Ihr Lieben, ich habe Karola auf dem Vereinbarkeitsgipfel in Berlin kennengelernt und sie hat mich mit ihrer Ausstrahlung sofort für sich begeistert. Ihr Leben dreht sich gerade vor allem darum, wie Mütter entlastet und in ihrem Selbstwert gestärkt werden können, denn sie hat sich selbst über ihre drei Kinder fast verloren. Heute hüpft sie mit mehr Kraft denn je durch die Welt und hat etwas richtig, richtig Tolles für uns alle erfunden.
Liebe Karola, was meinst du, warum so viele Frauen und insbesondere Mütter so große Schwierigkeiten haben, sich selbst zu priorisieren?
Als Mädchen wurden wir sehr früh auf eine bestimmte Rolle geprägt. Bescheiden, liebsam und fürsorglich. Als Mutter verstärkt sich diese Prägung. Dazu kommt der gesellschaftliche Druck. Müttern wird vermittelt, sie müssen alle Erwartungen, die ihnen zugetragen werden, erfüllen.
Alles unter einen Hut bekommen, lautet die Devise. Gleichzeitig durchlaufen Frauen, die Mütter werden, einen intensiven Veränderungsprozess. Sowohl körperlich als auch emotional wird alles einmal auf links gedreht. Hormone programmieren unser Gehirn so um, dass wir wie selbstverständlich die Bedürfnisse des Babys ganz nach oben stellen. Für den Säugling ein wichtiger Bedürfnis-Shift, den aber die wenigsten Mütter später alleine wieder rückgängig machen können.
Stattdessen übernehmen Mütter wie selbstverständlich den Großteil der Elternzeit, stellen in Teilzeit ihre Karriere zurück und übernehmen die unsichtbaren Aufgaben des Familienmanagements. Nichts, was in unserer leistungsorientierten Gesellschaft großartig gewürdigt wird. Schlimmer noch: Mütter unterliegen einem ständigen Urteil der Öffentlichkeit.
Alles zu geben, ohne es richtig machen zu können, drückt massiv auf den Selbstwert. Der Kampf um Anerkennung und Wertschätzung beginnt. Im Beruf und in der Partnerschaft. Mütter versuchen, überall zu sein und fühlen sich nirgends genug. Sie fühlen sich gestresst und reagieren gereizt. Ein schlechtes Gewissen ist der ständige Begleiter und die Sorge darum, eine gute Mutter zu sein, hält viele nachts wach. Da bleibt kein Raum für Priorisierung. Und leider finden wir wenige Vorbilder, die uns ein anderes Narrativ vorleben.
Du hast die App BeAlice gegründet, weil du Frauen wieder mehr in ihrem Ich-Sein und in ihrem Selbstwert unterstützen möchtest. Auf welcher vielleicht auch persönlichen Geschichte von dir basiert diese Idee?
Die BeAlice App habe ich gemeinsam mit meinem beiden Co-Founderinnen Saskia Dierkes und Luisa Zylka gegründet. Ursprünglich entstand die Idee aus meiner eigenen Herausforderung, als ich von unabhängiger Karrierefrau zur Mutter wechselte. Nach zwei Jahren Vereinbarkeit, in denen ich mich missverstanden und einfach nicht mehr zugehörig fühlte, ging ich in das andere Extrem: aufopferungsvolle Mutter.
Erst nach meinem dritten Kind merkte ich, dass ich mich in meiner Identität fast komplett aufgegeben hatte. Und das fühlte sich schrecklich an. Ich wollte, dass das keiner anderen Frau passiert. Mit unserer App möchten wir Müttern helfen, sich selbst wiederzufinden und ohne schlechtes Gewissen die Kraft von Selbstfürsorge zu entdecken. Mit Leichtigkeit und Klarheit für das, was wirklich zählt.
Magst du uns mal ein paar Erste-Hilfe-Tipps für überlastete Mütter mit auf den Weg geben?
- Für sich selber anerkennen, dass man überlastet ist und aufschreiben, wie sich das anfühlt. Das kann helfen, zu erkennen, woher die Überlastung kommt und verbindet einen mit sich selbst.
- Sich ein klares Ziel setzen, um in kleinen Schritten Raum für Erholung zu schaffen. Bei mir helfen am besten 10 Minuten geführte Meditationen. Das Ziel hilft dabei, ein Gefühl von Selbstwirksamkeit zu erhalten und man merkt schnell, wie sich etwas verändert.
- Mit dem Partner offen darüber kommunizieren, wie es einem geht. Alleine das Sprechen über die Gefühle der Überlastung kann sich gut anfühlen.
- Sich die Frage stellen: Wie sieht mein Leben in 3/6/12 Monaten aus, wenn ich gar nichts verändere. Diese Erkenntnis ist sehr kraftvoll.
Im Flieger heißt es: Setzen Sie sich zunächst selbst die Sauerstoffmaske auf, bevor sie anderen helfen – inwiefern lässt sich das auf die Mutterschaft übertragen?
Wenn wir als Mutter nicht selber dafür sorgen, unseren Ressourcentank wieder aufzufüllen, wird es keiner für uns tun. Muttersein braucht Kraft. Denn wir spielen eine wichtige Rolle im Leben unserer Kinder. Wir helfen ihnen, Emotionen zu verarbeiten. Wir vermitteln ihnen Werte. Wir müssen uns in den richtigen Momenten zurücknehmen und gleichzeitig als Vorbild zeigen, dass eigene Bedürfnisse wichtig sind.
Warum ist es gerade in der Vereinbarkeit zwischen Familie und Job so wichtig, auch an die Selbstfürsorge zu denken – und wie kann das gelingen?
Selbstfürsorge hilft uns, zu reflektieren. Wir verstehen besser, was wir brauchen und wo wir stärker Grenzen setzen müssen. Ein wichtiger Faktor, um die Balance zwischen Familie und Beruf halten zu können. Am besten gelingt es, wenn man sich einen festen Rahmen für die Selbstfürsorge setzt und sich die richtigen Tools zur Unterstützung holt.
Wenn du selbst nochmal etwas anders machen könntest aus der Zeit, seit du Mutter bist, was wäre es?
Ich hätte früher aufgehört zu glauben, dass ich abends auch noch eine perfekte Ehefrau und Partnerin sein muss. Ich hätte mehr über die Dinge, die in der Care-Arbeit belasten, geredet. Ich hätte die Elternzeit zu gleichen Teilen aufgeteilt. Ich hätte im beruflichen Umfeld klarere Forderungen für mehr Flexibilität gestellt.
Was bedeuten dir Frauennetzwerke im Rahmen der Selbstfürsorge?
Es kann emotional unheimlich entlastend sein, mit Gleichgesinnten über die persönlichen Herausforderungen zu sprechen. Ich stelle fest, dass die meisten Mütter sehr ähnliche Gefühle und Erfahrungen haben. Hier kann man sich nicht genug Inspiration und Tipps von anderen holen.
Wie schaffen wir es, die viele unsichtbare Arbeit, die Frauen täglich leisten, sichtbarer zu machen?
Für mich fängt es im Privaten an. Viele Väter wissen bis heute nicht, was ihre Partnerin alles leistet. Für mich führt leider kein Weg daran vorbei, dass wir Frauen die Männer aktiv stärker mit in die Aufgaben der Fürsorge einbinden müssen. Von alleine tun es die wenigsten. Und erst dann schaffen wir Verständnis und Sichtbarkeit für dieses Themen.
In einer absoluten Traumwelt: Wie würden Mütter in deiner Fantasie da leben?
Jede Mutter bzw. Familie würde seitens des Staates eine Haushaltshilfe zur Seite gestellte bekommen. So hätten Mütter mehr Quality-Time mit der Familie und mehr Zeit für berufliche Entwicklung.
In Müttern steckt so viel mehr, als man sieht. Was zum Beispiel?
Mütter sind Führungskräfte. Sie bieten emotionale Unterstützung für ihre Familie, helfen Talente zu entdecken und behalten das Große und Ganze im Blick. Mütter sind Expertinnen darin, Zeitfresser aufzudecken und diese abzustellen. Man sollte ihnen also besser zuhören.
Ihr mögt die BeAlice App mal testen? Wir haben Karola zu zwei unterschiedlichen Codes für euch überreden können. Wenn ihr gleich ein Jahresabo abschließen mögt, lautet dieser: 24YPBASLMY20. Ihr bekommt es dann 20 Prozent günstiger und zahlt statt 89,99 Euro einfach 71,99 Euro. Wenn ihr erstmal schauen mögt, dann gibt es auch für das 3-Monatsabo einen Code für euch: 24QPBASLM10. Es kostet dann statt 29,99 Euro mit 10 Prozent Rabatt nur noch 26,99 Euro. Ihr findet die App im Apple Store oder im Google Playstore. Dies ist keine Werbung, sondern einfach nur eine nette Aufmerksameit für euch, falls ihr mögt!
1 comment
Bei der Haushaltshilfe wäre ich voll dabei… Das habe ich mir letztens wieder überlegt, da gehe ich nun schon nur 75% Arbeiten und trotzdem verbringe ich die Hälfte des Samstages nur mit putzen. Zeit wo die Kinder dann immer wieder fragen, ob man das nicht ein anderes Mal machen könnte und lieber mit ihnen etwas spielen kann. Das tut mir dann immer schon ein bisschen leid, mache dadurch auch tatsächlich oft nur grob sauber, aber ganz im Dreck versinken, möchte man ja auch wieder nicht. Und da haben wir dann wieder die Zwickmühle…
Also die Idee dahinter, Müttern wieder etwas mehr Selbstbewusstsein zu geben und auch für ihre eigne MeTime einzustehen finde ich sehr gut. Auch ich musste über viele Jahre teils darum kämpfen, das ich gesehen und unterstützt werde. Das ich eben nicht immer nur zurückstecken kann. Dafür braucht man teils ein wirklich starkes Fell. In diesem Sinne, viel Glück mit der App!