Ihr Lieben, vor zwei Jahren hat Julia schon mal einen Bericht über ihr Leben mit Post Covid geschrieben (Hier nachzulesen). Damals kämpfte sie schon seit zwei Jahren und schrieb: „Alles, was vorher selbstverständlich war, ist nun nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt möglich. Jede Tätigkeit und Bewegung erfordert Kraft, die ich nicht mehr habe und die Pausen, die ich brauche, können manchmal Tage andauern.“ Heute gibt sie uns ein Update zu ihrem Gesundheitszustand:
Post Covid begleitet mich immer noch jeden Tag
Wenige Tage nachdem mein erster Artikel bei euch veröffentlicht wurde, bekam ich das zweite Mal Corona. Diese zweite Infektion verlief bei mir wie eine mittelschwere Erkältung und danach hatte ich das Gefühl, mein „brain fog“ ist weg. Das war dann im Januar 2023. Man konnte zusehen, wie es mir kognitiv besser ging, so dass ich ab Mai 2023 wieder eine Arbeit aufnehmen konnte.
Zunächst bin ich sehr vorsichtig an die neue Stelle herangegangen, weil ich gar nicht mehr wusste, was ich noch leisten kann oder wie mein Körper auf andere Infektionen reagiert. Es ging aber tatsächlich schnell wirklich gut, so dass ich schon ab Juli 2023 meine Stunden auf 32,5 Wochenstunden anheben konnte. Die Arbeit machte Spaß, hat mich gefordert und ich hatte das erste Mal wieder Hoffnung, dass mein Post COVID wieder ganz weggehen kann.
Leider hat sich diese Hoffnung nicht bestätigt. Ich bin seit dem 29.11.2020 krank und werde es vermutlich immer bleiben, zumindest in Teilen. Seit meiner ersten Erkrankung sind zusätzlich zu den Fatigue-Symptomen auch noch viele weitere gesundheitliche Probleme aufgetreten.
So habe ich zum Beispiel ein Histamin-Problem entwickelt, das dazu führt, dass ich kaum noch aufgewärmtes Essen essen kann, viele Dinge, wie z.B. Tomate ganz aus meinem Speiseplan entfernt habe und bereits dreimal mit anaphylaktischen Schocks im Krankenhaus gelandet bin. Herauszufinden, was genau bei mir triggert, hat etwa ein Jahr gedauert und mich noch mehr eingeschränkt, als ich ja sowieso schon war.
Weiterhin hat sich mein Zyklus ganz negativ verändert, meine Perioden waren so schmerzhaft und die Blutungen so schwer, dass ich mir im Februar die Gebärmutter entfernen lassen musste. Ich hatte in den letzten Jahren zudem fast jeden Monat eine Blasenentzündung. Seit September 2022 bin ich mit 50 Prozent schwerbehindert.
Im Dezember 2023 habe ich mich zum dritten Mal mit Corona angesteckt, dieses Mal hat mein Partner Corona von der Arbeit mit nach Hause gebracht. Die Akutinfektion war auszuhalten, aber danach haben sich meine Fatigue-Symptome wieder verändert und dazu geführt, dass ich im Sommer 2024, ausgelöst durch die vielen schnellen Wetterwechsel, fast 3 Monate hindurch krank war.
Manchmal fühle ich mich wie eine Versagerin
Wieder kam die Fatigue mit einer Macht zurück, mit der ich gar nicht mehr gerechnet habe. Wieder musste ich mich meinem Körper unterwerfen und zulassen, dass meine Arbeit und mein Leben darunter leiden. Mittlerweile musste ich meine Arbeit aus gesundheitlichen Gründen wieder aufgeben, was sich für mich wie ein Versagen anfühlt.
Ich muss mir eingestehen, dass ich vermutlich nie wieder Vollzeit arbeiten gehen kann, vielleicht auch nur noch etappenweise überhaupt arbeitsfähig sein werde. Das ist für mich ein trauriger Gedanke, da ich wirklich gerne arbeiten gehe.
Post Covid wird oft nicht ernst genommen
Mein Lebensgefährte ist mit mir durch die ganze Krankheit gegangen, aber unsere Beziehung hat darunter gelitten. Ich bin ihm wirklich sehr dankbar für seine Geduld und Hilfe.
Diese Krankheit ist nicht sichtbar, sie führt immer wieder zu Konflikten und zu erzwungenen Erklärungen. Ich hab das Gefühl, ich habe eine PTBS von meiner Erkrankung davon getragen. Jedes Mal, wenn jemand in meiner Umgebung krank ist, bekomme ich Angst, es könne Corona sein und ich könnte mich wieder anstecken. Ganz schlimm ist für mich, wenn ich dann Menschen gegenüberstehe, die mich und meine Sorgen nicht ernstnehmen und mir erzählen, dass es Corona nicht gibt. Das macht mich wütend und hilflos.
Ich weiß, es gibt Menschen, die noch viel schlimmer als ich von Post Covid betroffen sind, aber auch der Preis, den ich zahle, ist doch. Es gibt immer wieder Höhen und Tiefen, aber ich will mich nicht unterkriegen lassen. Ich möchte weiterkämpfen und ich möchte auch darüber informieren, weil es immer noch zu wenige Menschen und auch Ärzte gib, die darüber Bescheid wissen (wollen). Drückt mir also die Daumen, dass meine Gesundheit bei meinem nächsten Bericht stabil ist und es nur noch aufwärts geht.