Ihr Lieben, wir kennen sie wohl alle noch, wie sie geschmeidig übers Eis gleitet: Eiskunstlaufstar Tanja Szewczenko. Doch auch eine Deutsche Meisterschaft schützt nicht vor Tiefschlägen und, weil eben auch die dazugehören, redet Tanja in ihrem Buch Durch die Hölle zum Glück und nun auch hier mit uns ganz offen über Fehlgeburten, Kinderwunsch und das glücklichste Happy End, das sie sich wünschen könnte…
Liebe Tanja, magst du mal erzählen, wie lang deine erste Fehlgeburt her ist und wie du dich damals fühltest?
Meine erste Fehlgeburt war 2010. Ich wusste nicht, dass ich schwanger bin. Die massiven Blutungen und der schmerzhafte Abgang waren dann ein Zeichen, dass es sich nicht um eine verspätete Periode handelte. Ich war ca. in der 7. SSW. Es war schmerzhaft, ich habe viel recherchiert und fühlte mich alleine mit dem Thema. Gesprochen habe ich auch mit niemanden darüber.
Hast du über deinen Verlust gesprochen? Wenn ja, mit wem und wie waren die Reaktionen, wenn nein, warum nicht?
Ich habe lange nicht gesprochen, auch als die anderen Fehlgeburten geschahen, wusste es fast niemand. Scham, Unwissenheit. Es ist schwierig sich mitzuteilen, wenn man eigentlich sprachlos ist.
Hast du dich auch manchmal gefragt: Warum ich?
Diese Frage habe ich mir oft gestellt. Sicher, wie die meisten Frauen. Darauf gibt es leider nie eine Antwort. Es ist leider traurige Realität – Fehlgeburten gehören manchmal zum Kinder bekommen dazu.
Du hattest nicht nur mehrere Fehlgeburten, du hattest auch einen Kinderwunsch, der sich einfach nicht erfüllen wollte. Gab es da auch Gedanken wie: Wow, da werde ich mehrfach Deutsche Meisterin im Eiskunstlauf, aber die vermeintlich natürlichste Sache der Welt will einfach nicht klappen?
Ich glaube jede Frau denkt da gleich. Egal, welchen Weg man vorher gegangen ist. Richtig, dass einfachste der Welt klappt nicht. Etwas das aus Liebe entsteht. Mein Mann und ich verstanden die Welt nicht mehr. Liebe hatten wir genug in unseren Herzen.
Du schreibst in deinem Buch, du hättest auch mal fast den Lebensmut verloren, an welcher Stelle deiner Geschichte war das so?
Also Lebensmut verloren ist, glaube ich, das falsch gewählte Wort, das habe ich nicht direkt so geschrieben. Ich war sehr deprimiert. Die Freude im Leben weicht einer anhaltenden Traurigkeit. Aber unsere Tochter hat viel dazu beigetragen, sich immer wieder auf schöne Dinge konzentrieren zu müssen. Das war viel wert.
Wie hast du dich immer wieder rausgekämpft aus dem Loch?
Oft ganz banal. Niemand hat mir gesagt, ich habe nur noch ein halbes Jahr zu leben oder ähnliches. Ich hatte immer eine Zukunft, die ich selbstbestimmt gestalten konnte. Es waren meine Entscheidungen. Wenn man sich für etwas entscheidet, bedeutet es nicht, dass es zwangsläufig positiv ausgeht.
Du bist Dreifachmutter, hast nach deiner Tochter nun noch Zwillingsjungs bekommen (wie ich <3), ist das jetzt das große Glück, das du dir so sehr gewünscht hast, die Erfüllung deiner Träume oder doch auch mal ruckelig im Alltag (oder beides)?
Ich bade jeden Tag im Glück. Die Jungs sind herausfordernd, stellen mittlerweile alles auf den Kopf. Aber ich nehme es sehr gelassen.
Ich beobachte, kuschele und genieße jeden einzelnen Tag. Mit allen drei. Natürlich ist auch der Alltag da. Nicht immer läuft alles am Schnürchen, ich bin müde, wie alle Mamas, und beruflich bin ich auch gefordert, aber all das ist nebensächlich. Ich bin überwiegend wahnsinnig dankbar, für unser großartiges Happy End. Ein besseres Geschenk hätte mir das Schicksal nicht bereiten können.
Wenn du nun so offen über deine Leidensgeschichte schreibst und sprichst, reagieren die Menschen dir gegenüber auch offener und zeigen sich verletzlicher? Was gibt dir das?
Sich zu öffnen war der richtige Weg. Schon während der Schwangerschaft mit den Zwillingen herrschte ein reger Austausch auf meinem Instagram Account. Dies zeigte mir auf, wie viele Frauen ihre Geschichte loswerden wollen. Der Austausch ist gut für die Verarbeitung und sehr wichtig.
Wenn du Frauen nach einer Fehlgeburt oder in einem Tal der Kinderwunschbehandlungen etwas mit auf den Weg geben dürftest, was wäre das?
Das Gespräch suchen, jedes Wort hilft und lässt es ein klein wenig leichter erscheinen. Sich Zeit nehmen zum Trauern, ist bei einer Fehlgeburt sehr wichtig.
Und ja, wir dürfen leiden, uns einigeln oder sonderbar sein. Wir müssen nicht einfach so weitermachen. Es ist ein Tod, den man verarbeiten muss und dafür braucht es Raum und Zeit.
Die Kinderwunschbehandlung kann langwierig und steinig sein. Wichtig finde ich den Part des Partners. Es sollte im Bestfall immer ein WIR und nicht ein ICH sein. Darüber sollte man eventuell auch mit seinem Partner sprechen. Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.