Schlechte Noten auf dem Zeugnis: Wie du ruhig und zuversichtlich bleibst

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Kennst du das auch, schlechte Noten auf dem Zeugnis deines Kindes? Was für ein blödes Gefühl, oder? Wie fühlt es sich für dich an? Und was tust du ganz spontan, wenn du das Zeugnis in den Händen hälst? Schreib es mir gerne in die Kommentare und gewinne mit etwas Glück mein Buch „Erziehen ohne Schimpfen für Dummies„. Denn hier schreibt dir Maren Tromm, die Autorin des guten Stücks… und ich habe ein paar Tipps und Anregungen für dich.

Schlechte Noten auf dem Zeugnis: Wie reagieren?

Schlechte Noten auf dem Zeugnis
Maren Tromm

Ja, »schlechte(re)« Noten lösen was aus – und zwar bei Eltern und Kindern. Kinder entmutigen diese negativen Rückmeldungen, sie zweifeln an ihren Fähigkeiten, fühlen sich wertlos und nicht richtig. Und das Traurigste finde ich: Viele haben dazu Angst vor unseren Reaktionen. Weil wir Eltern häufig mit Sorge, Enttäuschung und/oder Frustration antworten.

Nicht selten entsteht auch Streit im Paar: »Habt ihr wieder das Falsche gelernt? Das nächste Mal mach ich das!« Logisch, denn wir Eltern machen uns ja Sorgen um die Zukunft unseres Kindes und fühlen uns möglicherweise auch selbst gleich mit als Versager, weil wir glauben, nicht das richtige oder nicht genug getan zu haben. Eine schlechte Mutter, ein schlechter Vater zu sein. Aber weisst du was? An den Noten können wir jetzt nichts mehr ändern, an unseren Reaktionen schon.

Wie es Eltern gelingt, (trotzdem) ruhig und zuversichtlich zu bleiben

Ruhig und zuversichtlich zu bleiben, ist leichter gesagt als getan. Ich weiss. Aber…. absolut möglich. Hier sind ein paar Tipps, die dir helfen können:

  1. Hinterfrage deine Glaubenssätze: Nur weil dein Kind jetzt in zum Beispiel Natur und Technik eine drei hat, heisst das noch lange nicht, dass aus ihm nichts wird. Menschen lernen nicht linear sondern, wenn es für sie von Bedeutung ist.

  2. Sei der sichere Hafen: Viel entscheidender als die Note im Zeugnis ist es, was das Kind über sich denkt. Denkt es: »Ich kann das nicht und bin nicht wertvoll!« oder denkt es: »Ich bin wertvoll und werde geliebt – immer.« Sag ihm das.

  3. Akzeptanz und Empathie: Akzeptiere die Situation und fokussiere dich auf die Gefühle deines Kindes. Nicht auf deine. Dein Kind braucht jetzt deine Unterstützung und jede Menge Zuversicht, keine Vorträge und zusätzlichen Schuldgefühle.

  4. Positives Mindset: Hebe, falls das Kind dafür schon parat ist, die positiven Seiten hervor und lobe die Bemühungen deines Kindes. Auch kleine Erfolge zählen und können motivieren. Manchmal braucht es aber auch ein paar Stunden Traurigkeit, Wut und Frust. Das ist auch okay und darf sein.

  5. Offene Kommunikation: Sprich mit deinem Kind über die Noten, ohne Vorwürfe. Frage nach den Gründen und Umständen. Höre wirklich und wertfrei zu. Tausch dich eventuell auch mit Lehrpersonen aus, ob ihnen etwas auffällt. Kinder mit AD(h)S, Autismus, Asperger, Hochsensibilität und so weiter sind oft hoch intelligent können aber in bestimmten Settings ihr Wissen nicht abrufen. Es ist wichtig, dies frühzeitig zu erkennen und dafür Rahmenbedingungen zu schaffen. Reines Schimpfen und Druck hilft den Kindern logischerweise nichts.  

  6. Unterscheide zwischen: »Mein Kind soll sich überwinden und durchbeissen können« und »Mein Kind braucht gute Noten«. Das sind zwei verschiedene Themen. Sich überwinden kann dein Kind vielleicht schon. Überleg wann und wo ihm das bereits gelingt und sprich dies aus. Für dich und dein Kind. Oder braucht es da noch etwas? Dann überlegt gemeinsam, wwie ihr das weiter üben möchtet.

  7. Sammelt Ideen, ob und was ihr verändern, üben könntet und möchtet. Was also wäre ein gutes Ziel für Natur und Technik und wo könnte das Kind sich überwinden trainieren?

  8. Gemeinsame Lösungen finden: Entwickelt gemeinsam einen Plan, wie die Noten und/oder das durchbeissen verbessert werden können. Setzt realistische Ziele und beachtet: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und vor euch sitzt vermutlich ein kleiner Mensch. Auch vielen Erwachsenen fällt es hier oder da schwer, den inneren Schweinehund zu überwinden und gute Leistungen abzurufen. Wichtig ist: Bleibt dran.

  9. Fang keinen Streit mit deinem Partner:in an: Denn das bringt euch nicht nach vorne. Besprecht das Thema, wer ist ein geeigneter Lernpartner, wenn sich die Emotionen beruhigt haben.

Warum Strafen (und Belohnungs-Anreize) unbedingt vermieden werden sollten

Strafen, Abwertungen und Belohnungen sind oft die ersten Reaktionen auf schlechte Noten, aber sie sind nicht hilfreich. Strafen führen dazu, dass Kinder uns Dinge verheimlichen und dass sie aus Angst lernen, nicht aus Interesse. Das erzeugt Druck auf allen Seiten, zerstört das (Selbst-)Vertrauen, die Beziehung und mindert die Freude am Lernen. Belohnungen können dazu führen, dass Kinder nur noch für die Belohnung lernen und nicht aus eigenem Antrieb. Beide Ansätze beeinträchtigen also die intrinsische Motivation – was ja das eigentliche Ziel ist.

Was Kindern mit schlechte(re)n Noten wirklich weiterhilft

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  1. Beziehung, Beziehung, Beziehung: Menschen wünschen sich Begleitung, Verständnis und Ermutigung. Es ist bewiesen, dass wir Menschen dann gut und gerne lernen, wenn die Beziehung passt. Was also könnte da verbessert werden?

  2. Individuelle Lernstrategien: Finde heraus, welche Lernmethoden für dein Kind am besten funktionieren. Sprich eventuell dazu mit Lehrpersonen und/oder Lerncoaches.

  3. Spass und Umfeld: Überlegt, wie es dem Kind Spass machen könnte, für dies Fach zu lernen. Mein Sohn lernt seine Vokabeln zum Beispiel am liebsten auf unserem Trampolin.

  4. Struktur und Zeiten: Eine feste Struktur und effiziente Lernzeiten können helfen, den Lernstoff besser zu bewältigen und Stress zu reduzieren. Es gibt Kinder, die lernen am besten morgens nach dem Aufstehen oder abends nach dem Abendessen. Und das am besten Mittwoch, Freitag und Samstag. Wie ist das bei euch? Ein Versuch ist es wert.

  5. Selbstvertrauen stärken: Fördere das Selbstvertrauen deines Kindes durch positive Rückmeldungen und indem du seine Stärken hervorhebst. Ermutige es, sich realistische Ziele zu setzen und diese Schritt für Schritt zu erreichen.

  6. Emotionale Unterstützung: Sei für dein Kind da und biete emotionale Unterstützung. Zeige ihm, dass schlechte Noten nicht das Ende der Welt sind und dass es immer Möglichkeiten gibt, sich zu verbessern.

  7. Noten triggern unsere eigene Themen und Trauma: Wenn dich Noten in Unruhe versetzen und du selbst mit schlechten Gefühlen zu kämpfen hast, kann es hilfreich sein, sich punktuell Begleitung zu suchen. Wir alle tragen alte Verletzungen in uns, die sich sehr lohnen, aufzulösen. Für dich und dein Kind.

Ja, ihr Lieben, bald ist es soweit. Meine Kinder werden mir ihre Zeugnisse zeigen. Lasst uns diese Herausforderung gemeinsam meistern. Lasst uns an unsere Kinder Glauben und lasst uns sie ermutigen, so dass sie lernen Rückschläge zu überwinden und zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Und zum Schluss noch etwas aus meiner Kindheit:

Wie umgehen mit Misserfolgen

Ich erinnere mich noch gut daran, wie es bei uns war. Bei uns wurden die Zeugnisse immer feierlich angeschaut und bewertet. Zum Beispiel so: »Wie, in Politik hast du nur eine 4, Maren? Und in Mathe eine 2? Du?« (Ich war ja in Deutschland in der Schule und da waren die Noten andersherum).

Mein Herz klopfte jedes Mal – bei Papa, bei Mama – aber nicht bei Oma. Denn Oma sagte nur: »Ach Kind, ich bewundere dich. Du machst das gut!« Fertig. Das war’s. Jedes Jahr die gleichen Sätze und ihr verbundenes Lächeln. Wenn Oma das Zeugnis nahm, wusste ich, was kam. Ein schönes, warmes Gefühl. Das beruhigte mich, gab mir Sicherheit und stärkt mich noch heute. Das Gefühl, für Oma immer gut zu sein.

Mehr zum Thema Erziehen ohne Schimpfen wie zum Beispiel eigene »Trigger« erkennen oder wie dein Kind Selbststeuerung lernt erfährst du in meinen Vorträgen, Elternkursen oder meinem praxisnahen Buch: Erziehen ohne Schimpfen für dummies.

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4 comments

  1. Ich versuche für meine Tochter da zu sein. Erstmal durchschnaufen. Und dann gemeinsam überlegen, wie es weiter geht – vielleicht auch bald mit Hilfe von Inspirationen von diesem Buch? 🙂

  2. Ich finde es problematisch, dass hier eine 3 als das Beispiel für eine schlechte Note dargestellt wird. Wenn die Kinder nur 1er und 2er haben dürfen, dann stimmt doch was mit den Eltern nicht. Ich werde auch nervös wenn mein Kind mal eine 5 mit heim bringt. Aber erst wenn ich merke, dass sie so weit zurück liegt, dass sie den Stoff nicht mehr aufholen kann würde ich zum Beispiel über eine andere Schulform nachdenken, auch um Druck raus zu nehmen. Eine 3 ist zum Beispiel bei unserer Natur und Technik Lehrerin oft das beste Ergebnis in den Exen …

    1. Vielen Dank, genau der gleiche Gedanke kam mir auch sofort in den Sinn. Wenn wir über schlechte Noten sprechen, dann ist das aus meiner Sicht keine 3. Das klingt für mich nach dem Anspruch das Kind darf nur 1-en und 2-en haben. Finde ich schwierig.

  3. Mein Sohn hat sein (Berichts-)Zeugnis schon bekommen und ich habe es mit ihm komplett gelesen. Vieles hatte er allein gar nicht verstanden, so dass es für ihn nach dem Gespräch definitiv klarer war. Die guten Dinge habe ich besonders hervorgehoben und gelobt, musste aber leider auch zum AV/SV Negatives. Zusammen haben wir überlegt, wie es besser laufen kann, und vereinbar, zu Beginn des Schuljahres nochmal kurz zu sprechen.
    Ich glaube, es war OK so für ihn. Der fragenden Oma hat er jedenfalls ein paar positive Dinge nennen können.
    Trotzdem würde uns das Buch vermutlich sehr weiterhelfen.

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