Ihr Lieben, manchmal geschehen rund um Stadt Land Mama Dinge, mir denen wir einfach nie gerechnet hätten. Es betrug sich also zu einer Zeit, da wir Jasmina für den Blogbeitrag „Kinderwunsch erfüllt! Zwillinge mit 44 und Nachzügler mit 46“ interviewten.
Der Artikel erschien im September 2022. Nur einen Tag später schrieb uns dann eine weitere Leserin, nennen wir sie Merle, ob wir ihr den Kontakt zu Jasmina vermitteln könnten, da sie sich mit ihrer Babysehnsucht auch gern an die von Jasmina beschriebene Kinderwunschklinik in Prag wenden würde.
Wir fragten Jasmina, ob wir ihre Mailadresse rausgeben dürften und so kamen die beiden Frauen in Kontakt. Einige Monate lang hörten wir nichts von ihnen und wussten nicht, welches Wunder im Hintergrund geschah…
Am 14. Februar 23 dann, pünktlich zum Valentinstag, meldete sich Jasmina und schrieb: Herzlichen Glückwunsch, Katharina, zu eurem süßen Baby. Und noch ein tolles Update: Ihr hattet eurer Leserin Merle damals meine Mailadresse gegeben. Nun ist sie in der 5. Woche schwanger. Sie war auch, wie ich, in Prag.“
Wie schön ist das bitte?! Wir konnten – ganz ohne, dass wir davon wussten – Merle in ihrer Kinderwunsch-Odyssee helfen. Einfach, indem wir hier immer wieder Geschichten von echten Menschen erzählen. Wir wollten die beiden zu dieser Geschichte natürlich interviewen. Was wir hiermit gern tun:
Liebe Merle, erzähl uns doch erstmal ein bisschen was zu deiner Kinderwunschgeschichte.
Im Prinzip lief das alles ziemlich reibungslos. Ich bekam Kind 1 und 2 nach Kinderwunschbehandlung, die jedes Mal direkt beim ersten Mal klappte, Volltreffer sozusagen und bei Weitem nicht die Regel. Ich war quasi schon echt verwöhnt, was das betrifft. Ich kenne das aus meinem persönlichen Umfeld ganz anders und ich schätzte mich auch echt glücklich. Nach zwei tollen Jungs war meine Sehnsucht nach einem Mädchen doch recht groß und ich konnte meinem Mann überzeugen noch einmal Vater zu werden.
Dieses Mal klappte es allerdings nicht so auf Anhieb, denn nach Kind 2 habe ich eine Schilddrüsenerkrankung entwickelt, die eine OP nach sich zog und zu einer lebenslangen Einnahme von Medikamenten führte. Es brauchte 6 Versuche und dann war ich wieder schwanger und bekam ein gesundes Mädchen – mittlerweile war ich 37 und ich dachte, das sei nun das letzte Kind. Ich verkaufte oder verschenkte so ziemlich alle Kindersachen, denn schließlich war unsere Familienplanung abgeschlossen, zumal mein Mann auch um einiges älter ist als ich.
Irgendwie kam aber nach ein paar Jahren wieder das Gefühl auf, dass wir noch nicht komplett sind und der Wunsch, nochmal Mutter zu werden, wurde immer stärker. Kurz nach meinem 41. Geburtstag ging ich zu meinem Frauenarzt und fragte, wie meine Chancen wären, erneut schwanger zu werden. Er sah es eigentlich recht positiv und so machte ich erneut einen Termin im Kinderwunschzentrum unserer Stadt.
Es dauerte über 3 Monate ehe ich endlich einen Termin hatte, denn die Anzahl der Paare, die auf diese Weise Eltern werden wollten, stieg stetig. Um es kurz zu machen: ich machte einen Versuch nach dem nächsten, aber es wollte einfach nicht klappen. Dann kam noch die endlos lange Coronazeit dazwischen –mir ging es gesundheitlich und mental nicht gut und Ergebnisse mit Erkrankung bzw. Impfung und Kinderwunschbehandlung gab es auch keine, sodass ich mich entschied, erst einmal zu unterbrechen.
Mein Mann wollte auch partout nicht mehr und ich hatte echte Schwierigkeiten, ihn zu überzeugen, dass es für mich aber wirklich wichtig ist, es weiter zu versuchen. Ich machte nach einer 6-monatigen Pause noch weitere 5 Versuche, aber bis auf einen guten fünfstellen Betrag weniger, hatte ich nichts erreicht. Die Frustration und Verzweiflung nach jedem weiteren erfolglosen Versuch inbegriffen.
Ich war sehr traurig und wusste auch nicht mehr, was ich noch versuchen sollte. Auch mit den Gedanken einer Leihmutterschaft, der Aufnahme eines unbegleiteten Flüchtlingskindes oder der Übernahme einer Pflegschaft war alles dabei, aber nichts davon passte so richtig zu mir, zu unserer Familie.
Und wie fühlte sich das für dich an, als du den Beitrag von Jasmina bei uns gefunden hast?
Ich war in der Coronazeit auf euren Blog bei Facebook gestoßen und folgte ihm fortan mit Leidenschaft. Als ich die Geschichte von Jasmina las, war ich sofort Feuer und Flamme und hatte auf einmal ein neues Ziel vor Augen. Jetzt musste ich nur noch Kontakt aufnehmen können, meinen Mann überzeugen und dann würde dem nichts mehr im Wege stehen, dachte ich.
Der erste Schritt war auch leicht, Jasmina antwortete prompt und gab mir alle erdenklichen Tipps und Erfahrungen an die Hand. Ich recherchierte pausenlos und im November 2022 hatten wir auch schon den Termin in Prag. Mein Mann war alles andere als begeistert, aber kam mit. Ich glaube, er dachte und hoffte, dass das Feuer schon bald erlöschen würde und ich selbst erkenne, dass es nicht von Erfolg gekrönt sein kann, mit 44 noch einmal schwanger zu werden.
Jasmina, wie hast du den ersten Kontakt mit Merle in Erinnerung?
Eigentlich habe ich mir gar nicht viel dabei gedacht. Ich rechnete einfach mit der Mail einer mir unbekannten Frau, die gerade in einer emotionalen Krise steckt und nicht weiter weiß. Ich war ja auch einige Jahre zuvor an diesem Punkt gewesen. Ich habe in dieser Zeit ganz viel gelernt, hauptsächlich, dass man nicht so schnell aufgeben sollte, dass man nicht allen Ärzt:innen vertrauen kann und dass wir auch auf unser Bauchgefühl hören dürfen. Manchmal tut sich eben doch noch ein neuer Weg auf, selbst wenn alle anderen sagen: Bis hier hin und nicht weiter.
Merle meldete sich recht schnell bei mir und schon die ersten Sätze zeigten mir, wie verzweifelt sie war, es war wirklich ein Schrei nach Hilfe, sie sah durch den Beitrag bei Stadt Land Mama und die Kontaktaufnahme zu mir aber endlich ein Licht am Ende des Tunnels, so fühlte es sich an. Nachdem, was sie mir alles erzählte, konnte ich nur den Kopf schütteln und nicht glauben, wie man eine Frau finanziell ausnehmen kann, die sich einfach nur ein Kind wünscht.
Vielleicht bin ich naiv, wenn ich immer noch hoffe, dass die Krankenkassen solche Behandlungen einfach irgendwann komplett übernehmen und endlich Schluss ist mit der Geldmacherei in diesem sensiblen Bereich des Lebens. Ich wollte Merle jedenfalls unbedingt helfen und ihren ersten positiven Schwangerschaftstest und das erste Foto von einem Baby sehen. Ein Bild, das zeigt, dass ein Herzenswunsch wahrwerden konnte.
Merle wurde auf dem Weg dahin sehr bald meine Seelenverwandt. Ich konnte so gut nachvollziehen, was sie bis dahin durchgemacht hatte, was sie fühlt und denkt. Wir tauschten uns intensiv aus: Kann man jemanden vermissen, der noch gar nicht da ist? Es fühlt sich an wie Heimweh nach einem Menschen. Dieses Gefühl, dass im Herzen noch Platz ist, dass noch jemand fehlt. Es war klar, dass wir diesen Kinderwunschweg ab nun zusammengehen würden.
Überhaupt, Jasmina: Wie geht es dir mit deinen drei Kindern?
Ich bin komplett, mein Herz ist komplett gefüllt mit purer Liebe. Manchmal ist es natürlich turbulent mit den Dreien, ich brauche hier keine Märchen schreiben, ich hab hier immerhin jetzt eine halbe Kindergarten-Gruppe zu Hause 😉. Da ist herrscht natürlich nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen. Aber die Kids sind unser Ein und Alles und ich würde alles wieder tun, um die Drei in mein Leben zu holen, es war alle Mühen wert.
Ich habe wirklich keinen Grund zu meckern, unsere Kinder sind gesund und munter, ich kann mich einfach unfassbar glücklich schätzen als Mama. Und na klar bin ich manchmal müde und weiß ab und zu auch nicht mehr, wo vorn oder hinten ist, aber ist das nur bei mir so? Ich glaube, nicht.
Ich habe gelernt gelassen zu sein, mich nicht wegen jedem „Pups“ aufzuregen und auch mal Dinge liegen zu lassen und die Zeit lieber mit den Kindern zu verbringen und zu beobachten, wie die Drei zusammen spielen, sich entwickeln und sich gegenseitig lieben. Sie haben sich und das bleibt auch so, da bin ich mir sicher. Ich liebe sie wirklich bis zum Mond und zurück und das hören sie auch jeden Tag von mir.
Wart ihr beide die ganze Zeit über in Kontakt?
Merle: Diese Frage kann man klar mit „Ja“ beantworten – besonders in der heißen Phase der Behandlung bzw. der beiden Termine in Prag. Wir schickten uns ständig Sprachnachrichten und Bilder und hielten uns auf dem Laufenden.
Wie groß war deine Hoffnung, Merle, dass es in der Kinderwunschklinik in Prag endlich klappen könnte?
Ich bin im Grunde genommen ein sehr positiver Mensch und auch wenn es in Deutschland nicht geklappt hat, war ich ziemlich sicher, dass hier eine sehr gute Chance dazu besteht. Ich wollte mir einfach auch selbst Mut machen, denn die 8 Versuche in Deutschland sind natürlich nicht spurlos an mir vorbeigegangen.
Wie war die Reise dorthin, wie war das Prozedere?
Die Reise dorthin verlief sehr gut, wir verbrachten einen schönen Tag in Prag, mal ohne Kinder und so langsam war ich natürlich auch ein bisschen aufgeregt. Am nächsten Morgen hatten wir den Termin in der Klinik. Alles war sehr angenehm und die MitarbeiterInnen waren freundlich und kompetent, genauso wie es Jasmina beschrieben hat. Nach dem Gespräch mit der Ärztin und einer Untersuchung legten wir dann die Strategie fest.
Ich wollte auf keinen Fall noch mehr Zeit „verlieren“ und am liebsten noch gestern mit der Behandlung beginnen, aber das funktionierte natürlich nicht. Dazwischen lagen ja auch noch Weihnachten und der Jahreswechsel, sodass wir erst im Januar starten konnten. Parallel musste ich mich vorbereiten und Tabletten nehmen, da der Ansatz ja hier ein anderer war und ich aufgrund meines Alters lieber eine Eizellspende wollte, allein deswegen dauerte es natürlich, um auch die geeignete Spenderin zu finden und meinen Körper vorzubereiten.
Wie war deine Reaktion auf den positiven Schwangerschaftstest im Februar?
Tatsächlich habe ich den 1. Test schon Ende Januar 2023 gemacht, obwohl die Klinik ausdrücklich mahnte, den Test erst nach 14 Tagen zu machen. Ich konnte die Spannung nicht ertragen, vor allem, weil ich mir ganz sicher war, dass es nicht geklappt hat. Alles war so ganz anders als bei den ersten drei Schwangerschaften. Jasmina sagte dann, ich solle zur Blutuntersuchung gehen und den Progesteron- und HCG-Wert abnehmen lassen.
Der erste normale SS-Test am 31.1. war auch positiv, wenn auch nur mit einer sehr leichten Linie. Ich konnte es irgendwie nicht glauben. Erst als die Blutuntersuchungen und jeder weitere Test ebenfalls positiv war und die Linie immer stärker wurde, kam auch bei mir so langsam an, dass es wohl doch geklappt haben musste. Ich war so glücklich.
Ich habe es dann auch ziemlich schnell den Kindern erzählt, da wir in den Skiurlaub wollten und ich nun nicht Ski fahren konnte. Ich wollte einfach, dass sie wissen, was los war. Mein Mann war sehr verhalten, so richtig gefreut hat er sich nicht, oder konnte es gut verbergen…
Und wie hast du auf die guten Nachrichten reagiert, liebe Jasmina, fühltest du dich an deine eigene Freude zurückerinnert?
Ich habe ins Telefon geschrien: „Juhuuuuuu“ und ich habe mich tierisch gefreut. Wir hatten beide auf so heißen Kohlen gesessen. Ich glaube, ich habe nie im Leben so viel mit dem Universum geredet und gebetet. Merle war dann schwanger und ich habe mich mega verantwortlich gefühlt, dass wir nun nix verpassen oder falsch machen. Ich habe quasi die erste Monate ihrer Schwangerschaft überwacht 😉Ständig hab ich sie nach Blutwerten gefragt, nach Medis und bin ich damit glaub ich auch ziemlich auf die Nerven gegangen.
Merle, was machen die da in Prag anders als anderswo, sodass ihr beide dort euer Glück finden konntet?
Ich glaube, es lässt sich nicht vergleichen. Ab einem bestimmten Alter sind die Chancen, mit den eigenen Zellen schwanger zu werden einfach nicht mehr so gut. Ich hätte einfach nicht so viele Versuche starten sollen, dann hätte ich viel früher meinen Wunsch nach dem 4. Kind erfüllen können. Warum in Deutschland keine Eizellspenden erlaubt sind, kann ich auch nicht sagen.
Vermutlich hätte es sonst in Deutschland genauso funktionieren können, die Behandlung und Betreuung bei den ersten drei Schwangerschaften im Kinderwunschzentrum war jedenfalls sehr gut. Es gibt so viele unfreiwillig kinderlose Paare und in meinen Augen keinen Unterschied zwischen einer Samen- oder Eizellspende. Die Klinik in Prag arbeitet schon sehr professionell, aber sie haben eben auch den Vorteil, dass dort Eizellspenden erlaubt sind und sie damit gerade auch etwas älteren Frauen zu einem Kind verhelfen können.
Wie ist die Lage heute? Wie verlief die Schwangerschaft Merle und wird Jasmina nun Patentante?!
Die Kleine, also ein Mädchen, so wie ich es mir gewünscht hatte, ist mittlerweile schon 11 Monate. Sie entwickelt sich wunderbar und wir sind alle total froh, dass sie da ist. Besonders mein Großer kümmert sich ganz rührend um sie, sodass ich auch des Öfteren darauf angesprochen werde, wie süß das doch ist. Natürlich hat das ehemalige „Nesthäkchen“ manchmal an der neuen Situation zu knabbern, denn meine Zeit auf 4 Kinder aufzuteilen, ist nicht immer ganz leicht. Doch alles läuft recht gut, würde ich mal so behaupten.
Die Schwangerschaft war ziemlich turbulent, besonders die ersten 14 Wochen. Wir sind damals gerade umgezogen und mir fehlten meine gewohnten sozialen Kontakte, ich fühlte mich sehr einsam hier und war oft dermaßen traurig, dass ich pausenlos heulen wollte. Gleichzeitig hatte ich aufgrund des Umzuges so viel zu tun, dass gar keine Zeit war, sich auszuruhen. Obendrauf kam noch, dass ich mich täglich spritzen musste, weil der Progesteron-Wert nicht hoch genug war und ich natürlich kein Risiko einer Fehlgeburt eingehen wollte.
Alles nicht wirklich toll, aber dann ging es Schritt für Schritt aufwärts und verlief auch recht problemlos. Zum Ende hin wollte ich einfach nur den dicken Bauch loswerden und die Kleine endlich in meinen Armen halten, Geduld war nie so meine Stärke und so war ich echt froh, als die Schwangerschaft dann vorbei war. Ehrlich gesagt haben Jasmina und ich über sowas nie geredet, jede von uns ist so eingebunden in ihren Alltag, dass wir uns noch nicht einmal besuchen konnten…
Wie war die Geburt, wie ist das Baby drauf?
Die Geburt war dieses Mal eine echte Herausforderung, es war definitiv meine letzte. Ich habe ein paar Monate gebraucht, um diese zu verarbeiten. Nicht körperlich, sondern eher mental. Dieses Mal habe ich nämlich meinem Körper echt die Ruhe gegeben, die er brauchte. Wir hatten in den ersten 2 Wochen Unterstützung durch Freunde, sodass ich wirklich nur im Bett und Haus unterwegs war.
Da die Kleine nicht zum Termin kam und ich nicht mehr die jüngste Mutter bin, wurde die Geburt eingeleitet und das war echt eine krasse Erfahrung für mich. Ich gehe jetzt auf gar keinen Fall ins Detail – es ist alles gut und ich habe es auch mittlerweile verarbeitet, aber schön war es nicht. Die Kleine ist von Anfang an sehr entspannt, eigentlich die „Chilligste“ von allen. Darüber bin ich natürlich sehr froh, denn alle anderen haben als Baby sehr viel geschrien.
Wenn ich sie anschaue, dann bin ich immer ganz verliebt, sie ist so eine Frohnatur. Es ist einfach so schön mit ihr, ich genieße die Zeit mit ihr total und bin so froh, dass sie unsere Familie vollkommen gemacht hat, auch wenn der Weg dorthin nicht ganz leicht war. Danke jedenfalls an Stadt Land Mama, ohne euch würde es sie vermutlich nicht geben…
51 comments
Ein Film von 37° erzählt von ukrainischen Leihmüttern: https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-unser-wunschkind-und-der-krieg-100.html.
@Franzi, der Artikel bezieht sich auf Kinderwunsch, künstliche Befruchtung, Eizellspende… und darauf bezieht sich auch mein Kommentar „jeder wie er mag“. Keine Ahnung wie du davon nun zu „Gewalt? Müll in den Wald schmeißen? Rassismus? Kinderehe?“ kommst? Vielleicht auch das Gegenteil von schlau?
@C: ich versuche mal Franzis Antwort zu interpretieren.
Ich denke, es war der karikierte Hinweis an Dich darauf, dass es eben viele Bereiche gibt, wo es fraglich ist, ob „die Leute einfach mal machen lassen (was sie wollen)“ so ne gute Idee ist. Mit leicht verständlichen Beispielen. Und es gibt ja durchaus Länder, in denen Kinderehen, Gewalt, Müll wild entsorgen legal sind. Also unhinterfragt machen lassen? (Die Autorin hat ja niemand gehindert in ihrem Tun. Das hat auch niemand verlangt. Es wurden lediglich, völlig legitime kritische Gedanken zum Verhalten der Autorin geäussert).
Siehst du wirklich keinen der im Artikel dargestellten Inhalte kritisch?
Deinen Hinweis, es würde ja auch sonst kein Kind gefragt, ob es geboren werden möchte empfinde ich als sehr zynisch. Könnten sich Kinder ihre Eltern aussuchen, würden wir in einer Welt ohne mißhandelte Kinder leben. Kein physischer, psychischer, sexueller Mißbrauch mehr. Möglicherweise auch kein 4. Kind mit Wunschgeschlecht aus der tschechischen Retorte. Man kann Kinder glücklich machen, aber man kann sie nicht kaufen. Und für mich ist das der Kernpunkt der ganzen Diskussion zu diesem Artikel.
Ich finde die Engstirnigkeit vieler Kommentatorinnen hier befremdlich. Lasst doch jeden so wie er möchte! Wenn der Kinderwunsch auch nach 3 Kindern noch so dringlich sein sollte, ist das doch nicht „egozentrischer“ als beim ersten oder zweiten oder dritten Kind. Ein Kind wird ja schließlich NIE gefragt, ob es überhaupt auf die Welt kommen möchte.
Liebe C,
ich kann nicht für alle sprechen, aber es geht hier doch nicht um das vierte Kind an sich, sondern um ein Kind per Eizellspende (zudem mehr oder weniger ohne das der Partner will).
Gegenwind oder kritische Kommentare als „engstirnig“ abzutun wird der Diskussion nicht gerecht.
Ich finde es befremdlich, wie du den Begriff „Engstirnigkeit“ verwendest. Sind einfach alle Menschen, die eine andere Meinung haben als du engstirnig? Oder denkst du generell etwas einfach gestrickter und findest immer alles nett, weil du ja sonst Dinge mal kritisch hinterfragen müsstest? Hm…
Meine Güte, warum kapieren es manche Kommentatorinnen nicht: es ist absolut daneben, allen die Meinung verbieten zu wollen, die nicht alles nur toll und schön finden, was zu einem Baby führt, selbst, wenn dabei, bildlich gesprochen, über Leichen gegangen wird. Warum muss ich dann von Frauen, die sich selbst anscheinend jede moralische Wertung verbieten, wahlweise als „engstirnig“, „inkompetent“ oder sonstwie bezeichnet werden? Spürt ihr euch eigentlich noch, kommt irgendwas bei euch an? Frauen, die sich selbst als tolerant empfinden, wollen anderen die Meinung verbieten, das ist so skurril.
Ich verbiete keiner die Meinung, kann aber einen Unterschied sehen zwischen zb sich als lesbisches Pärchen mit Transparenz mit Hilfe einer Samenspende den Kinderwunsch zu erfüllen oder dem Fall hier: Eizellspende im ärmeren Osten gegen alle Widerstände und wahrscheinlich unehrlich dem eigenen Kind gegenüber. Ich schmeiße nicht unreflektiert-wohlwollend alles in einen Topf. Liebe C., ehe Du von anderen Toleranz einforderst, reflektier dich doch einfach mal selbst.
„Lass doch jeden so wie er möchte“ ist in meinen Augen das Gegenteil von schlau. Gewalt? Müll in den Wald schmeißen? Rassismus? Kinderehe? Denk doch mal ein kleines bisschen über den Tellerrand hinaus…
@C: nein, leider wird selten das Kind gefragt, unter welchen Bedingungen und bei welchen Eltern es aufwachsen möchte.
Ich bin hier auch völlig auf der Seite der kritischen Kommentare.
Ich frage mich ernsthaft, woher der Anspruch kommt, alles zu jeder Zeit haben zu können , bzw sich, wenn nötig , mit Geld zu kaufen , ohne Rücksicht auf Verluste.
Außerdem bin ich schon lang der Meinung, dass nicht alles , was medizinisch möglich ist, auch im Einzelfall gemacht werden sollte bzw ethisch-moralisch in Ordnung ist und deswegen kritisch hinterfragt werden muss. Lange Zeit hab ich mich da eher auf Therapien am Lebensende bezogen, aber zunehmend finde ich diese auch am Lebensbeginn wirklich teilweise kritisch.
Ein bisschen ist das so: „die Geister, die ich rief …( werd ich jetzt nicht mehr los)“
Also, ja, toll, dass es künstliche Befruchtung etc gibt, das hat vielen Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch geholfen. Aber das Kaufen von Eizellen im Ausland oder auch Leihmutterschaft, finde ich wirklich bedenklich /grenzwertig. Es ist ein Ausbeuten von Frauenkörpern, mal wieder, leider.
Es beruhigt mich etwas, dass den Kommentaren nach zu Urteilen viele Leserinnen ein ähnliches Störgefühl wie ich hatten.
Ich frage mich, was die Botschaft dieses Textes sein soll?
Soll es Werbung dafür sein, dass alle Frauen, die einen unerfüllten Kinderwunsch (unabhängig vom Alter) haben, einfach in eine Klinik Richtung Osten gehen sollen? Da klappt es dann ganz einfach und ob es die eigene oder eine fremde Eizelle ist, ist eh nebensächlich. Und das Geschlecht kann auch noch mitbestellt werden.
Ich empfinde den Text als ziemlichen Schlag ins Gesicht für alle Menschen, die einen komplett unerfüllten Kinderwunsch (gar kein Kind) haben. Die möglicherweise nicht die finanziellen Mittel haben oder die sich mit den ethischen/moralischen Aspekten kritischer auseinander setzen.
Damit will ich nicht sagen, dass ich Eizellspende komplett verurteile. In meinem Bekanntenkreis kenne ich 2 Geschichten, wo die Eizellspende als letzte Option dazu geführt hat, dass Freunde Kinder bekommen haben. Allerdings alles andere als leichtfertig und mit dem Wissen die Kinder frühzeitig sehr gut aufzuklären.
Mein letzter Aspekt ist etwas spekulativ. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es für das vierte Kind nicht einfach ist als einzige eine andere „Halbherkunft“ zu haben. Zumal die Grundlage für eine schlüssige Erklärung aus meiner Sicht recht dürftig ist. Mama hat es sich gewünscht.
Ich wüsste auch gerne, wie der Mann darüber mittlerweile im Detail denkt. Ich versuche mich in ihn hinein zu versetzen, und das fühlt sich nicht gut an. Er wollte das Kind nie, ließ sich aber anscheinend zähneknirschend breit schlagen und hat jetzt — rein technisch betrachtet — gegen seinen Willen ein Kind mit einer ihm völlig unbekannten Frau. Auch wenn seine Ehefrau es ausgetragen hat.
So eine Kombination steckt man doch psychisch nicht einfach weg?
Ich selbst wäre zwiegespalten gegenüber dem Kind, stocksauer auf meine Frau und hätte mindestens unterschwellig eine Riesenwut auf mich selbst, weil ich meine Grenzen nicht konsequent verteidigt habe. Und auch der „gut fünfstellige Betrag“, der da gegen meinen Willen ausgegeben wurde, würde mir noch ziemlich lange quer sitzen, falls er aus dem gemeinsamen Vermögen/Budget stammte.
Das sehe ich nun wiederum anders. Nur weil es größere Probleme gibt – in dem Fall gar keine Kinder haben – darf sie doch trotzdem ihre eigenen Themen betrauern. Auch wenn die ganze Aktion für mich auch nicht so nachvollziehbar ist und ich vieles davon kritisch sehe. Aber wenn man sagt, sei zufrieden, andere haben größere Sorgen, kann man doch jedes Problem als zu klein abtun. Insofern empfinde ich das nicht als Schlag ins Gesicht der ungewollt Kinderlosen.
Liebes stadt-land-mama Team,
könnt ihr bitte einmal den Verein spenderkinder interviewen? Mich würde interessieren, was die Kinder zu solchen Geschichten denken.
Viele Grüße
Ich bin eine Betroffene und mich hat es zunächst überhaupt nicht gestört, also auf mich selbst bezogen.
Ich fand meine Entstehung sogar ziemlich cool 🙂 und kenne seit ich 22 bin auf meinen leiblichen Vater, Geschwister, „Oma/Opa“, Cousins, Tanten/Onkel etc. …
Dann habe ich allerdings gemerkt, wie viele der „Eltern“sich unfassbar mies gegenüber ihren Kindern verraten. Man würde gar nicht glauben, wie viele den Ausflug nach Tschechien/Dänemark/Spanien als genau das sehen: Ärgerliches Vorkommnis, dass die Behandlung der künstlichen Befruchtung in ihrer Klinik zuhause nicht angeboten wird.
Wie viele mit ihren Kindern gar nicht darüber reden, dass sie eine andere leibliche Mutter haben, dass ihre Genetik eine komplett andere ist und das Kind dann als Erwachsene (denn es kommt raus, zu 100% heutzutage mit DNA-Tests und unserem Wissen über Biologie) in eine Sinnes/Lebenskrise stürzen.
Ich war so schockiert, weil ich gar nicht auf die Idee gekommen war, dass es Menschen gibt, die das ihren Kindern verschweigen und nicht offen damit umgehen. Erschreckend! Seitdem bin ich der Meinung, dass Spenden wirklich nur unter ausführliche psychologischer Begutachtung der Eltern und einem verpflichtenden „Aufklärungsgespräch“ des Kindes stattfinden darf.
@Lisa: vielen Dank für Deinen sehr persönlichen Einblick und deine reflektierte Meinung zum Thema!
Hat mich sehr gefreut, etwas von jemandem mit Erfahrung aus erster Hand und im Austausch mit Betroffenen zu lesen, und wie es gut oder schlecht laufen kann. Beim kommentieren hier ist es ja doch oft nur ein profundes Halbwissen bzw Bauchgefühl, mit dem man sich äußert (ist zumindest bei mir oft so).
Ich habe mir heute früh mal den Ursprungsartikel von Jasmina und ihrem eigenen Weg nach Prag durchgelesen. Sie hatte zumindest damals wohl absolut nicht vor, ihren mittlerweile 3 Kindern deren biologische Herkunft zu erklären. Offenbar sah/sieht sie allen Ernstes null Notwendigkeit dafür.
Nun ja. Irgendwann muss eins der Kinder mal zu einem noch unbekannten Arzt: „Gibt es in Ihrer Familie bekannte Vorerkrankungen, Allergien, …?“
Irgendwann will eins der Kinder sich vielleicht selbst fortpflanzen. „Wir haben da eine genetische Besonderheit gefunden, die von Ihrer Mutter stammen müsste. Ist Ihnen darüber etwas bekannt?“
Irgendwann braucht die austragende Mutter vielleicht ein neues Organ oder auch nur Spenderblut (die Blutbanken verzeichnen seit Jahren chronische Knappheit), und die erwachsenen Kinder fragen die Ärzte, ob sie sich auf Spendefähigkeit testen lassen können.
DNA-Analysen werden, wie schon erwähnt, in der Medizin immer häufiger. Und nicht nur dort. In Datenbanken wie bei 23andMe finden sich ebenfalls immer mehr Einträge und decken weltweit unbekannte genetische Verwandschaftsverhältnisse auf. Es reicht, wenn auch nur eins der Kinder später mal aus Jux dort sein Material zur Analyse einschickt und dann Familie engeren Grades in der Tschechischen Republik zurück gemeldet bekommt.
Und irgendwann findet eins der Kinder vielleicht einfach diese Blogeinträge hier und zieht die sich aufdrängenden Schlüsse. Dann gute Nacht.
Je mehr ich über diese beiden Familiengeschichten lese, desto flauer wird mir dabei. Tut mir leid.
ohh ja, das wäre sehr interessant!
Wie viele andere habe ich den Artikel mit sehr gemischten Gefühlen gelesen…
Liebe Kommentatorinnen,
Menschen treffen Entscheidungen und sind auf unterschiedliche Weise talentiert, die höchstkomplexem Prozesse,
die zu der Entscheidungsfindung geführt haben, zu verbalisieren,
Warum sind wir so schnell darin zu richten, ohne wirklich zu verstehen? Wir glauben, Romane bildeten ein realistisches Bild, obwohl es eben Romane sind, werfen die Ukraine mit Prag in einen Topf, glauben den Prozess der Eizellentnahme ohne eigene Einblicke bewerten zu können. Aus eigener Erfahrung, es gibt Schöneres, muss jetzt aber auch nicht wild sein.
Was ich mich immer wieder frage.
Es gibt hier so viele andere Geschichten, die gar keine Kontroversen auslösen können. Frauen, die Schicksalsschläge überwinden, ihre Kinder pflegen etc., da kommen dann keine Kommentare, aber wenn man den Stab brechen kann.
Lasst uns freundlich zueinander sein. Der Friede sei mit euch.
Liebe JoJo,
nee! Gerne können wir freundlich sein. Aber das, was ich geschrieben habe, würde ich der Autorin auch so ins Gesicht sagen. Ich finde den Inhalt des Interviews und die Art, wie es präsentiert wird, sehr bedenklich! Natürlich kann nur das kommentieren, was erzählt wird, allerdings scheint mir bei dieser Geschichte auch nicht allzu viel Spielraum für Interpretationen zu sein.
Und dass die Eizellspende in der Ukraine anders läuft als in Prag, ist sicher möglich. Aber wenn du schreibst „der Prozess der Eizellentnahme muss nicht wild sein“-für Dich als Deutsche Empfängerin nicht- es geht aber um Spenderinnen, die das aus finanziellen Gründen tun (sich u.a. mit Hormonen vollpumpen) insofern ist es etwas Wildes!
Das ist ja das Problem- das das alles nur aus der Perspektive der Europäerin gesehen wird, die verlernt hat, dass es Dinge gibt, die sie nicht beeinflussen kann und dass man auch mit lernen kann, mit „Schicksalsschlägen“ (wie kein Mädchen oder kein 4. Kind zu haben) zu leben.
Der letzte Satz fass es gut zusammen…Wir haben verlernt damit umzugehen das wir nicht alles haben können.
Und klar, wird über kontroverse Dinge eher gesprochen als, dass ein Bericht über etwas kommentiert wird.
Wenn Diskussion zum Schutz der Autoren nicht gewollt sind- dann keine Kommentare zulassen.
@Jojo: denke, es wird kontrovers diskutiert, weil es ein kontroverses Thema ist, noch dazu aus sehr egozentrischer Sicht beschrieben und für mein Empfinden von den Blogbetreibern übermäßig positiv dargestellt von den Blogbetreiberinnen.
Übermäßig komplex scheint mir die Autorin den Entscheidungsprozess ja selbst nicht empfunden zu haben: sie wollte es so.
Ich persönlich zumindest sehe hier keine Unfreundlichkeit, sondern lediglich enormes Befremden und handfeste, durchaus fundierte Kritik an einer ganzen Reihe von Teilaspekten. Bei einem – wie schon von anderen erwähnt – sehr kontroversen Thema. Damit sollten die Autorinnen umgehen können, wenn sie solch intime Vorgänge bewusst in der Öffentlichkeit ausbreiten. Freundlichkeit bedeutet nicht grenzenloses Wohlwollen.
Wenn man sich hier aber mal quer durchs Blog liest, scheinen die eigentlichen Autorinnen und Autoren generell nicht mehr in Erscheinung zu treten, sobald die Artikel veröffentlich sind. Sehr selten, dass mal eine oder einer auf Kommentare bzw. Fragen darin antwortet, irrtümliche Annahmen richtig stellt oder Ähnliches. Die Vermutung drängt sich also auf, dass die Kommentare die Autoren sowieso nicht erreichen — oder zumindest nicht tangieren.
Liebe Jojo,
was ist wichtiger, freundlich miteinander zu sein oder ehrlich?
Bei stadtlandmama geht es oft vor allem ums Freundlichkeit, ist ja auch eine schöne Eigenschaft, mir persönlich ist Aufrichtigkeit wichtiger. Ich finde es ehrlich gesagt auch anmaßend, Leuten, die Gegenwind geben, zu unterstellen, sie würden nicht verstehen, sie hätten eigentlich gar keine Kompetenz, zu urteilen. Das ist herablassend.
Ich kann sehr wohl beurteilen, dass dieser Beitrag sehr beschönigend ist, sehr auf heile Welt ausgerichtet und auch nicht grad von Kompetenz strotzt (Beispiele: Eizellspende=Samenspende, dieser Vergleich ist lächerlich. Der Samenspender holt sich, platt gesagt, einen runter, die Spenderin schluckt Hormone und hat einen operativen Eingriff, oder: mit dem Kinderwunsch soll keine Geldmacherei betrieben werden: gerade hier in diesem Beispiel hat der unersättliche Kinderwunsch zu krasser Geldmacherei geführt- zum Glück wenigstens selbstfinaziert!). Hier werden die Augen verschlossen vor ethischen Fragen, die werden einfach ignoriert, ich finde das sehr bedenklich.
Liebe Franzi,
urteilen oder verurteilen?
Und was heißt Aufrichtigkeit beim Kommentieren eines Blogeintrages – es hat dich doch keiner gebeten, unbedingt deine Meinung zu äußern?
Wir sehen das Leben sicherlich unterschiedlich. Ich finde es toll, wenn du deinen Ansprüchen an ethisches Verhalten in allen Belangen immer gerecht wirst. Ganz aufrichtig gesprochen, ich schaffe das nicht. Vielleicht macht mich das weicher.
Leben und Leben lassen. Die Frauen werden doch in Tschechien übrigens nicht von der Straße weg entführt, sondern treffen die Entscheidung selbst.
Dich hat aber doch auch niemand gebeten? Mit demselben (von den Betreibern eingeräumten) Recht wie alle anderen kannst natürlich auch du trotzdem deine Meinung kundtun. Aber — und das ist der Knackpunkt — Ansprüche und Forderungen an den Inhalt der anderen Kommentare stehen dir nicht zu. Wenn die nicht so wohlwollend ausfallen, wie du das für richtig hältst, wirst du leider damit klarkommen müssen. „Freut euch mit oder haltet gefälligst die Klappe!“ wäre im eigenen Blog schon seltsam, aber immerhin legitim. Stichwort „Hausrecht“. In einem fremden Blog hingegen ist es einfach nur anmaßend.
@Jojo, aber Du wurdest um Deine Meinung gebeten? Urteilen und verurteilen-das ist Haarspalterei. Kinder in Textilfabriken in Bangladesch werden wahrscheinlich auch nicht zum Arbeiten gezwungen, ihre Familien brauchen aber das Geld.
Als weich empfinde ich Dich nicht. Und: Du kannst Deine Meinung haben, aber lerne auch, andere zu tolerieren, auch wenn es schwerfällt 😊.
@Jojo: ich handle im Leben sicher auch nicht immer moralisch einwandfrei, selbst an meinen eigenen Maßstäben gemessen nicht. Aber ich bin mir dessen bewusst und hinterfrage mich auch selbst kritisch. Auch die eigenen Herzenswünsche haben ihre Grenzen. Das fehlt mir bei beiden Interviewten Frauen und der Fragestellung komplett.
Manchmal habe ich hier im Blog den Eindruck, es ist egal, wie jemand handelt und ob er die Verantwortung dafür tragen kann, Hauptsache, es ist hinterher ein Kind mehr auf der Welt. Das sehe ich kritisch.
Ich wünsche den beiden Alles Gute für ihre Familie 😊. Habe mir auch mit Ende 30 nach vielen Jahren hin und her überlegen das vierte Kind gegönnt auch auf ungewöhnlichem Wege über Samenspende. Mein Mann stand nach langen Gesprächen voll dahinter und unsere Familie ist jetzt vollständig.
Viele Jahre Informationsarbeit über mögliche Folgen für Kind und Familie waren vorweg. Dein Mann ist erwachsen und du auch. Ihr habt diese Entscheidung getroffen. Kein Außenstehender steckt in eurer Beziehung, auch ich nicht, deshalb wage ich für euch nicht zu sagen, ob es richtig oder falsch war. Ich weiß nur, dass ein dauerhaft unerfüllter Kinderwunsch eine Familie auch stark belasten kann, einschließlich der Kinder.
Ich wünsche euch Alles Gute! Für uns ist unsere Kleine und die anderen 3 ein großes Geschenk. Wir arbeiten jeden Tag hart daran uns dessen würdig zu erweisen und allen gerecht zu werden.
@May: hm, „wir haben uns das vierte Kind gegönnt“ klingt für mich wirklich befremdlich. Ein Kind ist doch keine Schrankwand oder eine Karibikreise, die man sich gönnt. Für mich klingt es, und das hat mich schon im Ausgangsartikel sehr gestört, nach Konsum, nach „will ich haben“, nach Besitz. Und nicht nach einem eigenständigen Leben, das für sich steht. Ob ein unerfüllter Kinderwunsch die Familie belasten muss (beim vierten Kind) wage ich zumindest zu bezweifeln. Ich hätte da eine andere Erwartungshaltung an erwachsene Menschen und deren Frustrationsmanagement, bzw. mehr Demut vor dem, was man hat.
Und ich frage mich, ob nicht auch die Zeit des Abwägens, Überredens, der Eingriffe und Kinderwunschreisen für die Familie sehr belastend ist?
Ich würde mich als eines der drei ersten Kinder schon fragen warum wir nicht „genug“ waren?
Danke. Auf den Punkt.
Dieses „Ich will aber!“ fand ich ebenfalls sehr verstörend. Aber auch, dass der Partner einerseits derart überrannt wurde und sich gleichzeitig so überrennen ließ. Das alles klingt nicht nach wertschätzender Partnerschaft in einer guten Balance. Hoffentlich gärt da jetzt nicht im Untergrund ein Ressentiment, um der ganzen Familie irgendwann mit Schmackes um die Ohren zu fliegen. Ich befürchte allerdings genau das.
Ich stimme allen Kommentaren hier zu! Ich war auch sehr irritiert darüber, dass Lisa das als rührende Wir-bekommen-ein-Kind-Geschichte erzählt hat!
Mitte 40 per Eizellspende in Osteuropa das 4. Kind ohne Begeisterung des Mannes…das würde ich irgendwo zwischen Spleen und Dekadenz und Undankbarkeit einordnen!
Zum Thema Eizellspende habe ich neulich den Roman „Hundepark“ gelesen- höchst interessant und ziemlich realistisch!
Da merkt man, wie sehr ein Wort falsch interpretiert werden kann. Tatsächlich habe ich das Wort „gegönnt“ bewusst gewählt, da mir bewusst ist, dass ein viertes Kind ein Luxusproblem ist für Menschen, die vielleicht keines bekommen haben. Allerdings eben nicht umso weniger schmerzhaft und schlimm, als persönliche Geschichte.
Ich persönlich habe sehr viel entbehren müssen in meiner Ursprungsfamilie und das viele Jahre aufgearbeitet. Dieses Kind war ein absoluter Herzenswunsch, wie alle drei zuvor auch und das Thema „reichen“ haben wir ausführlich mit den Kindern thematisiert. Auch mit dem Verein Spenderkinder haben wir uns lange beschäftigt und werden alle dort aufgeführten Punkte berücksichtigen. Was Demut und Verzicht angeht, so können Menschen immer besonders gut auf Herzenswünsche anderer Menschen verzichten und nicht auf die eigenen. Und wer maßt sich das an zu behaupten, auf welche Herzenswünsche verzichtet werden muss und auf welche nicht. Die gesellschaftliche Norm? Darf die Oma ihr Herzmedikament nicht mehr nehmen, weil unnatürlich? Dürfen Kinder nicht mehr abgetrieben werden, weil natürlich entstanden? Kinderwunschklinik nur beim ersten Kind, weil alles andere ist vermessen? Oder bei zwei, weil Norm? Zugegeben einiges an dem Beitrag las sich für mich auch komisch, gerade das für den Mann, aber wie kann ich darüber den Stab brechen. Da könnte man sich ja höchstens noch an Forschungsergebnissen orientieren und um die „bemüht“ sich ja der Verein Spenderkinder.
Danke, liebe May, genauso sehe ich es auch. Auf die Herzenswünsche anderer lässt sich leicht verzichten.
@Jojo: ich nehme an, sie haben auch keine schlaflosen Nächte, weil mein Herzenswunsch ein Ponyhof ist, den ich nicht bekommen werde. Weder mi legalen, noch illegalen Methoden und auch nicht auf Kassenrezept.
@May: deiner eigenen Logik folgend, kannst du ja gar nicht beurteilen welcher Herzenswunsch für wen wie schmerzhaft ist?
Es geht auch nicht darum, über jemanden den Stab zu brechen, sondern die kritischen Fragen zu stellen, die dem Empfinden einiger Leser nach, im Artikel zu kurz gekommen sind.
Ich meine, im Ausland eine in Deutschland illegale Handlung vornehmen zu lassen, für deren Folgen, im guten, wie im schlechten die hiesige Solidargemeinschaft aufkommt (was ich prinzipiell gut und wichtig finde) dar nicht hinterfragt werden? Auch wenn daraus folgend wahrscheinlich wiederum deutsches Recht, nämlich das des Kindes auf Kenntnis seiner genetischen Herkunft, mit Füßen getreten wird? Für mich ist das Rosinenpickerei
@die andere S
In dem Punkt, dass man solche Handlungen kritisch hinterfragen darf, stimme ich tatsächlich zu. Ich bin nicht per se gegen Eizelle Spende, aber es ist eben meiner Meinung nach etwas, was man nicht Mal eben so aus Babytourismus machen sollte. Statt dessen gehört für mich als Betroffene, die eine Samenspende gemacht hat, eine jahrelange Auseinandersetzung für alle Beteiligten dazu: Wie wird das für das Kind, wie offen wollen wir persönlich damit umgehen ( vor dem Kind für mich persönlich 100 Prozent Offenheit über die Herkunft), aber auch psychologische Fragen an dich selbst und den Partner: Wie komme ich damit zurecht, ein Kind mit halbfremder Genetik im Bauch zu haben, etc.) Für meinen Mann: Wie kommt er darauf klar, dass das Kind quasi sozialen Vater und Erzeuger hat, kann er es genauso lieben, wie gehen wir damit um, wenn die Liebe anders ist. Bei uns war das ein langer Prozess, der letztlich, da der Herzenswunsch überwog, zu unserem Herzenskind führte. Vielleicht war ich naiv davon auszugehen, dass das die Personen im Artikel bestimmt auch gemacht haben.
Gleichzeitig reagiere ich aber allergisch, wenn Menschen aus ihrem Kämmerlein, die nie etwas ähnliches erlebt haben, alles eben von vornherein verurteilen. Wie gesagt, wie es in der Familie war, kann ich nicht beurteilen.
Schöne Grüße 🌸
@May: danke für Deine persönliche Rückmeldung. Ich denke, verantwortungsvoller als ihr kann man das nicht angehen, mit viel Reflektion, partnerschaftlicher Absprache und Offenheit, auch dem Kind gegenüber. Das sind genau die Punkte, die, anscheinend nicht nur mir, im Ausgangsartikel gefehlt haben. Dass Du dich da primär solidarisch angesprochen gefühlt hast, kann ich nachvollziehen. Denke aber, dass es bei Dir ganz anders abgelaufen ist und im Artikel doch einige „red flags“ waren, die man auch als Mensch ohne Kinderwunschbehandlungsbiographie kritisch sehen darf und vielleicht sogar sachlicher, weil der Tunnelblick der Emotionen fehlt.
„Geldmacherei bei diesem sensiblen Thema“ wird es immer geben, die Frage ist bloß, ob die Solidargemeinschaft für diesen Spleen, mit Mitte 40 unbedingt noch ein 4. Kind haben zu wollen, zahlen muss. Ich meine: nein! Finde das ehrlich gesagt, keine „schöne Geschichte“ sondern ziemlich egozentrisch.
@Franzi:
Seheich exakt genau so
Ich konnte den Artikel nicht zu Ende lesen weil ich mich frage wie man das verantworten kann mit diesen Risiken (mental nicht gut drauf, nur über Kinderwunschbehandlung, der Mann benennt klar seine Grenzen und lehnt es ab, selbst schon über 40?!)unbedingt noch ein viertes Kind haben zu wollen. Dankbarkeit für drei gesunde Kinder und die Akzeptanz seiner eigenen Grenzen und des Partners(!!!) wären meiner Meinung nach angebrachter. Es ist schön das alles gut gegangen und die Autorin nun erfüllt ist. Hoffentlich lesen wir nicht in einem Jahr das sie als Folge der Behandlung und Belastung psychisch erkrankt ist und der Mann sich getrennt hat weil seine Meinung nicht zählt.
Hallo „die andere S“,
nein, ich sehe das auch kritisch. Diese Kinderwunschkliniken im Ausland leben vom finanziellen Gefälle innerhalb Europas.
Die Hormonbehandlungen für die Spenderinnen sind extrem strapaziös und können sogar deren eigene Fruchtbarkeit gefährden.
Es rührt mich, wenn jemand keine Kinder bekommen kann, das Leid muss unermesslich sein. Trotzdem rechtfertigt es für mich nicht, andere Frauen, die finanziell schwächer sind, auszubeuten.
die Kinderwunschkliniken stellen das dann als Altruismus dar, weil die Summe, die diese Frauen erhalten für unsere Verhältnisse hier eher einer Aufwandsentschädigung gleich kommen. In den herkunftsländern aber ist das viel Geld, für das diese Frauen ihre Gesundheit verkaufen und ihre emotionale Stabilität.
@Gästin: wohl wahr. Im beschriebenen Fall war der Kinderwunsch ja bereits erfüllt, nur nicht der unbedingte Wille nach noch einem.
Dass wir vom weltweiten Wohlstandsgefälle profitieren, ist leider in vielen Bereichen so. Aber man sollte es sich immermal wieder bewusst machen
Der Frau war Mitte 4ü, hatte bereits 3 Kinder die sie brauchen und der Mann hat es absolut strikt abgelehnt und den gesamten Zeitraum (wieso er trotzdem mitgemacht hat mehr als fragwürdig) über nicht gewollt (mit Über 50 mehr als verständlich!) und offensichtlich selbst beim positiven Test nicht wirklich gefreut.
Ich sehe hier keine wunderschöne Mitfreugeschichte, sondern eine ziemlich egozentrische Mit-40gerin, die auf den Kosten von Mann und Kindern ihren Wunsch unbedingt durchsetzen wollte.
Hm, ich weiß nicht. Meinem empfinden nach klingt das recht egozentrisch.
Es soll unbedingt ein Mädchen sein (wurde das Wunschgeschlecht im Reagenzglas selektiert gleich mitgeliefert?). Der Vater musste schon beim dritten Kind „überzeugt“ werden, das Vierte (bzw. den Weg dahin wollte er anscheinend gar nicht?).
Auch die Eizellspende wird kein Stück kritisch hinterfragt. Was ist mit dem Recht des Kindes auf Auskunft zu seiner genetischen Herkunft? Sehe nur ich da kritische Aspekte?
Nö, ich sehe das auch kritisch. Und ich kann auch verstehen, dass der Gesetzgeber zwischen Samenspenden und Eizellspenden unterscheidet. Immerhin kommen die Eizellen nicht mal eben so einfach raus. Die Spenderin muss sich einer Behandlung unterziehen, die häufig schmerzhaft ist und vermutlich auch nicht komplett risikolos. Ob das deshalb verboten sein sollte, nur unter ganz bestimmten Umständen erlaubt wie eine Nierenspende oder einfach nur sehr gut bezahlt, darüber kann man sich streiten.
Ja, das ist tatsächlich so. Zumindest inoffiziell. Da angeboten wird, dass eine genetische Untersuchung der gesendeten Eizellen bzw vielmehr der Blastozysten ( also nach Befruchtung) gemacht wird, bekommen Kundinnen vorgelegt, welche Embryonen ein xx oder xy Chromosomensatz haben.
ich könnte den Artikel auch nicht zuende lesen. als Mutter eines icsi-kindes habe ich durchaus Verständnis für die Eizellspende bei unerfülltem Kinderwunsch, welche übrigens auch wenn es hier behauptet wird kein großes Risiko für die Spenderin darstellt, wenn ich auch die Kritik an selbiger gut verstehen kann. jedoch mit über vierzig auf Biegen und brechen noch ein 4(!) Kind bekommen zu müssen ohne dass der Partner dahinter steht.. nun ja. besonders rührend finde ich den Artikel ganz gewiss nicht.
Ich finde es gut das es heute die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung, icsi etc.gibt und ein in gewisser Weise kann ich auch den Schritt zu einer Eizellspende verstehen. Aber alles hat seine Grenzen.
Das Argument Eizellenspende ist ein größeres Risiko für die Spenderin als eine Samenspende – das müsste aber gar nicht so sein! In den Kinderwunschkliniken werden doch regelmäßig mehr Eizellen punktiert als schlussendlich befruchtet werden und dann ungenutzt verworfen. Und da sind auch junge gesunde Frauen dabei, wo es z.B. am Partner liegt. Da wären sicher einige zur Spende bereit und es müsste nicht extra stimuliert werden.
Um die Spende dieser Eizellen gezielt auf passende Empfängerinnen abzustimmen, halten sie sich nicht lange genug. Der Prozess dauert ja Wochen bis Monate. Man könnte sie zwar einfrieren, aber das Wiederauftauen vermindert drastisch die Erfolgsrate.