Stay-at-home-Dads müssen nicht gefeiert werden!

Stay-at-home-dads

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Ihr Lieben, wir freuen uns immer sehr, wenn sich hier auch mal Väter zu Wort melden. Hier schreibt euch einer der seltenen Spezies der Stay-at-home-dads mit viel Anerkennung für das, was die meisten Mütter täglich leisten und mit viel Unverständnis dafür, wie Väter gefeiert werden, wenn sie mal regelmäßig Windeln wechseln. Viel Spaß damit!

Ich bin Vater, auch wenn es nicht mein Beruf ist, einen Kinderwagen durch die Straßen zu schieben und als „Dadfluencer“ Kalendersprüche zum Vatersein für meinen Kanal in den sozialen Medien vorzutragen, um meine Follower bei Laune zu halten. Ich bin einfach Vater einer kleinen Tochter.

Was viele Jahre dem klassischen Familienbild entsprach – der Vater arbeitet, die Mutter übernimmt die Kindererziehung –, ist in Deutschland weitestgehend überholt. Nun engagieren sich Väter etwas mehr für ihre Kinder, verlangen gleichzeitig jedoch eine unverhältnismäßig größere Anerkennung.

Vater
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In Zeiten der sozialen Medien, kommt nun ein weiterer Schlag Vater hinzu. Sie sehen ebenfalls die elterliche Diskrepanz in der zeitlichen Beschäftigung mit ihren Kindern, wollen dafür gefeiert werden, dass sie selbst anders sind und vertreten schlussendlich die Meinung, Schuld daran, dass sich nicht alle Väter ihrem positiven Vorbild entsprechend verhalten, seien andere. Die anderen sind in diesem Fall die Mütter.

Begriffe, die in diesem Kontext immer wieder fallen, sind fehlendes Vorschussvertrauen und Maternal Gatekeeping: Die Mutter als Türsteherin, als Expertin fürs gemeinsame Kind, die den armen Vater gnadenlos aussperrt. Mütter würden den Vätern nicht genug Platz geben, sich zu engagieren, ihnen ihre Fähigkeiten absprechen und würden ständig kritisieren, wie Väter mit ihren Kindern umgehen.

Auch wenn ich mich nicht davon frei machen kann, vereinzelt solche Paare in der Bekanntschaft vorzufinden, muss jedoch Ursache und Wirkung in Betracht gezogen werden. Wodurch entsteht die Diskrepanz zwischen den Elternteilen und woher haben Eltern ihre Fähigkeiten im Umgang mit ihren Kindern?

Vom Wickeln über die Übersicht über Kleidungsgrößen, Vorlieben beim Essen, Spielen, Schlafen, bis zu Arzt- oder Kita-Terminen. Angeboren? Mutterinstinkt? Nein, keine Mutter ist, Stillen einmal ausgenommen, selbstverständlich die Nummer eins. Alles sind erlernte Fähigkeiten. Fähigkeiten, die durch Auseinandersetzen mit der jeweiligen Thematik gewonnen werden.

Die Unfähigkeit der Väter entwickelt sich wiederum durch ihre Inaktivität und Passivität, nicht durch fehlendes Vertrauen der Mütter oder mangels Talent. Es ist das Verhalten dieser Väter, die auf Motivation durch die Mütter hoffen und ihre Partnerinnen mit ihrem Verhalten zurück in ein Mutterbild vergangener Zeiten drängen, statt sich selbstkritisch zu hinterfragen. Wer ebenbürtig auftritt, wird von seiner Partnerin oder seinem Partner auch für voll genommen.

Fakt ist nun mal: Väter engagieren sich schlicht zu wenig in der Kindererziehung. Wir verbringen verglichen mit Müttern zu wenig Zeit mit unseren Kindern. Wir geben vor, ein gleichberechtigtes Elternteil zu sein. Wir zeigen dann allerdings allzu wenig Interesse daran, diese Rolle dann auch mit Leben zu füllen. Aber wer sind schon wir Väter?

Wir Väter sind ein vermeintliches Klischee, das einen großen Konsens mit der Wahrheit bildet, wenn man es schafft, über vereinzelte Positivbeispiele, zu denen sich erstaunlich viele Väter selbst zählen, hinwegzusehen und stattdessen die harten Zahlen bemüht. So ist die durchschnittlich genommene Elternzeit von Müttern mehr als viermal so hoch als von Vätern.

Viele rühmen sich in der Regel mit vier Wochen „Vaterschaftsurlaub“ parallel zur Mutter, in dem sie die Familienzeit auf einer Südseeinsel verbringen und ihren stressigen Alltag hinter sich lassen. Oftmals sogar im Glauben, mehr Zeit stünde ihnen gar nicht zu.

Stay-at-home-Dads müssen nicht gefeiert werden!

Liebe Väter, eine kurze Erinnerung: Die maximale Elternzeit beträgt drei Jahre pro Kind. Statistiken zeigen: Männer sind auf ihre Karriere bezogen, geltungssüchtiger, verdienen im Schnitt mehr Geld und sitzen häufiger in Führungspositionen. Reicht da die Kraft oder das Interesse für die Kinderbetreuung nicht mehr aus oder überwiegt unsere Bequemlichkeit? Warum sind wir immer noch nicht bereit, zeitweise für unsere Kinder auf unsere Karriere zu verzichten?

Väter sind sich ihrer Schuld durchaus bewusst und versuchen, diese hier und da durch tolle Ausflüge mit ihren Kindern zu kompensieren. Ein Wochenend-Phänomen, bei dem die Spielplätze oder andere kindgerechte Einrichtungen plötzlich von Vätern überlaufen werden. Ein Tag im Spaßbad, der Abend auf dem Rummelplatz, ein Nachmittag Märchenparadies oder ein Wochenende Zelten.

Gegen eine gemeinsame schöne Zeit spricht grundsätzlich nichts. Es erzeugt Bindung zu den Kindern und bleibt ihnen als positives Erlebnis in Erinnerung. Doch die Bestimmung der Väter geht meist mit der Bürde der Mutter einher. Das Erlebte bildet eine Art emotionalen Ausgleich, den sich Mütter in ihrem Alltag in vielen Stunden erarbeiten müssen, und kann vom Vater als Ausrede für die tägliche Abstinenz hingehalten werden.

Elternsein ist aber eben nicht nur alle paar Wochen ein paar Stunden Riesenrad und Achterbahn, sondern der Alltag mit täglichem Kümmern, Vorbereiten, Fertigmachen. Zeit verbringen und sie durch den Alltag ausfüllen zu lassen, was leider oft nicht einen Riesenspaß beinhaltet – das müssen Väter lernen.

Baby
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Wenn ich mit meiner Tochter Zug fahre, Einkaufen oder zum Arzt gehe, wir zu zweit beim Schwimmen, in der Krabbelgruppe oder auf dem Spielplatz sind, schlägt mir, zugegeben, wenig Gesprächsbereitschaft, jedoch eine Menge Interesse entgegen. Ein Vater allein mit seinem Kind. Dabei fühle ich mich auch mal mit dem fragenden Blick hinsichtlich meiner Fähigkeiten konfrontiert, mitschwingend jedoch meist eine Art Bewunderung.

Ein Vater, einsam und isoliert, seht her, holt ein Podest. Alles außerhalb der Norm fällt auf. Das sage ich nicht, um Väter wie mich aufzuwerten, ganz im Gegenteil. Es soll hervorheben, was Mütter ohne gleichwertigen Partner leisten, und wie es andere Väter es schaffen, sich dieser Verantwortung zu entziehen. Danke, liebe Gesellschaft, ich verzichte gerne auf diese Beachtung als Vater. Und mehr davon brauche ich erst recht nicht. Väter bekommen für das, was wir tatsächlich tun, bereits zu viel Anerkennung und Respekt entgegengebracht.

Ich habe letztens einen Podcast gehört, in dem eine Frau kurz vor der Geburt ihres Kindes ihren Partner und Vater des Kindes verlassen hat, weil dieser seine Karriere vorantreiben wollte und keine Bereitschaft gezeigt hat, auf sein Kind aufzupassen. Lieber kein Vater als ein schlechter Vater? Es mag ein Einzelfall sein, der jedoch zum Denken anregt, was gegenseitige Unterstützung und Verlässlichkeit in einer Partnerschaft mit Kindern wirklich bedeuten.

Nach einem ereignisreichen Tag mit meiner Tochter scrolle ich durch Instagram. In einem Reel packt eine Mutter ein kleines Geschenk für ihr Kind ein, das selbstverständlich sie ausgesucht, aber die Zahnfee gebracht haben wird. Ja, stimmt, liebe Väter, was fällt der Mutter ein, sich so in den Vordergrund zu drängen!

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