Menstruation: Leidet eure Tochter an starken Schmerzen in der Regel?

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Ihr Lieben, starke Schmerzen in der Menstruation sollten nicht die Regel sein, sagt Sabine Wiegmann als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Charité. Sie arbeitet in dem Projekt MeMäF (Menstruationsschmerzen bei Mädchen und Frauen), welches starke Regelschmerzen bei jungen Frauen lindern möchte und ein neues Versorgungskonzept entwickelt hat, um Betroffene mit einem erhöhten Risiko für Endometriose frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

In Zusammenarbeit mit drei Krankenkassen möchte ihr Team betroffenen Mädchen und Frauen zwischen 16 und 24 Jahren die Möglichkeit bieten, an ihrer Studie teilzunehmen. Um das Leiden junger Frauen besser verstehen und möglicherweise behandeln zu können. Und weil wir das selbst ein so wichtiges Thema finden, unterstützen wir hier gern.  Die wichtigsten Informationen findet ihr auch auf der Webseite www.period-app.de und auf dem Instagramkanal https://www.instagram.com/period.projekt/.

Menstruation: Starke Schmerzen sind nicht die Regel

Jeden Monat leidet die 16jährige Tochter von Ulrike an starken Unterleibskrämpfen, Übelkeit und sogar Ohnmachtsanfällen. An diesen Tagen kann ihre Tochter Laura nicht zur Schule. Sie liegt dann nur im Bett und kann auch nicht ihren Hobbies nachgehen. Ulrike kennt das monatliche Ziehen im Unterleib bei sich selbst, aber sie hat sich immer zusammengerissen, um ihrer Arbeit nachgehen zu können. Eine Pause im Familienalltag war auch nie drin. Sie fragt sich, wie sie ihrer Tochter helfen kann und ob diese starken Schmerzen normal sind.

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Regelmäßige Schmerzen während der Menstruation gehören für 90 Prozent der Frauen in Deutschland zu ihrem Alltag, wobei mehr als die Hälfte davon unter so starken Schmerzen leidet, dass sie ihren Alltag und ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Heutzutage sind Frauen aufgrund häufigerer Menstruationszyklen auch stärker betroffen als frühere Generationen. Der Mythos, dass Schmerzen während der Menstruation normal seien, hält sich hartnäckig. Aber starke Schmerzen sind nicht normal. Sie können ein Warnzeichen für eine gynäkologische Erkrankung wie eine Endometriose sein und sollten ärztlich abgeklärt werden.

Bei einer Endometriose-Erkrankung bildet sich gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle. Diese sogenannten Endometriose-Herde können zu starken Beschwerden führen und unter anderem Grund für eine mögliche Unfruchtbarkeit sein. Da Endometriose verschiedenste Symptome mit sich bringen kann, wird sie auch als das Chamäleon der Gynäkologie bezeichnet. Bis Betroffene eine Diagnose für ihre Beschwerden haben, können Jahre vergehen.

„Starke Regelschmerzen sind nicht normal.“

Prof. Sylvia Mechsner, Leiterin des Endometriosezentrums der Charité in Berlin sagt, „Starke Regelschmerzen sind nicht normal. Zu lange wurde Menstruierenden immer wieder suggeriert, dass sie die Schmerzen ertragen sollen. Als Faustregel gilt: Wer trotz Schmerzmitteln auf einer Schmerzskala von 0 bis 10 nicht unter 3 kommt, sollte sich Hilfe suchen.“

Ein neues Projekt der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, Regelschmerzen bei jungen Frauen zu lindern und insbesondere ein erhöhtes Risiko für Endometriose frühzeitig zu erkennen. Viele Betroffene wissen nicht, dass es außer Wärmflasche und den (richtigen) Schmerzmedikamenten noch weitere Maßnahmen gibt, um die Schmerzen selbst zu managen.

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In dem im März 2024 gestarteten Innovationsfondsprojekt MeMäF erhalten 3.000 Teilnehmerinnen im Alter von 16 bis 24 Jahren Zugang zu der kostenlosen, nicht-kommerziellen App period. Hier erhalten sie gebündeltes Expertenwissen zum Zyklus, zur Ursache von Menstruationsschmerzen und zur Kombination unterschiedlicher Behandlungsansätze.

Außerdem gibt die App praktische Tipps und Anleitungen, wie die Nutzerinnen selbst etwas gegen ihre Schmerzen machen können. In zahlreichen Videos werden beispielsweise Yogaübungen, Akupressurpunkte und Anleitungen zur Selbstmassage gezeigt. Es wird auch erklärt, wie ein Gespräch bei einer Frauenärztin ablaufen kann und welche Medikamente verordnet werden können.

„Es ist wichtig“, so Prof. Sylvia Mechsner, „zu verstehen, dass Periodenschmerzen genauso wie Migräne funktionieren: Je später man eine Schmerztablette nimmt, desto höher muss man sie dosieren, damit sie noch wirkt.“ Auch die Ernährung spielt eine Rolle. Wer viele Transfette durch z.B. Frittiertes aufnimmt, verstärkt die Schmerzbotenstoffbildung.

Ca. drei Monate nachdem mit der Nutzung der App begonnen wurde, werden 220 Teilnehmerinnen, die weiterhin starke Schmerzen haben, in ein multimodales, hybrides Versorgungsprogramm eingeladen. Dazu gehören dann eine besondere Ernährungsberatung, Physiotherapie sowie gesundheitspsychologische Unterstützung.

Leidet eure Tochter zwischen 16 und 24 auch an starken Regelschmerzen?

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Ulrike denkt, dass Ihre Tochter genau in die Zielgruppe des Projektes passt. Sie ist 16 Jahre alt, leidet regelmäßig unter starken Regelschmerzen und ist sogar noch bei einer der beteiligten Krankenkassen versichert (DAK-Gesundheit, Techniker Krankenkasse, BARMER).

Sie erzählt ihr von dem Projekt und gemeinsam schauen sie sich auf der Internetseite www.period-app.de die FAQs an. Alle ihre Fragen werden beantwortet und sie laden die App aus dem Store auf das Handy der Tochter. Nach einer Registrierung muss Laura einen Eingangsfragebogen beantworten und wird dann sogar an die App ihrer Krankenkasse weitergeleitet.

Nach ihrer Anmeldung dort kann sie digital in die Teilnahme an der Studie einwilligen. Dann werden alle Funktionen der App freigeschaltet. Sie kann nun jeden Tag ihre Symptome dokumentieren und kann sich zahlreiche Videos rund um den Menstruationszyklus, Ernährung und Bewegung anschauen.

Im Self-Care-Bereich findet sie Anleitungen zur Entspannung, für Selbstmassagen mit Lavendelöl und Yogaübungen. Da es eine Studie ist, ist es wichtig, die Fragebögen zu beantworten. Damit kann Laura auch anderen Frauen helfen, wenn die Studie wichtige Ergebnisse über Regelschmerzen liefert.

Ulrike hat nun auch die Möglichkeit mit ihrer Tochter ins Gespräch zu kommen. Sie können gemeinsam überlegen, wie Laura die empfohlenen Übungen in den Alltag integrieren kann. Sie bereiten gemeinsam den nächsten Besuch bei der Frauenärztin vor. Und Ulrike weiß nun auch, wie sie ihre Tochter während den schmerzhaften Tagen unterstützen kann.

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3 comments

  1. mir wurde es so erklärt:

    Die hormonellen Abläufe während des Zyklus‘ sorgen dafür, dass das Endometrium (Gebärmutterschleimhaut und auch ihr ähnliche Schleimhautzellen an anderen verirrten Stellen) wächst.
    Früher haben die Frauen viel mehr und früher Kinder bekommen und während der Schwangerschaften sind diese Hormonschwankungen stabil. Die Schleimhaut wächst nicht unkontrolliert.
    Endometriose ist also sehr unangenehm, aber eine Folge unseres modernen Lifestyles mit teilweise wenigen, spät geborenen Kindern.

    Ich habe meine Kinder mit Mitte 20 bekommen. Hätte ich bis Mitte 30 gewartet, hätte es auch schwierig werden können mit der Empfängnis.

  2. Schade, dass die Studie keine jüngeren Mädchen mit einschließt. Die Menstruation beginnt schließlich früher als mit 16 Jahren.
    ich selbst bin von Endometriose betroffen und Die Symptome waren mit 13 Jahren bereits vorhanden.
    Auch eine meiner Töchter leidet unter sehr starken Regelschmerzen, Krämpfen und Migräne.
    Wir haben mit kadezyklus gute Erfahrungen gemacht.

  3. Danke für dieses wichtige Thema! Endometriose wird immer noch in vielen Fällen sehr spät oder gar nicht erkannt und behandelt. Gestolpert bin ich allerdings über den Satz „Heutzutage sind Frauen aufgrund häufigerer Menstruationszyklen auch stärker betroffen als frühere Generationen“. Ist das so? Wenn ja, warum?

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