Ich bin Laura – in vielen Dingen bin ich mit der Zeit besser geworden, obwohl ich am Anfang blutige Anfängerin war: Auto fahren, leckere Gerichte kochen oder Fotos mit meiner Spiegelreflexkamera machen. Warum habe ich ausgerechnet beim Mamasein gedacht, das könnte ich von Anfang an? Und wie schön wäre es gewesen, wenn mir erfahrene Mütter erzählt hätten, dass es ihnen beim ersten Kind genauso ging? Weil ich finde, wir sollten unsere Erfahrungen teilen, habe ich die Müttersprechstunde ins Leben gerufen.
Ein herausfordernder Job
Ich war nach der Geburt meines ersten Sohnes vor fast acht Jahren ziemlich frustriert, weil ich scheinbar für diesen wichtigen Job, eigentlich den wichtigsten Job meines Lebens, ziemlich ungeeignet schien. Da lag dieses kleine Menschlein, auf das ich mich so sehr gefreut hatte, und ich wusste einfach nicht, wieso die Welt nicht rosig leuchtete. Ich war überfordert mit dem Schlafmangel, der Stillerei und meinem neuen und fremdbestimmten Leben. Dabei war ich einfach nur völlig ungeübt.
Mit der Zeit wurde es besser, denn ich lernte dazu. Dann kam die Kleinkindphase und die ersten Wutausbrüche. Was ist denn mit meinem kleinen Jungen los, fragte ich mich. Wieso flippt er so aus, will nicht mehr in seinem Bettchen schlafen, möchte heute den roten Trinkbecher, morgen den blauen? Ein paar Jahre später, mein Söhnchen war nun ein Schulkind, wusste ich nicht, wie ich am besten mit einem frechen kleinen Jungen umgehen soll, der zu allem eine entgegengesetzte Meinung hat als ich.
Und dann waren da noch so ganz andere Situationen, die ich schwierig fand: den Wiedereinstieg in den Beruf oder die Koordination von Kindern, Job und Haushalt. Wie halte ich nur die Beziehung zu meinem Mann aufrecht, wenn wir immerzu müde und genervt sind? Wie gehe ich mit Kinderkrankheiten und Zankereien im Sandkasten um?
Aus Erfahrung klug werden
Immer wieder stand ich vor einem riesigen Berg, den es zu erklimmen galt und es hat immer irgendwie geklappt. So, wie ich gelernt habe, meine Kamera zu bedienen und ein Auto zu fahren, so habe ich gelernt, mein Leben als Mama auf die Reihe zu bekommen. Schon beim zweiten Kind wusste ich, dass Babys anfangs viel weinen und ich selber sehr lange sehr müde bin. Ich wusste, dass kleine Kinder irgendwann ihren eigenen Willen entdecken und wie ich damit gut umgehen kann. Ich lernte, wie ich es schaffe, meinen Beruf als freie Journalistin mit der Betreuung meiner Kinder zu koordinieren, dass nicht immer ich die Krankheitstage der Kinder übernehme und mein Mann sich einen Nachmittag frei nimmt, sodass ich mein Pensum schaffe und auch ein wenig Zeit für mich habe. Außerdem teilen wir uns alle Haushaltsangelegenheiten und kriegen das zusammen hin. Bis wir an diesem Punkt waren, hat es aber gedauert. Hätte mir mal jemand vorher erzählen können, wie wichtig das alles ist?
Zusammen sind wir stark
Ich habe in vielen Gesprächen mit meinen Freundinnen und anderen Müttern gelernt, dass jede Frau ihren Alltag anders regelt. Bedürfnisse sind verschieden, Menschen sind verschieden und Mütter sehen ihre Rolle aus unterschiedlichen Perspektiven. Die eine Mama braucht ihren Job wie die Luft zum Atmen, die andere möchte erst einmal lange zuhause bei den Kindern bleiben. Sich nicht gegenseitig verurteilen, sondern Erfahrungen, Sorgen und Gedanken teilen – das funktioniert ganz gut, braucht aber auch eine Menge Toleranz. Allerdings lohnt es sich so unglaublich, sich auszutauschen. Ich kenne aus meinem Berufsleben das Konzept des Erfolgsteams: ein paar Menschen tun sich zusammen, erzählen von ihren aktuellen Aufgaben, ihren Hürden oder Schwierigkeiten. Immer gibt es in der Gruppe mindestens einen, der eine Idee oder einen Kontakt hat, der das Problem aus einer anderen Perspektive betrachtet und daher eine Lösung sieht.
Die Menschen dürfen aus unterschiedlichen Branchen kommen, verschiedene Arbeitskonzepte haben oder sonst wie verschieden sein, jeder bringt andere Kompetenzen mit und zusammen ergibt sich ein riesen Pool an Erfahrung, Kompetenzen und Netzwerken.
Ein Erfolgsteam für Mütter
Wieso nicht so ein Mütter-Erfolgsteam ins Leben rufen, dachte ich mir. Und dann habe ich auf Instagram angefangen, live von meinen kleinen und großen Hürden im Alltag zu sprechen. Ich habe erzählt, wie mich manchmal die Wutanfälle meines Kleinsten fertig machen und ich ab und an Schwierigkeiten habe, gelassen zu bleiben. Ich habe erzählt, dass ich manchmal so sauer auf die Kinder bin und rumschreie und es mir am Ende schrecklich leid tut. Außerdem habe ich darüber gesprochen, wie schwer es manchmal für mich ist, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen.
Die Müttersprechstunde
Nach und nach hat sich eine kleine Gesprächsrunde etabliert und dann habe ich meinem Erfolgsteam einen Namen gegeben: die Müttersprechstunde. Manchmal hatte ich eine Frage, aber immer öfter fragten mich andere Mütter nach meiner Meinung. Ich habe die Frage dann (anonym) in die Runde gestellt, andere hatten meist schnell eine Idee, in manchen Fällen auch einfach nur ein bisschen Trost. Oft war es so, dass nur der Austausch so gut tat, dass alle hinterher erleichtert waren, dass sie mit ihren kleinen und großen Alltagshürden nicht alleine sind.
Richtig eingeschlagen hat das Thema „Stress am Morgen“. Ich erzählte, dass wir hier morgens oft Chaos haben und es mir hilft, am Abend vorher Kleider für die Kinder und Brotboxen vorzubereiten. Eine andere Mutter empfahl einen Wecker, der den Kindern die verbleibende Zeit bis zum Abmarsch grafisch deutlich macht und eine dritte Mutter berichtete, dass sie eine Anziehstraße legt und die Kinder spielerisch von Kleidungsstück zu Kleidungsstück hüpfen lässt.
Wir diskutieren aber auch über so wichtige Dinge wie finanzielle Sicherheit für Frauen. Mir ist das ein großes Anliegen, denn viele Mütter sind mit Kindern eine lange Zeit nicht berufstätig und geraten so in eine starke finanzielle Abhängigkeit von ihrem Mann. Wenn dann etwas schief geht, sind sie in großer Not und auch Altersarmut ist eine Gefahr. Wir haben uns die Finanzexpertin Dani Parthum live dazu geholt und mit ihr über Geldanlagen gesprochen, Juramama Nina Straßner war zu Gast und hat geraten, dass sich Paare mit einem Ehevertrag gegenseitig absichern können: So können sich Eltern, die beruflich zurücktreten oder den Beruf zeitweise ganz aufgeben, darauf einigen, dass der oder die andere Geld für den Partner / die Partnerin beiseite legt.
Gegenseitiger Respekt
Wichtig ist mir in meiner Müttersprechstunde vor allem eines: Toleranz untereinander und kein Mütter-Bashing, wie er so oft im Netz stattfindet. Frauen sollen selbstbestimmt leben und so Mutter sein können, wie sie es wollen. Ich selber bin gerne unabhängig und mir ist mein Beruf sehr viel wert, ich habe aber viele Mütter in meiner Müttersprechstunde, die lange zuhause bei den Kindern sind. Sie sind genervt davon, dass sich andere in ihre Entscheidung einmischen und das kann ich gut verstehen. Es gibt aber auch Frauen, die sind alleinerziehend, die haben ganz andere Schwierigkeiten. Bald kommt eine Mama zu Wort und berichtet aus ihrem Leben, damit andere einen Blick dafür bekommen wie es ist, für alles alleine zuständig zu sein. Deshalb lade ich immer wieder Frauen in die Müttersprechstunde ein. Andere Mamabloggerinnen, Expertinnen oder ganz normale Mamas erzählen aus ihrem Leben oder geben wertvolle Tipps für das Leben als Mutter.
Wir helfen uns, teilen unsere Erfahrungen und hören uns die Ansichten der anderen an. Vielen Müttern tut es gut, zu wissen, dass sie nicht die einzigen sind, die nicht nur freudestrahlend im Wochenbett liegen oder mit einem wütenden Kleinkind überfordert sind. In den Mütterjob wächst man eben rein, die wenigsten wissen von Anfang an, wie das alles funktioniert. Wo eine Mama alleine gestresst und überfordert ist, sind viele Mütter zusammen ein ganzes Erfolgsteam.
Die Müttersprechstunde gibt’s live unter der Woche und meist spontan vormittags auf meinem Instagram-Kanal. Sie ist 24 Stunden lang zu sehen, löscht sich dann selber und deshalb können wir ganz ungezwungen plaudern. Alle Mamas sind herzlich eingeladen, sich per Kommentar einzumischen oder einfach zuzuhören. Vielleicht hast du auch eine Idee, welches Thema wir mal besprechen könnten? Dann schreib mir gerne. Ich freue mich auf dich!
Über Laura:
Ich bin Laura, Mama von drei Kindern (*2011, *2013, *2016) und keine perfekte Supermama. Ich mag keine Strafen, aber ab und zu rutscht mir eine Drohung raus. Ich mag bedürfnisorientierte Erziehung, aber ich brauche auch meine Ruhe. Ich bin die meiste Zeit gerne Mutter und würde manchmal den Job gerne an den Nagel hängen. Auf meinem Mama-Blog Heute ist Musik möchte ich dich unterstützen, deinen eigenen Weg als Mutter zu gehen, die Zeit mit den Kindern zu genießen und vor allem Zeit für dich selbst zu finden.
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