen, natürlich gibt es Stimmungsschwankungen, natürlich steht meine Tochter nun mehr vor dem Spiegel als noch vor zwei Jahren. Aber all das gehört dazu, all das ist auch wichtig. Wenn ich überlege, wie ich in der 8. Klasse war, dann bemerke ich aber große Unterschiede.

In der 8. Klasse hatte ich mit Schule und meiner Familie wenig am Hut. Meine Freundinnen gingen mir über alles, mit ihnen habe ich alles besprochen, wir hingen nonstop miteinander ab und sobald wir räumlich getrennt waren, telefonierten wir miteinander. Heute kaum noch vorstellbar, dass meine stundenlangen Telefonate die Leitung blockierten und wir mitunter Telefonrechnungen hatten, die meinen Vater stinkwütend machten. Was meine Freundinnen und Gleichaltrige machten, machte ich auch. Ich wollte alles – nur nicht anders sein. Wir trugen alle die gleichen Klamotten, mochten die gleiche Musik und TV-Serien.

Unsere Jugend war anders als die heutige

Wir hatten unglaubliche Freiheiten, weil wir kein Handy hatten oder, wie ich manchmal sage, keine „verlängerte Nabelschnur“. Gab´s irgendwo ein Problem, lösten wir es oder eben nicht, aber wir haben keine WhatsApp an die Eltern geschickt mit der Frage, was wir tun sollen. Wir konnten Mist bauen, ohne, dass irgendjemand es gefilmt und online gestellt hätte. Das ist etwas, für das ich extrem dankbar bin.

Gleichzeitig waren wir aber auch wahnsinnig naiv. Für Politik oder gesellschaftliche Themen interessierten wir uns nicht. Ich bin in einer bayerischen Kleinstadt aufgewachsen, hier war die „Welt noch in Ordnung“. Mit Migration oder Inklusion kamen wir nicht in Berührung, die meisten Mütter waren nicht arbeiten, was für eine Bubble…

Meine Tochter hingegen hat kein Problem mit „Anders“-Sein. Nicht, wenn es sie selbst betrifft; sie würde nie etwas aus purem Gruppenzwang machen, sie mag nicht automatisch alles, was ihre Freundinnen mögen. Und auch nicht, wenn andere „anders“ sind. Sie ist von Beginn an auf einer inklusiven Schule, hat Kinder mit körperlichen und geistigen Behinderungen um sich herum. Sie lernt jeden Tag, dass alle Menschen verschieden sind, dass alle unterschiedliche Stärken und Schwächen haben. Sie engagiert sich für Umweltthemen und immer wieder fragt sie mich nach politischen Ereignissen und will verstehen, was in der Welt passiert.

Die Eltern sind näher dran an den Teenies – oder sie an ihnen

Auf der anderen Seite erlebe ich die Jugendlichen in ihrem Alter manchmal als weniger lebenstüchtig als uns damals. Wie löse ich ein Problem, ohne das Handy zu zücken? Die gerade volljährige Tochter einer Freundin rief zum Beispiel ihre Mutter an, um zu fragen, was man gegen Motten im Schrank macht – anstatt einfach in eine Drogerie zu laufen und sich selbst umzuschauen.

Oder: Meine Tochter hatte neulich einen kleinen Zusammenstoß auf dem Rad mit ihrer Freundin. Die beiden waren kurz vor der Schule, die Mädchen hatten sich etwas wehgetan, aber waren nicht verletzt. Bei einer war allerdings die Kette runter und deshalb riefen sie mich an, ob ich zur Schule kommen könnte, um die Kette wieder drauf zu machen. Anstatt die Räder zur Schule zu schieben und da Klassenkameraden oder eine Lehrkraft zu bitten.

Wir wollten damals weg vom Elternhaus

Und noch was: Meine Freunde und ich scharrten alle mit den Hufen und konnten es nicht erwarten, nach der Schule auszuziehen. Einige machten ein freiwilliges soziales Jahr, andere reisten per Interrail durch Europa, andere gingen in die Großstadt zum Studieren. Alle zogen zu Hause aus, ins Studentenwohnheim, in WGs, nahmen Jobs an zum Geld zu verdienen.

Unsere Babysitterinnen, die gerade Abi gemacht haben, bleiben alle zu Hause wohnen, studieren zwar, aber ziehen nicht aus. Klar, wenn man in Berlin studiert, muss man schon genau überlegen, ob man sich eine Wohnung leisten kann und will, wenn man ja auch noch im Kinderzimmer wohnen kann. Ich kann das nachvollziehen, aber für mich wäre das UNDENKBAR gewesen.

Ich finde es so wichtig, dass diese jungen Erwachsenen ausziehen und ihr Leben mal selbst organisieren müssen. Einkaufen, kochen, Wäsche waschen, auch abends ausgehen, ohne dass Mama die Uhrzeit mitbekommt, wann man ins Bett fällt. Wenn meine Kinder mal so weit sind, werde ich sie ermutigen, sich Deutschland oder die Welt anzuschauen anstatt in Berlin zu bleiben.

Ich darf noch Teil des Lebens meiner Tochter sein

Zurück zu meinem Teenager: Was mich wirklich glücklich macht ist die Tatsache, dass sie mich immer noch an ihrem Leben und ihren Gedanken teilhaben lässt. Ich darf mich noch zu ihr kuscheln und ihr die Haare streicheln. Ich darf noch meine Meinung zu Themen sagen. Sie erzählt mir noch, was sie bewegt oder beunruhigt, was sie traurig macht. Noch habe ich das Gefühl, dass meine Nähe ihr Sicherheit gibt und wir gemeinsam Lösungen finden können.

Ich weiß, es wird auch Phasen mit Türenknallen geben, in denen ich als Ratgeberin nicht mehr angesagt bin. Aber ich hoffe sehr, dass all die Jahre zuvor die Basis dafür sind, dass sie zu mir kommt, wenn es wirklich brenzlig ist. Ich bin gespannt auf diese aufregenden Jahre und freue mich zu sehen, wie dieses tolle Mädchen sich weiterentwickelt.

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