Liebe Milena, vor drei Jahren bist du ins Krankenhaus gefahren, weil du unheimliche Schmerzen hattest. Was war dein Verdacht, was du haben könntest?
Ich hatte zu dieser Zeit immer mal wieder mit Rückenschmerzen zu tun gehabt und auch schon eine Nierenentzündung hinter mir. Als dann an diesem Tag wieder die Schmerzen kamen, dachte ich: Mist, schon wieder eine Nierenentzündung.
Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich solche Schmerzen hatte. Am nächsten Morgen habe ich einen Freund gebeten, mich ins Krankenhaus zu begleiten. Allerdings sind wir nicht weit gekommen – die Schmerzen wurden so schlimm, dass wir einen Krankenwagen gerufen haben, der mich in die Klinik brachte.
Im Krankenhaus stellte sich heraus, dass Du kurz davor bist, ein Kind zu bekommen….
Genau, im Krankenhaus kam zunächst eine Urologin, machte einen Ultraschall und sagte: „Also, ich bin zwar keine Gynäkologin, aber es sieht so aus, als wären sie schwanger.“ Daraufhin kam eine Frauenärztin, machte ebenfalls einen Ultraschall und bestätigte die Schwangerschaft. Sie sagte zudem: „Das ist keine Frühschwangerschaft mehr, ich tippe auf 37. Woche.“
Wie ging es dann weiter?
Ich stand ehrlich gesagt unter Schock und habe sie gefragt, was denn das für Schmerzen seien. Die Ärztin untersuchte mich und stellte fest, dass der Muttermund schon vier Zentimeter geöffnet sei und dass das Baby wohl heute noch käme.
Wie war die Geburt?
Ich wurde dann sofort in den Kreißsaal verlegt und sechs Stunden später war meine Tochter auf der Welt: 49 cm groß und 3120 Gramm schwer. Ich war erstmal komplett fertig und überfordert von der Situation.
Aber tatsächlich war es so, dass ich – nachdem ich etwas geschlafen hatte – sofort wusste, dass ich dieses Kind behalten werde und dass die Kleine nun zu meinem Leben dazu gehört. Ich habe dann meine Schwester angerufen und ihr alles erzählt. Sie ist komplett ausgeflippt vor Freude, konnte es gar nicht fassen und ist sofort ins Krankenhaus gekommen.
Du warst zu dem Zeitpunkt der Geburt nicht mehr mit dem Papa der Kleinen zusammen. Wie sagt man seinem Ex: Du bist jetzt Papa?
Tatsächlich hatten wir uns etwa neun Monate vorher getrennt, also kurz nachdem die Kleine entstanden war. Ich habe ihn fünf Tage nach der Geburt angerufen und es ihm einfach gesagt. Mein Ex hat vor Schreck erstmal aufgelegt. Er brauchte eben auch erstmal, um diese Nachricht zu verarbeiten.
Zwei Tage später hat er uns dann besucht. Er war mit der plötzlichen Vaterschaft total überfordert, zumal er gerade eine neue Beziehung hatte. Drei Monate hat er sich zurückgezogen, dann hat er sich gemeldet und gesagt, dass er die Kleine gerne kennenlernen möchte und an ihrem Leben teilhaben will. Das hat mich sehr gefreut und er hat sich zu einem ganz tollen, liebevollen Vater entwickelt.
Viele Frauen, besonders, wenn sie selbst mal schwanger waren, können sich kaum vorstellen, dass eine Schwangerschaft unerkannt bleibt. Hattest du keine Anzeichen? Übelkeit? Gewichtszunahme? Kindsbewegungen?
Nein, nichts dergleichen. Ich hatte ein paar Kilo mehr drauf, aber am ganzen Körper, nicht nur am Bauch. Mir war nie übel, Kindsbewegungen habe ich nicht wahrgenommen. Ich hätte auch nicht gedacht, dass man eine Schwangerschaft nicht merken kann – bis mir das selbst passiert ist.
Du bist ja gerade wieder schwanger – wie ist es diesmal?
Komplett anders. Ich habe alle Anzeichen und Wehwehchen, die man eben so haben kann. Auf der einen Seite freue ich mich, dass ich diese Schwangerschaft nun bewusst erleben darf, auf der anderen Seite ist das auch ganz schön anstrengend und ich bin froh, wenn das Baby das ist 😉
Zurück zu deiner ersten Schwangerschaft. Wie haben denn deine restliche Familie und deine Freunde auf den plötzlichen Nachwuchs reagiert?
Mein Umfeld hat sehr unterschiedlich reagiert. Anfangs haben die meisten gedacht, dass ich sie veralbern will. Als sie merkten, dass es kein Scherz ist, waren sie natürlich baff, haben sich aber gefreut.
Es gab leider schon auch einige, die den Kontakt abgebrochen haben. Ich war die Erste in meinem Alters-Umfeld, die nun ein Kind hatte und ein Kind schränkt natürlich ein. Darauf hatten einige keine Lust.
Mich hat das aber nicht gestört. Mein Leben hatte sich vom einen auf den anderen Tag komplett verändert und ich habe gespürt, dass die Leute, die mich nur Kraft kosten, darin nun keinen Platz mehr haben sollten.
Ganz praktisch: Normalerweise steht das Kinderzimmer, wenn die Geburt los geht. Du hattest ja gar nichts für das Baby…
Ja, genau. Ich wohnte zu dieser Zeit sogar noch in einer WG. Noch aus dem Krankenhaus heraus habe ich mich an das Jugendamt gewandt, das mich ganz toll und schnell unterstützt hat.
Innerhalb kürzester Zeit hatte ich durch die Hilfe des Jugendamtes eine neue Wohnung und auch mit der Ausstattung wurde mir geholfen. Zudem kam eine Sozialarbeiterin vorbei, mit der ich reden konnte und die geschaut hat, ob die Kleine oder ich etwas brauchen und ob es uns gut geht.
Nach einem Jahr in dieser Wohnung bin ich dann in meine eigene Wohnung umgezogen und hatte dann natürlich auch alle Dinge, die meine Tochter braucht, besorgt. Dort lebe ich bis heute und wir sind richtig zusammengewachsen und glücklich.