Ihr Lieben, tatsächlich war einer der ersten Gedanken, die ich beim Blick auf den positiven Schwangerschaftstest hatte: „Wie sage ich das Lisa?“ Ein paar Tage habe ich es vor mir hergeschoben, wollte auch gar nicht mehr so recht mit Lisa telefonieren (was ungewöhnlich ist, weil wir sonst eigentlich täglich miteinander sprechen). Zu groß war meine innere Unsicherheit, ich musste mich erst selbst einmal an den Gedanken an eine erneute Schwangerschaft gewöhnen. Und ich hatte – das muss ich schon zugeben – echt Bammel vor Lisas Reaktion. Um das zu verstehen, muss ich ein wenig ausholen.
Seit acht Jahren arbeiten wir sehr eng zusammen. Es gab bisher wenig Tiefen, vieles hat einfach geklappt. Wir verstehen uns arbeitstechnisch blind, vertrauen uns zu 100 Prozent. Es gab noch nie ernsthaften Streit um Zuständigkeiten, Geld oder sonst was. Es gab immer mal Zeiten, in denen eine von uns mehr Power hatte als die andere – glücklicherweise hat sich das im Laufe der Jahre stets die Waage gehalten.
Auch privat wissen wir sehr viel voneinander. Es fällt uns nicht schwer, voreinander die „Hosen runterzulassen“. Ich hatte nie das Gefühl, Lisa etwas vorspielen zu müssen, mitunter geht es zwischen uns schon brutal ehrlich zu. Ich glaube, es hilft, dass wir uns nicht täglich von der Schule begegnen, sondern einen räumlichen Abstand voneinander haben. In diesem Fall schafft Distanz eine große Nähe.
Als ich mein drittes Kind bekommen habe, wurde Stadt Land Mama gerade richtig groß. Ich spürte eine große Verantwortung Lisa und unserem Business gegenüber, habe praktisch nicht pausiert, sondern sehr schnell vom Sofa aus mit dem Baby auf dem Bauch wieder Beiträge geschrieben. Das hat nicht nur Stadt Land Mama was gebracht, sondern auch mir. Es tat gut, weiterhin auch beruflich gebraucht zu werden, weiterhin für die Welt da draußen relevant zu sein und mein eigenes Geld zu verdienen (was ich auch musste, weil wir zu der Zeit unser Haus umgebaut haben und ich schlicht dazu verdienen musste…)
Jetzt, sechs Jahre später, sind wir mit Stadt Land Mama unglaublich gewachsen, hatten 2021 unser erfolgreichstes Jahr ever. 2022 dagegen verlief bisher holprig, vieles klappte nicht und wir schauten etwas sorgenvoll auf die nächsten Monate. Wie würde es also nun ankommen, wenn ich genau in dieser „Krise“ ein Baby bekomme. Ich hatte Angst, Lisa würde sich alleine gelassen fühlen. Und: Lisa wird – aufgrund des Alters ihrer Kinder – immer flexibler und hat mehr Raum für sich selbst – während ich nun in die genau entgegengesetzte Richtung steuere.
Ich habe Lisa von der Schwangerschaft dann so erzählt, wie wir alle Sachen besprechen: Ehrlich und doch recht zügig. Die erste Reaktion war viel positiver als gedacht, mir fiel ein dicker Stein vom Herzen. Nach ein paar Tagen merkte ich aber doch, dass meine News etwas in ihr losgetreten hatte – auch sie musste diese Neuigkeit erstmal verdauen.
Wenn man so eng wie wir zusammenarbeiten, ist man automatisch mitbetroffen, wenn sich beim anderen etwas Dramatisches ändert. Ich weiß, dass 2023 wieder ganz anders wird als 2022 – aber ich weiß auch, dass Lisa sich weiterhin auf mich verlassen kann. Stadt Land Mama und alles, was wir uns drum herum aufgebaut haben, ist enorm wichtig für mich – emotional und auch finanziell – so dass ich weiterhin mein Bestes geben werde.
Für euch habe ich Lisa nochmal interviewt und sie nach ihren Gefühlen zu den Schwangerschaftsnews befragt. Hier kommen ihre ehrlichen Antworten:
Als ich dich angerufen habe und dir gesagt habe, dass ich schwanger bin, was waren deine ersten Gefühle?
Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn. Du warst ja selbst noch ziemlich überwältigt. Aber mein Gefühl war gleich: Du schaffst das. Das wird schön. Und: ich kann dich soooo gut verstehen.
Nach ein paar Tagen hat sich aber dann doch herausgestellt, dass dich die Babynews irgendwo piekst. Kannst du davon erzählen?
Oh ja, tooootal. Aber natürlich nicht, weil ich mich nicht gefreut hätte, sondern weil ich mir selbst so lang auch ein viertes Kind gewünscht hatte. Und weil klar ist, dass es bei mir eben keins geben wird. Meine Drei sind ja auch schon viel größer. Ganz neue Phase. Ich liebe Kinder aber einfach und verstehe so gut, wenn man nicht genug davon kriegen kann. Und ich beneide dich auch um dieses Zusteuern auf etwas Großes, Wunderschönes, Weltbewegendes. Einfach um so viel Hoffnung nach den etwas schwereren Jahren jetzt.
Hast du Angst, dass sich durch das Baby unsere berufliche Zusammenarbeit ändert?
Ja, schon ein kleines bisschen. Wobei du ja ein solches Naturtalent in Sachen Kinderkriegen bist, dass diese Sorge vermutlich unbegründet ist. Du hast ja auch dein letztes Kind schon in Stadt Land Mama-Zeiten bekommen und das hat weder unserem Arbeiten noch unserer Freundschaft einen Abbruch getan. Dir wird ja nicht mal in der Schwangerschaft übel… Mich hätte das alles viel mehr aus der Bahn geworfen.
Ich würde es auch nicht als Angst bezeichnen, aber es ist schon ein Einschnitt, dass wir bislang acht Jahre lang stramm in eine Richtung gelaufen sind und du mich jetzt in Sachen „Raus aus dem Nest“ mit Abi und Auszug und Abgrenzung da vorn an der Spitze allein weitermarschieren lässt, während du nochmal Richtung Wickeltisch abbiegst 😉
Befürchtest du, dass wir nächstes Jahr an so unterschiedlichen Stellen im Leben stehen, dass wir uns freundschaftlich entfremden?
Da vielleicht erstmal zum Hintergrund: Was viele nicht sehen, ist ja auch, dass wir zwar täglich über Stadt Land Mama telefonieren, aber eben auch über unsere private und emotionale Lage und da werden sich die Themen vielleicht phasenweise nicht mehr ganz so sehr decken. Oder ich kann zumindest nicht mehr so gut mitreden, weil bei mir andere Themen dran sind. Aber: Du gehst an viele Dinge ja deutlicher rationaler ran als ich und bislang konnte uns noch keins unserer Kinder auseinanderbringen 😉 Einzig: Dein Baby wird ja vermutlich ein bisschen süßer als ich, also denk gern ab und zu aus deiner Babyspeck-Blase auch nochmal an mich, ja?!