Ihr Lieben, in der Teen-Time Jugendkolumne von gestern zum Thema Selbstfindung habe ich eine Leserin zitiert, mit der ich mich per Mail zum Thema Sinnkrise und Midlifecrise ausgetauscht hatte. Sie sieht im Moment in ihrem Leben gar nicht, wie es perspektivisch weitergehen kann, nachdem vor kurzem auch noch eine Trennung mitten in die Midlifecrise platzte. Sie sagt, als nun Getrennte würden sich einige Möglichkeitsfenster wieder schließen, weshalb sie sich in dem Beitrag nicht wiedergefunden habe. Sie hat uns genehmigt, ihre Mail hier zu veröffentlichen.
Sinnkrise, Midlifecrise, Trennung
„Wenn du möchtest darfst du mich gerne zitieren und wenn du magst den Text auch deinem Entwurf gemäß veröffentlichen. Zugleich möchte ich dich jedoch wissen lassen, dass ich mich mit meinen Emotionen und Überlegungen nach der Trennung in dem Text nicht wirklich wiederfinde.
Die Fragestellungen, die du angibst, haben mir tatsächlich sehr geholfen mich zu orientieren als ich mich vor mehr als zwei Jahren in meiner – wie ich sie nenne: Midlife-Crisis – wiedergefunden habe. Für mich war es zwar nicht die Frage nach den Lieblingsbeschäftigungen der Kindheit (ich glaube, ich war als Kind auch zu zurückhaltend und schüchtern, um meine Interessen vehement genug zu vertreten), sondern mehr die nach denen aus dem jungen Erwachsensein, als man noch nur für sich selber zuständig und verantwortlich war, dennoch: sie waren hilfreich.
So habe ich damals beispielsweise wieder mit Sportarten begonnen, die mich schon mit Anfang 20 zu begeistern vermochten, habe mit den engsten Freunden aus der Jugend ein Festival besucht und den Job gewechselt, um wieder mehr Kontakt mit Kunden zu haben und die Arbeitszeit zumindest auf halbtags zu erhöhen. Mein mich nicht erfüllendes Ehrenamt habe ich hingegen niedergelegt.
Seit der Trennung ist nicht mehr viel Zeit für Selbstfindung
Doch mit der Trennung ist es nun anders. Daraus ergibt sich, dass sich Ressourcen und Kapazitäten wieder verknappen. Sowohl zeitlich als vor allem auch finanziell. Und nun entsteht daraus gefühlt nicht mehr Freiheit, sondern mehr Einschränkung. Im Fokus steht nun nicht mehr, einen Job zu machen, der mich erfüllt, sondern der mich vor allem ernährt. Und im Idealfall so viel Geld in die Kasse bringt, dass auch ich mir perspektivisch Unternehmungen und vielleicht mal einen Urlaub mit den Kindern leisten kann.
Daneben gilt es ein Wohn- und Betreuungsmodell zu finden, das für alle Beteiligten annehmbar ist. Und nachdem die Kinder in einem Alter sind, wo sie ihre Wünsche klar äußern können und auch offiziell mitentscheiden dürfen, ist ganz klar, dass meine Idealvorstellung von einem Mehrgenerationenprojekt in meiner Heimatregion wohl nicht umsetzbar ist. Zumindest nicht, wenn ich meine Rolle als Mutter im Alltag meiner Kinder weiterhin wahrnehmen will.
Das ganze Konstrukt kommt ins Wanken
Du siehst: Die Veränderung an der Stellschraube „Partnerschaft“ hat nun das ganze Konstrukt ins Wanken gebracht und es gilt, sich wieder neu zu sortieren. Und jetzt ist es eben doch nur sehr bedingt „Mehr Ich in all dem Wir“ ;-).
Wie hat eine Freundin heute ganz lapidar zu mir gemeint: „Deine Themen reichen auch für einen ganzen Podcast.“ Womit sie – wenn man den ganzen emotionalen Kram, den man ja noch so hat, dazu nimmt, wohl nicht ganz Unrecht hat.
Weil du dich ja auch so intensiv mit den ganzen Themen der Lebensmitte beschäftigst: Hast du dir schon das aktuelle Album von den Fantas angehört? Die befassen sich damit jetzt musikalisch intensiv, wie ich finde. Mich persönlich hat „Fliegen“ ziemlich aus der Bahn geworfen… Nachdem du das Trennungsthema nicht hast, ist es für dich aber vielleicht eher ein anderer Song. Also, falls es dich überhaupt anspricht. Ich wünsche dir und allen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, einen schönen Morgen, Tag oder Abend und sende herzliche Grüße!“
1 comment
Hallo, danke für die Perspektive, so auch wie für Lisas. Der ursprüngliche Artikel hat mich zwar in dem Sinn abgeholt, dass mit älteren oder ausziehenden Kindern sich natürlich das System Familie und damit auch die Eltern ändern (müssen) bzw. anpassen. Mein Gedanke war aber auch: so eine breite Neuorientierung steht bei mir nicht an (auch wenn nicht getrennt). Vorher Vollzeit berufstätig, weiter Vollzeit berufstätig, mit Dienstreisen und auch ganz zufrieden beruflich- also mein Alltag sieht jetzt auch nicht sooo anders aus. Und es muss ja auch weiter Geld verdient werden, gerade zB mit auswärts Studierendem Kind. Dennoch: ein bisschen neu ausrichten ja, aber alles in Frage stellen irgendwie eher nein.