Soziale Tauschplattform: Alleinerziehende sorgt für Gratis-Urlaub

Soziale Tauschplattform

Nordspanien

Ihr Lieben, neulich gab es bei uns im Ort eine Art Speed-Dating für Leute, die hier wohnen und gute Ideen haben. Danach meintein sehr engagierter Kollege zu mir, ich solle doch unbedingt mal Cinja Christnacht kennenlernen, denn sie habe als Alleinerziehende, die sich nach Urlaub sehnte, die soziale Tauschplattform helpindeal gegründet. Ich wollte dann natürlich direkt hören, worum es dabei geht und wie sie es für dich und un auch für ganz viele andere geschafft hat, Gratis-Urlaube möglich zu machen.

Liebe Cinja, erzähl mal kurz etwas zu eurer kleinen Familie, wie alt bist du, wie alt ist deine Tochter, wie lebt ihr, was hast du gelernt?

Vielen Dank erstmal für die Möglichkeit, mich bei dir und deinen LeserInnen vorstellen zu dürfen. Ich bin 42 Jahre alt und meine Tochter wird jetzt 13 Jahre jung. Ich bin schon immer kreativen Tätigkeiten nachgegangen. Habe nach der Schule eine Ausbildung zur Mediengestalterin begonnen, ging dann aber ins Handwerkliche über und schloss meine Ausbildung als Gestalterin für visuelles Marketing ab und wurde Abteilungsleiterin der Deko-Abteilung im Smidt Wohncenter.

In der Elternzeit frischte ich meine Grafik-Design Kenntnisse noch einmal mit einem Fernstudium auf. Ich lebte in den ersten Lebensjahren unserer Tochter mit dem Vater in einer schönen 3-Zimmer Wohnung im Bergischen und wie das dann so nach einer Trennung ist, sucht man sich etwas bezahlbares zum Wohnen.

Irgendwann saßt du als alleinerziehende Mutter in einer kleinen Wohnung, mit einem Teilzeitjob und ohne große finanzielle Mittel und wolltest dennoch deiner Tochter ein schönes Leben bieten… welche Idee kam dir da?

Naja, ich bin ein recht offener und hilfsbereiter Mensch, dadurch entstehen gute Kontakte und die ersten Deals kamen ganz automatisch. Ich liebe es, sich gegenseitig auszutauschen. Es war nicht nur eine Idee, das ist einfach meine Lebenseinstellung: Das gemeinsame Teilen, nachhaltig handeln, seine Ressourcen nutzen und Geben und Nehmen.

Wie bist du für deine soziale Tauschplattform vorgegangen, wie entstand dein erster Deal?

Mein erster Deal entstand auf einem Bauernhof. Ich machte mit meiner Tochter oft Ausflüge aufs Land und kam dort zufällig mit der Bäuerin ins Gespräch. Sie brauchte Hilfe und ich brauchte eine geeignete Location für den 7. Geburtstag meiner Tochter… Daher bot sie mir an, bei Reparaturen zu helfen, aufzuräumen und die Tiere zu versorgen. Als Gegenzug meiner Unterstützung konnte meine Tochter dort ihren Kindergeburtstag mit ihren Freundinnen feiern, was schließlich zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde!

Und dann veränderte die nächste Tausch-Idee alles, sagst du, warum genau? Was habt ihr da gemacht?

Ein Urlaub in der Ferienzeit mit Kind? Das stellte mich das vor große finanzielle Herausforderungen. Ich fand eine Lösung und schaffte es gleich zweimal im Jahr, in der Ferienzeit Urlaub auf Sardinien machen zu können ohne etwas für die Unterkunft bezahlen zu müssen!

Wie das?

Ich erhielt ein Angebot aus Sardinien, das Apartment gegen einfache Hilfe kostenlos nutzen zu dürfen. Der Strand war keine 100 Meter entfernt. Ich half im Haushalt, wir kochten gemeinsam und ich versorgte die Tiere. Ganz locker nach Absprache und ohne Stress. Man fühlt sich nicht wie ein Tourist, sondern lernt Land und Leute ganz nah kennen. Wir konnten die Unterkunft gegen unsere Hilfe in den Sommer- und Herbstferien kostenlos gegen unsere Hilfe nutzen.

Du dachtest dann: Mensch, solche Möglichkeiten des Tauschs sollte es nicht nur für mich und meine Tochter geben, sondern für alle Leute…

Soziale Tauschplattform

Ich muss sagen, dass ich das „Rad“ nicht neu erfunden habe, Tauschgeschäfte gibt es ja schon seit über 100 Jahren. Jedoch noch nicht in der komfortablen Form einer Online-Plattform. Wir bieten eine gewisse Transparenz durch ein gegenseitiges Bewertungssystem an und es gibt die Möglichkeit, sich kostenlos verifizieren zu lassen.

Dadurch möchte ich allen Menschen die Chance geben, sich zu vernetzen und sich somit alles im Leben zu ermöglichen! Denn man hat so viele Fähigkeiten oder Ressourcen, die man teilen und nutzen kann! Das muss nicht immer nur mit Geld beglichen werden. Ich teile gerne schöne Erlebnisse und außerdem muss man doch schauen, wie man als Familie verreisen kann ohne große Summen bezahlen zu müssen.

Und hinter allem stand die Philosophie – „Geben und Nehmen“? Warst du schon immer so lösungsorientiert und kreativ?

Ach, ich liebe es einfach, mich auszutauschen und sich gegenseitig unter die Arme zu greifen. Ich lebe für Win-Win Situationen und erschaffe sie ganz automatisch irgendwie. Für mich gibt es keine Probleme allein, nur Lösungen dazu.

Du kommst zum Beispiel auch an gratis Sprit, indem du dein Auto verleihst und es vollgetankt zurückerhältst… gibt es noch mehr tolle Beispiele?

Im Grunde genommen macht jeder von uns ständig kleine Deals. Das beginnt in der Partnerschaft beim Haushalt, einer kocht der andere räumt auf usw., unter Freunden oder mit Nachbarn, selbst im Fernsehen bei guten Filmen entstehen spannende Deal-Vereinbarungen. Wenn man einmal seinen Tauschpartner gefunden, hat ist das „Spiel“ eigentlich ganz einfach. Es ist ein ständiges Geben und Nehmen.

Private Deals mache ich gern mit meinem Auto gegen Tiersitting, Gartenhilfe gegen frische Eier, oder einfache Hilfe gegen ein gemeinsames Essen. Beruflich bringen mir Deals sehr viel mit Firmen, die mir ihre Beratung geben, diese binde ich als Partner ein und mache u.a. Werbung für das Unternehmen.

In diesem Bereich wird im September2024 eine neue Tauschrubrik „helpindeal Business“ gelauncht, um auch anderen Startups eine Möglichkeit des Wachstums zu geben, ohne Geld! Denn das fehlt am Anfang! Diese Tauschrubrik wird von der IHK Bonn gefördert.

Wie bist du dein Projekt dann ganz konkret angegangen?

Ich war Feuer und Flamme und das bin ich natürlich immer noch, aber es brennt stetig und stabil. Ich schrieb einen Businessplan und den dazugehörigen Finanzplan, wodurch ich die Tragfähigkeitsbestätigung der Rheinisch Bergischen Wirtschaftsförderung bekam und das Startgeld vom Jobcenter für Selbstständige erhielt.

Mit dem ersten Geld ging ich auf die Suche nach der Umsetzung im Bekanntenkreis, wo ich dann auch mein Lehrgeld bezahlen musste. Eine Spezifikation über die genaue Anforderung ist zwingend nötig, damit keine Missverständnisse entstehen, das weiß ich jetzt. Die Grafiken wie das Logo, die Icons und Mockups wie die Plattform aussehen sollte, erstellte ich als Grafikerin selbst. Auch waren mir Prozesse und Abläufe ganz klar, wie alles logisch funktionieren sollte.

Ich begann mit Unterstützung meines Vaters, eine detaillierte Beschreibung der Funktionen in ein Lastenheft von über 27 Seiten niederzuschreiben. Eine Agentur zur Entwicklung zu finden war nicht leicht, denn auch nach gründlicher Suche war die ausgewählte Entwicklungs-Agentur mehr oder weniger ein Griff ins Klo.

Wir bekamen eine Plattform mit über 300 Fehlerpunkten die wir über locker 4 Monate testeten und immer wieder neu in Verhandlung wegen der Bezahlung mit der Agentur gingen. Letztlich hatte die Agentur sich schlicht überschätzt, aber: Wir hatten zur Live-Schaltung im Juni 2021 hin eine gut funktionierende Plattform. Mittlerweile haben wir unseren eigenen CTO mit in unserem Team, der die Plattform betreut, gut versteht und sehr gut umgestaltet hat.

Wer unterstützt dich bei allem, gibt es auch Sponsoren, Spender, wie finanzierst du dich?

Die Idee weckte vorerst bei der Rheinisch Bergischen Wirtschaftsförderung Interesse und ich pitchte das erste Mal vor der Geschäftsführung. Das verstärkte meine Motivation für das Vorhaben und ich bekam erste Finanzierungshilfe und tatkräftige Unterstützung von meinem Vater, der frisch in die Teilzeitrente von Ford als Projektmanager gekommen war und Gefallen am Erstellen einer Plattform gefunden hat.

Wir arbeiten seit der Entwicklungsphase mit allen Höhen und Tiefen eng zusammen. Bisher haben wir Fördergelder beim Nachhaltigkeits-Voting gewonnen und unsere neue Business Tausch-Rubrik wird aktuell von der IHK in Bonn gefördert. Einnahmen habe ich noch gar keine, da wir die Plattform ja erstmal mit Angeboten füllen müssen, um dann zu Ende des Jahres 2024 für die neuen Mitglieder eine Mitgliedschaftspauschale von vorrausichtlich ca. 3€/Monat erheben zu können. #

Auch ist eine Zusammenarbeit mit anderen Vereinen im Ausland (Sizilien) angedacht, wo man durch einen etwas höheren Beitrag garantiert eine Woche kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten hat! Dieser Mitgliedsbeitrag dient als Servicepauschale für die Entwicklung, das Hosting, die Cybersicherheit und das Marketing etc. Also wer sich jetzt noch kostenlos registrieren möchte, sollte schnell sein.

Wir freuen uns im Gegenzug natürlich über jedes Mitglied, das auch einen Deal erstellt, damit helpindeal noch größer und interessanter wird. Ich halte mich, meine Familie und die Plattform tatsächlich mit drei bis vier verschiedenen Jobs über Wasser… bin aber sehr zuversichtlich, dass man in ein bis zwei Jahren erntet, was man säht.

Wie kommst du an Geber und Nehmer, an Anbieter und Nachfrager?

Aktuell erreiche ich viele neue Mitglieder hauptsächlich über social Media und durch persönliches Anschreiben interessanter, sympathischer Profile. Ich zeige bei Veranstaltungen Präsenz und vernetze mich gern. Es registrieren sich täglich etwa 2-3 neue Mitglieder auf der Plattform.

Welche Rückmeldungen bekommst du von den Leuten nach den Deals?

Das Feedback zu abgeschlossenen Deals kann man mittlerweile auf unserer Landingpage unter unseren Community-Bewertungen nachsehen. Die Meinungen sind allgemein sehr positiv. Die Nutzer haben im Nachgang immer die Möglichkeit, ein Feedback zu ihrem Deal abzugeben. Damit hat man mehr Transparenz und sowohl Helfer als auch Gastgeber sind angehalten, sich zu bemühen, denn: Mit positivem Feedback kommt man schneller an neue Deals.

Zu guter Letzt: Wie lautet dein Motto?

Alles ist möglich! Ohne Geld! Wenn wir uns nur gegenseitig unterstützen!

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