Marlene Hellene: Ich liebe MEINE KINDER machen mich fertig

Marlene Hellene

Marlene Hellene. Foto: Cornelia Friedrich-Meyer

Ihr Lieben, ihr kennt Marlene Hellene vermutlich noch aus Twitter-Zeiten oder von ihren Büchern Man bekommt ja so viel zurück und Zu groß für die Babyklappe. Jetzt hat sie das Buch Ich liebe MEINE KINDER machen mich fertig* über Muttergefühle nachgelegt, das prompt auf der SPIEGEL Bestseller-Liste landete! Herzlichen Glückwunsch dazu, liebe Marlene. Als eine der witzigsten Mütter der Nation, wollten wir bei ihr natürlich mal ein paar Insights rauskitzeln. Hier kommt unser Interview. (* Affiliate Links)

Liebe Marlene Hellene, endlich dürfen wir wieder ein Buch von dir in der Hand halten, brich uns doch mal knapp herunter, um was es darin geht… 

                    Muttergefühle sind mehr als Liebe, Stolz und großes Glück. Muttergefühle sind ein Regenbogen an Emotionen. Manchmal wolkenverhangen, manchmal bunt und sonnenbestrahlt. Sie sind komplex und schön und schlimm. Aber vor allem sind sie völlig normal und dürfen gefühlt werden, wie sie sich einstellen.

In meinem Buch lernen wir den ganzen Reigen an Muttergefühlen kennen: Das schlechte Gewissen, die Angst, den Neid, die Wut. Ich bespreche das Bereuen und die dünnen Nerven, die schlimme Müdigkeit und natürlich auch die Liebe, als Fundament von allem.

Der Untertitel deines Buches lautet: Muttergefühle von Hach bis Ach, erzähl uns doch bitte mal von deinem letzten Hach- und deinem letzten Ach-Moment.

Marlene Hellene
Marlene Hellene. Foto: Cornelia Friedrich-Meyer

 Das Hach und das Ach wechseln sich praktisch sekündlich ab. Meine Kinder sind toll. Kuschlige kleine Wesen, die sich an mich drücken und mir sagen, wie sehr sie mich lieben, gefolgt von der Mitteilung, dass sie bis morgen noch 48 Muffins für den Schulbasar brauchen. Hach. Und Ach. So passiert es hier dauernd. So schön. Und so nervig.

Ich liebe meine Kinder, meine Kinder machen mich fertig, sagst du: Was macht die gleichzeitige Anwesenheit dieser beiden Gefühle mit dir?

  Anfangs haben mir meine Gefühle oft ein schlechtes Gewissen bereitet. Die große Liebe einerseits, aber eben auch das dringende Bedürfnis nach etwas Ruhe und Alleinsein. Die Müdigkeit, der Mental Load und das ständige Kümmern haben mich zeitweise fertig gemacht und manchmal habe ich mein altes, mein selbstbestimmtes Leben vermisst. Diese Gefühle, die gesellschaftlich so negativ besetzt sind, haben mir ganz laut „Rabenmutter“ zugerufen. Schließlich wollte ich es doch so und sollte jetzt gefälligst 24/7 glücklich sein. Puh! Und so war ich nicht nur aufgrund der äußeren Umstände gestresst, sondern ganz besonders wegen meiner eigenen Gefühle. Gar nicht schön!

Deswegen ist es mir jetzt auch umso wichtiger, allen Müttern laut und deutlich zu sagen, dass es völlig normal und absolut in Ordnung ist, mehrere Gefühle gleichzeitig zu haben. Man darf genervt und müde sein. Mit fehlender Liebe hat das gar nichts zu tun. Es ist super erleichternd, das zu verstehen. 

Du hast uns mal einen wunderbaren Text über das Impostor-Syndrom für unser eigenes Buch zur Verfügung gestellt. Darin geht es um die Sorge, bald entlarvt zu werden, dass man das, was man tut, eigentlich gar nicht kann. Hast du solche Gefühle in Sachen Mutterschaft auch?

Natürlich. Vielleicht nicht mehr so sehr, wie am Anfang, als ich es nicht fassen konnte, dass man mich jetzt einfach mit einem Neugeborenen aus dem Krankenhaus entlässt. So ganz ohne Aufsicht. Ohne vorherigen Test oder Nachweis der Geeignetheit. Ich dachte ständig, gleich kommt die Polizei und sperrt mich wegen Kindesentführung ein.

Aber in manchen Situationen fühle ich mich schon noch wie eine Hochstaplerin. Zum Beispiel im Elterngespräch in der Schule. Da denke ich immer, gleich merkt die Lehrerin, dass ich gar keine echte Erwachsene bin.:)

Findest du, die Mutterliebe wird zu sehr überhöht in unserer Gesellschaft und macht viel zu viel schlechtes Gewissen?

Das Problem mit der Mutterliebe ist, dass lauter unrealistische Erwartungen an sie geknüpft sind. Eine Mutter kann alles, erträgt alles, schafft alles, steckt alles weg, weil sie ja so doll liebt. Als könnte die Liebe alles wett machen und aus einer Frau mit natürlichen Schwächen und Grenzen plötzlich eine Superwoman machen, die mit übernatürlichem Dauerglück ausgestattet ist. Das ist Quatsch. Gefährlicher Quatsch. Denn wenn Mutter dann doch mal Grenzen und Schwächen zeigt (natürlich!) wird gleich an ihrer Liebe gezweifelt. Deswegen verstecken Mütter negative Gefühle oft und gehen über ihre Grenzen. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.

Bist du im echten Leben eigentlich auch so humorvoll und ehrlich wie in deinen Texten? 

Nein:) Meistens bin ich zu müde für Humor.

Was hast du dir komplett anders vorgestellt im Leben mit Kindern? Und was genauso?

Marlene Hellene
Marlene Hellene. Foto: Cornelia Friedrich-Meyer

Ich habe auf jeden Fall unterschätzt, wie sehr man sich ständig sorgt. Diese Angst, dem Kind könnte etwas passieren, es könnte traurig sein oder krank werden. Und ich hätte nie gedacht, wie krass man liebt. Was plötzlich alles in den Hintergrund rückt. Welche Dinge einem plötzlich total unwichtig erscheinen.

Aber ich wusste, dass es toll werden würde. Ich wollte unbedingt Mutter werden. Ich nahm an, Kinder zu haben, müsste ein fantastische Sache sein. Und ja, das ist es für mich auch. (Und ich darf dennoch manchmal jammern, Karl Heinz!)

In deinem Buch lässt du kein Gefühl aus, es geht um Liebe und um Wut, um Müdigkeit und Neid, um Fürsorge und Demut. Würdest du deine Mama-Emotionen eher als Achterbahn, als Tsunami oder als Fleischwolf bezeichnen?

Definitiv als Achterbahn. Ich durchlebe am Tag ständig die widersprüchlichsten Gefühle. Es ist ein Auf und Ab. Ein ständiges „Anschnallen, es geht wieder los. Los. Lohooos“

„I am your parent, you are my child. I am your quiet place, you are my wild“. Ich hab fast geweint, als ich dieses Zitat von Maryann Cusimano in deinem Buch las. Wie ging´s dir beim ersten Lesen? 

Ich habe vor vielen Jahren eine Postkarte mit diesem Spruch geschenkt bekommen. Die Karte steht in meiner Küche auf der Fensterbank. Das Zitat verliert nie seine Wirkung auf mich. Es berührt mich bei jedem Lesen aufs Neue.

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