Ist mein Kind neurodivergent? Eine Mama braucht Hilfe aus der Community

Neurodivergent

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Mein Name ist Monika und mich beschäftigt gerade sehr, ob wir ein Kind mit besonderen Herausforderungen haben. Und wenn ja, wie wir damit umgehen können.

Lasst mich ein bisschen mehr erzählen: Mein 4-Jähriger fällt in der Kita seitdem er 3 Jahre alt ist, durch Schubsen und sehr selten Beißen auf. Dieses Verhalten kommt meist aus heiterem Himmel, er macht es laut Aussage der Erzieherinnen und eines hinzugezogenen Pädagogen nicht absichtlich und böswillig. Seine Impulskontrolle ist eingeschränkt, zusätzlich ist er geräuschempfindlich. Ihm ist Freundschaft sehr wichtig, er teilt gern, ist oft fürsorglich, offen, clever und neugierig. 

Zuhause beobachten wir kaum aggressives Verhalten, dennoch sollen wir laut Erzieherinnen etwas unternehmen, dass dieses Verhalten in der Kita aufhört. Leider war die Zusammenarbeit stockend und wir haben lange wochenlang keine Rückmeldung bekommen, bis dann wieder etwas passiert ist und wir bestenfalls sofort das Verhalten verändern sollten. Das hat sich zum Glück weitestgehend verbessert. Als unsere gemeinsamen Bemühungen nicht halfen, haben wir einen externen Pädagogen hinzugezogen. Dieser sieht Entwicklungsbedarf in der Selbstregulation und Impulskontrolle, jedoch keinen offensichtlichen Bedarf für Frühförderung. Zusätzlich war ich bei einer Erziehungsberatungsstelle, die meint, dass wir unseren Sohn gut begleiten.

Mittlerweile hat sich aber ein Elternteil in der Kita beschwert und versucht ihr Kind und andere Eltern gegen unseren Sohn aufzuhetzen. Wenn wir unterwegs sind, begleiten wir unseren Sohn eng, damit wir gegeben falls eingreifen und unterstützen können. Uns belastet die ganze Situation sehr. Da sich die Situation in der Kita immer nur kurzfristig entspannt (z.B. nach den Ferien), sollen wir den Kinderarzt überzeugen, dass er einer weitreichenden Diagnostik der Frühförderstelle zustimmt. Ich bin mir aber selbst unsicher, wie ich argumentieren soll. Im Alltag zeigt unser Sohn kein auffälliges Verhalten.

Ist mein Kind neurodivergent?

Wir fragen uns: Verwächst sein Verhalten sich? Welche Hilfe oder welchen Kontext braucht er? Was können wir tun, damit wir ihn und die Kinder der Gruppe schützen? 

Wir fragen uns auch: Ist unser Kind vielleicht neurodivergent? Gibt es Eltern hier, deren Kinder ebenfalls neurodivergent sind? Wie haben sie das festgestellt? Wie haben sich deren Kinder verhalten und wie sind sie damit umgegangen? Oder gibt es hier vielleicht auch Eltern, über deren Kinder gesagt wurde, sie seien nicht normgerecht und dann hat sich alles (von allein) wieder entspannt? 

Wir fühlen uns hilflos, ich mache mir täglich große Sorgen. Uns fehlen der Vergleich und der Austausch mit anderen. Daher wäre ich sehr dankbar für Erfahrungen und Tipps aus der Community!

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13 comments

  1. Auch wenn der Beitrag schon älter ist, musste ich mich trotzdem äußern. Ich habe zwar keine Antwort auf die Fragen, weil wir noch mitten im Prozess stecken, aber es tat gut zu lesen, dass es vielen Eltern ähnlich geht.

    Unser Sohn ist im Juli 3 geworden und geht seit 1 Jahr in den Kindergarten. Davor war er ab dem 13. Lebensmonat bei einer Tagesmutter, die ab ca. 20 Monaten keine Gelegenheit verpasst hat uns zu erzählen, dass unser Kind ein Energiebündel sei. Die Übergriffe (kneifen, drauf setzen, hauen, mit Gegenständen auf den Kopf schlagen) fingen dort wohl schon an. Wir waren als Eltern ratlos, weil wir mit den Drohungen der Tagesmutter, sie habe dem Einjährigen gesagt, dass wir ihn Zuhause lassen müssten, nichts anfangen konnten.
    Auf dem Spielplatz oder auf Familienfeiern zeigte er ab und zu so ein Verhalten, wenn ihm jemand in die Quere kam, sodass ich immer auf eine Armlänge hinter ihm her gerannt bin, um andere Kinder zu schützen. Beobachtet haben wir ihn besonders auf seinem zweiten Geburtstag als meine Nichte aus heiterem Himmel mehrfach Schläge bekam oder an den Haaren gezogen wurde. Er ist sehr kontaktfreudig und wusste nicht wohin mit seiner ganzen Freude, dass Gäste dort waren und es Geschenke gab.

    Mit 2,5 nach 4 Monaten im Kiga hatten wir das erste Gespräch unter Teilnahme der Leitung (Heilpädagogin), die unseren Sohn als kognitiv viel weiter als er alt ist bezeichnete, aber emotional altersgerecht. Damit läge eine Diskrepanz vor – sozial emotional zu kognitiv, die die Übergriffe auslösen würden. Er ist recht groß für sein Alter, hat Kraft und auch keinerlei Scheu es mit Schulstartern aufzunehmen. Zum Glück sei er offen, lustig und kontaktfreudig und deshalb bei den anderen Kindern beliebt, auch wenn er manchmal angreifen würde. Sie empfahl uns die Frühförderung und dass wir ihn auf Hochbegabung testen lassen sollten. Zu dem Zeitpunkt etwa begann unser Sohn auch schlechter zu hören wegen beidseitigem Paukenerguss (hören wie unter Wasser), der über 6 Monate anhielt und dann zum Glück verschwand.

    Leider dauerte das Verfahren mit der Frühförderung sehr lange und die Erzieherinnen berichteten inzwischen, dass er oft nass geschwitzt sei vor lauter Stress und schon um 12 beim Mittagessen todmüde. Aber die körperlichen Angriffe würden kaum noch auftreten. Inzwischen sei er dazu übergegangen andere Kinder eher auszuschimpfen und anzuschreien, wenn ihm etwas nicht passt. Mein Mann ich finden anschreien zwar nicht in Ordnung, aber wir fühlten uns heimlich erleichtert, dass er schon dazu gelernt hat und nicht mehr Gewalt anwendet. Im privaten Umfeld verhält er sich komplett unauffällig und haut höchstens zurück, wenn er etwas abbekommt. Durch die verschwundene Flüssigkeit im Ohr fragt er jedoch ständig kleinste Geräusche ab (zB tickende Uhr bei Oma).

    Kurz nach dem 3. Geburtstag startete nun die Diagnostik bei der Heilpädagogin der Frühförderung. Sie fand ihn unterhaltsam/offen, clever und redegewandt, lustig, aber auch sehr geräuschempfindlich. Die Kinderärztin bei der Frühförderstelle war der Meinung, dass er groß sei wie 4,5 Jahre und auch so reden würde. Daher solle die Kita ihn bitte behandeln wie gerade 3 – das sei er nämlich und somit alles ok. Die Ergotherapeutin bezeichnete ihn als Grenzfall und sagte sie müsse drüber schlafen.
    Leider haben wir noch kein Ergebnis der Frühförderstelle und warten täglich auf den Anruf.

    Generell bin ich der Meinung, dass er sich deutlich gebessert hat und bin nicht sicher, was das alles noch bringen soll. Manchmal habe ich in der Kita den Eindruck, dass er einen Stempel weg hat und er sich daher nicht mehr viel leisten darf bevor etwas negatives über ihn gesagt wird.

    Andererseits weiß ich nicht genau, was Neurodivergenz, ADHS, Hochbegabung oder Hochsensibilität bedeuten und hätte gern, dass geschaut wird, ob er etwas davon hat, wenn ein Verdacht besteht. Ich habe auch schon überlegt ihn mit Kopfhörern in die Kita zu schicken, um Geräusche abzuschirmen, wenn er Ruhe braucht. Er macht übrigens immer noch Mittagsschlaf und ist der erste der pennt und muss geweckt werden so platt ist er nach einem Kita Vormittag (dass er super schläft spricht nach meinem laienhaften Verständnis gegen ADHS, zudem kann er stundenlang zuhören, wenn man ihm vorliest und hat einen großen Drang zu Büchern).
    Eigentlich sind wir weiterhin ratlos und hoffen, dass nichts übersehen oder falsch eingeschätzt wird.

  2. Hallo,
    Der Beitrag ist schon ein paar Monate alt, aber vielleicht hilft dir das ja.
    Mein Sohn hatte letztes Jahr nach unserem Umzug und neuer Kita ganz ähnliche Probleme.
    Dort wurde ihm schnell alles Zuviel, er hat andere Kinder häufig geschubst und geärgert.

    Wir waren dann auf Rat der Kita in einer Frühförderstelle. Die Diagnostik war bei uns in Bayern kostenlos. Es wurde festgestellt, dass er kognitiv sehr weit entwickelt ist, aber sozial-emotional nicht altersgerecht entwickelt ist.
    Er hat dann Frühförderung bekommen, eine Stunde die Woche Heilpädagogik und eine Stunde Ergotherapie. Zusätzlich hatte ich einige Gespräche mit einer Kinderpsychologin.
    Es hat ihm (und mir) sehr gut getan. Ich fand es schade, dass es nach einem halben Jahr als er in die Schule kam schon vorbei war.
    Heute ist er ein ganz normaler Erstklässler. Es gibt in der Schule keine Probleme mehr.

  3. für mich hört es sich nach einem großen Stresspegel,den euer Sohn da aushalten muss,an….i h bin Erzieherin und mein Sohn geht mit absicht in einen waldkiga,komischer Weise sind fast alle unserer Eltern Pädagogen 🤔🙃 weniger stress,weniger Kinder,weniger Reibereien..vllt würde das auch zu eurem Sohn passen ?! ja es sind kurze Betreuungszeiten,aber ganz ehrlich,alles andere überfordert die Kinder auch einfach sehr

  4. Bei uns war es ähnlich, am schlimmsten zwischen 4 und 5 Jahren. Eine Heilpädagogin hat sich die Situation im Kindergarten angeschaut, daraufhin wurden ihm immer wieder wichtige Ruheinseln ermöglicht. Es war ihm wohl oft zu viel. Begleitend Ergotherapie in der Gruppe für Sozialverhalten. Das war auch wichtig, um gegenüber Kita und anderen Eltern für Verständnis zu sorgen, dass wir daran arbeiten. Begleitende Gespräche zu Hause über Gefühle, etc. Es war echt hart. Ab 5 wurde es nach und nach besser und seit er 6 ist noch viel mehr. In der Schule kommt er jetzt gut zurecht und die stärkere Struktur und Forderung dort tut ihm gut. Letztlich war es eine Entwicklungssache, aber es war gut und beruhigend, dass er durch Fachpersonen angeschaut wurde. Alles Gute!

  5. Wir haben eine ähnliche Konstellation. Zuhause unauffällig und gut sozialverträglich und in der Kita Probleme sich in den Tag einzufinden. Das Kind soll nächstes Jahr in die Schule und vor ein paar Wochen wurden wir angesprochen, ob wir nicht einen I-Status für das Kind beantragen wollen. Wir sind aus allen Wolken gefallen und haben jede Diagnose abgelehnt. Kommentar der Leitung war dazu: ja gar kein Problem, es gibt ja noch mehr Kinder, dann würde man die Liste jetzt weiter abarbeiten.

    Im Endeffekt geht es nur um zusätzliche Stunden, die mein Kind durch den I-Status der ganzen Gruppe verschaffen soll. Als Eltern sind wir ziemlich wütend, auch wenn wir die Verzweiflung der Fachkräfte wahrnehmen. Es gibt mindestens 1-3 Tage die Woche Notbetreuung in der Kita, es werden kaum noch Angebote gestaltet, die Kinder werden stundenlang mit Hörspielen ruhig gestellt und eine geregelte Tagesstruktur haben wir auch nur mit Glück. Andere Kinder sind dort teilweise sehr distanzlos untereinander und wir haben von körperlichen Ausschreitungen bis hin zu Beleidigungen und ins Gesicht spucken alles dabei. Wohlgemerkt gilt unser Kind als auffällig, obwohl es das Kind ist, dem ins Gesicht gespuckt wird. Nur wenn es die Regenhose nicht anziehen will – DAS ist dann das eigentliche Problem, denn das bedeutet ja dann (Mehr-)Arbeit für die Fachkräfte.

    Wir sind erschöpft und froh, wenn der Wechsel zur Schule stattfindet. Hört auf euer Gefühl, ihr seid die Spezialisten für euer Kind. Wenn ihr den Verdacht habt, dass die Kita nicht die richtige ist, schnellstmöglich wechseln, wenn es geht.

  6. Hey, bei uns ist es ganz genauso, wie du es beschreibst. In der Kita ist er auffällig in Form aggressiver „Angriffe“ auf Kinder – also mit Gegenständen schlagen, kratzen, hauen, treten usw., volles Programm. Wir sind aktuell so ratlos wie ihr. Das Verhalten ist auch nur in der Kita so. Wir sind gerade in der Beratung bei einer Kinderpsychologin. Auch wir haben das Problem, dass die Eltern der Kinder über unseren Sohn sprechen und sich fragen, was da los ist. Ich möchte ja aber auch nicht jedem erzählen, dass unser Kind bei der Psychologin ist. ich würde mir da mehr Verständnis wünschen, weil Kinder in diesem Alter das ja nicht böswillig machen, sondern irgendein Problem kompensieren. Kann euch zwar nicht wirklich helfen, aber es tut gut, zu wissen, dass es anderen ähnlich geht.

  7. Nichts an der Schilderung ließe mich vermuten, dass das beschriebene Kind etwas anderes als ein ganz normaler Vierjähriger ist.
    Ja, Kinder schubsen mal. Ja, Kinder beißen sogar mal. Manche Kinder zeigen im Laufe eines Kindergartentages eine zunehmende Intoleranz gegen die Geräusche der Spielgefährten.
    Jeder Versuch, das zu problematisieren, schadet letztlich dem Kind.

  8. Denk auch mal über hochsensibilität nach. Vielleicht ist euer Kind einfach sensibler als der Durchschnitt und erträgt die langen und lauten Kitatage nicht. Seine Überforderung und Hilflosigkeit äußert sich dann in Aggression gegen andere Kinder. Vielleicht könnt ihr anders arbeiten, ihn früher abholen, zumindest noch mal für 2,3 Jahre…

  9. Ich weiss leider nicht wie das zusammenhängt und ob überhaupt möglich oder wir Eltern einfach nicht alles Infos bekommen haben.Bei meiner Tochter gab es im Kindi ein Mädchen das hat auch immer gebissen, irgendwann kam raus, dass sie sehr schlecht sieht. Dieses Mädchen ist mittlerweile auf einer Schule für Sehbehinderte Kinder.

  10. Ich würde mich vor allem fragen, warum das Kind sich nur im Kindergarten so verhält.
    Vielleicht liegt das Problem ja sogar dort?
    Wenn man so gar keinen Ansatz hat was das Problem sein könnte, dann würde ich mich ans örtliche SPZ wenden um herauszufinden in welche Richtung es gehen könnte.
    Wir haben auch zwei Kinder die in zwei ganz unterschiedlichen Richtungen neurodivers sind. Es ist dann schon schwierig herauszufinden was genau Sache ist.

  11. Ich arbeite in einer Frühförderung. Bestimmt gibt es in den verschiedenen Bundesländern Unterschiede, aber hier kann man ein Erstgespräch und auch eine Diagnostik ohne einer Überweisung /Einwilligung vom Kinderarzt machen. Außerdem habe ich noch nie einen Kinderarzt erlebt, der nach der Empfehlung durch die Frühförderung keinen Behandlungsplan ausstellt. Also meldet euch am besten direkt bei der Frühförderstelle und fragt dort nach wie das abläuft. Ich befürchte auch dort wird es lange Wartezeiten geben. Alles Gute!

  12. Wenn ich es richtig verstehe, tritt das auffällige Verhalten nur in der Kita auf. Du schreibst, dass dein Sohn geräuschempfindlich ist. Vielleicht reagiert er so unkontrolliert, wenn es ihm zu laut ist? Ich würde mich mal mit anderen Eltern/Kindern treffen. Z.B. auf dem Spielplatz oder Indoorspielplatz und sein Verhalten dort beobachten.

  13. Wir hatten eine ähnliche Situation. Weniger das Problem der Aggressionen, aber mangelnde Selbstregulation, Schwierigkeiten, sich dem Spiel anderer Kinder anzuschließen und Schwierigkeiten bei der Konzentration.

    Wir haben zunächst auf Anraten der Kita mit 4 Jahren die Diagnostik beim Frühförderzentrum durchlaufen. Dadurch konnten wir eine Inklusionskraft für die Kita bewilligt bekommen (dies hilft sehr) und auch mit Therapien starten. Einige Monate später haben wir dann auf Empfehlung des Frühförderzentrums die Eltern-Kind-Station der Uniklinik Köln besucht (4 Wochen stationär). Er wurde auf der Station 5 Jahre alt. Dort wurde die Diagnose ADHS gestellt.

    Wir sind sehr froh, dass wir nun wissen woran wir sind und jetzt im letzten Kitajahr alles tun können, ihn fit für die Schule zu machen. Wir sehen auch im Sozialverhalten Fortschritte.

    Deshalb empfehle ich sehr, dass ihr euch ans Frühförderzentrum wendet. Wenn sich dabei herausstellt, dass euer Kind „nichts“ hat, ist es ebenso gut wie wenn sich eine neurodivergente Störung herausstellt und ihr Hilfe bekommt. Uns hat die Diagnose auch sehr geholfen zu erkennen, dass sein Verhalten nicht auf unsere Erziehung zurückzuführen ist (was uns oft von außen vorgeworfen wurde).

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