Ihr Lieben, manche Rückschläge machen auch stärker. So ging es Kati. Als sie nach langer Kinderwunsch-Phase endlich schwanger wurde, verlor sie das Kind, dachte nach der ersten Trauer aber weiter positiv: Immerhin war sie überhaupt schwanger geworden, das machte ihr Mut, dass es schon noch klappen würde. Und es klappte. Heute ist sie rundum glückliche Zwillingsmama.
Liebe Kathi, wie hast du reagiert, als du 2012 zum ersten Mal einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand hattest?
Wir haben uns darüber natürlich sehr gefreut! Dazu muss man aber auch wissen, dass da schon ein langer unerfüllter Kinderwunsch mit einging und wir uns zu dem Zeitpunkt schon in Kinderwunschbehandlung befanden. Bei meinem Mann (damals noch Freund) wurde 2010 eine verminderte Zeugungsfähigkeit festgestellt, so dass es auf natürlichem Weg zwar nicht unmöglich gewesen wäre, es aber auch keine Garantie gab, wann oder ob es klappt. Wir wurden mit den Jahren ja auch nicht jünger.
2011, kurz nach unserer Hochzeit, fingen wir deshalb direkt mit der Behandlung an, weil wir keine Zeit verlieren wollten. Es war dann unser zweiter großer Versuch, als es klappte und natürlich waren wir da sehr froh, zumal die Krankenkasse ja nur drei Versuche zu 50% bezuschusst, und wir für den Eigenanteil schon extra einen Kredit aufnehmen mussten.
Die Schwangerschaft blieb leider nicht, im Dezember hattest du eine Ausschabung, wie hast du den Eingriff erlebt, fühltest du dich seelisch und körperlich gut betreut?
Ja, ich muss sagen, dass ich da selber aber auch sehr rational war und mich das gar nicht sooo (bzw. nicht sehr lange) belastet hat! Es lief halt leider auch von Anfang an nicht gut und irgendwie hatte ich schon damit gerechnet, dass es nicht hält oder irgendwas nicht stimmt.
Erst hieß es „Verdacht auf Eileiter-Schwangerschaft“, dann war der Herzschlag immer sehr schwach und letztendlich war auch kaum noch ein Wachstum zu sehen. In der 8. Woche tat sich gar nichts mehr und in der 10. Woche wurde deshalb dann eine Ausschabung vorgenommen. Ich denke, es sollte da einfach noch nicht sein und ich konnte gut mit dem Gedanken leben, dass es vermutlich besser so war.
Wie war der Tag des Eingriffs?
Der Tag der Ausschabung war natürlich schon auch eine traurige Situation, aber irgendwie habe ich auch immer noch das Positive gesehen, also die Tatsache, überhaupt schwanger geworden zu sein. Irgendwie hat mir das schon Mut und Kraft gegeben, denn vorher wusste man ja nicht, wann bzw. ob es überhaupt mal klappt… das hatte mich zuvor ehrlich gesagt mehr belastet. Allein jeden Monat die Enttäuschung, dass es wieder nicht geklappt hatte und dass wir nichts tun konnten außer abzuwarten.
Jetzt hatte sich immerhin nachweislich etwas getan. Das war ein bisschen so ein lachendes und ein weinendes Auge! Nach der 12. Woche (bzw. umso später) hätte es mich sicher mehr getroffen! Ich hatte damals aber auch vorher schon immer mit der Ärztin darüber gesprochen und war, denke ich, recht gut aufgeklärt… Man sagte mir von Anfang an, dass solche frühen Abgänge nicht unüblich sind, und wer aber einmal schwanger war, wird es meist schnell wieder und wir sollten nur nicht aufgeben.
Wie war das bei dir: Warst du trauernd oder eher trotzig – nach dem Motto: Jetzt erst recht. Jetzt weiß ich genau, wie dringend ich das will?
Ja genau, „Jetzt erst recht“ war sozusagen die Devise damals, denn so nah waren wir ja noch nie dran gewesen und nach all den Jahren war es wie gesagt ja auch ein riesiger Erfolg, überhaupt schwanger geworden zu sein! Mein Kinderwunsch war vorher schon sehr groß, aber ab da war er auch endlich richtig greifbar. Der Kinderwunsch war aber glaube ich auch das Einzige im Leben, was mich jemals richtig motiviert hat, nicht aufzugeben. Vor allem weil ich, bevor ich meinen Mann kennenlernte, gesundheitlich sehr angeschlagen war und immer dachte, ich sterbe eh kinderlos.
Durch eine OP und längerfristige Reha (2008) ging es dann bergauf und kurz darauf lernte ich tatsächlich meinen Mann kennen, und zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, jetzt geht es endlich in die gewünschte Richtung.
Dass dann irgendwann rauskam, dass wir wohl leider nicht „einfach so“ Kinder bekommen können war da natürlich nochmal ein Schlag ins Gesicht, aber auch da dachte ich schon „Jetzt erst recht“. Sonst wäre ja alles umsonst gewesen! Die Motivation, nicht aufzugeben, egal wie schlecht es mir vorher ging, war immer der Gedanke, doch irgendwann Kinder zu haben.
Was hat dieser Verlust mit eurer Beziehung gemacht? Habt ihr eher unterschiedlich oder ähnlich reagiert?
Eigentlich gar nichts, es ging alles recht normal weiter. Ich weiß noch, dass uns an dem Wochenende nach der Ausschabung eine damalige Freundin besucht hat und wir zur Ablenkung shoppen und essen waren.
Ansonsten haben wir eben immer mal drüber gesprochen, wie es war oder was jetzt wäre wenn (es geklappt hätte), aber hauptsächlich ging es darum, wann wir weitermachen können. Mein Mann ist meist der Positivere von uns, ich glaube, er hatte noch bis zum Schluss gehofft, dass vielleicht doch noch alles gut wird, als ich mich schon mit dem Stillstand abgefunden bzw. mir keine Hoffnung mehr gemacht habe.
Aber im Großen und Ganzen hatten wir die gleiche Einstellung und haben dann hauptsächlich nach vorne gesehen! Außerdem haben wir auf Empfehlung die Klinik gewechselt, und obwohl in der alten Klinik auch alle nett waren, haben wir uns in der neuen direkt noch wohler gefühlt! Die Ausgangssituation war also soweit ganz gut.
Du wurdest dann wieder schwanger, hast du nach der Erfahrung Vorfreude zugelassen?
Ja, aber ich bin bei sowas – wie gesagt – generell ein eher rationaler Mensch, der versucht, sich nicht zu früh zu freuen, man weiß ja nie, was ist. Die Freude war natürlich groß, aber genauso groß war auch die Angst, dass wieder etwas schiefgehen könnte. Dazu kam noch der finanzielle Druck mit der Behandlung.
Durch den Abgang haben wir sozusagen noch einen vierten Folgeversuch bezuschusst bekommen, und bei dem hat es dann zum Glück auch geklappt. Für einen Versuch auf eigene Kosten wäre noch Geld da gewesen, aber dann hätten wir es wahrscheinlich nicht mehr stemmen können. Das hat mir am meisten Angst gemacht… der Gedanke, dass wir gezwungenermaßen aufgeben müssen.
Nach Absprache durfte ich dann aber sogar jede Woche zum Ultraschall kommen. Das hat mich schon immer sehr beruhigt, und zum Glück lief damals auch von Anfang an gleich alles gut! Im Endeffekt habe ich immer von Woche zu Woche gedacht und gehofft, es geht einfach so gut weiter!
Wie hast du dann erfahren, dass es Zwillinge werden und welche Gefühle hat das bei dir ausgelöst?
Das haben wir schon recht früh erfahren, da ja eh engmaschig kontrolliert wurde und zudem sind Zwillinge im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung ja auch nicht gerade selten. Von daher waren wir nicht sonderlich erstaunt, eher positiv überrascht, dass es wirklich so gut geklappt hat 😉
Und – das mag vielleicht etwas makaber klingen – aber die Tatsache, dass es Zwei werden, hat mir damals auch etwas Angst genommen, so a la: Doppelte Chance… ein Kind wird ja wohl hoffentlich durchkommen.
Da ich aber eh immer zwei Kinder wollte, haben wir natürlich gehofft, dass wir am Ende dann auch wirklich direkt zwei lebendige, gesunde Kinder haben werden.
Das Beste war ja auch noch, dass fast exakt ein Jahr seit dem Abgang vergangen war, und man hätte denken können, das Schicksal habe uns jetzt extra Zwillinge geschickt, weil die erste Schwangerschaft nicht intakt war. Ich glaube eigentlich nicht an sowas, aber den Gedanken fand ich immer schön.
Wie lief die Doppelschwangerschaft dann?
An sich total gut, die Unsicherheit (bzw. Angst, dass doch noch etwas schiefgeht) war natürlich immer präsent, aber ich wurde ja gut betreut. Die Schwangerschaft war aber auf jeden Fall eine ganz besondere Zeit, ich habe mich lustigerweise noch nie so fit und hübsch gefühlt wie damals. Meine Haare saßen immer gut, meine Haut war total rein und von allen Seiten hieß es immer, ich hätte dieses Strahlen!
Ich habe mich damals einfach rundum wohlgefühlt und es war einfach alles total spannend und aufregend. Bis auf gelegentliches Sodbrennen hatte ich auch keine Beschwerden. Um die 30. Woche, wir kamen grade aus unserem Italien-Urlaub zurück und alles war eigentlich total entspannt, gab es beim Ultraschall dann allerdings plötzlich einen Verdacht auf Gebärmutterhalsverkürzung mit Trichterbildung.
Was geschah dann?
Ich sollte sofort ins Krankenhaus und für die nächsten paar Wochen bleiben – falls etwas ist!
Das war natürlich erstmal ein Schock, aber letztendlich war es ja nur eine reine Vorsichtsmaßnahme.
Ich hatte nach wie vor keine Beschwerden und bei den Kontrollen war zum Glück auch immer alles stabil. Im Endeffekt lag ich dann bis zur 34. Woche im Krankenhaus, hab die Phase dort aber irgendwie auch genossen.
Die meiste Zeit alleine im Zimmer, den ganzen Tag Serien gucken, gutes Essen ans Bett usw. 😉
Mein Mann hat mich je nach Schicht auch regelmäßig besucht. Aber vor allem war ich beruhigt, dass im Ernstfall gleich Ärzte da gewesen wären. Zuhause hätte ich mit der Diagnose glaube ich keine ruhige Minute mehr gehabt und mir wahrscheinlich bei jeder Bewegung Sorgen gemacht.
Nach der Entlassung ging es mir weiterhin total gut und ich konnte bis zur Geburt (geplante Einleitung in der 38. Woche) noch alles ganz normal machen! Einen Tag zuvor waren wir sogar nochmal schön essen und im Kino. Und auch die Geburt verlief dann total schnell und reibungslos bzw. war eine schöne und interessante Erfahrung!
Du bist eine sehr glückliche Zwillingsmama, welche Vorteile siehst du in deinem „Doppelten Lottchen“?
Wir hatten tatsächlich das Glück, dass unsere Kinder von Anfang an den gleichen Rythmus hatten und wir dadurch recht schnell gut eingespielt waren, bzw. allgemein vieles in einem ging. Außerdem haben die Kinder sich gut ergänzt. Wenn eine quengelig war, war die andere eher ruhig und geduldig. Die ersten Wochen war mein Mann aber auch mit zuhause, da konnte sich immer jeder schön um ein Kind kümmern oder wir wechselten uns eben ab.
Ich hatte zwar immer wahnsinnige Angst vor dem Plötzlichem Kindstod oder dass doch noch irgendwie etwas ist, aber abgesehen davon war alles total entspannt. Mit ca. 6 Wochen schliefen beide dann sogar schon durch, und altersbedingt hatten sie natürlich auch immer ungefähr die gleichen Bedürfnisse. Das war einfach alles total praktisch. Ich würde definitiv behaupten, dass pflegeleichte Zwillinge weniger anstrengend sind als ein Einling der viel schreit oder schlecht schläft 😉
Unsere erste Nichte ist z.B. kurz nach unseren Kindern geboren und das Geschwisterchen kam ca. 2 Jahre später, das war (was wir so mitbekommen haben) doch nochmal was ganz anderes als bei uns. Wir mussten uns ja nie auf ein weiteres Kind einstellen oder unseren Rhythmus ändern.
Gibt es etwas, das du dir für deine Familie anders wünschen würdest?
Eigentlich nicht, im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Finanziell würde ich mir etwas mehr Sicherheit wünschen, da haben wir über die Jahre von Großverdiener bis kurz vor Hartz4 schon alles erlebt, da mein Mann keine Festanstellung hat und immer nach Bedarf eingesetzt wird, aber aktuell geht es.
Gesundheitlich geht es mir im Vergleich zu früher auch gut, nur dass ich mir mit meiner Vorgeschichte oft selber im Weg stehe und in vielen Dingen unsicher oder gehemmt bin. Mittlerweile ist mein Mann gesundheitlich leider chronisch angeschlagen, hat es aber einigermaßen im Griff und wir ergänzen uns da im Alltag ganz gut!
Mein größter Wunsch ist, dass wir zusammen alt werden und keiner alleine zurückbleibt und wir immer gemeinsam für unsere Kinder da sein können und hoffentlich auch irgendwann Großeltern werden. Leider weiß man ja nie, was die Zukunft bringt, ich hoffe einfach, das Leben meint es weiterhin gut mit uns.
Rein auf die Familienplanung ist soweit aber wirklich alles perfekt. Ich wollte wie gesagt ja immer zwei Kinder, die haben wir bekommen und sogar Wunschgeschlecht und alles! Auch wenn wir dafür einige Umwege gehen mussten und es länger als erhofft gedauert hat, besser hätte es in Sachen Familienplanung letztendlich denke ich nicht laufen können.
2 comments
Danke für deinen Einblick, Kati. Wunderbar, wie es für euch ausgegangen ist in Bezug auf die Kinder und dass Ihr für euer Durchhalten, euren Mut und euren Zusammenhalt so belohnt wurdet! Allein das ist ja nicht selbstverständlich, aber es sei euch so sehr gegönnt!!! Dein Bericht spricht mich auch an, weil er auch zeigt, dass selbst nachdem solche Herzenswünsche in Erfüllung gegangen sind, nicht alles ‚perfekt‘ ist, sondern Herausforderungen zu meistern sind (Thema Krankheit, Geld etc.). So ist das Leben ja echt!!! Aber durch deine Worte scheint eine Zuversicht und ein gewisser Pragmatismus, der mir an einem heute für mich persönlich schwierigen Tag gerade Kraft und eigene Zuversicht schenkt. Danke! Alles Gute für euch!
Bei mir war es ähnlich. 2013 problemlos schwanger. Danach wieder direkter Kinderwunsch. 2018 Fehlgeburt 6ssw. Sofort weiter geübt…2021 dann endlich wieder schwanger, mit zwillis. Wir haben quasi 8 Jahre nie verhütet und ich wurde nur 3x schwanger. Die zwillis kamen zum richtigen Zeitpunkt, so im Nachhinein betrachtet. Alles sollte so sein. Das Leben ist geschrieben