Ihr Lieben, vor Kurzem hatten wir hier ja einen Beitrag mit den neusten Studien des Studienkreises zum Thema „Lernen in den Ferien“. Auf unseren Social Media Plattformen wurde darüber auch viel diskutiert, einige von euch finden, dass man zum Ende der Ferien ruhig ein bisschen wieder was für die Schule tun könne – andere sind für eine strikte Pause. Jeannine Hohmann und Susanne Seyfried sind selbständige Lerntherapeutinnen und haben uns ihre Meinung dazu aufgeschrieben:
„Das Üben in den Ferien ist für viele Familien, aber auch Pädagogen ein schwieriges und umstrittenes Thema. Macht es Sinn, Arbeitsblätter und Lernhefte für die Ferien mitzugeben und lohnt es sich für Eltern Lernhefte für die Ferien zu kaufen?
Wir beide sind selbständige Lerntherapeutinnen und unterstützen und fördern Schüler mit besonderen Schwierigkeiten beim Erwerb des Lesens, Schreibens oder Rechnens. Wir sind auch an Schulen tätig, beraten Eltern und Lehrkräfte rund um das Thema Legasthenie, Dyskalkulie und AD(H)S. Immer wieder wird uns die Frage gestellt: Wie kann ich mit meinem Kind in den Ferien üben?
In unserer Podcast-Folge mit “Mit 100 Arbeitsblättern in die Ferien? Macht das Sinn?” sprechen wir ganz offen darüber. Gerade jetzt, wo die langen Sommerferien bevorstehen oder Familien schon mittendrin sind, wird diese Frage natürlich umso häufiger diskutiert.
Manche Familien sind an ihrer Belastungsgrenze, die bereits durch die Anforderungen in der Schulzeit extrem strapaziert wurde, möchten aber mit ihrem Kind die Ferien sinnvoll nutzen. Sind die Ferien zur Erholung da oder sollen Eltern in den Ferien mit ihren Kindern lernen?
Es gibt hier kein richtig oder falsch. Was hilft, ist oft sehr individuell. Aber Berge von Arbeitsblättern oder Lernhefte können auch demotivierend sein.
Muss es immer ein Arbeitsblatt sein, sollten Kinder in den Ferien lernen?
Wir sagen Ja und Nein!
Ja,
- um Automatisierungsprozesse zu erhalten
- um das Gelernte nicht zu verlernen
- um Kompetenzen aufzubauen
Nein, weil das “Wie” ausschlaggebend ist:
- Keine Arbeitsblätter, sondern auf spielerische Weise
- Übungen, die in den Alltag des Kindes integriert sind
- Lernen über intrinsische Motivation ohne Druck durch Arbeitsblätter
- Interessenbezogenes Lernen
- Spaß am Lernen entfalten
- Emotionale Regeneration, ohne Lern- und Zeitdruck durch Schule und Termine am Nachmittag (Therapien und Freizeitaktivitäten)
- Kinder mit Teilleistungsstörungen (wie Dyskalkulie oder Legasthenie) stehen permanent an ihren Leistungsgrenzen
Es gibt kein richtig oder falsch, kein Verbot von Arbeitsblättern oder Berge davon. Es ist wichtig zu wissen, welche Alternativen Eltern zu Arbeitsblättern haben und warum Spielen so viele wunderbare Vorteile mit sich bringt.
Spielt doch einfach wieder mehr mit euren Kindern
Vermutlich machen das viele von euch schon, anderen kribbelt es vielleicht in den Fingern und sie holen ihre eingestaubten Brettspiele wieder heraus. Wir wollen euch dazu ermutigen, alt-bewährte Spiele und Materialien aktiv in die Feriengestaltung einzubinden (wie z.B. jeden Freitag Abend einen Brettspielabend). Dabei ist es zweitrangig, ob ihr draußen in Bewegung spielt oder drinnen mit klassischen Brettspielen.
Tipps für Brettspiele für mehr Freude in der Grundschule findest du hier bei Susanne: 21 Spiele für mehr Mathefreude in der Grundschule Dyskalkulie (lerntherapie-vs.de)
Oft entwickeln Kinder auch eigene Ideen in den Ferien, wenn sie erstmal die nötige Zeit der Erholung haben. Sie fangen plötzlich zu basteln, entdecken draußen beim Spielen mit Stöcken oder Steinen Muster und Formen, legen vielleicht sogar Mengen und vergleichen damit, wer mehr oder weniger hat. Lassen wir unseren Kindern einfach mal mehr Freiraum und lassen sie experimentieren.
Spielen ist die Arbeit des Kindes – Maria Montessori
Neben den schulischen Fertigkeiten fördert Spielen die sozialen und emotionalen Kompetenzen des Kindes. Das ist vielen Eltern überhaupt nicht bewusst.
Warum ist das so?
5 gute Gründe fürs (Brett-)Spielen
- man lernt sich aufs Spiel zu fokussieren und nicht ablenken zu lassen (Durchhaltevermögen)
- das Kind baut Regelwissen auf und lernt neue Regeln anzuwenden
- kann im Team agieren
- lernt strukturiert vorzugehen
- lernt Impulse zu kontrollieren und geduldig zu sein, bis man an der Reihe ist (Frustrationstoleranz)
Dies sind nur einige positive Aspekte von Spielen, die Liste lässt sich leicht mit weiteren Punkten ergänzen. Auch das logische Denken wird geschult und manchmal auch die Lesekompetenz, wenn es gilt Rätsel strategisch zu lösen.
Lernen in Bewegung
Auch Spielen in Bewegung bringt so viele Vorteile, Spiele wie Hüpfkästchen oder Dosenwerfen schulen sowohl mathematische als auch motorische Kompetenzen. Gelerntes kann in Bewegung besser verarbeitet werden und der Spaß steht eindeutig im Vordergrund. Auch erleben Kinder Übungen in Bewegung als sehr motivierend, weil es z.B. nicht nur um das Mathematische geht, sondern sie auch zeigen können, wie gut sie springen oder werfen können. Auch können Aspekte aus dem Deutschunterricht in Bewegung gefestigt werden, man könnte Silben hüpfen, Quatschwörter erfinden und bei jedem Wort, was sich reimt, weiter hüpfen und einen kleinen Wettbewerb machen. Oft sieht man bei Spielen in Bewegung sehr schnell Verbesserungen, durch das ständige Üben werden Fortschritte gemacht, die das Selbstbewusstsein des Kindes stärken.
Egal ob Brettspiel oder Bewegungsspiel, es lohnt sich zum Arbeitsblatt andere Dinge auszuprobieren. Spielen macht unheimlich viel Spaß und stärkt das Gemeinschaftsgefühl.
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Zusatzinfo: Suchst du nach Ideen, wie du dein Kind für Mathe in der Grundschule begeistern kannst, dann findest du bei Susanne Seyfried die besten Tipps zu Brett- und Würfelspiele Wenn du erfahren willst, wie du Spiele zur Förderung bei ADHS nutzen kannst, dann schau dir den Artikel von Jeannine Hohmann „Spielen erlaubt“ an.
2 comments
@Michael Greger, ich freue mich, dass unserem Beitrag soviel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Der Titel ist bewusst provokativ gehalten und daher auch umgangssprachlich gewählt. Da wir so freundliches Feedback bekommen, sehen wir, dass wir unser Ziel erreicht haben. Schöne Ferien.
Sollte es nicht heißen: „Ergibt das Sinn?“ oder „Hat das einen Sinn?“ Meines Erachtens sollte man – insbesondere, wenn man sich in Angelegenheiten der Bildungspolitik zu Wort meldet – einer ordentlichen Ausdrucksweise der Deutschen Sprache befleißigen.