Wenn ich an meine eigene Kindheit zurückdenke, sehe ich mich auf dem Pferd sitzen. Ich hab es geliebt im Reitstall und wenn ich nicht dort war, ging ich zum Jazzdance und bewegte mich zu Musik. Als ich dann in der ersten Schwangerschaft nach einigen Monaten erfuhr, dass ich ein Mädchen erwarte, sah ich uns schon gemeinsam durch die Zukunft galoppieren. Aber dazu kam es nicht.
Erwartungen vs. Realität
Meine Tochter probierte das mit dem Reiten zwar irgendwann, aber das Feuer, das die Arbeit mit den Tieren bei mir entfachte, das entflammte bei ihr nicht. Wenn ich Glück habe, schaffen wir es einmal im Jahr zu einem Ausritt, aber mehr braucht es für sie nicht. Auch Tanzen findet sie eher überbewertet.
Und das sind nicht die einzigen Dinge, die uns unterscheiden. Ich bin ein eher körperlicher Mensch und drück auch gern mal mein Gegenüber, während sie eher ein „Distanztierchen“ ist, wie ich sie liebevoll nenne. Als Zweijährige mal an der Hand gehen? Nee, lass mich, is kann das ssson alleine. Mal auf den Schoß setzen? Auf keinen Fall, viel zu nah, viel zu warm.
Niemand hat mir je mehr beigebracht als meine Kinder
Wisst ihr, dass mir vermutlich nie jemand mehr beigebracht hat als sie? Sie zieht ihr eigenes Ding durch, sie spielt viel lieber Tennis, als sich mit Putzzeug und Hufauskratzen auseinanderzusetzen, sie gestaltet dauernd ihr Zimmer um, wofür ich im Gegensatz zu ich null Talent besitze und Torten backt sie wie eine Konditorin – kann ich auch nicht, aber brauch ich ja auch jetzt nicht mehr ;-).
Sie hat Interessen und Talente, die ich nicht habe und wer wäre ich, ihr da reinzureden? Ist es am Ende nicht im Interesse aller, jedes Kind individuell und nach seinen Stärken zu fördern? Wie schrieb der Dichter Khalil Gibran schon so schön: „Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch. Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht. Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken. Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.“ Und ist das nicht ein schöner Gedanke? Wir dürfen ihnen den Weg bereiten. Gehen werden sie ihn selbst. Und uns dabei nicht nur immer wieder überraschen, sondern auch sehr viel lernen lassen…
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❤️ so isses