Ihr Lieben, habt ihr schon mal versucht, zeitnah einen Termin bei einer Hautärztin oder einem Hautarzt zubekommen? Dann seid oder wart ihr sicherlich leicht frustriert, denn die Wartezeiten auf Termine sind oft sehr lang. Genau das hat auch die Hautärztin Tatjana gestört und deshalb den Online-Service Little Skindoctor.de gestartet, der hautkranken Kindern und deren Eltern schnell und unkompliziert helfen soll. Wie das genau funktioniert, erzählt sie hier im Interview. Wir finden, ein super Angebot – vor allem auch in Notfallsituationen am Wochenende oder im Urlaub!
Liebe Tatjana, du bist Hautärztin und Gründerin der App Little Skindoctor. Wie und warum bist du auf die Idee dazu gekommen?
Ich bin leidenschaftlich gerne Hautärztin und liebe meinen Job. Aber nicht nur als Kinderdermatologin sondern auch in meinem Alltag als Mutter, stelle ich leider jeden Tag fest, wie schwierig es ist für Familien mit hautkranken Kindern ist, zeitnah kompetente ärztliche Beratung zu bekommen. In Deutschland beträgt die durchschnittliche Wartezeit für Erwachsene auf einen Termin beim Hautfacharzt 5 Wochen. Kinder warten noch länger – Wartezeiten von über 3 Monaten sind keine Seltenheit.
Diese Versorgungslücke entsteht durch einen erheblichen Mangel an Kinderhautärzten:innen zum Einen, und den vielen hautkranken Kindern zum Anderen.
Sind denn so viele Kinder hautkrank?
Oh ja, weltweit ist jedes 4. Kind von einem Hautproblem betroffen. So kam es auch, dass ich täglich von Freunden, Bekannten und Kollegen überflutet wurde mit Anfragen zu Hautproblemen bei Kindern, die mich über Nachrichtendienste und Email erreichten. Um den betroffenen Kindern und ihren Familien effektiv helfen zu können und ihnen kompetente 24/7 Beratung durch Kinderhautexperten zu ermöglichen, habe ich im April 2022 die Online-Hautarztpraxis Little Skindoctor gegründet.
Wie funktioniert das Angebot vom Online-Hautarzt?
Little Skindoctor ist die erste Online-Hautarztpraxis speziell für Kinder und Jugendliche. Eine Beratungsanfrage kann direkt vom Browser der Web-App gestartet werden. Ein Download der App oder eine Registrierung ist nicht nötig. Eltern und Sorgeberechtigte machen Fotos der Hautveränderung ihres Kindes mit dem Smartphone, laden die Bilder hoch und füllen einen ausführlichen medizinischen Fragebogen aus, sodass die behandelnden Ärzte eine möglichst genaue Ferndiagnose stellen können.
Anschließend wird der Fall von einem Hautfacharzt:in mit langjähriger Erfahrung in der Behandlung von Kindern begutachtet. Innerhalb von 24 Stunden erhalten die Familien einen digitalen Arztbericht mit der Diagnose, einer leicht verständlichen Erklärung zum Krankheitsbild und einer ausführlichen Schritt-für-Schritt Anleitung für die Behandlung. So können Eltern immer wieder nachlesen und haben ein Dokument in der Hand, wenn sie mit ihrem Kind zu einem anderen Arzt:in gehen.
Stellt ihr auch Rezepte aus?
Wenn ein verschreibungspflichtiges Medikament benötigt wird, erhalten Familien ein Privatrezept per Post oder in dringenden Fällen, schicken wir das Rezept auch direkt an die Wunschapotheke. Die gesamte Beratung und Fernbehandlung durch einen Facharzt:in kostet 29,90 Euro (ausgenommen Kosten für Medikamente). Die Kosten werden von den privaten Krankenkassen vollständig übernommen. Für gesetzlich versicherte Patient:innen ist unser Service leider noch eine Selbstzahlerleistung. Wir arbeiten aber mit Nachdruck an Kooperationen mit gesetzlichen Krankenkassen, damit die Kosten in Zukunft für alle Patient:innen erstattet werden.
Thema Datenschutz – wie stellt ihr sicher, dass die Krankheiten meines Kindes vertraulich bei euch bleiben?
Wir gehen mit den vertraulichen Daten unserer Patient:innen so sensibel um, wie mit Kinderhaut selbst. Die Datenübertragung erfolgt nach modernsten Sicherheitsstandards und erfüllt die gesetzlichen EU-Datenschutzvorschriften.
Wer stellt genau die Diagnose und nach welchen Kriterien werden die Ärzte ausgewählt?
Bei Little Skindoctor arbeiten ausschließlich Fachärzt:innen für Hautkrankheiten, die jahrelange Erfahrung im Umgang mit Hautkrankheiten bei Kindern und Jugendlichen haben. Ich selbst bin zusätzlich Allergologin und angehende Ernährungsmedizinerin.
Es gibt europaweit leider keine offizielle Zusatzbezeichnung für Kinderdermatologie. In den USA hingegen wird eine 2-jährige Zusatzausbildung für Kinderhautärzt:innen gefordert. Dies zeigt die Bedeutung eines eigenständigen Fachgebietes für Kinderdermatologie, denn Kinder sind nun mal keine kleinen Erwachsenen. Kinderhaut ist in vielerlei Hinsicht besonders und erfordert daher auch eine besondere und altersgerechte Behandlung.
Nun gibt es ja kritische Stimmen, dass eine Online-Beratung niemals die gleiche Qualität haben kann wie ein persönliches Gespräch, in dem man das Kind ja auch wirklich sieht. Was antwortest du darauf?
Ich freue mich immer, mit Menschen in Austausch zu treten, die sich für Telemedizin interessieren und habe als Betreiberin einer digitalen Hautarztpraxis immer ein offenes Ohr für konstruktiver Kritik, damit wir unser Angebot stets verbessern. Es gibt eine Vielzahl von aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen, die die Qualität von Fernbehandlungen bei Hautkrankheiten geprüft haben.
In Studien mit vielen Hunderten und Tausenden von Patienten konnte gezeigt werden, dass in rund 90% der teledermatologischen Behandlungen, die auf Bild und Textinformationen beruhen, Hautkrankheiten von erfahrenen Teledermatologen korrekt diagnostiziert werden können. Und auch speziell bei der Fernbehandlung von Kindern mit Hautkrankheiten zeigen neueste Studien aus Deutschland, dass bei nur 12% der Kinder ein persönlicher Arztbesuch nötig ist, z.B. wenn weitere Untersuchungen wie Blutabnahmen oder eine Hautprobe nötig sind.
Basierend auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft, lässt sich also eine Unterlegenheit der Teledermatologie in der Mehrheit der Krankheitsfälle nicht feststellen. Aber natürlich gerade bei schweren und komplexen Krankheitsbildern ist der persönliche Kontakt zum Arzt oder der Ärztin des Vertrauens unersetzbar. Digitale Behandlungsangebote dienen einer Ergänzung zur physischen Arztbehandlung und ermöglichen eine bessere dermatologische Versorgung in der Breite, insbesondere von häufigen Hauterkrankungen.
Teledermatologie hilft so dabei, mehr hautkranken Kindern schnell und unkompliziert Zugang zu einem Hautexperten zu erhalten, Leid und Komplikationen können durch eine frühzeitige Behandlung reduziert werden und Familien sparen Zeit, Geld und Nerven. Andererseits werden so dringend benötigte Kapazitäten in Spezialzentren und Kliniken frei, die den schwerbetroffenen Kindern zu Gute kommen.
Was würdest du sagen: Für welche Situationen findest du euer Angebot ideal?
Eltern kennen das Dilemma: wenn die Kinder krank sind, läuft der Familienalltag nicht mehr rund. Eltern machen sich natürlich Sorgen und wollen das Beste für Ihre Kinder – gerade wenn es um die Gesundheit geht. Es bereitet Familien daher enormen Stress einen Termin bei einem geeigneten Arzt:in zu bekommen. Kinder mit einer Hautkrankheit wiederum leiden während der langen Wartezeiten oft unter unangenehmen Symptomen wie Juckreiz und Schmerzen, werden im Alltag aus Angst vor Ansteckung häufig ausgegrenzt oder gehänselt und haben ein erhöhtes Risiko für Komplikationen durch die verzögerte Behandlung.
Oft leidet die gesamte Familie und der Wunsch nach schnellem und kompetentem Rat von einem Kinderhaut-Experten:in ist groß. Daher bietet Little Skindoctor Familien das ganze Jahr rund um die Uhr die Akut-Hilfe, die sie bei Hautproblemen wirklich brauchen. Eltern erfahren schnell und zuverlässig was ihr Kind hat und wie sie ihm am besten helfen können – egal ob am Arbeitsplatz, am Wochenende oder im Urlaub.
3 comments
Meine Tochter hat eine Hautkrankheit. Daher finde ich ebenfalls, dass solch eine App mehr als überfällig war. Ich werde sie definitiv ausprobieren und mal schauen, was der Hautarzt sagt.
Klingt interessant. Könnte ich mir durchaus vorstellen. Danke vor allem für das Engagement. Die Wartezeiten sind für unsere Region leider noch sehr positiv dargestellt. Bei uns kein Hautarzt im Umkreis von 60km, der erwachsene Patienten überhaupt aufnimmt; für Kinder 1 Ärztin, bei der man ca. 4-6 Monate Wartezeit hat und erst nach Überweisung eines Kinderarztes behandelt werden kann. Hätte es das Angebot vor ein paar Jahren gegeben, wären die Dellwarzen meines Sohnes vielleicht sofort erkannt worden und nicht erst als sie sich auf den Oberkörper ausgebreitet hatten.
Was für eine tolle Sache!! In unserer Region sind die Wartezeiten 6 Monate.
Falls eines meiner Kinder wieder mal einen akuten Ausschlag hat, werde ich das Angebot nutzen. Für ein nötiges Rezept würde bestimmt auch die Hausärztin einspringen, wenn ein Arztbericht vorliegt.