Self-Care: Warum Massagen und Schaumbäder uns nicht wirklich helfen

Self Care

Ihr Lieben, das Wort „Self-Care“ wird ja schon fast inflationär benutzt – und auch immer dann, wenn wir für etwas Geld ausgeben sollen. Hier eine teure Creme für Self-Care, da eine Anti-Stress-Massage und so weiter. Dass das alles nur äußerliche Befriedigung ist und uns keinerlei innere Ruhe verschafft, beschreibt auch die Autorin Nancy Colier. Wir dürfen einen Auszug aus ihrem Buch „Die Self-Care-Lüge“ veröffentlichen.

Wir brauchen keine Wellnessbehandlung, nur uns selbst

Noch einmal fürs Protokoll: Ich will dir weder Massagen noch andere Behandlungen ans Herz legen oder neue Punkte auf deine To-do-Liste setzen. Das kann jede Suchmaschine. So angenehm und mitunter auch hilfreich bestimmte Formen äußerlicher Self-Care auch sein mögen – wenn du ernsthaft etwas gegen deine emotionale Leere tun möchtest und eine substanzielle Dauerlösung willst, hilft es nicht, nur auf Massagen oder andere äußerliche Elemente, Personen oder Produkte zu bauen.

Echte Selbstfürsorge kommt von innen und zeigt sich außen. Es geht darum, tagtäglich in der Lage zu sein, gut auf sich zu achten, und zwar im Alltag, ohne diesen optimieren zu müssen. Natürlich darfst du all diese Angebote weiterhin wahrnehmen, warum auch nicht? Dir muss nur klar sein, dass sie keine echte Lösung für deine Erschöpfung sind. Letztlich muss Self-Care etwas sein, das wir uns zuverlässig selbst anbieten können, eine aus unserem Inneren gewachsene Einstellung. Denn schlussendlich ist Self-Care weder eine Aktivität noch eine Ware, sondern vielmehr eine Beziehung, die wir zu uns selbst aufbauen und liebevoll pflegen.

Self Care

Sei freundlich zu dir selbst

Der Dreh- und Angelpunkt der Selbstfürsorge ist die Bereitschaft, sich selbst grundsätzlich freundlich zu akzeptieren und sich entsprechend zu behandeln. Um zu bekommen, was du wirklich brauchst, musst du lernen, deine Bedürfnisse und dich selbst in einem völlig neuen Licht zu betrachten. Massagen sind herrlich, aber noch herrlicher ist die Erkenntnis, dass wir alles in uns tragen, um neue Kraft zu schöpfen, und zwar auch dann, wenn der Spa-Bereich geschlossen hat. Alles, was du brauchst, um für dich selbst zu sorgen, ist in dir angelegt.

Auf die eigenen Gewohnheiten achten (und auf dich selbst)

Bevor wir uns erfolgreich um uns selbst kümmern können, müssen wir erst einmal merken, wann wir genau das nicht tun. Um irgendwann anders zu leben, musst du jetzt anfangen, anders zu leben. Und das bedeutet, dass du dir deiner gegenwärtigen Verhaltensmuster bewusstwerden musst. Achte zunächst auf deine Aufmerksamkeit. Worauf ist sie normalerweise gerichtet? Das, worauf du achtest, ist das, was deiner Meinung nach zählt, etwas, dem du einen Wert beimisst und dem du Macht über dich verleihst.

Als Frauen richten wir unsere Aufmerksamkeit ständig auf andere Menschen, machen uns Gedanken über deren Wohlergehen und achten darauf, wie sie mit uns umgehen, anstatt darauf, wie wir mit uns umgehen. Unsere Konditionierung lehrt uns, dass wir ständig auf alles und alle zu achten haben – nur nicht auf uns selbst. Auf uns selbst zu achten, würde bedeuten, dass wir ebenfalls zählen, und das wäre selbstsüchtig.

Du verdienst Aufmerksamkeit

Doch sobald du dieses Muster erkennst, kannst du deine am Außen orientierte Vorgehensweise, die das eigene Innenleben ausblendet, neu justieren. Mit dem entsprechenden Bewusstsein kannst du die eingeschliffenen Muster so verändern, dass auch dein Erleben Aufmerksamkeit verdient hat und diese tatsächlich erhält.

Dir selbst Aufmerksamkeit zu schenken, hört sich vielleicht maßlos, sinnlos oder einfach falsch an. Es ist jedoch notwendig. Es kann nichts Neues passieren, du kannst weder zu dir selbst noch zur Welt ein neues Verhältnis aufbauen und dich auch nicht ehrlich um dich selbst kümmern, ohne dieses Grundrecht einzufordern. Es ist das Recht, dich ohne Schuldgefühle oder Scham für dich selbst zu interessieren und auf dich zu achten. Sobald du dich zum Ziel deiner Aufmerksamkeit erklärst, wirst du auch zur Treuhänderin deiner Selbsterhaltung und bist zuständig für deine eigenen Bedürfnisse.

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Loslassen fällt schwer

Frauen haben aus gutem Grund Unmengen auf dem Schirm. Die meisten Frauen sind gefühlt für viel zu viele Aufgaben zuständig. Ständig überlegen wir, um wen wir uns kümmern müssen, was noch zu erledigen ist und wo wir eigentlich sein müssten. Wir gehen also davon aus, dass wir unmöglich nur da sein können, wo wir sind, genau jetzt, die Aufmerksamkeit nur hier. Jedenfalls nicht, wenn wir uns erfolgreich um alles andere kümmern sollen, das auch noch anliegt. Dabei ist diese Überzeugung nicht nur falsch, sondern genau die Vorstellung, die uns in beständiger Erschöpfung verharren lässt.

Wenn du ständig andere Verpflichtungen abarbeitest (und selbst wenn das nur in deinem Kopf passiert) und nie einfach nur da sein kannst, bleibst du chronisch ausgelaugt. Um von innen heraus zu heilen, musst du dir gestatten, an genau einem Ort zu landen: Hier und jetzt. Du musst dir erlauben, nicht mehr unablässig zu planen, zu erledigen, dich zu kümmern und alle zu versorgen, also ständig zu arbeiten. Erholung beginnt, sobald du dir zugestehst, zu sein, wo du gerade bist, und zwar nur dort. Dazu gehört das Vertrauen, dass du dich auch um alles andere am besten kümmerst, indem du den jetzigen Moment gut bewältigst, ohne dich selbst dabei aus den Augen zu verlieren.

Das dürfte allem widersprechen, was du je gelernt hast. Doch sobald du sich daran gewöhnt hast, deine eigene Aufmerksamkeit zu beobachten und wieder auf dich und dein Erleben zurückzulenken – ich bezeichne das als „nach-Hause-holen“ –, bist du im Besitz einer neuen Superkraft. Du kannst deinen geschäftigen, redseligen Verstand jederzeit abschalten und dich aus der mentalen Ausrichtung auf das Wohl der anderen bewusst ausklinken. Sich auf sich selbst zu konzentrieren und präsent zu bleiben, tut richtig gut. Wann immer du es brauchst, kannst du dich dafür entscheiden, innezuhalten und loszulassen. Es ist eine Entscheidung für das Sein, nicht für das Handeln.

Self-Care bedeutet Pause machen

Selbstfürsorge von innen heraus erfordert bewusste Pausen, nicht nur rein körperlich, sondern auch mental und emotional. In diesen Auszeiten stehst du anderen nicht zur Verfügung, sondern bist nur für dich da. Mentales Abschalten lässt sich lernen. Sobald du dem Körper die Führung überlässt, bewusst durchatmest und dem Körper nachspürst, bewegst du dich in die richtige Richtung, nämlich weg vom Kopf. Dich nicht auf äußeres Tun, sondern auf inneres Sein zu konzentrieren – bewusst zur Ruhe zu kommen, dich nach innen zu wenden und in der Gegenwart zu erleben –, ist eine einfache Entscheidung und schenkt neue Kraft aus der Tiefe. Schon dieser Entschluss ist Selbstfürsorge.

Self Care

HIER könnt ihr das Buch bestellen

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3 comments

  1. ein sehr schöner Text, hat mich sehr an Yoga erinnert, durchatmen hilft immer! Allerdings habe ich als Frau schon oft die Erfahrung gemacht dass man wirklich sehr schnell als egoistisch bezeichnet wird, wenn man mal nicht dauernd für andre unterwegs ist sondern sich mal nur um sich kümmert. sehr schade sowas.

  2. Natürlich sollten innere und äußere Selbstfürsorge zusammengehen. Mit äußerlichen Anwendungen lässt sich nichts überdecken. Aber das hier klingt auch gleich wieder so totalitär (Wer das so macht macht es falsch?)! Doch natürlich tut mir eine Massage, ein neues Parfüm… gut wenn ich Freude daran habe. Genuß sollte nicht verteufelt werden ( weil das “ zu leicht“ ist). Und warum tun mir die Minuten/ Stunden die ich runterkomme und entspanne nicht gut? Da kann ich doch auch nachdenken. Nur weil ich Wellness genieße bin ich nicht gleich selbstvergessen oder unreflektiert!

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