Mein Name ist Birgit, ich habe eine siebenjährige Tochter. Von ihrem Vater habe ich mich vor vier Monaten getrennt. Die Vater-Tochter-Beziehung war nie ganz einfach. Der Vater ist im Laufe der Jahre zunehmend launisch und passiv aggressiv geworden.
Ich bin also Mitte März mit meiner Tochter ausgezogen, der Kindsvater hat mit viel Nachdruck auf Umgang bestanden, wobei unsere Tochter große Schwierigkeiten hatte, zu ihm zu gehen. Immer wenn der Umgang anstand, weinte sie viel und wurde irgendwann auch richtig zornig. Mein Ex meint, da müsse unsere Tochter nun einfach durch – ich sehe das anders. Er hat sich allerdings durchgesetzt und unsere Tochter geht regelmäßig zu ihm und mittlerweile klappt der Umgang auch schon besser.
Nun stehen die Sommerferien an und meine Tochter soll mindestens zwei mal eine ganze Woche zu ihrem Vater. So lange war sie noch nie bei ihm, er hatte noch nie so lange alleine die Verantwortung. Ich habe totale Bauchschmerzen und frage mich, wie andere Mamas in der gleichen Situation es schaffen, loszulassen. Wie schafft Ihr es, zu vertrauen? Und wie verbringt Ihr diese kinderfreien Zeiten? Wie lenkt Ihr Euch ab, wenn das Vermissen zu stark wird? Ich freue mich über Eure Erfahrungen.
3 comments
Liebe Birgit,
manches aus deiner Schilderung klingt wie bei uns vor anderthalb Jahren…
Ein gegen Ende der Beziehung fürchterlich launischer, überforderter und, sorry, einfach ätzender Vater, bei dem die Kinder absolut mit Recht!! nicht gern waren.
Dennoch erinnerte ich mich, dass ich mit dem Mann ja nur deshalb mal Kinder gezeugt hatte, weil ich ihm das zugetraut hatte. Und er eigentlich eine sehr zugewandte, liebevolle Art hat.
Also hieß meine Devise nach der Trennung: Tief durchatmen – und versuchen ihn zu vertrauen.
Am Anfang war’s sehr schwer. Aber seine Stimmung wurde rasch stabiler, weil unsere Ehe nicht mehr auf ihn lastete, und die Kinder (zwei und vier Jahre damals) gewöhnten sich daran, nicht für alles ihre Mama zu brauchen.
Inzwischen muss ich sagen: Ich finde längst nicht alles gut, was er macht. Aber er hat eine wirklich tolle Beziehung zu den Kindern aufgebaut, und meine Kinder haben endlich den Vater, der ihnen gut tut (und nicht diesen ätzenden Typen, der er zwischenzeitlich war).
Sie sagen am Ende der Mama-Zeit zwar oft, dass sie gern noch bleiben würden. Aber das bedeutet nicht, dass sie nicht gern bei ihm sind oder er nicht gut für sie sorgt (ich meine, beim Verlassen des Schwimmbads oder der Eisdiele zeigt mir der Dreijährige, wie er protestiert, wenn er WIRKLICH nicht weg will, insofern scheint der Wechsel Mama-zu-Papa für ihn doch eher akzeptabel zu sein ;)).
Dass es zwischen deiner Tochter und ihrem Papa schon besser läuft als zu Beginn, ist ein gutes Zeichen. So gut, dass ich denke, dass es sich lohnt, den beiden mehr zuzutrauen.
Meine kinderfreien Tage (jede Woche drei Tage) sind natürlich nicht frei von vermissen – aber randvoll mit Arbeit, Sport, Musik machen, Freundinnen, neuem Partner… Vieles, was vorher gar nicht ging zeitlich.
Das genieße ich sehr. Die Kinder sind fröhlich, selbstbewusst und unglaublich frei, kreativ und kuschelig. Ich merke, dass die Last der schlechten Beziehung ihrer Eltern auch von ihnen abgefallen ist.
An den Mama-Tagen finden sie eine ausgeglichene Mama vor, die sich auf jeden Minute ganz bewusst freut, weil sie eben zwischendurch raus kann aus dem Hamsterrad.
Ich nehme an, meinem Ex geht es da ähnlich.
Keine Ahnung, ob ihr vergleichbare Voraussetzungen habt. Jede Situation hat ihre Spezifika.
Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass sich dein Ex als vertrauenswürdig erweist – und du das dann auch spüren und zulassen kannst.
Und deiner Tochter wünsche ich eine bombastisch gute Zeit mit ihrem Papa – während die Mama sich einfach mal was schönes gönnt 😉
Das ganze ist ein langer Prozess. Für Kinder ist es wichtig, zu beiden Elternteilen Kontakt haben zu können (außer bei begründeten Ausnahmen). In jüngeren Jahren sollten wir als Elternteil dafür sorgen, dass das Kind sich nicht zwischen uns Eltern entscheiden muss. Es ist in seinem Inneren und Äußeren ein bisschen Papa und ein bisschen Mama. Es sollte nicht an ihm gezerrt werden.
Eine gute Bindung zum Kind ist auch möglich, wenn die Elternebene nicht gut funktioniert. Ich vertraue meinen Kindern, nicht dem Ex, dass sie sich um sich kümmern und mir sagen, wenn was in ihren Augen anders sein muss. Das ist nicht immer einfach und war und ist immer noch ein harter Weg. Meine Kinder leben nicht bei mir, weil ich sie und mich schützen wollte. Ein Zerren ist schlecht. Dann lieber ein Ende, auch wenn das Mutterherz weint und schreit.
Nach vielen Jahren kann ich jetzt auch mal die kinderfreien Zeiten genießen.
Manchmal fällt es mir leichter, wenn ich nicht gucke, was er nicht gut macht, weil es immer schon so war, sondern wenn ich gucke, was er gut macht und vielleicht auch anders als ich, was gut für die Kinder ist.
Es wäre toll, wenn du dich freuen kannst, dass dein Kind etwas Schönes mit dem Papa erlebt hat. Die Kinder sollten kein schlechtes Gewissen bekommen, weil es ihnen bei beiden Eltern gefällt. Frag nicht nach, was sie gemacht haben, lass sie erzählen oder entdecke selber mit Interesse, dass sie gut drauf sind und lachen, dass es sicherlich eine spannende Zeit war.
Ich kann dich sehr gut verstehen. Hier ist es teilweise sehr ähnlich. Allerdings wusste ich dass mein Kind beim Vater gut aufgehoben ist, obwohl er viele Situationen runter spielt wenn es ihr nicht gut geht oder nicht so auf sie eingeht wie es sein sollte. Auch hier war die Aussage zu Beginn „da muss das Kind jetzt durch, muss es lernen.“
Ich musste lernen es zu akzeptieren dass er anders erzieht als ich. Und mittlerweile geht es sehr gut. Seit über einem Jahr sind wir getrennt und sie geht jedes 2. Wochenende zu ihm, auch in den Ferien immer die Hälfte der Zeit. Anfangs war es wirklich schwer ohne sie. Aber inzwischen nutze ich die Zeit einfach für mich. Kann diese Zeit genießen, treffe Freunde, schlafe, lese viel oder gehe mehr arbeiten. Natürlich mit dem Hintergrund dass ihr nichts schlimmes passiert und mit der Bitte dass er sich unbedingt meldet wenn etwas ist. Da musste ich anfangs ziemlich klar kommunizieren. Auch rufe ich bei längeren Aufenthalten immer an.