Ihr Lieben, es liest sich hier in der Kolumne ja manchmal so, als seien meine Kinder längst ausgezogen und ich könnte den ganzen lieben langen Tag lang tun und lassen, was ich so möchte, weil… läuft ja alles, was war nochmal Mental Load?! Dem ist in Teilen auch so – in anderen aber eben auch nicht.
Das hängt damit zusammen, dass meine Tochter ja nun zum Beispiel nicht mehr zur Schule geht. Ich habe hier im Homeoffice also keine festen Zeiten mehr, in denen ich weiß, dass ich mal ein paar Arbeiten hintereinanderweg erledigen kann, weil dann doch irgendwann nochmal jemand zum Frühstück trottet oder beim Freund abgeholt werden möchte oder zur Arbeit gefahren werden muss (Landleben – keine Chance mit Öffentlichen und allein fahren darf sie erst ab dem 18. Geburtstag im nächsten Monat).
Der Mental Load ist ein ganz neuer
Dazu kommt neuer Mental Load. Die Uni, an der die Große Interesse hat, hatte zum Beispiel angekündigt, die Ergebnisse des Eignungstests zwischen dem 1. und dem 5.6. bekanntzugeben. Bis zum 17.6. gab es aber keinerlei Nachrichten. Was macht die Mutti? Klingelt sich durch sämtliche Hotlines, um zu erfahren, ob noch niemand Ergebnisse hat oder ob gerade mit dieser Einreichung der Arbeitsmappe etwas schiefgelaufen ist.
Oder: Einer der Zwillinge hat ja mittlerweile einen Rollerführerschein, damit könnte er an sich auch so ein 45er-Töff-Töff-Auto fahren, in dem er – ohne nass zu werden oder das Gleichgewicht verlieren zu können wie auf dem Roller – mit seinem Bruder unterwegs sein könnte. Im November 2023 haben wir bei Fiat ein solches Autolein bestellt, damit wir hier ein bisschen von der Fahrerei entlastet werden.
Geduld ist nicht meine Meister-Disziplin…
Bis heute ist es nicht da (es war bis spätestens 17.4. angekündigt) und es gibt vom Unternehmen auch weder ein Entschuldigungsschreiben noch ein Status-Update, wann wir denn nun endlich mit dem Teil rechnen könnten. Schade, denn grad kloppen sich alle Kinder um den einen vorhandenen Roller. Mit dem TöffTöff dürfte nämlich auch unser Töchterchen allein fahren, die in echten Autos eben nur begleitet unterwegs sein darf. Also hängen wir auch da dauerhaft in der Warteschleife.
Hinzu kommt die Praktikumsplanerei der Jungs. Denn ja, manchmal ist es eben bei Zwillingen doch die doppelte Arbeit. Ich erzähle euch was: Sie müssen im ersten Halbjahr 2024 dreimal je einen Berufsfelderkundungstag machen – und zwar einmal einen im MINT-Bereich, einmal im Sozialen und einmal in der Dienstleistung.
Bei Zwillingen ist es manchmal doch die doppelte Arbeit
Bei Zwillingen sind das schon mal sechs Betriebe in sechs Monaten (denn nein, niemand möchte seinen Tag da machen, wo der Bruder schon war, das verstehen und unterstützen wir auch). Nun kommen aber zu diesen sechs Arbeitgebern noch zwei weitere im zweiten Halbjahr hinzu, denn da findet das einwöchige Handwerks- und Sozialpraktikum statt bevor dann im Jahr drauf ein zweiwöchiges Praktikum ansteht. (Ich finde das super, dass sie so viel Berufserfahrung machen dürfen, wirklich, es ballt sich nur grad einfach ein bisschen.)
Wer dieses bei einem beliebten Arbeitgeber machen möchte, wie einer unserer Söhne, muss sich ebenfalls bereits JETZT darum kümmern, weil die Plätze für 2025 (!) sonst weg sind. Um der Bewerberschwemme aber Herr zu werden, darf dort jedes Kind nur eine Woche reinschnuppern, es muss für die zweite Woche also ein weiterer Arbeitgeber gefunden werden, hahaha. Sind insgesamt, wenn ich richtig gezählt habe, elf 😉 Und immer mit Bewerbung und Lebenslauf und Fotos und Überzeugungskraft.
Erste Minijobs, erste Reisen allein
Und will die Große nicht vielleicht auch noch ein kleines Praktikum im Herbst einschieben? Hihihi. Oder vielleicht doch ausziehen? Wo findet man denn vernünftige WGs in Großstädten? Und darf man eigentlich zwei Minijobs gleichzeitig haben? Was sag ich der Krankenkasse, wenn das Kind jetzt 18 wird und keine Schülerin mehr ist – aber noch keine Zusage für eine weitere Ausbildung hat? Und ab welchem Alter dürfen die überhaupt von Partys allein mit dem Uber heimkommen?
Und ach, wo ist denn die Packliste für die Jugendreise und war da nicht die zweite Rate fällig und waaaah, die brauchen da Schlafsäcke? Und Mist, jetzt haben wir die Infoveranstaltung verpasst und Huuuuunger haben jetzt doch auch alle gerade wieder und huch, die Trainingszeiten haben sich dich diese Woche verschoben und dann klappen all die anderen Vorhaben wieder nicht ohne größere Umplanung.
Für die Schule lernen sie mittlerweile allein
Es ist so lustig, wie sich die Themen verschieben, grad haben sich die zwei Jüngeren für die letzte Klausur des Schuljahrs fitgemacht und ich habe davon einfach nichts mitbekommen, nun sind es halt nicht mehr binomische Formeln, sondern Steuernummern, die wir raussuchen und Versicherungsmenschen, die wir anrufen und Unis, die Fristen nicht einhalten und Autoverkäufer, die ihre KundInnen vergraulen, indem sie sie in Unwissenheit lassen und Tanzkurse für Abschlussbälle…
Ich sag´s ja immer wieder: Aus der Fürsorge ist ne Dienstleistung geworden, es bleibt – auch mit größeren Kindern – eine Managementaufgabe, solang sie nicht ausgezogen sind und es ist viel und es ist trotzdem unfassbar spannend und auch mal erfüllend und wenn dann alle gemeinsam auf der Couch rumlümmeln und EM gucken und Snacks futtern und niemand was umwirft oder was von einem will, dann ist´s auch wirklich trotzdem immer noch zwischendurch wunderschön und nah und ich sauge es auf, bevor dann wieder alles anders wird…
So, und nun wie immer ihr: Womit habt ihr im Moment den meisten Mental Load, was bereitet euch grad familiäre Knoten im Hirn? Erzählt doch mal…
3 comments
Spannender Einblick, danke.
Mein größter Stress in dem, was ich für meinen fast Teenager machen muss, ist eigentlich immer die Frage, was lass ich laufen und er muss es für sich tun oder auch nicht und was möchte ich gerne begleiten oder abnehmen. Denn das alles, was Du beschreibst stresst mich außer der Bewerbungsschreiberei eigentlich nicht… wenn ich es schnell selbst machen kann. 😉
Ich möchte Dir noch einen Punkt mitgeben, Lisa, wo ich wirklich für weniger Tiger Mom plädiere. Ich habe mein FSJ und mein Studium mit knapp 19 selbst organisiert, zu einer Zeit, als noch alles per Briefpost abging. Ich bin kein Genie :-))) und auch nicht überreif gewesen. Deine Tochter muss sich selbst um die Hotlines kümmern. Sie ist 18. Bei der Wohnungssuche, das kann ich total nachvollziehen, das geht ohne Eltern fast nicht. Aber wenn sie es alleine nicht gebacken kriegt, für ihren Studieplatz / Ausbildungsplatz zu sorgen, wird sie es auch nicht schaffen, durchzukommen. Oder willst Du ihre Abgabetermine und Lernunterlagen auch noch im Studium organisieren? Helfen würde ich da nur noch auf Bitten (exakte Bitte, die zeigt, dass sie sich um alle Infos selbst gekümmert hat) hin, mit einer guten Begründung, warum sie nicht selbst eine Hotline anrufen kann.
Ach, das hört sich doch eigentlich toll an, dass man Menschen hat, um die man sich gern sorgen möchte.
Und ich bin davon überzeugt, dass man einiges davon selbst beeinflussen kann, Ich kenne Mamas, die das Abitur mit ihren Kindern machen und auch welche, deren Kinder sich ganz selbstständig einen Ausbildungsplatz besorgen.
Einen schönen Sommer Euch und Danke für die TeenTime Serie