Kinky Partys: Lene liebt es wild und erotisch feiern zu gehen

Kinky Partys

Foto: Pixabay

Ihr Lieben, wir lieben es, dass wir durch euch immer wieder Einblicke in Lebensbereiche bekommen, die wir bisher nicht kannten. Unsere Leserin Lene geht regelmäßig auf Kinky Partys – und um ehrlich zu sein, wussten wir erstmal gar nicht so genau, was auf diesen Partys abläuft. Danke Lene, dass du uns so offen und ehrlich von dir und euch erzählst!

Liebe Lene, erzähl erstmal ein bisschen was über dich.

Ich bin 37 Jahre und lebe mit meiner Familie im Rhein-Main-Gebiet. Ich habe zwei wundervolle Kinder (5 und 8) und einen Ehemann, mit dem ich seit mehr als 15 Jahren zusammen bin.

Wie würdest du eure Beziehung beschreiben?

Wir haben eine ganz tiefe und intensive Verbindung und sind einfach ein richtig gutes Team, weil wir uns gegenseitig so gut ergänzen. Ich bin diejenige, die Leichtigkeit, Freude, Energie und Kreativität in unser Zusammenleben bringt. Mein Mann ist mein Fels in der Brandung, der alles im Blick hat, mich entlastet, wenn es mal wieder zu viel wird, mir den Rücken frei hält und sich prinzipiell um alles Organisatorische kümmert, weil ich das nicht kann. Ich habe ADHS und so was wie Rechnungen bezahlen, daran denken, die Wäsche auszuräumen, Kinderarzttermine etc. ist für mich ein Graus. Das übernimmt er einfach stillschweigend, weil ich es nicht kann.

Wir haben lange eine monogame Beziehung geführt, bis ich irgendwann gemerkt habe, dass ich mich in einer nicht-monogamen Partnerschaft viel wohler fühlen würde. Wir haben viel geredet und uns dem Thema langsam genähert und dann schließlich Schritt für Schritt die Ehe geöffnet. Das geht mit viel Reflexion, Ehrlichkeit und Rückversicherung einher und wird begleitet durch professionelle Unterstützung. Wir haben eine tolle Erziehungsberaterin, bei der wir regelmäßig darüber sprechen, wie es läuft. Außerdem setzen wir uns jeden Sonntagabend zusammen, planen die Woche und reden darüber, wie wir uns gerade fühlen.

Was das Öffnen der Ehe also ganz leicht?

Für mich war die Öffnung der Beziehung von Anfang an sehr leicht. Ich bin nicht eifersüchtig und für mich ist es generell einfach, das Leben leicht zu nehmen. Wenn meine Bedürfnisse erfüllt sind, dann habe ich eine fast unendliche Menge an Gelassenheit, Zufriedenheit und Energie. Mein Mann hat sich anfangs schwerer getan, aber inzwischen genießt er es auch. Unsere Verbindung ist dadurch noch stärker geworden – und das Sexleben noch mal deutlich intensiver.

Du gehst auch auf Kinky Partys. Erklär mal bitte, was das für Partys sind. 

Man könnte es auch „Sex Positive Partys“ nennen, das beschreibt es für mich eigentlich ganz gut. Die Grundidee ist, dass es ein Raum ist, in dem sich Menschen wohl fühlen und frei sein können und ihre Sexualität ausleben – sofern sie das wollen. Das Thema Awareness wird dort ganz groß geschrieben. Wer ungefragt anfasst oder ein Nein nicht beim ersten Mal respektiert, fliegt ohne Vorwarnung raus.

Jeder darf so rumlaufen, wie er sich wohl fühlt. Egal wie knapp, ich habe da noch keine schrägen oder abschätzigen Blicke erlebt (mit deutlich mehr Kleidung in normalen Clubs hingehen ständig). Es gibt dort einen oder mehrere Räume, in denen man Sex haben kann, wenn man möchte, so genannte Play Rooms oder Dark Rooms.

Man kann aber auch einfach nur auf einer der meist mehreren Dancefloors tanzen. Es laufen Awareness-Teams rum (immer schon äußerlich erkennbar bspw. durch Warnwesten), die permanent danach schauen, dass niemand Grenzen überschreitet und es immer respektvoll zugeht. Sie sprechen auch Leute an, wenn sie das Gefühl haben, jemand kommt auf der Tanzfläche ungefragt zu nah, sie kümmern sich um Betrunkene und wenn es etwas intensiver zur Sache geht, haben sie im Blick, ob beide auch klar im Kopf sind und sich wohlfühlen. Tatsächlich ist das aber so gut wie nie nötig (außer sich um Betrunkene zu kümmern oder Menschen, die zu viele andere Drogen konsumiert haben, das passiert beides gelegentlich).

Wie erfährt man von diesen Partys und wie würdest du das Publikum da beschreiben? 

Es gibt ein paar Organisatoren solcher Partys, denen ich auf Instagram folge und dadurch mitbekomme, wann die nächste Party ist. Und der Insta-Algorithmus erledigt den Rest, ich bekomme sowas inzwischen immer öfter vorgeschlagen. Ganz besonders empfehlen kann ich deutschlandweit die Kinky Galore (die sind aus Berlin und touren mit ihren Partys durch die Republik), dort geht es aber schon sehr heiß her, auch teilweise auf der Tanzfläche…

Etwas massentauglicher ist in Frankfurt alles vom Atelier Obskur, die machen absolut grandiose Partys, allen voran das Kabinett der Kuriositäten. Dort ist der einzige Dresscode, dass das Outfit kurios sein muss. Das Publikum ist daher bunt, aufgeschlossen, tolerant, extravagant, entspannt.

Es gibt mehrere Tanzflächen, diverse Tipis und Feuerstellen draußen, ein Chill-Out-Zelt, einen Play Room, artistische Aufführungen, Workshops und sogar eine Sauna mit Handtuchverleih. Ob man also eher entspannen oder zu harten Beats auf der Tanzfläche abgeht, es ist für jeden was dabei. Viele gehen auch einfach nur hin, um die Stimmung und die Musik zu genießen. Dort Sex haben zu können ist dann eher ein Nice-to-have.

Mal ganz praktisch: Was ziehe ich auf so eine Party an und gibt es spezielle Verhaltensregeln?

Der Dresscode ist auf klassischen Kinky Partys meist vor allem keine Straßenkleidung. Leder, Latex, Dessous, generell knappe Kleidung, alles was mit Fetisch zu tun hat, ist gerne gesehen. In Hemd und Jeans kommt man nicht rein. Aber man muss auch kein krasses Kinky Outfit anhaben. Ich bin beim ersten Mal einfach in schwarzen Hotpants, Netzstrumpfhose und Netzshirt hingegangen. Manchmal darf es aber auch etwas knapper sein.

Die Verhaltensregeln sind eigentlich immer gleich: Respektvoller Umgang und Konsens ist key, also nur Ja heißt Ja. Jeder, der sich nicht dran hält, fliegt sofort und ohne Vorwarnung raus.

Gehst du mit deinem Partner oder alleine auf die Partys? Und wenn beides – erlebst du diese dann unterschiedlich?

Ich gehe entweder alleine oder mit meinem Mann oder mit einem anderen Mann hin und ich erlebe es schon anders. Mit meinem oder einem anderen Mann bin ich meistens auch mit dieser Person unterwegs. Wir bekommen dann oft angeboten, irgendwo als Paar „mitzuspielen“, aber immer als höfliches Angebot und wir werden auch einzeln häufiger angesprochen, ob wir Lust auf Tanzen, Rummachen oder Sex haben. Das nehmen wir manchmal an, manchmal nicht.

Wobei ich bis jetzt nur entweder mit meiner Begleitung oder jemand Fremden im Play Room war, nie beides. Mit meinem Mann wäre es auch nur mit einer weiteren Frau vorstellbar, das hat sich da bis jetzt nicht ergeben.

Wie findet dein Mann es, wenn du dort Sex hast?

Ich hatte noch keinen Sex mit jemand anderem, wenn ich mit meinem Mann auf einer Party war. Ich denke, da würde er sich schwer tun, wenn es quasi fast vor seinen Augen passiert. Er möchte auch generell nichts Persönliches über die Männer wissen, mit denen ich schlafe. Ich umgekehrt bin da total entspannt, mir macht das bei ihm nichts aus.

Auf unserer letzten gemeinsamen Kinky Party wurde er beispielsweise von einer richtig attraktiven Frau angesprochen, ob er mit ihr Sex haben möchte. Sie hat sich auch mir vorgestellt, er hat es kurz mit mir abgeklärt und dann sind die beiden in den Playroom, um Sex zu haben. Ich bin einfach auf der Tanzfläche geblieben, habe weiter getanzt und ein bisschen mit einem sehr heißen Pärchen geknutscht. Er kam dann irgendwann wieder und wir haben den Rest des Abends zusammen verbracht.

Was fasziniert dich an Kinky Partys? Und was erlebst du dort, was du auf anderen Partys nicht spürst?

Die Stimmung und das Mindset des Publikums ist einfach großartig. Es ist jedes Mal ein Abend in einer Parallelwelt voller Menschen, die sich so frei fühlen und mit ihrer Sexualität im Reinen sind. Die Leute dort sind so aufgeschlossen und es geht sehr respektvoll zu. Ich kann da auch einfach nur stundenlang völlig entspannt und ungestört tanzen. Ich wurde dort noch nie blöd angemacht und es kam mir auch noch nie jemand ungefragt oder unangenehm näher.

Wenn ich sonst in Clubs unterwegs bin, werde ich früher oder später immer angemacht und das meist auch aufdringlich. Und ich erlebe es sehr oft, dass ich insbesondere in knappen Outfits (ich mag knappe Outfits und ich mag auch einfach meinen Körper sehr und zeige ihn gerne) von Frauen ganz extrem abschätzig angeschaut werde und auch von Männern regelrecht begafft. Ich kann das beim Tanzen zwar meistens einigermaßen ausblenden, aber es nimmt Leichtigkeit und ist einfach unangenehm.

Ich selbst gebe Menschen, vor allem Frauen, sehr gerne ehrlich gemeinte Komplimente und sage ihnen, wenn mir ihre Ausstrahlung oder ihr Outfit oder ihr Lachen gefällt. Tue ich das auf normalen Partys, werde ich alleine dafür manchmal schräg angeschaut – oder ignoriert. Auf Kinky Partys ist das eher total üblich. Ich glaube, dass Menschen, die mit sich, ihrem Körper und ihrer Sexualität im Reinen sind, auch anderen gegenüber viel positiver und wertschätzender auftreten können. Und genau dieses Publikum trifft man dort. Das mag ich daran so sehr!

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