Ihr Lieben, heute kommt die Teen-Time Jugendkolumne mal nicht von mir, sondern aus der Feder eines 17Jährigen aus der Nähe von München, aus dem wahren Leben mit 17. Wie fühlt sich das an, wenn gefühlt alle an einem zerren? Wenn man jetzt schon wissen soll, was man nach der Schule, wenn der Kontakt zum Papa abgebrochen und die Schule nach einer Wiederholung gewechselt werden musste? Wenn einfach nicht immer alles nach Plan läuft? Zwischen Träumen, Druck und der Suche nach dem richtigen Weg. Danke für diese Einblicke!
Hinweis: Wir hatten uns umgehört, wer ein Kind im Jugendalter hat, das uns mal einen Text für diese Kolumne schreiben würde. Als sich jemand mittags bei uns meldete, hatten wir am Abend bereits diesen ausführlichen Text vorliegen mit den Worten: „Ich hoffe, das passt so, ich bin jetzt erstmal beim Training.“
Ich schrieb zurück: „Wie hast du denn das so schnell hinbekommen??? ChatGPT?“ Die Antwort folgte prompt: „Ich habe mir ein bisschen Hilfestellung geholt 😉 Aber ich saß da trotzdem 4 Stunden dran“. Auch DAS ist die Jugend von heute. Sie weiß, wo es Hilfe gibt und investiert trotzdem viel Kraft. Viel Spaß beim Lesen!
Leben mit 17: Von Elterntrennung, Schulwechsel & Jobaussichten
Mit 17 fühle ich mich oft wie irgendwo zwischen zwei Welten. Ich bin kein Kind mehr, aber auch noch nicht wirklich erwachsen. Entscheidungen über die Zukunft stehen an, man hat seinen ersten Job, Freundschaften verändern sich – und in all dem Chaos versucht man, sich selbst nicht zu verlieren. Lange wusste ich nicht, was ich nach der Schule machen will, aber jetzt habe ich einen klaren Plan für mich: Ich will zur Polizei.
Für mich ist das nicht nur irgendein Beruf, sondern eine bewusste Entscheidung. Ich möchte etwas tun, das mir wirklich etwas bedeutet, etwas, das mich fordert und bei dem ich aktiv etwas bewirken kann. Die erste Aufnahmeprüfung habe ich bereits bestanden, was mir das Gefühl gibt, auf dem richtigen Weg zu sein. Trotzdem gibt es diese Momente, in denen ich ins Grübeln komme.
Was passiert, wenn ich in den nächsten Tests scheitere? Was, wenn ich später merke, dass ich mir doch etwas anderes für meine Zukunft hätte vorstellen können? Es fühlt sich an, als müsste ich jetzt schon alles wissen, obwohl ich eigentlich gerade erst anfange, das Leben wirklich zu begreifen.
Erwachsene sagen oft, man hätte noch so viel Zeit – gleichzeitig erwartet jeder, dass ich bereits genau weiß, was ich nach der Schule machen will. Dieser Druck ist manchmal schwer zu ignorieren. Aber: Egal, wie viel Stress sich in meinem Alltag ansammelt, Fußball und Schwimmen sind meine festen Konstanten.
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Diese beiden Hobbys helfen mir, den Kopf freizubekommen und mich komplett auf den Moment zu konzentrieren. Beim Fußball zählt nur das Spiel, das Team und der Ehrgeiz, immer besser zu werden. Der Sport hat mir viel beigebracht – Disziplin, Durchhaltevermögen und die Einstellung, dass man immer wieder aufstehen muss, egal, wie oft man fällt.
Für mich gibt es kaum ein besseres Gefühl, als nach einem langen Tag auf dem Platz zu stehen und alles um mich herum zu vergessen. Oder mit den Jungs zusammen ein Spiel zu schauen, mich aufzuregen, mitzufiebern – einfach für ein paar Stunden abzuschalten. Schwimmen ist für mich dagegen etwas ganz anderes.
Während Fußball voller Dynamik und Energie ist, gibt mir Schwimmen eine Art Ruhe und Kontrolle. Es ist dieses Gefühl, wenn man ins Wasser eintaucht und plötzlich alles um mich herum leiser wird. Während ich meine Bahnen ziehe, kann ich meine Gedanken sortieren und den Stress hinter mir lassen.
Schwimmen ist für mich nicht nur ein Hobby, sondern mittlerweile auch eine echte Verantwortung. Nebenbei arbeite ich als Schwimmtrainer und leite meine eigene Wettkampfgruppe. Ich schreibe Trainingspläne, bin für meine Athleten verantwortlich und beobachte ihre Fortschritte. Es ist eine Herausforderung, aber es macht mir Spaß, die Entwicklung meiner Gruppe zu sehen.
Wenn die Kids besser werden, ihre Technik sich verbessert und sie im Wettkampf erfolgreich sind, dann weiß ich, dass sich die Mühe lohnt. Gleichzeitig bringt diese Aufgabe auch eine Menge Verantwortung mit sich – ich muss Trainingseinheiten planen, meine Schwimmer motivieren und sicherstellen, dass sie ihre Ziele erreichen.
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Manchmal ist es nicht einfach, Schule, Training und meine eigenen Verpflichtungen unter einen Hut zu bekommen, aber genau diese Struktur hilft mir, mich selbst zu organisieren, wenn ich nicht gerade todmüde ins Bett falle.
In all dem Chaos gibt es jedoch einen Ort, an dem ich mich wirklich sicher fühle – bei meiner Mutter und meiner Schwester. Sie sind mein Safeplace, die Menschen, die mich immer auffangen, wenn ich das Gefühl habe, dass alles zu viel wird. Mein Vater hat mich mit vielen Lügen enttäuscht, und irgendwann habe ich beschlossen, keinen Kontakt mehr zu ihm zu haben. Es war keine leichte Entscheidung, aber ich habe gelernt, dass ich mich auf meine Familie verlassen kann – auf die, die wirklich für mich da sind.
Egal, was passiert, ich weiß, dass ich mit meiner Mutter und meiner Schwester über alles reden kann. Sie hören zu, geben mir Ratschläge und lassen mich wissen, dass ich nicht alleine bin. Dieses Gefühl, immer einen Rückhalt zu haben, gibt mir Kraft, selbst wenn es mal nicht so läuft, wie ich es mir wünsche.
Unsere Gespräche tun mir unglaublich gut, weil ich mich verstanden fühle und weiß, dass ich so sein kann, wie ich bin – ohne mich verstellen zu müssen. Neben all diesen Dingen versuche ich aber auch, mir bewusst Zeit für meine Freunde zu nehmen. Sie sind mir extrem wichtig, weil ich mit ihnen einfach ich selbst sein kann. Es gibt kaum etwas Besseres, als mit ihnen zusammenzusitzen, über alles Mögliche zu reden, Musik zu hören und für einen Moment die ganze Verantwortung zu vergessen.
Natürlich läuft nicht alles so, wie ich es mir wünsche. Mein Praktikum war zum Beispiel eine große Enttäuschung. Ich wurde rausgeschmissen, weil ich einmal zu spät gekommen bin und weil ich zu spät angekündigt habe, dass ich einen Tag fehle für meine Aufnahmeprüfung. Ich verstehe, dass Pünktlichkeit wichtig ist, aber es gab leider keinen Spielraum für eine zweite Chance.
Diese Erfahrung hat mir deutlich gezeigt, dass es manchmal egal ist, wie sehr man sich bemüht – manche Dinge laufen einfach nicht nach Plan. Auch die Schule ist nicht immer einfach, und das liegt nicht nur an den Noten. Ich habe vor Kurzem vom Gymnasium auf ein Berufskolleg gewechselt – eine Entscheidung, die ich mir selbst zuschreiben muss, weil ich nicht immer so konsequent war, wie ich es hätte sein sollen.
Dazu kam, dass ich das Schuljahr wiederholt habe. Das macht es natürlich nicht unbedingt leichter, auch wenn ich mittlerweile gut mit meiner Klasse klarkomme. Manche Lehrer sehen es aber als Störung an, wenn ich mit anderen rede – selbst, wenn es um den Unterricht geht. Es ist frustrierend, wenn man eigentlich nur helfen will und dann dafür kritisiert wird.
Obwohl ich mich in der Klasse wohlfühle, entspricht das Niveau nicht meinem Leistungsanspruch. Vom Gymnasium bin ich ein ganz anderes Tempo gewohnt, und der Unterschied ist deutlich spürbar. Der Unterricht, die Anforderungen, das Lernniveau – es fühlt sich an, als wäre ich unter meinen Möglichkeiten geblieben. Dennoch versuche ich, das Beste aus der Situation zu machen.
Ich bin mir sicher, dass sich das ändert, sobald ich bei der Polizei bin. Dort wird das Leistungsniveau wieder anders sein – fordernder, strukturierter – so brauche ich das eigentlich. Ich weiß, dass das eine echte Herausforderung wird, wenn es klappt, aber genau darauf freue ich mich. Bis dahin heißt es, durchhalten, das Beste aus der aktuellen Situation machen und nicht vergessen, dass jeder Schritt, egal wie klein, mich meinem Ziel näherbringt.
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Zusammenfassend würde ich sagen, dass es sich mit 17 oft so anfühlt, als würde ich in zwei Richtungen gleichzeitig gezogen werden. Einerseits will ich vorankommen, meinen Weg gehen, erwachsen werden. Andererseits will ich diese Zeit genießen, nicht zu viel an die Zukunft denken und einfach leben.
Ich weiß nicht genau, was in den nächsten Jahren auf mich zukommt, aber ich weiß, dass ich es herausfinden werde. Vielleicht läuft nicht alles perfekt nach Plan – vielleicht muss es das auch gar nicht. Was wirklich zählt, sind die Menschen um mich herum, die Dinge, die mich glücklich machen, und die Überzeugung, dass am Ende alles irgendwie seinen Weg findet.
5 comments
Lieber Autor, toll dass Du uns Erwachsene in Deine Welt blicken lässt! Hut ab vor dem Pensum, was Du so stimmst! Und danke, dass Du Dich als Jugendtrainer im Schwimmen engagierst! Alles Gute für Deine Zukunft!!!
Lieber Autor, Dankeschön für Deine Einblicke in Deine Gefühlswelt und alles erdenkliche Gute für Deine Zukunft! Glaub weiterhin an Dich!
Vielen , vielen Dank für diesen tollen Bericht und alles Liebe und Gute für die Zukunft! Es ist wunderbar zu wissen, dass die Welt voller solcher großartiger junger Menschen ist!
Lieber Autor,
das ist toll geschrieben. Ich wünsche dir alles gute für deinen Berufsweg. Die Polizei wird sich glücklich schätzen können, dich zu haben!
Ein toller Bericht. Danke dafür und für dich toi toi toi für die Zukunft 🙂