Ihr Lieben, diese Zahlen aus der aktuellen Studie der Uniklinik Essen sind ein Schock: Demnach soll die Suizidrate unter Kindern im zweiten Lockdown um 400 Prozent im Vergleich zu vor der Corona-Pandemie angestiegen sein. Schon seit Monaten schlagen Experten immer Alarm, weil die Kinderpsychiatrien voll seien. Immer mehr Kinder hätten im vergangen Jahr psychische Erkrankungen wie Depressionen bekommen, auch die Zahl der Kinder mit Magersucht, Übergewicht oder Medienabhängigkeit sei stark gestiegen.
Dass Corona fast auf alle Kinder eine Auswirkung hat, kann wohl keiner bestreiten. Manchmal sind auch es nur kleine Auffälligkeiten, die die Kinder zeigen. Meine jüngste Tochter fing im zweiten Lockdown plötzlich an zu stottern, was sich sofort wieder legte, als sie wieder in den Kindergarten dufte. Marions Sohn hat in den letzten Monaten einen Waschzwang entwickelt. Davon erzählt sie uns hier:
Liebe Marion, heute geht es um deinen siebenjährigen Sohn Leon. Erzähl erstmal ein bisschen was über ihn.
Leon ist ein sehr liebenswertes Kind. Er konnte sich schon sehr früh mitteilen und gut sprechen. Er spielt sehr gerne Lego und konstruiert tolle Fahrzeuge und Bauwerke. Außerdem geht er sehr gerne mit seinem Opa, der Jäger ist, in den Wald. Seine Schwester Ella ist 4 Jahre alt – die beiden lieben sich, können sich aber auch ordentlich zoffen.
Durch Corona hat er einen Waschzwang entwickelt. Wann kam das und wann hast du bemerkt, dass da etwas nicht stimmt?
Zu Beginn der Pandemie war er ja noch im Kindergarten, dort wurde – wie überall – verstärkt auf Hygiene geachtet. Das fand ich natürlich gut, schließlich wollten wir es alle vermeiden, uns anzustecken.
Doch dann merkte ich, dass Leon sich wirklich sehr sehr oft die Hände wusch. Wenn er die Schuhe zugebunden hatte, wenn er irgendwas angefasst hatte, was „schmutzig“ war, wenn er von draußen reinkam – es gab plötzlich immer einen Grund.
Wie genau sieht sein Waschzwang aus?
Wie schon gesagt, nach sehr vielen Aktivitäten muss er ins Badezimmer. Manchmal reicht es ihm, einfach nur Wasser über die Hände laufen zu lassen, damit er sich sauber fühlt. Aber wir hatten auch schon Tage, da waren seine Hände aufgrund der ganzen Desinfektionsmittel und Seifen richtig offen und blutig. Wenn er nicht Hände waschen kann, wird er sehr unruhig und gibt erst Ruhe, bis er doch Hände gewaschen hat.
Hat sich dein Sohn – abgesehen vom Waschzwang – durch Corona verändert?
Ja, er wird schnell wütend und schreit dann rum. Zum Beispiel, wenn mal wieder etwas wegen der Pandemie abgesagt wird. Letzte Woche hatte er Geburtstag und wollte so so gerne in einen Indoorspielplatz. Weil bei uns die Zahlen wieder so steigen, war uns das aber zu riskant. Leon hat das zwar rational verstanden, aber emotional war er traurig und wütend. Generell ist Leon ein sensibles Kind und reagiert auf stressige Situationen oft mit Bauchweh.
Wie geht ihr Eltern mit dem Waschzwang um?
Ich mache mir Sorgen, weil ich merke, dass es wirklich ein MUSS für ihn ist, Hände zu waschen. Es tut mir so leid für ihn, dass er nicht völlig unbelastet sein kann. Ich werde das jetzt die nächsten Tage und Wochen sehr genau beobachten und dann überlegen, ob und welche Schritte wir einleiten.
Wie empfindest du den Umgang mit Kindern generell während der Pandemie?
Die Kinder müssen ständig zurückstecken. Für mich ist es schwer, dass ihre Kindheit nicht ohne Sorgen und Ängste ist. Wir persönlich versuchen, unseren Kindern diese schwere Zeit so schön wie möglich zu machen – was nicht immer leicht ist.
Was wünscht du dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass unsere Kinder bald wieder alles machen können, auf was sie Lust haben, dass sie nicht mehr eingeschränkt sind und einfach nur ein unbeschwertes Leben haben.
7 comments
Hallo, ich glaube auch dass es unsere Kinder sehr trifft. Auch wenn sie all die Regeln leicht annehmen und gut damit umgehen können (mein Sohn war seit Beginn der 5. Klasse jeden Tag mit kompletter Maskenpflicht im Unterricht und findet das Gymnasium trotzdem toll). Doch ist es wirklich schade, wenn so vieles ausfällt/ ausfallen muss. Mein Sohn hat im Dezember Geburtstag, da ist das feiern nun auch schon das 2. Jahr schwer. Wir haben dann eine Party im Sommer im Garten nachgeholt, werden wir wieder so machen. Für Freundetreffen wird oft eine Alternative draußen gesucht oder wir testen uns eben um den Kindern einen entspannten Tag zu ermöglichen… Gut finde ich derzeit, dass bei uns mit 3 mal wöchentlicher Testung die Schulen geöffnet sind, da kann man auch mal beim Besuch von Klassenfreunden am Nachmittag entspannter sein. Aber die Lockdowns hängen allen schon noch nach, allein immer die Frage, was geht, was ist erlaubt… Wir müssen alle zusammen durch und hoffentlich das Beste daraus machen! Alles Gute
Liebe Marion, es tut mir Leid, dass es dem Kleinen nicht so gut geht. Ehrlich gesagt würde ich nicht länger abwarten, sondern das Ganze schon jetzt mit dem Kinderarzt besprechen und gemeinsam überlegen, wie man das Leid Deines Sohnes verkleinern uns ernsthafteren Problemen vorbeugen kann. Dass man schnell reagieren muss, habe ich leider in meinem Verwandtenkreis erlebt – meine kleine Nichte fing irgendwann an sich die Haare vom Kopf auszureissen :((( Wünsche Dir und Deinem Kind vom Herzen alles Gute. LG S.
Ich bekomme das auch in vielen Familien mit, dass die Kinder leiden. Auch aus den Kreisen von Kindertherapeuten etc. hört man ja, dass die seit Corona bis über die Hutschnur ausgebucht sind.
Glücklicherweise haben wir es bisher geschafft, unsere Kinder weitestgehend ohne solche Schäden durch die Pandemie zu bringen. Am
Wir haben als Familie aber auch darauf geachtet, die Last der Pandemiebekämpfung eben nicht auf die Schultern der Kinder zu legen. Auch wenn wir dafür, was die Kinder betrifft, oftmals die Vorsicht hintenan gestellt haben. Kindergeburtstage wurden mit Gästen gefeiert und Freundebesuche (auch mit Übernachtung) haben wir immer erlaubt, Inzidenzen und Corona-Regeln hin oder her.
Klar war das auf der einen Seite ein Risiko, andererseits hat es sich in Bezug auf die Kinder ausgezahlt. Neulich habe ich meine Tochter gefragt, was sie gerade über Corona denkt. Sie meinte „nervt ein Bisschen, aber ist mir eigentlich egal“.
So sollte es auch sein! Die Last der Pandemiebekämpfung sollten die Erwachsenen tragen und nicht die Kinder. Und so lange ich weiter mit den Öffis ins Büro fahre (bzw. fahren muss), sehe ich auch keinen Grund meine Kids einzusperren.
Man kann der Gefahr angstfrei begegnen- auch ohne sie zu leugnen!
Genau den gleichen Ansatz verfolgen wir auch bei unseren Kindern.
Bester Kommentar. Genau so sollte es sein!
Hallo Flo,
Toll, dass das bei euch so gut klappt. Ich sehe das ganz genauso – aber die meisten anderen Eltern in unserem Umfeld leider nicht, und gegen Schulschließungen etc. kann ich auch nichts machen. Die AGs im Hort (die bei uns aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen alle ausfallen) kann ich nicht durchführen und die Schwimmhalle kann ich auch nicht öffnen… Wir machen alles was geht und ich sehe vor allem das was geht, z.Bsp. schließen sich andere Familien uns jetzt beim Wandern an und hatten mehr Zeit für ein Treffen auf dem Spielplatz (weil Musikschule, Turnen, Schwimmkurs etc. ausgefallen sind), aber unseren Kindern fehlt trotzdem was – zunehmend mit dem Alter: den 3 jährigen betrifft es fast nicht (durfte sogar in den Kindergarten, während die Schule komplett zu war), meine Schulkinder leiden mehr.
Ich muss zugeben, dass ich am Anfang während des strengen Lockdowns bei meinen Kindern auch den Eindruck hatte, dass es ihnen nicht bekommt.
Glücklicherweise ist unsere Regierung dann ja einen Weg der halbherzigen Lockdowns gegangen, der zwar oft kritisiert wurde, aber für meine Familie letztlich besser war als ein „konsequenter Lockdown“. So konnte man sich, dank einer Politik die sich durchwurstelt, eben auch als Familie ganz gut durchwursteln.
Das Training (Wing Tsun) meiner Tochter fand die meiste Zeit auch weiter statt und in der Zeit, in der es nicht erlaubt war, gab es ein gut organisiertes Online-Training mit Webcam.
Tatsächlich haben wir uns leider mit der Familie des ehemals besten Freundes meiner Tochter verkracht, weil die was Covid betrifft dermaßen überpenibel waren, dass es einem einfach nur auf die Nüsse gegangen ist. Und ich bin nunmal ein Mensch der deutlichen Worte, da kam es halt zum Clash.
Aber naja… die Tochter ist extrem kontaktfreudig und hat daher ungefähr 10 „beste“ Freundinnen und Freunde, die alle paar Tage lang wechseln, so dass sie eben doch immer irgendwo eingeladen ist.