Ihr Lieben, sicherlich kennt ihr das: Ihr stellt euch vor, wie etwas Bestimmtes laufen soll – und wenn es dann ganz anders kommt, seid ihr enttäuscht. Bei einigen Dingen kann man die Enttäuschung schnell verdauen, andere Enttäuschungen gehen ganz tief und tun richtig weh. So geht es auch der zweifachen Mama Andrea, die sich hier mal den Frust von der Seele schreibt…
Ich bin eine enttäuschte Mama
„Mein Name ist Andrea, ich bin 42 Jahre alt, habe zwei Söhne (14 und 12) und bin seit 16 Jahren verheiratet. Ich bin eine richtige Löwenmama, soll heißen: Mama sein hat mich viele Jahre total erfüllt. Ich habe immer Teilzeit gearbeitet, damit ich die Jungs so gut wie möglich unterstützen kann.
Beide Jungs sind Fußballer, ich war im Verein immer aktiv – überhaupt war ich überall immer sehr aktiv. Wenn für die Schule Kuchen gebacken werden musste, wenn jemand Fahrten übernehmen musste, wenn Freunde bei uns übernachten wollten, wenn mein Mann Hilfe bei der Buchhaltung gebraucht hat – ich war immer da.
Und jetzt sag ich es mal ganz brutal: Von meiner Familie kommt ganz schön wenig zurück… Aktuellstes Beispiel ist mein Geburtstag vor zwei Wochen. Geburtstage sind mir irgendwie wichtig, das wissen auch alle zu Hause. Ich stelle das ganze Jahr meine Familie an die erste Stelle, da könnte ich doch mal an diesem einen Tag die wichtigste Person im Haus sein, oder?
Als ich aber an meinem Geburtstag aufgestanden bin (extra später als normal), war nichts vorbereitet. Alle lagen noch in den Betten. Ich hab mir also selbst ein kleines Frühstück gemacht und als die Jungs schließlich alle wach waren, gab es schon kleine Geschenke und Umarmungen – aber warum können die nicht EINMAL im Jahr vor mir aufstehen und einen schönen Geburtstagstisch machen? Warum organisiert mein Mann nicht mal was Nettes und führt mich als Überraschung mal schick aus?
Dass es Muttertag nur ein „Bist die Beste“ gibt, aber keine Blumen, keinen netten Brief – daran habe ich mich schon gewöhnt. Aber Geburtstag ist doch nochmal was anderes, oder?
Überhaupt muss ich generell oft betteln, bis mir jemand zur Hand geht. Wenn ich um etwas Hilfe im Haushalt brauche oder meinen Mann frage, ob wir mal ins Kino gehen wollen, ist da irgendwie wenig Resonanz. Aber alle gehen davon aus, dass ich immer weiterhin für alle da bin und immer alles mache. Sie haben sich daran gewöhnt, dass ich immer herumwirble und alles möglich mache.
Ich frage mich: Bin ich die Einzige, die so wenig Wertschätzung erfährt? Wie ist das bei euch, wenn ihr Geburtstag habt? Macht euer Partner euch mal zwischendurch kleine Überraschungen oder sagt euch wenigstens, wie gut ihr alles macht?
16 comments
Der Rat, klar zu kommunizieren, dass wie man seinen Muttertag haben will, ist auf der reinen Sachebene logisch und gut. Er hat aber einen Haken:
Wenn Muttern sich darauf einlässt, hat sie wieder mal ihrer Familie die emotionale Arbeit + Mental Load abgenommen, während Mann und/oder Kinder einander am Ende noch für ihren ach so gelungenen Dienst nach Vorschrift auf die Schultern klopfen. Das hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Gerade das emotionale Engagement der anderen wollte Muttern ja gerade spüren. Darum geht’s an dem Tag ja eigentlich auch. Geschenke & Co. sind ja nur dessen materielle Manifestation.
Man kann sowas als Mutter (oder auch Geburtstagskind) eigentlich einfach nur bleiben bzw. sich überraschen lassen. Einfach die Klappe halten und gucken, was passiert. Und irgendwann Bilanz ziehen, ob man in dieser Hinsicht möglicherweise dauerhaft zu kurz kommt und ggf. Konsequenzen daraus zieht.
Ich kann mich hier nur ganz vielen anschließen und sagen, ganz viel liegt in der Kommunikation. Bei uns Zuhause wurde der Geburtstag auch immer mit einem schönen Geburtstagstisch zelebriert. Aber auch egal, ob das an meinem Geburtstag oder dem Geburtstag meiner Eltern war. Da mein Vater oft auf Montage war, hab ich für meine Mama Frühstück gemacht und noch Maiglöckchen im Garten gepflückt. Und natürlich geb ich das auch so weiter an unsere Tochter und hätte da auch gerne etwas von meinem Mann. Der kennt das von Zuhause so allerdings nicht (genau wie kleine Geschenke zum Nikolaus o.ä.). Inzwischen weiß er aber genau, wie ich es mir an den verschiedenen Tagen vorstelle und er kann das gut mittragen. Und ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass ich sagen muss, was ich möchte oder was mir nicht passt. Die Erwartung, dass etwas so passiert, weil ich es ja auch immer so mache, funktioniert einfach nicht. Musste ich aber auch auf die harte Tour lernen…
Mal böse gesagt: vielleicht hatte dein Mann auch so eine tolle „Löwenmama“, die für ihren kleinen Schatz alles getan hat, und kann es genauso wenig wie eure Söhne, auch mal was für andere zu tun?! Das klingt provokant, das ist mir bewusst, aber wo soll es herkommen? Dein Mann hätte die Söhne instruieren müssen. Kommunizier wenigstens Deine Enttäuschung, dass sie es irgendwann besser machen….
Liebe Andrea, in einem Podcast (Elterngespräch) kam neulich das Zitat: „Enttäuschungen sind einseitig geschlossene Vereinbarungen.“ Das war zwar auf die Großelternbeziehung gemünzt, passt aber auch hier, wie ich finde.
Du bist enttäuscht, weil dir was wichtig ist und du es nicht von deiner Familie bekommst. Sag, was du brauchst. Aber sei auch offen dafür, was die anderen brauchen. Vielleicht ist ihnen viel Tamtam am Gebrtstag selber gar nicht so recht? Meine Kinder sind noch kleiner. In dem Alter deiner Kinder kann man bestimmt schon gut mit ihnen sprechen und fragen, was sie sich wünschen. Das führt dann vielleicht von festen Familientraditionen weg, aber bietet auch die Chance, Neues einzuführen. Dein Geburtstag wird dann vielleicht der Tag mit dem großen Frühstück für Mama. Und der andere Geburtstag hat wieder ganz andere Traditionen. Ich wünsche euch alles Gute!
… oder auch die Variante: Enttäuschungen sind einseitig gebrochene Vereinbarungen
Hallo, ich liebe auch Geburtstage, mein Mann mag sie nicht so sehr! Ich habe deshalb immer den Kindern den Tisch dekoriert, Kuchen gebacken und sie mit Musik und Kerzen geweckt, während mein Mann eher im Hintergrund Kaffee und Tee gemacht hat. Aber wir gratulieren immer beide ganz überschwänglich und die Kerzen werden auch schon vor der Schule kurz angezündet! Meine Kinder lieben es, dieses Jahr hatte meine Tochter im Urlaub Geburtstag und wir waren echt weit weg mit dem Rucksack unterwegs, so dass es keine größeren Geschenke geben konnte. Doch die Musik und eine Kerze und das Gratulieren waren ihr super wichtig! Daher wecken sie auch mich mit der Weile an meinem Geburtstag mit Musik und Tam Tam, wollen vorher mit mir Kuchen backen und freuen sich am Nachmittag auf das Kaffeetrinken. Da wir als Paar wenig einsame Zeit miteinander haben, habe ich mir vor Jahren einfach einen freien Tag mit meinem Mann zu meinem Geburtstag gewünscht. Seit dem nimmt er sich diesen Tag immer frei, ich mir auch und wir gehen gemeinsam spazieren und in die Sauna. Das ist echt schön. Am Nachmittag trinken wir als Family Kaffee zusammen und meist kommen auch meine Eltern und/oder meine Schwester. Mein Mann mag es eher, wenn wir im größeren Familienkreis einen Ausflug machen oder ganz und gar ein Wochenende zusammen verbringen. Daher schenken wir uns Erwachsene keine Geschenke mehr sondern eher die Zeit und gemeinsame Aktivitäten. Ich denke, es ist wichtig, dass man es gut vorlebt und aber auch klar kommuniziert, was man sich wünscht. Und zum Thema Wertschätzung sage ich z. B. immer mal in Situationen, in denen gefühlt nur ich wusel, ob es ihnen aufgefallen ist, das sie chillen und ich nicht! Das rückt es gut ins Bewusstsein! Unsere Kinder sind 11 und 13.
Meine Kinder sind 17 und 14 Jahre alt und ich war jahrelang alleinerziehend und kenne auch die Situation mit Kuchenbacken, Fußball-Spielen, Shuttle-Service etc. – und das in Vollzeit.
Ich kann aber sagen, dass meine Kinder mich an meinem Geburtstag würdigen. Als sie noch kleiner waren, haben sie da Unterstützung/Anleitung vom Vater der Kinder erhalten und heute machen sie es selbstständig. Sie backen zum Beispiel einen Kuchen und überlegen sich nette kleine Geschenke, wobei es hier nicht um hohe Werte geht sondern um kleine Aufmerksamkeiten.
In meiner Wahrnehmung machen sie das freiwillig (auch das Aufstehen) und ich hoffe, mich da nicht zu täuschen ;-). Wenn sie dann sehen, wie sehr mich das freut, motiviert das evtl. auch für das nächste Jahr. Mit erzwungener Aufmerksamkeit ist leider auch niemandem geholfen – aber auch das ist Typsache.
Liebe Andrea,
Es würde mich wundern, wenn das überhaupt bei irgendwem funktioniert: Mama macht immer alles für die Gemeinschaft, und an speziellen Tagen gibt die Gemeinschaft ihre Anerkennung zurück. Ganz neunmalklug und neudeutsch: „It doesn‘t work like this“. Die Söhne sind ja so aufgewachsen, dass Deine Zuwendung eine Einbahnstraße ist, und Dein Mann, der war wahrscheinlich vor den Kindern auch noch nicht der Mann der romantischen Gesten. Leider wird das Engagement für eine Gemeinschaft nicht automatisch auf einem Konto gutgeschrieben. Ich würde vermuten, im Gegenteil: gefühlt ist es wahrscheinlicher, ein schönes Geburtstagsfrühstück zu bekommen, wenn es sowieso ein ausgeglichenes Geben und Nehmen ist.
Ich kann die erste Antwortende gut verstehen, dass sie sich getrennt hat von dem Mann, der ihren Geburtstag vergessen hat. Für Dich gibt es noch die Optionen, die Erwartungen klar zu kommunizieren. Dann kriegst Du den Geburtstagstisch oder den Ausflug ins Kino, aber es ist keine Überraschung und im Grunde hast es wieder Du organisiert. Oder Du akzeptierst, wie es ist, und überlegst, ob Dein Mann Dir an anderer Stelle gibt, was Du brauchst oder Dir wünschst.
Liebe Grüße!
Hm, es klingt so, als ob es dir in den letzten Jahren sehr wichtig gewesen wäre, die Mutter und Ehefrau zu sein, die ganz viel gibt und macht und unterstützt. So ein Verhalten kann den Nebeneffekt haben, dass man selbst gewissermaßen „bedürfnislos“ wirkt. Du hast dich selbst nicht wichtig (genug) genommen und hast vermutlich deine Bedürfnisse oder Wünsche nicht kommuniziert. Wenn du dir manche Dinge anders wünschst, ist es jetzt wichtig, das auch klar zu formulieren.
Mein Tipp:
sprich diese Erwartungen aus. Niemand kann das sehen, dass dir das wichtig ist. Wir haben als Kinder unter der Anleitung von unserem Papa ein Geburtstagsfrühstück vorbereitet und jedes Mal viel Spaß dabei. Es musste aber eingeführt werden. Das kam nicht von allein und ich vermute auch, dass meine Mutter meinem Vater da eine Liste gemacht hat, was sie als angemessen findet.
Ich für meinen Teil brauche dieses Tamtam (noch) nicht. Es stresst mich eher alles aufräumen zu müssen.
Aber andere Dinge wie der Wunsch nach Blumensträußen oder kleine Überraschungen, die habe ich ganz klar vor meinem Mann geäußert. Mit Hinweis welche Blumen ich besonders mag oder mit welcher Chipssorte man mich super überraschen kann…
Es kommt nicht aus dem Nichts bei uns.
lg
Ja, das kenne ich auch… Einmal war es ganz schlimm, da gab es sogar nur minimale Geschenke. Das Jahr darauf habe ich meinen Geburtstag komplett ohne Familie geplant und mittlerweile sind wir getrennt…
Wertschätzung ist das A und O in einer Beziehung. Nie wieder ohne!!!
Ich denke, es wird jetzt Zeit für DICH! Die sind alle alt genug, selbst Dinge zu tun. Sie werden erst feststellen wieviel und wie gut du es tust, wenn es nicht mehr getan wird. Vielleicht klickt es dann bei Ihnen.
Dankbarkeit für Alltäglichkeiten sind hier auch mau.
Mein Partner hat meinen Geburtstag komplett vergessen :-/. Fand ich sehr bitter. Mal gucken wie es im nächsten Jahr ist :-().
Ich kriege auch in aller Regel keine Geschenke und keinen Geburtstagstisch, erwarte das aber auch nicht. Verstehe es aber total, dass das dir wichtig ist und du da gern mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung hättest. Hast du das genau so klar kommuniziert? Dass du das haben willst und dich darüber freust. Oft neigt man dazu, das zwar zu erwarten und zu denken, dass das klar sein müsste.
Ansonsten kann ich dir raten, dich mehr um die selbst zu kümmern. Dir Zeiten für dich selbst zu nehmen, Spa mit der Freundin, Kino mit der Clique oder auch mal allein. Das macht einen etwas unabhängiger von der Fürsorge anderer, wenn man sich auch gut um sich selbst sorgt!
Ich glaube, (unausgesprochene) Erwartungen gehen Hand in Hand mit Enttäuschung und Frust.
Irgendwie kann ich Dich verstehen, aber die anderen auch. Wenn so eine subtile Erwartungshaltung aus einer“immer opfere ich mich für Euch auf Idee“ entsteht, hätte ich da auch keine Lust zu, bzw. würde mich schnell emotional erpresst fühlen. Beides, Dein Engagement und das Feedback, sollte auf Freiwilligkeit beruhen und nicht aus Anspruchshaltung sich selbst oder anderen gegenüber. Und wenn dein Engagement nicht gesehen oder gewertschätzt wird: zurückschrauben.
Nach 44 Jahren Ehe. habe ich gelernt mir selbst was gutes zu tun. Leider ist auch meine Familie egoistisch.