Sexismus in der Fahrschule: Wir müssen junge Frauen schützen

Sexismus in der Fahrschule

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Ihr Lieben, heute möchte ich mal ein Thema anschneiden, dass ich so nicht auf dem Schirm hatte, als ich noch kleinere Kinder hatte: das Thema Sexismus in der Fahrschule.

Wenn Eltern ihre Töchter an der Fahrschule anmelden, oft heute schon in jungen Jahren – mit 14 für den Mofa-Führerschein, mit 15 für den Roller-Führerschein oder mit 16 fürs begleitete Autofahren – dann sollten sie doch eigentlich sicher sein, dass sie da in Ruhe und in einem geschützten Raum die Verkehrsregeln lernen können. Dem ist aber leider nicht so.

Junge Frauen sind ihren Fahrlehrern ausgeliefert

Denn es gibt zum Beispiel keine Dashcams in den Fahrerkabinen, die im Zweifel beweisen könnten, dass der Fahrlehrer (und ich nutze hier bewusst die männliche Form, denn leider sind nur 12 Prozent der Ausbildenden weibliche Fahrlehrerinnen) anzügliche Kommentare macht, dass er sexuell nötigt oder an Oberschenkeln oder Knien tätschelt.

Da sitzen also diese 16- und 17jährigen jungen Frauen allein mit einem Herrn im Auto und es wirkt fast wie ein rechtsfreier Raum, denn im Zweifel steht Aussage gegen Aussage, wenn sich die Frauen später beschweren, dass sie immer nur „Schatzi“ oder „Hase“ genannt wurden, dass die Schaltknüppel-Bedienung immer mit Sprüchen wie „Gehen Sie mit dem besten Stück Ihres Freundes auch so um?“ kommentiert wird oder während der Fahrt Sexhörbücher mit expliziten Szenen eingeschaltet werden.

Allein mit dem Fahrlehrer im Auto: Keine Zeugen, keine Beweise

Die Frauen haben in diesem Fall kaum eine Handhabe, denn: Es fehlen Beweise. Es fehlen Zeugen. Und es gibt hierzulande einfach KEINE zentrale Beschwerdestelle, an die man sich wenden können, wenn man derlei Dinge erlebt. Das hat zur Folge, dass die wenigsten dieser Delikte angezeigt werden und es eine immens hohe Dunkelziffer von sexueller Nötigung gibt.

Die meisten Frauen beißen einfach die Zähne zusammen und denken: Zum Glück bin ich den nach der Prüfung los und muss ihn nie wiedersehen. Die Fahrschule zu wechseln, hieße, sie müssten die bereits bezahlten Stunden nochmal neu machen, das ist also auch eine Kostenfrage.

In der Fahrschule selbst nach einem anderen Fahrlehrer zu fragen, hieße, die ganze unangenehme Sache ansprechen zu müssen, plus dann bei einem Kollegen des Nötigers weiterzumachen und ihm möglicherweise weiter über den Weg zu laufen. Und wer garantiert einem, dass er dann auch wirklich richtig auf die Fahrprüfung vorbereitet und nicht Quatsch erzählt, um sie durchfallen zu lassen? Aus Solidarität zum Kollegen? Wer weiß?! Es gibt hier ein Machtgefälle und eine Abhängigkeit. Deswegen schweigen viele lieber und ertragen.

Wir brauchen eine Zentrale Beschwerdestelle Fahrschule

Gäbe es zumindest eine Beschwerdestelle, um derlei Dinge zu melden… aber die Frauen werden danach quasi alleingelassen und nicht gehört. Das kann ja wohl nicht der Ansatz oder die Lösung sein!

Ich möchte euch zu diesem Thema dringend das 21minütige Youtube-Video zum Thema Fahrschul-Sexismus vom Neo Magazin Royale empfehlen und ganz dringend das Highlight Fahrschule auf der Instagramseite von seiten.verkehrt. Das werdet ihr leider feststellen, dass das keine Einzelfälle sind, von denen ich schreibe und dass wir hier einem großen, strukturellen Problem gegenüberstehen.

Was man im Neo-Magazin hört und bei seiten.verkehrt lest an Erfahrungen von Frauen, dreht einem dem Magen um. Und ich sag´s ganz klar: Ich möchte das so nicht stehen lassen!

„Mein Fahrlehrer wollte dauernd über Sexstellungen reden“

Sexismus in der Fahrschule
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Denn egal, wem ich vom Thema berichte und wem ich davon erzähle… von zehn Frauen sind es in meinem Umfeld bestimmt acht, die sagen: War bei mir ähnlich. Mein Fahrlehrer wollte dauernd über Sexstellungen reden, mein Fahrlehrer wollte rechts ranfahren am Waldrand, mein Fahrlehrer meinte, Frauen bekämen bei ihm per se mehr Stunden, weil Frauen halt nicht Auto fahren können. Meiner hat das Machtgefälle komplett ausgenutzt, weil er wusste, dass meine Prüfung von ihm abhängt.

Je länger ich mich mit dem Thema beschäftige, desto höher wird mein Blutdruck. Und wenn es hier irgendwen gibt, der eine Website bauen könnte, um eine Zentrale Beschwerdestelle Fahrschule einzurichten, auf der Frauen anonym ihre Geschichten erzählen können, damit sie mit all dem Mist wenigstens nicht allein bleiben, dann melde er oder sie sich bitte bei mir.

NEIN zu Sexismus in der Fahrschule. NEIN zu sexueller Nötigung.

Damit wir Frauen damit nicht länger allein lassen, damit wir nicht signalisieren, dass man durch sowas im Leben „halt auch mal durch muss“ (denn NEIN, NEIN, NEIN, niemand soll da mehr durch müssen, keine einzige weitere Frau, wenn es nach mir geht) und damit wir langfristig genug Argumente für die Politik hätten, um endlich bundesweit mehr Schutz für Fahrschülerinnen bieten zu können (z.B. nie allein mit dem Fahrlehrer auf Nachtfahrten, eine Kamera mit Bild – und Tonaufzeichnung im Auto für mehr Sicherheit, regelmäßige Schulungen und Überprüfungen und Auswertungen von Erfahrungsberichten).

Dass Frauen auch 2023 noch solche Abwertungen und Übergriffigkeiten erleben müssen, kann einfach nicht wahr sein.   

Hinweis! Wie immer gilt hier: Wir scheren nicht alle über einen Kamm, ich kenne ganz wundervolle, respektvolle, tolle Fahrlehrer. Diese sind hier selbstverständlich nicht mitgemeint. Aber auch ihnen wird es ja ein Anliegen sein, dass die Übergriffigkeiten von Kollegen so schnell wie möglich ein Ende haben, um den Berufsstand nicht weiter in ein schlechtes Licht zu rücken und allen jungen Frauen die Möglichkeit zu geben, sicher das Fahren zu lernen.

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8 comments

  1. Hallo,

    Meine Fahrstunden waren vor 12 Jahren und ich erinnere mich nicht gerne zurück. Der Fahrlehrer war total anzüglich mit Sprüchen wie: Stelle dir vor die Kuplung ist der Penis von deinem Freund und tust du den auch so hart anfassen? Zusätzlich mit Machtmissbrauch der Macht wie plötzliches Schreien und beleidigen wie schlecht ich fahren würde… ganz schlimm.

  2. Ich war gerade beim TÜV in Köln Mülheim. Eine junge Frau war durch die praktische Prüfung gefallen, ihr Fahrlehrer und der Prüfer, beide ältere Männer, haben minutenlang auf sie eingeredet, wie unsicher sie gewesen ist, wie verloren. Der Prüfer hat immer und immer wieder wiederholt, wie unsicher sie war. Dann habe ich meine Tochter gefragt. Ihr war das gleiche mit dem gleichen Prüfer beim TÜV in Köln Mülheim passiert. Er war auch schon während der Prüfung sehr unfreundlich. Das ist vielleicht keine sexualisierte Gewalt, aber sexistische.

  3. Hallo, es besteht durchaus die Möglichkeit sich eine Fahrschule mit Fahrlehrerinnen auszusuchen. Und ansonsten…. laut werden, sich gleich an den Chef, die Chefin der Fahrschulen wenden, dementsprechende Bewertung in den Bewertungsportalen abgeben.. laut werden hilft da am besten, fahr rechts ran, steigt aus und ruft die Polizei….. seid doch nicht so leise und feige…. was nützt da eine Beschwerdestelle? Eine Anzeige wegen sexueller Belästigung ist da wesentlich zielführender…

  4. ich habe vor 30 Jahren den Führerschein gemacht. mein Fahrlehrer hat damals mein/meinen Knie/0berschenkel berührt.
    und irgendwie bin ich überzeugt, das war nicht nur bei mir so

  5. Danke für diesen Beitrag! Mein erster Fahrlehrer hat zwar nur so Sprüche wie „der Schaltknüppel ist doch kein Kochlöffel“ vom Stapel gelassen, aber das hat mich mit fast 18 auch erstmal verunsichert. Zum Glück habe ich mit meinen Eltern drüber gesprochen und hatte dann den Mut zu sagen, dass ich einen anderen Fahrlehrer will. Dann hatte ich den sehr netten Chef der Fahrschule oder manchmal eine Vertretung , aber nie wieder diesen Typen. (Der aber trotzdem weiter Stunden gegeben hat).

  6. Mein Fahrlehrer sagte damals zu mir, um den Führerschein bräuchte ich mir keine Sorgen zu machen – falls ich in der Fahrprüfung nicht gut genug wäre, könnte ich ja immer noch mit dem Prüfer schlafen. Das war natürlich „nur“ ein blöder Witz und nicht mit sexueller Nötigung zu vergleichen, trotzdem fand ich es nicht in Ordnung. Der Artikel hat mich zum Nachdenken gebracht und ich werde mit meinem Mann zusammen überlegen, ob er unsere Tochter – wenn es soweit ist – zumindest am Anfang zu den Fahrstunden bringen (und abholen) soll um auf diese Weise „Präsenz zu zeigen“.

  7. Ich erinnere mich gut an meine eigenen Fahrstunden. mir wurde damals auch schon geraten , nicht zum Chef zu gehen , der gerne tätschelt und anzügliche Bemerkungen macht.
    Schmutzige Witze gab es dann trotzdem. Die habe ich aber auch ausgehalten.
    Ich glaube , es gehören zwei Dinge zur Verbesserung . Die Sensibilisierung auf Seiten der Fahrlehrer oder Männer im Allgemeinen aber auch , dass wir selbstbewusste junge Frauen grossziehen, die sich wehren können und nicht alles runterschlucken, wie wir damals. Mich haben die blöden Witzchen jedenfalls nicht mental aus der Bahn geworfen und auch meine beiden Töchter sagen mir , dass sie sich eher ärgern oder solche Männer für primitiv halten und nicht daran zerbrechen. Das finde ich eine gute und gesunde Haltung.

  8. Liebe Lisa, ich finde es ein total wichtiges Thema, was Du hier beschreibst! Meine eigene Fahrschulzeit ist 25 Jahre her und ich habe mich gerade an so viele unangenehme Situationen erinnert, die ich während der Praxisstunden mit 17 Jahren hatte! Dabei hatte ich noch den Chef der Fahrschule und der war als gemäßigt im Ort bekannt, Anders als sein Angestellter! Mir dreht sich halb der Magen um, wenn ich bedenke, dass meine Tochter bald mit 16 Jahren bei der Fahrschule solche Erfahrungen machen könnte. Also, ich glaube fest daran, dass es keine Einzelfälle sind und das von Dir gut beschriebene Machtgefälle hindert tatsächlich an der Aufdeckung dieser Vorfälle! Ich habe leider nicht den Sachverstand eine solche Seite mit aufzubauen… aber ich unterstütze diesen Vorschlag von ganzen Herzen!

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