Ihr Lieben, manchmal sind es ja die kleinen Dinge, die uns die Augen öffnen, oder? Und deswegen bin ich so froh über wunderbare Freundinnen, Kolleginnen und Bekannte, die nicht nur gern über Feminismus reden, sondern auch bestimmte Regeln befolgen – bzw. NICHT befolgen – damit sie auf Augenhöhe mit Männern wahrgenommen werden. Viel zu oft machen wir uns nämlich auf subtilste Weise im Alltag zu klein. Ein paar Beispiele gefällig? Aber gerne doch!!! Nur ein kleiner Warn-Hinweis: Wenn ihr versucht, diese Dinge nachzumachen, wird es euch zum Teil körperliche Schmerzen bereiten, es wirklich durchzuziehen.
Nicht wischen!
Der erste augenöffnende Tipp, den ich in diese Richtung bekam, war der hier: Niemals wischen, Lisa! Das sagte mir einmal die liebe Dagmar auf einem Netzwerktreffen. Wenn mehrere Menschen – z.B. im Büro bei einem Meeting – an einem Tisch zusammensitzen und ein Glas umkippt. Na? Wer rennt dann immer und holt schnell einen Lappen? VIEL zu oft die Frau. Vor allem, wenn nur eine Frau beim Meeting anwesend ist. DON´T do it. Aushalten, dass es notfalls niemand wegmacht. Wir sind nicht die Putzfrauen vom Dienst und tun das viel zu oft aus einem Reflex heraus.
Nicht kleinmachen!
Mehrere erwachsene Menschen, darunter auch ein Mann, steigen zusammen in das Auto einer Frau ein. Wie selbstverständlich setzen sich die Frauen nach hinten, der Mann auf den Beifahrersitz. Warum? Denn nein, es liegt nicht immer an der Größe, sondern an einem scheinbar unsichtbaren Vorrecht, dass sich die Frauen schön unsichtbar zurückstellen bzw. -setzen. Meine Kollegin Silke sagt, es habe ihr körperliche Schmerzen bereitet, sich ihr Recht zum Vornesitzen zu erkämpfen. Ein bisschen Training braucht´s, dann klappt das.
Nicht einmischen!
Wenn Vater und Sohn streiten: Nicht einmischen. Nicht meine Baustelle. Nicht ich als Frau bin hier immer fürs harmonische Familien-Miteinander zuständig. Das kriegen die auch allein hin. Wie sagte meine Freundin Rike? Stell dir die Konflikte der anderen einfach als Scheißhaufen vor. Da fasst du auf der Straße ja auch nicht alle an, sondern machst einen großen Bogen drumherum.
Keine Kaffeetassen!
Ach, wie schön und gemütlich! Frauen sitzen immer so rum und haben eigentlich auch keinen Stress, sondern immer Zeit für ein Käffchen! So jedenfalls suggerieren es uns Stockfotos, Bilder bei Instagram und die Werbebranche. Dabei können wir doch so viel mehr als dekorativ rumsitzen und vor dampfenden Tassen im heimeligen Zuhause zu sitzen. Habt ihr schon mal einen Mann mit ner Kaffeetasse als Symbolbild gesehen?
Männer haben Aktentaschen, Männer sitzen nicht, sie gehen oder laufen gar. Kommt euch komisch vor? Dann zählt in den nächsten Tagen mal, wie viele Frauen ihr hinter Kaffeetassen sitzen seht. Wer mich drauf brachte? Nicole Seifert auf einem Talk zum Thema Frauenliteratur auf der Frankfurter Buchmesse.
Keine WomenWatchingOnWater-Fotos!
Die Seite Palais Fluxxx brachte mich darauf, dass auch das Motiv „Frau von hinten starrt auf See oder Meer“ inflationär gebraucht wird in den Medien (ja, auch in den so genannten sozialen Medien!), ganz besonders gern auch für Buchcover, einfach, um unsere melancholische, weiche Seite zu zeigen. Und ja, ich bekenne mich schuldig, auch ich hab ein solches Bild aus dem Urlaub mitgebracht 😉 Mir war bislang gar nicht in den Sinn gekommen, dass das etwas symbolisiert und mein Mann sich so zum Beispiel nie fotografieren lässt…
Sei ein Powermann!
Bitte: Sag nur Powerfrau, wenn du auch Powermann sagst! Denn nein, bei Frauen muss man nicht extra erwähnen, wenn sie Power haben. Genau so wenig wie bei Männern!
Habt ihr noch weitere Ideen oder Beobachtungen gemacht? Worauf können wir alle noch achten? Lasst uns in den Kommentaren weitere Fallen suchen, in die wir demnächst einfach nicht mehr tappen!
12 comments
Wenn die ’starken‘ Männer den Anhänger ziehen, ist es aber auch nicht richtig, oder? 😉
Ich wohne in Schweden und manchmal habe ich das Gefühl, dass die Schweden den Deutschen in Sachen Gleichberechtigung wirklich um Lichtjahre voraus sind, auch wenn hier bestimmt nicht alles rosig ist und es noch viel zu tun gibt. Hier sind auf jeden Fall ein paar Tipps aus meinem schwedischen Arbeits- und Familienalltag:
Bei der Arbeit:
– Melde dich nicht zum Schreiben des Protokolls.
– Wasch nur deinen eigenen Kaffeebecher ab.
– Führe für die Zubereitung von Kaffee und Tee ein wechselndes Büroschema ein.
– Frage Männer nicht, ob, sondern wann sie Elternzeit nehmen, Frage Männer, wie ihre Frauen es alleine schaffen, wenn sie auf Geschäftsreise sind. Lobe Männer nicht dafür, dass sie mit kranken Kindern zu Hause bleiben.
– Bitte eine Kollegin und nicht automatisch einen Kollegen bei Computerproblemen um Hilfe.
– Halte über Finanzen und Strategien anstatt über Netzwerke und Beziehungen Small Talk.
– Melde dich nicht freiwillig für die Organisation der Weihnachtsfeier und die Buchung der Geschäftsreise.
– Miss im Meeting mal mithilfe einer App den Redeanteil von Frauen und Männern. Wenn Männer ständig nur wiederholen, was eine Frau zuvor schon gesagt hat und ihr dafür keine Kredits geben, merke immer wieder hartnäckig an: „Ja, genau wie Frau Schröder eben schon gesagt hat!“
¬ Pack auch mal körperlich mit an und schlepp eine Getränkekiste in die Personalküche.
Zu Hause:
– Stell dich an den Grill und lass deinen den Mann den Salat machen.
¬ Lass deinen Mann die Kindergeburtstagseinladungen herausschicken und seine E-Mail/Handynummer für Rückmeldungen angeben.
– Wechsel die Reifen, flicke Fahrradpannen, mähe den Rasen und baue Möbel zusammen. Lass Deinen Mann dafür die Feinwäsche machen und die Fenster putzen. Auch wenn Eure Präferenzen anders liegen, ist es so wichtig, diese Rollenmuster auch mal ganz bewusst zu brechen. Denn Eure Kinder schauen immer ganz genau zu.
Auf Insta gibt es denn mega coolen Account von seiten.verkehrt da gibts auch jenste Beispiele, teils vom gendern teils diese Mutter-Vater Dinge…. Hab hier ein Partner der klassisch im System „Frau an den Herd“ aufgewachsen ist. War glaub für ihn recht anstrwngend als wir zusammenzogen und ich ihn „nötigte“ mit einkaufen zu kommen, mithelfen zu putzen und halt auch mal den Geschirrspüler ewig nicht ausräumte bis er es selber gemerkt hat. Jetzt klappts erstaunlich gut. Ich putze und wäsche zwar durchschnittlich einmal mehr, weil ich Teilzeitjob-bedingt höufiger daheim bin, aber das ist so für beide OK 😅 wenn ich jeweils mehr arbeite wird das eben auch nicht mehr erledigt bzw. wieder aufgegeilt. Ich finde durchaus, dass man als Frau auch sich selber als Opfer hinstellen kann bzw. es eben erstaunlich erfrischend ist, wenn frau nicht das tut, was erwartet wird 👍🏽
Bitte mehr davon , ich hab einen neuen Job und möchte nicht in die immer gleichen Fallen tappen …
Privat: nicht die Geschenke für alle Familienmitglieder (Schwiegereltern , Schwager /Schwägerin , deren Kinder ) besorgen , Bzw sich erstmal überlegen …Weihnachten kommt schneller als man (Frau!) denkt 😉
Das sind wirklich super tips! Überhaupt Frauen und Autofahren. In meinem Bekanntenkreis fahren ca 40% der Frauen nicht selbst Auto. Aus Angst, Unsicherheit, fehlender Praxis. Führerschein haben sie alle, auch Autos. Aber die fährt dann der Mann. Das macht total unselbstständig und abhängig und verkompliziert den Alltag
Auf dem Gehsteig nicht ausweichen und im Flieger (wenn man denn mal wieder fliegt…) die Armlehne nicht dem Mann auf dem Nachbarsitz überlassen.
Gerade die Gehsteigübung hat mir selbst gezeigt, wie sehr ich auf Ausweichen und anderen Platz machen geeicht bin.
Ein toller Post und super Kommentare! Danke!
Was ich in home office-Zeiten oft mitbekomme: In befreundeten Familien, wo zeitweise beide Eltern im home office waren bekam der Mann meisz das Arbeitszimmer/den ruhigeren Arbeitplatz während die Frau im Kinderzimmer/Wohnzimmer ihrer Erwerbstätigkeit nach ging. Warum?
Wenn es um berufliche Terminvereinbarungen geht, nie sagen, da kann ich nicht, weil etwas mit den Kindern ist. Sondern immer sagen, nein es geht nicht, da habe ich bereits einen Termin. Die Männer im Team deklarieren ihre Sportgruppen auch als Termin.
Mir fällt immer wieder auf, dass bei gemeinsamen Fahrradfahrten meist die Mutter den Fahrradanhänger zieht. Warum macht das nicht der „starke“ Mann?
Und apropos starke Männer: Es werden immer noch viel zu oft die Mütter zum Kuchen backen und die Väter zum Tische-Aufbauen gebeten. Einfach mal andersrum machen… oder (auch sehr wirkungsvoll) die Hilfe verweigern mit dem Hinweis auf das „falsche“ Geschlecht.
„Setz dich an den Tisch.“ Diese Weisheit für den Job schrieb einst Sheryl Sandberg in ihr Buch. Setz dich in Präsenz-Meetings nie in die zweite Reihe und nicht an eine Ecke. Nimm am Tisch genauso viel Platz ein wie die männlichen Kollegen.
Kein Protokoll im Meeting führen! Vor allem als einzige Frau nicht, sonst wird es die Daueraufgabe.
“Frauen machen die Termine für Familie, Kinder und Co.“
Meine Eltern und auch Schwiegereltern sprechen seit jeher nur mich an, um Treffen, Termine etc. auszumachen. Es fing zu dem Zeitpunkt an, als wir zusammengezogen sind. Ich weise das immer erstmal ab mit Sätzen wie “Das werden wir erst besprechen müssen. Ich kenne die Termine meines Mannes nicht“.
Ich bin nicht seine Sekretärin.