Patchwork: „Keiner kann alles, aber mehr können mehr“

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Ihr Lieben, für Luise war es nach der Trennung vom Vater ihrer Kinder vor zwölf Jahren erst einmal schwierig, mit der neuen Situation umzugehen. Patchwork will eben geübt und gelernt sein. Mittlerweile haben sie und ihr Ex neue Partnerschaften und verstehen sich so, dass es sich für alle gut anfühlt. Mittlerweile hat Luise Sternke aus ihren Learnings sogar ihren Beruf bzw. ihre Berufung gemacht.

Ich bin Luise (42), ich arbeite als Coach bzw. Trainerin für mentale Gesundheit und habe mich in meiner Arbeit auf Patchworkfamilien spezialisiert. Ich lebe seit 12 Jahren in meiner eigenen Patchworkfamilie mit meinen 2 Kindern (18J und 15J) aus erster Ehe und dem 10-jährigen Kind aus meiner jetzigen Ehe. Auch der Papa der zwei großen Kinder hat eine zweite Ehe und ein daraus entstandenes Kind (8).

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Luise Sternke

Die Trennung vor 12 Jahren war ein schwerer Schritt und hat viel Kraft, Liebe und Arbeit in Anspruch genommen. Die damalige Patchworksituation hatte viele schmerzhafte Phasen. Es sollte mit dem Ex-Partner die Trennung überwunden werden und die traurigen Kinder getröstet, die diese Veränderung nicht begreifen konnten. Neue Partner wurden integriert. Und letzten Endes musste auch ich mich selbst neu einfinden.

Neu im Patchwork: Missverständnisse, Eifersucht, Unsicherheiten

Es gab viele Missverständnisse, es gab Eifersucht und Unsicherheiten. Viele Gelegenheiten wurden genutzt um der „anderen Seite“ ihre Unzulänglichkeiten aufs Brot zu schmieren. Eine Art Konkurrenzdenken schlich sich ein, wer macht es besser oder bietet den Kindern mehr? Was erzählen die Kinder den „anderen“, oder was erfährt man Neues durch die Kinder nach einem Wechsel?

Das eigene Ego machte es einem in so einer Situation nicht leicht, es drängte sich wie ein Mäuschen durch jede kleine Ritze, die es sieht und knabbert an allem, was so herumlag. Alte Themen zwischen uns Ex-Partnern sind immer wieder aufgeflammt ohne sich groß anzukündigen. Wir fielen in alte Muster zurück und waren zu blockiert um einander anzuhören.

Getrennt leben, gemeinsam Entscheidungen treffen

Gleichzeitig mussten wichtige Entscheidungen gemeinsam getroffen werden und es standen Umzüge bevor. Wer zieht wohin und wie weit sind die Orte voneinander entfernt? Auf welche Schule sollen die Kinder gehen? In welchem Abstand wechseln die Kinder zwischen uns, wer bekommt welche Zeit mit ihnen… wie feiern wir Geburtstage und Festtage?

Mein erstes Weihnachten ohne die Kinder war das traurigste meines Lebens. Die neu gewonnene Freiheit, die sich anfangs gut anfühlte, wich einem schweren, fast unerträglichen Vermissen. Es hat lange gedauert, bis es mir nicht mehr so vorkam, als würden meine Kinder nie wieder kommen, wenn ich in ihren leeren Kinderzimmern stand, um etwas wegzuräumen.

Nie die Kinder aus den Augen verlieren

Eines habe ich immer versucht im Fokus zu behalten: Die Kinder als kleinsten und „einzigen“ gemeinsamen Nenner nie aus den Augen zu verlieren. Durch die Unterstützung von außen haben wir es geschafft, einander anzuhören, Perspektiven zu tauschen und auch zu verhandeln.

Wir haben gelernt, einander anzunehmen. Ich habe mein Verhalten reflektiert und auch begonnen, mich abzugrenzen. Ich habe akzeptiert, andere Menschen nicht verändern zu können. Auch alte Glaubenssätze habe ich in Frage gestellt wie: „Nur wenn ich… tut/mache, bin ich eine gute Mutter…“ Viele Eltern kennen diese.

Mut, Leidensdruck und die Einwilligung zur Veränderung

Coaching ist ein nach innen gerichteter Lernprozess. Er braucht Mut, Leidensdruck und eine eigene Einwilligung für Veränderung. Und nun ein paar Jahre später, höre ich mich sagen: „Nächstes Wochenende haben mein Mann und ich kinderfrei, wir fahren an die Ostsee.“ Und alle leiblichen und nicht leiblichen Kinder werden von meinem Exmann und seiner Frau gesittet.

Wie schön ist das denn? Wenn das so weitergeht, verbringen wir noch zu 4. unsere Rente! Mittlerweile können wir feiern, lachen und diskutieren. Wir sitzen abwechselnd oder gemeinsam auf Elternabenden. Wir fahren Taschen, Laptops und Schuhe von A nach B, planen Ferien und Wochenenden. Wir verhandeln über Entscheidungen und beziehen die Kinder mit ein, wenn es sinnvoll ist.

Unsere Patchwork-Gang funktioniert mittlerweile super

Wir besuchen einander, empfehlen uns Urlaubsziele, schicken uns sehenswerte Filme zu und machen gleichermaßen schlechte Witze. Auch ein Bermudadreieck ist öfter als gewollt ein Thema, dieses verschlingt nicht nur Gegenstände, sondern auch Informationen, Formulare und Abmachungen. Die für immer verschollenen Brotdosen, T-Shirts und Trinkflaschen, Gott hab sie selig.

Wir sind so unterschiedlich, wie wir uns auch ähnlich sind und das macht es mal schwerer und mal leichter. So eine rosa Freizeitpark-Freundschaft muss und kann nicht immer das Ziel sein. Es sind individuelle Lösungswege. Eine goldene Regel für Familiensysteme ist nicht festlegbar und dennoch ist es möglich, für jedes Konstrukt eine Unterstützung für ein gelungenes Zusammenleben zu finden.

Ein gleichwertiges und liebevolles Miteinander entstehen lassen

Das Ziel ist es, dass für alle Familienmitglieder eines solchen Systems ein gleichwertiges und liebevolles Miteinander entsteht und gelebt werden kann. Die Vielfalt innerhalb der Patchworkfamilie sollte als Bereicherung betrachtet werden und nicht als Hindernis. Die Akzeptanz und Toleranz gegenüber den unterschiedlichen

Lebensentwürfen jedes Familienmitglieds sind entscheidend für ein harmonisches Zusammenleben. Genau da setzt mein Coaching an. Ich gehe nicht mit der Gießkanne über die Familien und verteile Weisheiten, sondern schaue mir die individuelle Situation an.

Probleme und Konflikte in Patchworkfamilien leichter bewältigen

Ausgerichtet nach den Bedürfnissen der jeweiligen Familien, werden gemeinsam Strategien erarbeitet, die passend und hilfreich sind. Meine Arbeit ist meine Leidenschaft und ein positiver Antrieb für jeden Tag.  Jede gute Veränderung im Leben meiner Klienten bestätigt meine Überzeugung, dass die Inanspruchnahme eines Coachings nichts schlechter aber so vieles besser machen kann.

Probleme und Konflikte in Patchworkfamilien können leichter bewältigt und gelöst werden, wenn frühzeitig eine Kultur der Reflektion und Vermittlung eingeführt wird. Eine Freude ist es, wenn aus Patch dann Bonus wird- mehr Menschen mehr Liebe, denn keiner kann alles, aber mehr können mehr.

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