Wie jugendlich dürfen wir uns als Eltern noch verhalten? Jugendkolumne „Teen-Time“

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Ihr Lieben, ihr habt uns wieder so viele tolle Themen für unsere Jugendkolumne „Teen-Time“ geschickt, die wir alle nach und nach abarbeiten werden, aber heute soll es erstmal um die Frage gehen, wie jugendlich blauäugig oder unvernünftig wir uns als Eltern eigentlich noch verhalten dürfen.

Wo steht geschrieben, ob ich als Papa noch im Club auf der Box tanzen darf oder mich als Mama fürs Festival wild schminken? Kann ich mich per Snapchat anmelden und die Anfragen der FreundInnen meiner Kinder annehmen? Wo wird der Mama gesagt, dass sie vor der Tochter und ihren Freundinnen vielleicht nicht ne Bikini-Modenschau abziehen soll, damit der Teenager-Freundeskreis abstimmt, welche Modelle sie zurückschickt (diese Geschichte erzählte mir grad eine Freundin und dass sie jetzt noch weiß, wie peinlich sie das damals empfand, die Mutter ihrer Freundin in einem Hauch von Nichts im Garten bewerten zu müssen).

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Kann ich als Mutter noch wild geschminkt auf Festivals gehen? Foto: pixabay

Erinnert ihr euch an solche Fremdschäm-Momente aus eurer Jugend auch noch? Und wie haltet ihr euren Peinlichkeits-Grad der Jugend gegenüber selbst im Zaum? Viel Spaß beim Lesen!

Fremdschäm-Momente für Teenager

„OMG“, ächzt uns das jugendliche Kind entgegen, als es zur Tür reinkommt und erstmal den Rucksack quer durch den Flur wirft (muss so in dem Alter, oder?), „ihr könnt euch nicht vorstellen, was gestern Abend los war“.

Nein, das können wir wohl nicht. Nu, setz dich doch erstmal, Kind, magst du was trinken? „Der Vater von X hat bei einer Feier vor unserer aller Augen heftig fremdgeflirtet. Das geht jawohl mal GAR nicht.“ Ähm… „Ey, Eltern, ihr reagiert ja gar nicht, findet ihr das normal oder was? Wie kann man seinem Kind sowas antun?! Vor allen Freunden und Freundinnen?!“

Äh, also, warte, ja, vor dem Freundeskreis des eigenen Kindes schon unglücklich, aber wir kennen die Umstände ja gar nicht, vielleicht sind die Eltern ja bereits getrennt, vielleicht war es ein Theaterabend und das Ganze nur ein Schauspiel or whatever… „ist doch wohl egal, aber VOR UNS, vor der Jugend?!“

Was unsere Jugendlichen bei Eltern unangebracht finden

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Megapeinlich: Wenn Papa für Snapchat ein Duckface zieht. Foto: pixabay

Puh und die Mutter von Y, die ist ja jetzt bei TikTok und macht meeeegapeinliche Videos. Und Lehrerin Z trägt jetzt die gleichen Schuhe wie wir… und der Stiefvater von C hüpft immer so megapeinlich rum, wenn der ein Bier in der Hand hat. Und bah, wir haben neulich die 35jährige Babysitterin von A´s kleiner Schwester in der Bahn getroffen und die hat in ihre Mütze gekotzt. Geht´s noch?!

Und die Neue von N´s Vater hat sich jetzt ein Tattoo mit aus dem Urlaub gebracht und sogar den ersten Buchstaben seines Vornamens unter der Haut, die sind doch erst grad zusammen. Und poah, der 20 Jahre ältere Bruder von D versucht immer, in unserer Sprache zu sprechen, Digga. Der glaubt wohl, er sei krass, dabei macht er sich nur lächerlich…  

Dürfen sich Eltern noch „unerwachsen“ verhalten?

Kennt ihr, die ihr heranwachsende Kinder im Haus habt, solche Gespräche? Solche Aufreger? Eltern und größere Leute sind natürlich per se schon mal peinlich, aber was, wenn sie sich dann auch noch aus der Sicht der Kinder „unerwachsen“ verhalten? Dürfen die das? Mich führt das dann immer zu der Frage: Wie jugendlich dürfen sich Erwachsene (also Erwachsene in Verantwortung für Jüngere) verhalten?

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Der Text „Das Fleisch ist willig, aber der Teenie ist wach“ von einer meine Lieblings-Blog-Kolleginnen ist mir dazu immer im Hinterkopf geblieben. In dem Beitrag von 2019 schreibt die liebe Nieselpriem: „Genießt euer komfortables Sexleben, solange die Kinder noch klein sind! So opulent wird es erst wieder, wenn die Nachkommen ausgezogen sind.

Irgendwann sind die Kinder nämlich zu groß, als dass man denen erzählen könnte, Mama und Papa machten Yoga oder der Papa hat da Aua und die Mama musste pusten! Oder was auch immer… Irgendwann wissen die, was das mit den Blümchen und Bienchen so auf sich hat und dann: Iiiieh! Also die Vorstellung, dass alte Menschen jenseits der dreißig oder die eigenen Eltern gar… pfui deibel! […]

Letzten Sommer haben wir im Garten Urlaub gemacht. Dort eine Hängematte, da eine Decke im Gras… Es war stimulierend. Ach, kannste alles vergessen! Egal, wohin wir uns zum Knutschen verzogen haben, der Pubi war uns auf den Fersen!

„Du, pass mal auf. Der Papa und ich gehen jetzt in den Schuppen. Wir haben was zu erledigen, äh, zu bauen. Weißte Bescheid. Wir sind gleich wieder da!“. „Hä? Was?! Nee, oder? Boar, nicht euer Ernst! Ihr seid sooooo eklig! Wehe! Untersteht euch!“.

Wie halten es andere, wie halten wir es?

Ich habe damals sooo gelacht über diese Vorstellung und diese Szene. Und heute sind wir selbst beobachtet von Menschen, denen wir nichts vorgaukeln können. Die genau schauen, was wir wann und wie tun.

Die kommentieren, wenn wir bei Instagram zu peinliche Fotos teilen. Die nichts schlimmer finden, als wenn Mama am Fußballplatz „Vooooorsicht!“ reinruft. Die sich offen fragen, wie denn die Eltern von T wohl das „Geschwisterchen hergestellt“ haben, wo sie ihnen doch so spießig erscheinen. Die für den Tanzschul-Abschlussball vielleicht Tanzverbot für Daddy aussprechen.

Der geheime Verhaltens-Kodex für Menschen in Verantwortung

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Darf ich mir als Mutter die Haare noch bunt färben? Foto: pixabay

Wie jugendlich wir als Eltern also noch sein dürfen? Nun. Ich trage nicht dieselben Schuhe wie sie und spreche auch oft nicht dieselbe Sprache, Bro 😉 Wenn ich Texte wie diesen poste, lege ich sie ihnen vorher zur Abnahme vor und frage, was daran zu peinlich werden könnte.

Ich gehe nicht auf die gleichen Partys wie sie, auch wenn es schon vorgekommen ist, dass ich freitags in der Stadt unterwegs war und das große Kind dann vorm Club eingesammelt und wir gemeinsam nach Hause gefahren sind. Und auf Festivals gehe ich auch noch, aber eben mit meinem Freundeskreis und nicht mit den Kindern.

Und ich würde mich vor ihren Augen niemals so betrinken, dass ich mich nicht mehr unter Kontrolle hätte. Da sind unsere Kids auch streng und sagen, das fänden sie unverzeihlich. Als Eltern hätten wir schließlich immer auch ne Verantwortung für sie. Und Anspielungen unter uns als Paar? Nee, find ich auch ein No go, wenn man grad am Familientisch zusammensitzt. Reicht, dass sie wissen, dass sie halt irgendwann irgendwie entstanden sind.

Teen-Time heißt auch Austausch. Wie steht ihr zum Thema?

Oder wie seht ihr das? In welchen Situationen sind eure Kinder streng mit euch? Wo zeigen sie großes Interesse? Was ist für sie ein No Go und was für euch? Und wann wart ihr ihnen zuletzt ganz besonders peinlich?

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3 comments

  1. Ich habe kürzlich auf einer Party zu einem Song getanzt, den ich mag. Dabei war ich zuletzt allein auf der Tanzfläche. Ich habe da keine wilden Sachen veranstaltet, aber eine Freundin meiner Tochter war auch auf der Party und hat das am nächsten Tag meiner Tochter erzählt.Da habe ich dann ein Donnerwetter bekommen, wie peinlich das denn wohl wäre und auf diiieesen Song und dass ich das nie wieder tun darf. Naja, das war dann schon etwas doof, aber ich finde, das darf ich, insbesondere wenn sie nicht mal dabei ist. Bißchen Peinlichkeit gehört manchmal halt zum Spaß haben dazu und es ist auch ein Lernprozess, das auszuhalten. Ansonsten versuche ich schon, sie nicht in peinliche Situationen zu bringen, solange diese Peinlichkeitsphase anhält, aber man kann sich ja auch nicht komplett verleugnen.

  2. Es sollte zumindest nicht anbiedernd sein. Aber wieso sollten sich Eltern nicht jugendlich verhalten dürfen? Was bedeutet das überhaupt? Wer sich mit 40 ein Maori Tattoo stechen lässt ist das doch genau so in Ordnung als wenn es ein 20 Jähriger macht. Manche Entscheidungen kommen halt erst später.

  3. Genau so hier.
    Ich glaube, je mehr man die Kinder in Ruhe lässt und cool bleibt, desdo eher werden sie mal einem etwas erzählen. Bei einer Autofahrt z.B.

    Ich fände es auch befremdlich, den gleichen Kleidungsstil zu haben.
    Die Skaterhosen meines Sohnes müssen mir auch nicht gefallen, eigentlich ja auch niemandem sonst – außer ihm selbst.

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