Fragen an die Kinderdolmetscherin Warum quengelt mein Kleinkind bei mir so viel?

Kinderdolmetscherin

Foto: www.brita-soennichsen.de

Ihr Lieben, sicher kennt ihr alle Situationen, in denen ihr euer Kind anschaut und euch denkt: „Was hat es denn nun? Warum reagiert er/sie denn so? Was steckt hinter diesem neuen Verhalten?“ Gerade wenn Kinder noch nicht oder nur wenig sprechen können, müssen wir Eltern oftmals raten. Ich wünsche mir dann immer eine kleine Fee auf meiner Schulter, die mir einflüstert, was ich tun soll. Oder eine Kinderdolmetscherin – und zwar so eine wie Claudia Schwarzmüller sie ist.

Claudia begleitet seit 20 Jahren als Diplom-Psychologin für Kinder und Jugendliche Familien und Pädagogen in ihrem Leben und ihrer Arbeit mit Kindern. Sie verfügt über jahrzehntelange Erfahrungen im Kinderbereich von Kinderpsychiatrie bis Kita und ist auch in den sozialen Medien erfolgreich als Kinderdolmetscherin unterwegs.

Ihr Buch „Die Kinderdolmetscherin: Was dein Kind fühlt, denkt und wie du damit umgehst“ (für Kinder von 0 bis 6 Jahren) hat es auf Platz Eins der SPIEGEL BESTELLER Liste geschafft – und ich durfte ihr zwei Fragen über meinen Jüngsten stellen und mir Rat bei ihr holen. Wenn ihr das Buch auch haben möchtet, kommentiert einfach hier, was euch manchmal ratlos bei euren Kids macht – wir verlosen zwei Exemplare an euch.

Fragen an die Kinderdolmetscherin

Mein Sohn (im Februar 1 geworden) ist nun seit Kurzem bei der Tagesmutter eingewöhnt. Die Eingewöhnung verlief super und er geht total gerne hin. Wenn ich ihn am Nachmittag abhole, ist er aber dann sehr anhänglich und quengelig. Ist das, weil er die Nähe zu mir nachholen will? Und wie lange wird diese Phase noch dauern?

Wie die meisten menschlichen Verhaltensweisen hat das wahrscheinlich mehrere Gründe. Zunächst einmal ist es für ihn so wie ein Arbeitstag gewesen. Und Erwachsenen geht es auch so, dass sie nach einem langen Arbeitstag angestrengt sind, oder? Man will auf die Couch und fernsehen, oder was man sonst gerne macht, und vielleicht, wenn einem jemand in die Quere kommt, mault man noch denjenigen an. Es ist einfach Anstrengung, auch wenn er total gerne da ist. Mehrere Leute und viele Eindrücke sind anstrengend. 

Als Mama oder Papa ist man die Adresse zum Ausruhen, da man sich mit Eins noch nicht gut alleine regulieren kann, das geht am besten über Körperkontakt. Und ja, er möchte auch Nähe nachholen. Wie lange diese Phase noch dauern wird, kann leider keiner sagen. Wahrscheinlich ist, dass es im Laufe der ganzen Kita-Zeit immer mal wieder Auf- und Abs geben wird. 

Mein Sohn liebt Bälle und kann auch schon richtig gut werfen. Allerdings wirft er auch alles andere sehr gerne durch die Gegend – und wenn ein Spielzeug-Auto oder etwas anderes Hartes dann mal den Kopf der Schwester trifft, tut das echt weh. Immer wieder erklären wir, dass er das nicht werfen darf – aber er macht es immer wieder. Und nun?

Gerne die ganzen Erklärungen weglassen – denn mit Eins bedeutet ihm Sprache noch so gut wie gar nichts. Er versteht vielleicht ein paar Wörter, aber Zusammenhänge noch sehr wenig. Stattdessen wäre es gut, jetzt zu handeln. Mit klarer Haltung, klarer Gestik und Mimik und sehr wenigen Worten ihn aus der Situation wegnehmen, die Sache abnehmen oder was auch immer jetzt notwendig ist. Er braucht ein Vorbild und eine klare Haltung, damit er es langsam lernen kann. Die Betonung liegt leider auf langsam, es kann länger dauern.

Gut wäre, wenn man sich noch einmal klarmacht, dass er das Werfen dringend braucht, um Erfahrungen mit Schwerkraft, Entfernungen, Flugbahnen, Gewicht etc zu machen. Er möchte die Welt verstehen und untersucht einen Gegenstand intensiv auf verschiedene Arten. Er braucht also Dinge, mit denen er werfen darf, vielleicht gibt es die ja? Und auch eine Ecke, in der das geht?

Der Entwicklungsdrang ist in den allermeisten Fällen stärker als das Verbot. Und das ist gut so, denn die komplizierten physikalischen Versuche, die man in dem Alter zur Gehirnentwicklung braucht, sind oft nicht so beliebt bei den Mitmenschen – verständlicherweise, wer will schon etwas an den Kopf bekommen. Also: Geduld haben, wenig reden, viel klares, immer gleiches Handeln – und wissen, dass Werfen jetzt wichtig ist. 

Kinderdolmetscherin

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13 comments

  1. Das Buch bräuchte es auch über maulende Erwachsene 😉
    Unsere 2,5-jährige spricht schon sehr gut, tut es auch gern.. Aber oft genau in „entscheidenden“ Momenten, wenn ich eine Antwort auf eine ganz simple Frage erwarte, kann sie plötzlich nur noch schmollen, in sich rein murmeln, Babylaute von sich geben usw. Was immer ich dann als nächstes tue, ist natürlich falsch.

  2. Wow, diese Übersetzungshilfe würde bei uns bezüglich Emotionen wohl auch das eine oder andere Rätsel lösen, das mit unser kleinen Tochter noch ungelöst ist! 🙂 Lilly

  3. Beim zweiten Kind habe ich manche Dinge schon besser verstanden als andere. Aber warum will meine Tochter (2) seit mindestens 2 Monaten ausschließlich von mir ins Bett gebracht werden? Dem großen Bruder war es nach der Stillzeit (und auch da, wenn es Fläschchen gab) total egal, ob Papa oder Mama. Ihr nicht – tagsüber teilen wir die Carearbeit, daran liegt es nicht.

  4. Bei meiner willensstarken 3-Jährigen gibt es momentan sehr viele Situationen, die zu Ausrastern oder Tränen/Traurigkeit führen. Einiges ist vorhersehbar, z.B. wenn es kein Eis gibt, anderes leider gar nicht. So sind manche Bücher/Geschichten/Lieder an einem Tag sehr beliebt, am nächsten machen sie sie aus irgendwelchen Gründen traurig. Es ist echt schwer zu verstehen!

    Besonders vor dem Hintergrund, dass wir im Juli unser zweites Kind erwarten, würde ich mich über das Buch und hoffentlich Denkanstöße darin sehr freuen!

  5. Das klingt super interessant für uns. Momentan bringt uns der Fünfjährige zur Verzweiflung, weil er so oft verbal Ausraster und um sich tritt, wenn er müde ist oder Langeweile hat und keine Ablenkung hilft. Vielleicht hat das Buch noch eine Idee.

  6. Klingt spannend, mit ner 2-jährigen ergeben sich im Alltag ganz viele Situationen, über die man hinterher rätselt, vor allem wenn man den Auslöser für überkochende Emotionen nicht ermitteln kann. 🙂

  7. Mit zwei kleinen Kindern (1 und 4 Jahre) komme ich zur Zeit so gut wie nie dazu, mich ruhig hinzusetzen und ein Buch zu lesen. Deswegen liebe ich seit 4 Jahren Hörbücher über alles (wenn das Kind im Wagen schläft, beim Kochen, beim Haushalt, usw.)

    Ganz oft habe ich das Problem, dass die tollen Bücher, die hier vorgestellt werden, aber nicht als Hörbuch verfügbar sind und deswegen für mich nicht in Frage kommen. Nach diesem Buch habe ich wieder direkt geschaut und bin begeistert: alles Hörbuch verfügbar und sogar von der Autorin eingelesen! Super!!! Das werde ich definitiv hören. 🙂

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