Nicht-Erziehungstipps für Teenager und Jugendliche in der Pubertät, Teil 2

Nicht-erziehungstipps für Teenager

Ihr Lieben, unsere Nicht-Erziehungstipps für Teenager und Jugendliche in der Pubertät, Teil 1 kamen sooo gut bei euch an, so viele schrieben, sie würden sich über weitere Tipps freuen und haben nochmal Fragen geschickt. Ich habe versucht, viele von ihnen zu beantworten, aber ich hab nicht alle geschafft, so dass es wohl auch noch einen Teil 3 geben wird.

Wenn ihr also noch weitere Fragen habt: Schreibt uns die gern in die Kommentare, vielleicht nehme ich sie dann mit in Teil 3. Jetzt erstmal viel Spaß mit Teil 2, es geht um Kiffen, um den Umgang damit, dass der Freund oder die Freundin des Kindes ein A… ist und um Taschengeld, Ordnung und Pubertätsausbrüche.

Wie geht man mit der Früh-Teeniezeit um, wo die Kids so zerrissen sind?

Am besten mit vollstem Verständnis dafür, dass sie grad gar nicht anders können. Mit Erzählungen aus der eigenen Jugend, dass man sich vielleicht selbst auch mal so gefühlt hat. Ist natürlich jetzt sehr oberflächlich, aber ich kenne zu der Frage keine weiteren Details.

Nicht-erziehungstipps für Teenager

Wie geht ihr mit Pubertätsausbrüchen gegen euch oder die Geschwister um? Wie reagieren bei sehr vielen Diskussionen und Widerworten? Jeden Kampf mitnehmen? Ignorieren?

Ehrlich gesagt oft ziemlich unpädagogisch und forsch. Ich halte diese dauernden Geschwisterkonflikte nicht gut aus. Das ist bei uns aber auch extrem gewesen, die Zwillinge haben sich so ca. vom 5. bis etwa zum 14. Geburtstag fast täglich in der Wolle gehabt, oft auch wirklich körperlich. Da bin ich als Harmoniemensch oft an meine Grenzen gekommen.

Wenn da jetzt also „nur“ Pubertätsausbrüche gegen die Geschwister kommen, dann wissen die Geschwister das entweder zu nehmen („Na? Grad wieder schlimm pubertär?“) oder ich sage auch mal was („Du möchtest auch nicht so behandeln werden, oder?“)

Und nein, ich nehme nicht jeden Kampf mit. Manchmal wähle ich auch einfach den Weg des geringsten Widerstands. Am besten, man fragt sich vorher immer selbst: Kann ich das durchstehen? Wie wichtig ist mir das jetzt? Es gibt bei uns Kinder, die immer zu allem Nein sagen. Und die IMMER, wenn wir sie dann doch überredet haben, nachher sagen, dass es toll war.

Ich warte noch auf den Moment, wo sie das auch selbst durchblicken und einfach mal ohne Diskussionen irgendwohin mitkommen („Nein, da sind Menschen!“, „Auf keinen Fall steig ich da aus!“). Dass alles peinlich ist, dieses Schämen, das muss so anstrengend sein. Ich möchte da auch grad nicht tauschen.

Keinen Bock auf alles. Gar kein Interesse mehr an Familienaktivitäten? Pflicht, an Familienfeiern teilzunehmen oder Oma mal zu besuchen?

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Wie oben schon erwähnt: Ganz großes Thema! Ein Kind liebt Familienfeiern und Familienessen und Verwandtschaftsbesuche und wirft sich rein. Zwei nicht 😉 Wir sind da aber recht kompromissbereit. „Zum Familienfoto kommt ihr kurz raus. Das ist das Mindeste.“

Und Ausflüge, nun: Das geht nur noch selten. Stadionbesuche gehen mit Zweien ganz gut noch 😉 In den Urlaub kommen sie auch noch mit. Ansonsten schauen wir, dass, wenn wir uns auf den Weg irgendwohin machen, zumindest mal ein Kind mitkommt (und am nächsten Wochenende dann das andere). Zum Fußball fahren wir auch manchmal zu fünft…

Wie ist der Umgang mit den teilweise extremen Stimmungsschwankungen?

Auf jeden Fall eine große Herausforderung. Auch, sich so abgewiesen zu fühlen, wo das Kind doch grad noch so ein süßes, nettes Wesen war 😉 Mir erzählen jedenfalls viele Freundinnen mit Kindern in dem Alltag, dass sie das Kind von vorher auch wirklich ein bisschen vermissen.

Ich kann euch versichern: Das Kind von vorher ist noch da. Es wird grad vielleicht überdeckt von anderen Stimmungslagen, aber die Basis ist noch da und nicht verloren. Die Große, jetzt bald 17jährige hab ich auch ne Zeitlang sehr vermisst, jetzt ist sie aber sowas von wieder da.

Teenie hüpft zwischen getrennten Eltern hin und her, wie reagieren wir richtig?

Da kann ich nicht gut mitreden, weil wir nicht getrennt sind. Aber wir haben ja zum Beispiel die Großeltern im Haus, zu denen sie gehen könne, wenn wir doof sind. Finde ich eigentlich ganz gut, wenn sie wissen, an wen sie sich in „Krisen“ wenden können. Das klärende Gespräch sollte dann aber später trotzdem noch stattfinden.

Wie über Kiffen reden? Über Vapes?

Ich hab ein Problem mit dem Thema Kiffen, ich war in meiner eigenen Jugend viel in Kifferkreisen unterwegs und kann den Geruch bis heute nicht gut ertragen, weil er für mich dafür steht, sich künstlich auszuklinken statt die Probleme mal im Hier und Jetzt zu lösen.

Nach dem Rausch steht man ja nur noch doofer da. Wenn dann da ne Bong rumging und alle nur noch belämmert dasaßen (oder zum Teil grün anliefen im Gesicht), bin ich nach Hause gefahren.

Ich fand und finde, dass das die Leute so lahm macht und hab auch das Gefühl, dass sich das hält, dass sich das Gehirn da wirklich nachhaltig hin zu mehr Depressivität entwickeln kann. Meine Meinung dazu und meine Erfahrungen dazu aus der Jugend teile ich offen mit den Kindern. Und ich krieg die Krise, wenn ich darüber nachdenke, dass das zeug demnächst legalisiert werden könnte. Find ich doof.

Was Vapes angeht, hab ich selbst gar keine Erfahrung damit, das ist aber ein riesiges Thema in den Klassenzimmern, da haben schon 13-/14jährige mit zu tun. Und ich glaube schon, dass es viele junge Leute reizt, das mal auszuprobieren. Aber auch da: Es ist noch nicht ausgiebigst erforscht, was diese Dämpfe mit der Lunge machen. Ich kann immer nur sagen: Wenn ihr Sportler bleiben wollt, ist das ne schlechte Idee.

Tipps für halbwegs gesunde und leckere Snacks für immer hungrige Heranwachsende.

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Zur Not unterschmuggeln. Ich weiß, wie gern sie Pizza, Chips, Burger und Pommes essen. Bei Burgern denk ich ja mittlerweile: Wenigstens ein paar Blätter Salat, Tomate und Gurke sind ja dabei 😉 Wenn sie aber konzentriert eine Serie gucken zum Beispiel – und ich einfach einen Teller mit Apfelstücken hinstelle, dann ist der danach oft leer. AUch gut: Erdbeeren mit Vanillesauce.

Oder wenn sie zum x-ten Mal den Kühlschrank auf und zu zerren, pack ich manchmal einfach ein paar Haferflocken in eine Schüssel und kippe Blaubeeren und Himbeeren drüber. Die kommen eigentlich immer gut an. Ich muss aber auch sagen, dass die Kids im Grunde gute Esser sind und bestimmt schon zweimal in ihrem Leben sogar einen Chicken-Salat im Restaurant bestellt haben. Sie weigern sich also nicht allumfassend, Gemüse oder Obst zu essen (also zwischen den Nuggets und dem restlichen Schrott).

Wie verhalten, wenn der erste Freund der Tochter ein A… ist und sie blind vor Liebe sich aufgibt?

So schwer das auch sein mag: Es geht uns nichts an, wir haben da nicht mitzureden. Wir müssen sie Dinge ausprobieren und selbst erfahren lassen, was guttut und was nicht. Hier ist Neugier sicherlich ein guter Ratgeber. „Was magst du an ihm/ihr, was fasziniert dich?“. Ein Weg ist sicherlich, die Person mal kennenzulernen, wenn da Bedenken sind, sie mal mit auf einen Ausflug nehmen, wenn man skeptisch ist (auch wenn nicht natürlich, das kann ja immer gut sein).

Am Ende: Vertrauen haben in die Menschenkenntnis des Kindes. Nachfragen. Im Kontakt bleiben. Hilfe anbieten. „Wenn da irgendwas ist, was komisch ist, wir sind für dich da.“ „Du darfst Nein sagen.“ Besser einmal zu viel „Wenn du ihn/sie dir ausgesucht hast, wird er/sie schon was Tolles an sich haben“ als ein „Was willst du mit dem Vollpfosten/der Herzensbrecherin?“ Da sein. Begleiten. Ernst nehmen. Möglichst nicht ins Kontra gehen. (Alles nicht wissenschaftlich belegt, sondern mein eigener Bauchgefühlsweg)

Gleichbehandlung der Geschwister finanziell und zeitlich?

Das halte ich für unmöglich. Unsere Kinder so verschieden und brauchen so unterschiedliche Dinge, da wäre Gleichbehandlung gar nicht möglich. Minimalbeispiel: Koffer packen. Da braucht ein Kind vielleicht noch eine kleine Erinnerungsliste, das andere würde mich dafür auslachen, weil es mittlerweile besser organisiert ist als ich.

Zeitlich gesehen ist eine Gleichbehandlung meines Erachtens auch nicht möglich und nötig, unsere Große WILL gar nicht mehr so viel Zeit mit uns, da wäre es total unpassend zu sagen: Oh, ich hab jetzt deinen Bruder eine halbe Stunde zum Auswärtsspiel gebracht, nun fahre ich mit dir aus Gleichbehandlungsgründen auch eine halbe Stunde lang Auto.

Ich weiß, ich überhöhe das jetzt, aber ich halte es so: Jedes Kind braucht in jeder verschiedenen Phase Unterschiedliches. Gerecht finde ich, dann individuell auf Bedürfnisse einzugehen.

Auch finanziell ist das alles gar nicht so einfach gleichzumachen. Unsere Große wollte gern ein Schulhalbjahr ins Ausland, das kostet natürlich Geld. Ob unsere Söhne das auch machen wollen? Wissen wir noch nicht. Könnte mit ihnen also – was das angeht – günstiger werden.

Nicht-Erziehungstipps für Teenager

Dafür spielen sie 5mal die Woche Fußball und brauchen andauernd neue Schuhe. Da ist das Hobby der Tochter günstiger. Ich überweise aber allen dieselbe kleine Summe pro Monat aufs Sparkonto. Und versuche schon im Groben darauf zu achten, dass sich weder zeitlich noch finanziell irgendwer schlimm benachteiligt fühlt.

Wie viel Taschengeld bekommen sie und was müssen sie davon bezahlen? Ab wann kleinere eigene Jobs? Ab wann Minijobs für Teens? Umgang mit Finanzen, eigenes Konto.

Gutes Thema, schwieriges Thema, weil wir selbst ja noch in Über-Finanzen-redet-man-nicht-Mentalität aufgewachsen sind. Unsere Kinder haben alle ein eigenes Konto, auf dem Erspartes Geld liegt und auf das wir je 30 Euro im Monat überweisen. Sie haben alle EC-Karten mit Zugriff darauf (bei der Großen haben wir jetzt auch Onlinebanking beantragt).

Ein Kind nutzt sie gar nicht („Nicht, dass ich sie verliere“), ein Kind kauft sich ab und zu mal ein Getränk oder was Süßes am Kiosk oder im Supermarkt und die Große nutzt die Karte wie wir Erwachsenen auch, wenn sie mal um die Häuser zieht oder essen geht. Wenn zu wenig drauf ist, weil sie neue Kleidung brauchte, füllen wir nach. Kleidung ist bei uns bislang Elternsache, dafür muss kein Taschengeld her. Kleinere Jobs wie Babysitten macht die Große schon lang.

Wie umgehen mit Chaos im Zimmer, ignorieren? Tolerieren? Dürfen sie selbst bestimmen, wie sauber aufgeräumt das Zimmer ist?

Nicht-Erziehungstipps für Teenager

Jein 😉 Mein Motto: Kein Weg umsonst. Wenn ich an einem der Zimmer vorbeikomme, schaue ich schon, ob ich noch ein paar Teller/Tassen/Gläser/Flaschen finde, die ich dann heinzelmännchenartig mitnehme, um unseren Hausstand zu retten und Schimmelfallen zu vermeiden.

Ansonsten sage ich schon ab und zu, dass doch mal wieder ein freier Boden dran wäre. Meist wird es ignoriert, aber spätestens, wenn keine frische Kleidung mehr da ist, bekomme ich einen Wäschesack hingestellt und der Boden lichtet sich auch mal wieder.  

Wo zieht man den Strich bzgl. Eigenverantwortung?

Da, wo es brenzlig wird. Wenn die Versetzung gefährdet ist, frage ich aber anderthalb Wochen vor der nächsten Klausur, ob schon was getan wurde. Ab fünf Tage vorher werde ich nervös und fordernder, ab drei Tage vor der Klausur zwinge ich dann auch mal.

Was Hausaufgaben angeht kontrolliere ich aber mittlerweile nichts mehr. Das liegt komplett in ihrer Hand. Wenn sie Hilfe brauchen, können sie Bescheid sagen. Ansonsten bin ich da seit meinem Corona-Homeschool-Trauma aus Selbstschutz raus. SIE müssen sich ja den Ärger anhören, nicht ich.

Und trotzdem: Wenn jemand das Sportzeug vergessen hat oder wichtige Unterlagen, bringe ich dir auch heute noch in wichtigen Fällen hinterher. Wenn ich weiß, wie viel in die Kunst-Aufgabe investiert wurde und dann das Bild noch auf dem Frühstückstisch liegt… da fühle ich mich mit ihnen dann eher als Team, das sich gegenseitig unterstützt und nicht aus Prinzip oder doofer Jetzt-siehste-was-du-davon-hast-Moral noch Salz in die Wunde streut. (Wenn sie es besser könnten, würden sie es ja besser machen, das ist mein Ansatz).

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13 comments

  1. Hallo, guter Artikel, gefällt mir. Mein Sohn ist jetzt12, da kommen so einige Themen langsam bei uns an. Am besten gefällt mir der Satz in dem Artikel: Wenn Ihr Sportler sein wollt, dann ist Rauchen (egal was) eine schlechte Idee! So betreiben wir in der Familie auch die Aufklärung zu legalen und illegalen Drogen, erklären der Auswirkungen, hinterfragen warum man sie zu sich nimmt etc… läuft natürlich am besten, wenn man dabei auch Vorbild ist. Mein Sohn fragte neulich ganz skeptisch: Warum nimmst Du die Flasche Sekt mit zum Treffen eurer Freundinnenrunde, braucht Ihr das? Das regt einen selber natürlich auch zum Nachdenken an…

  2. Ich muss sagen, dass mich diese undifferenzierte Meinung „ich finde kiffen doof, also bin ich auch gegen die Legalisierung“ etwas ärgert.

    Die Legalisierung halte ich für eine absolute Notwendigkeit, weil die Prohibition gescheitert ist und sie die Schäden, die durch Kiffen entstehen, nicht gemindert, sondern vielmehr verstärkt hat. Das Verbot verhindert einen vernünftigen Jugendschutz und sorgt dafür, dass mit giftigen Substanzen gestrecktes Zeug auf den Markt kommt. Zudem hat das Verbot überhaupt erst zum Aufstieg der weitaus gefährlicheren synthetischen Cannabinoide geführt.

    Ich persönlich bin aber auch dagegen, dass Jugendliche kiffen. Das kommuniziere ich gegenüber meinen Kindern klar. Der Grund dafür ist schlicht die höhere Gehirnplastizität von Kindern und Jugendlichen, welche dazu führt, dass Drogen (übrigens nicht nur illegale Drogen, sondern auch der legale Alkohol) auf junge Menschen weitaus schädlicher wirken als auf gestandene Erwachsene.

    Andererseits kenne ich zahlreiche beruflich erfolgreiche Erwachsene, die gelegentlich oder auch regelmäßig kiffen. Ich finde es ist einfach ein Unrecht, diese Menschen zu kriminalisieren, zu verfolgen und mit Hausdurchsuchungen, Jobverlust etc. zu bedrohen. Das ist einfach unverhältnismäßig.

    Was meine persönlichen Erfahrungen betrifft, ist es so, dass mir Kiffen damals sehr geholfen hat, meine Hyperaktivität und meine Aggressionsprobleme zu managen.
    Zudem habe ich über das Kiffen einen entspannten und toleranten Freundeskreis gefunden und dort Freundschaften fürs Leben geschlossen, die auch jetzt noch halten, obwohl man der Dauerkifferei von damals längst entwachsen ist.

    1. Das sehe ich auch so wie Flo, hatte mir nur einen Kommentar verkniffen, um nicht immer die kritische Stimme zu sein (:. Aber Kiffen verbietet heißt eben nicht, dass Jugendliche nicht kiffen. Genauso muss die Legalisierung nicht bedeuten, dass Jugendliche kiffen. Sie bedeutet nur, dass Marihuana (egal wie man es findet) legalen Drogen gleichgestellt wird und man sich differenziert damit auseinander setzen muss. Wenn ich mir die Jugendlichen anschaue, mit denen ich als Lehrerin zu tun habe, sehe ich, dass Rauchen und Alkohol viel größere Probleme sind. Sie werden nicht aus unserem Leben verschwinden, auch nicht durch Verbote (trotz tausender Unfälle wegen betrunkenem Fahren, tausenden Toten durch Lungen- und Leberkrebs, so viele Tote wird es nie durch Kiffen geben), wir müssen damit leben und uns damit auseinandersetzen, ob wir wollen oder nicht.

      1. Na, aber genau da seh ich den Hund begraben: Alkohol und Rauchen sind eben deswegen so große Probleme, weil sie zu den legalen Drogen gehören und dadurch „zum guten Ton“ dazugehören. Die Sorge, dass auch Kiffen ein so großes Problem wird, wenn jederzeit Zugriff darauf möglich ist, halte ich für berechtigt.

        1. Liebe Lisa, diese These wäre eine ganze eigene Debatte wert, die sehr interessant ist.
          Würden die Leute keinen Alkohol mehr trinken, wenn er verboten ist, oder nicht mehr rauchen ? Ich glaube nicht. Alkohol trinken (mit höherem Alkoholgehalt) und Rauchen DARF man doch offiziell erst ab 18, wie viele Jugendliche halten sich daran? Will man sich alles Mögliche verbieten lassen? Dann bitte auch Flugreisen, Fleischessen, das ist nämlich auch alles nicht besonders gut. Diese Debatte könnte sehr weit führen. Aber Verbotskultur führt nie zu einem besseren Umgang mit Substanzen, sondern immer nur zu einem Verdrängen in die Illegalität, zu Beschaffungskriminalität, Bandenkriminalität, viel Arbeit für die Polizei, Panschen und Strecken (auch Alkohol birgt, schwarz gebrannt, das Risiko tödlicher Vergiftungen, wäre dieses Gefahr nicht viel beängstigender?)
          Und: Kiffen IST doch schon ein großes Problem. Da muss man schon sehr die Augen verschließen, um das nicht zu sehen (die Dealer im Görlitzer Park, die bekifften Schüler…). Uns helfen nur Aufklärung und Vorbild. Wie eigentlich bei den meisten Themen.

          1. Tatsächlich würde diese Debatte jetzt hier zu weit führen. Aber ich diskutiere da gerne genauso leidenschaftlich wie du, vielleicht liest das ja hier jemand, der uns mal zusammen auf ein Podium setzen mag…

        2. Also da möchte ich direkt widersprechen. Zumindest was Alkohol betrifft, hat man ja bereits versucht ihn illegal zu machen (Prohibitionszeit in den USA). Die Probleme wurden dadurch nicht besser, sondern schlimmer. Es ist damals genau das passiert, was auch durch das Cannabisverbot passiert: Blühendes organisiertes Verbrechen, gepanschter Stoff auf dem Markt, Kriminalisierung vieler eigentlich harmloser Bürger und so weiter.
          Die Prohibition gegen Alkohol war ein Reinfall und die Prohibition gegenüber Cannabis ist es auch.

          Außerdem gibt es noch einen Grund, warum Kiffen nicht so ein großes Problem werden wird, wie Alkohol, wenn es legal ist: Es ist die weniger gefährliche Substanz!
          Verwiesen sei hier auf die Vergleichsstudien von David Nutt et al., die auch in den Medien umfassend diskutiert wurden.

          Am Ende glaube ich persönlich, dass Rausch in irgendeiner Form ein menschliches Grundbedürfnis ist. Es mag nicht bei jedem gleich stark ausgeprägt sein, aber bisher haben Verbote meist nur noch schlimmere Drogen auf den Markt gebracht. Versuche dieses Bedürfnis zu unterdrücken führten nie dazu, dass die Leute aufhörten sich zu berauschen. Und wenn es gar nichts Anderes gibt, schnüffeln die Leute im Zweifel Klebstoff oder Lachgas für den kurzen Kick.

          Ich würde mir also eine Gesellschaft wünschen, die den Rausch nicht verteufelt, sondern es vielmehr wieder schafft den Rausch auf eine verträgliche Weise in ihre Rituale zu integrieren. Ich jedenfalls wünsche mir keine drogenfreie Welt.

    2. Flo
      Das Problem ist nur wenn ich kiffe, kann ich rs meinem Teenie nicht verbieten und brauche da auch nicht anfangen von Gefahren zu schwafeln sonst würde ich es ja nicht tun. Kinder und Teenies hören nicht auf diese ( verlogene) Doppelmoral ala “ bei Erwachsenen ist das was Anderes“. Ist es nämlich nicht, Nikotin, Alkohol und Drogen, auch Cannabis, sind Suchtmittel! Ohne Ausreden.

      1. Natürlich kannst Du Deinem Kind Alkohol verbieten, auch wenn Du gelegentlich selbst Alkohol konsumierst. Das solltest Du sogar. Bei Teenies lassen sich Verbote natürlich schwerer durchsetzen als bei Kindern. Trotzdem würde ich meinem 14jährigen Teenie Bier verbieten, aber bei einem 16jährigen ein gelegentliches Bier erlauben. Nichts anderes fordert auch das deutsche Jugendschutzgesetz. Ist dieses dann auch „Doppelmoral“?

        Und dass Suchtmittel bei Kindern und Jugendlichen deutlich schädlicher wirken als bei Erwachsenen ist keine „verlogene Doppelmoral“, sondern wissenschaftlich gut erforschte Fakten.

        Der Grund dafür ist einmal die bereits angesprochene Gehirnplastizität und zweitens die Tatsache, dass Jugendliche ihre Problembewältigungsstrategien erst erlernen müssen, während Erwachsene bereits gefestigte Handlungsmuster haben.

        Zahlreiche Studien, sowohl was Alkohol, als auch was Cannabis betrifft zeigen, dass diese Substanzen umso schädlicher sind, je früher ein Mensch damit anfängt. Und natürlich kommuniziere ich diese Fakten auch an meine Kinder.

        Außerdem kann (und sollte) man immer noch entscheiden, dass man Suchtmittel vielleicht gelegentlich auf Parties unter Erwachsenen konsumiert, aber eben nicht vor den Kindern.

  3. Boa, Krass ich stimme mit deiner Einstellung in so vielen Punkten überein.
    Mache das ganz genau so bei vergessen Schulsachen, Lernen ,Zimmer aufräumen, Familie Festen, Ausflügen etc. Klasse! Ich bin da immer ganz instinktiv unterwegs. Und die Sache mit dem Kiffen da stehen mir auch die Haare zu Berge, da es ja auch Studien gibt das es Folgeschäden wie Psychosen etc. davon gibt. Und haben wir keine anderen Probleme als Cannabis zu legalisieren. Puh! Nun gut. Danke für Teil 2 ich freue mich auf Teil 3. Wir kochen gerade jedes Wochenende zusammen aus einem anderen Land mit Vor-, Hauptspeise und Dessert. Das kommt bei unserem Teenager so richtig gut an und wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit. Und lernen interessante Gerichte kennen. Liebe Grüße

  4. Danke für die vielen Tipps! Ich finde es immer spannend und auch hilfreich zu hören wie es bei anderen Familien gemacht wird.

  5. Einfach wieder wunderbar! klingt nach einem tollen, natürlichem , mit gesundem Menschenverstand praktizierten Umgang mit allen großen und kleinen Fragen der Pubertät! Wir stehen erst am Anfang aber so möchte ich das auch machen:)

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