Ambulanter Kinder und Jugendhospizdienst: Wertvolle Zeit schenken!

Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

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Ihr Lieben, was ist eigentlich in ambulanter Kinder und Jugendhospizdienst, welche Aufgaben übernimmt er und vor allem: Wer arbeitet da? Wir durften die ehrenamtliche Pressesprecherin Claudia von Ley und eine der ehrenamtlichen Begleiterinnen, die liebe Lydia, dazu interviewen. Wie sie auf Aussagen wie „Ich könnte das ja nicht“ reagieren und was ihnen ihr Engagement gibt, das erzählen sie hier.

Liebe Claudia, was ist ein Ambulanter Kinder und Jugendhospizdienst und wie begleitet er Familien in Köln?

Kinderhospizdienst
Claudia von Ley

Unser Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst begleitet Kinder und junge Menschen mit lebensverkürzender Erkrankung und ihre Familien auf ihrem Lebensweg – ab der Diagnose, im Leben, im Sterben und über den Tod hinaus. Für die Familien bedeutet eine Begleitung durch den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst eine individuelle, auf die Bedürfnisse der Familien abgestimmte Unterstützung durch ausgebildete Ehrenamtliche.

Dies bedeutet, es kommt ein*e ehrenamtliche*r Mitarbeiter*in zu den Familien nach Hause oder in deren häusliches Umfeld. Diese*r unterstützt die Kinder/ Jugendlichen mit den Erkrankungen und/oder auch die Geschwister in alterspraktischen Dingen wie Spielen, Vorlesen, Spazieren oder Dasein. Darüber hinaus ist sie/er als Ansprechpartner für die Fragen der einzelnen Familienmitglieder da. Eine Begleitung des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst kann für die Familie eine wertvolle Unterstützung und ein Geschenk in Form von Zeit sein.

Welche Unterstützung erfahren die Ehrenamtlichen des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst?

Claudia: Die Koordinationsfachkräfte sind das Bindeglied zwischen den Familien und den begleitenden Ehrenamtlichen. Durch ihre fundierten fachlichen Kompetenzen sowie den regelmäßigen Austausch gestalten sie den sicheren Rahmen, in dem sich eine vertrauensvolle Verbindung zwischen den Familien, den Ehrenamtlichen und dem Dienst im Gesamten bildet.

Zudem finden regelmäßig Gruppentreffen für unsere Ehrenamtlichen statt. Zusätzlich wird 2-bis 4-mal im Jahr ein Supervision angeboten. Selbstverständlich stehen unsere Koordinationsfachkräfte auch außerhalb der regulären Treffen sowohl den Familien als auch unseren Ehrenamtlichen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

Liebe Lydia, du bist als Ehrenamtliche beim Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst in Köln tätig, wie kam es dazu, dass du in diesem Feld tätig sein wolltest?

Ehrenamt
Lydia Schlimbach

Lydia: Ich habe durch die Verluste von zwei meiner Brüder, früh erfahren müssen, wie einschneidend und prägend die Prozesse des Sterbens und des Verlustes sind. Daher weiß ich, wie wertvoll ein unterstützendes und aufbauendes Umfeld dabei ist.

Als ich mir einen Praktikumsplatz für mein Praxissemester suchen musste, war mir schnell klar, dass ich in einem Kinderhospiz oder einem Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst arbeiten möchte. Ich wollte den erkrankten Kindern, aber auch den Geschwistern die Unterstützung anbieten, die ich glücklicherweise auch bekommen habe, als ich selbst ein Kind war. 

Wenn du Menschen davon erzählst, wirst du sicherlich auch öfter ein „Ich könnte das ja nicht, hören“ oder? Welche Reaktionen kommen da noch?

Lydia: „Ich könnte das ja nicht“ ist schon eine gängige Reaktion. Die Leute sind aber auch dankbar und haben Respekt vor dieser Arbeit und finden es wichtig, dass es Menschen gibt, die in diesem Feld arbeiten. Ich denke, es ist genauso stark und wichtig, wenn man ehrlich zu sich selbst ist und sagt, wenn man nicht in diesem Feld arbeiten kann. Das ist völlig in Ordnung und am Ende ist beiden Seiten nicht geholfen, wenn man sich dazu zwingt.

Was spornt dich in dieser Arbeit an, in der es um die Begleitung von Kindern und jungen Menschen mit lebensverkürzenden Diagnosen geht, was macht dich glücklich oder stiftet dir Sinn?

Kuscheltiere
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Lydia: Es ist mir wichtig, die Zeit, die den Familien miteinander gegeben ist, so würdevoll und schön wie möglich mitzugestalten. Es ist mir wichtig, die Kindern, seien es das erkrankte Kind oder die Geschwister, darin zu unterstützen, die Angst vor dem Sterben und dem Ungewissen etwas zu mildern.

Wenn die Kinder lachen, einen schönen Tag haben und völlig losgelöst sind, ist das meine Motivation für die nächsten Tage. Jede individuelle Lebensgeschichte führt einem nochmal vor Augen, wie wertvoll es ist, die Zeit, die einem gegeben wird, auch gut zu nutzen. Ich möchte den Eltern eine Entlastung sein und sie in ihrem Alltag unterstützen, damit auch sie ihren Fokus auf die wichtigen Dinge legen können.

Ist es bei dir auch ein: Ich kann das Schicksal nicht ändern, aber den Menschen, die damit zu tun haben, zumindest in dieser schweren Phase das Leben ein bisschen erleichtern?

Lydia: Auf jeden Fall. Aber vor allem möchte ich für die Familien eine Unterstützung sein, an die sie sich wenden kann. Wenn ein Kind verstorben ist, ist die Zeit der Begleitung nicht vorbei. Dass finde ich auch sehr wichtig, denn besonders in dieser Zeit möchte ich für die Familien da sein.

Trauer ist völlig individuell und auch wenn ich, besonders in dieser Phase, das Leben nicht völlig entlasten kann, so kann ich für die Familien da sein, ihr meine Zeit und mein Gehör schenken und vor allem mein Bestes geben, sie zu unterstützen.

Was genau beinhaltet die Arbeit als Ehrenamtliche in der Kinder- und Jugendhospizarbeit Köln?

Kinderzimmer
Foto: pixabay

Claudia: Die Arbeit kann sowohl die Begleitung in den Familien als auch ein Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit beinhalten. Da der Verein zu einem großen Teil auf Spenden angewiesen ist, ist die Öffentlichkeitsarbeit essenziell wichtig. Durch Vernetzungsarbeit werden die Menschen auf den Verein und die Arbeit aufmerksam.

Sei es durch Veranstaltungen wie Spendenlauf, Türen auf mit der Maus, Lesungen, Weltkindertag im Veedel und vieles mehr, oder auch Infostände auf Stadtfesten oder unserem „Offenen-Veedel-Fenster“. Hierbei gilt es dann, z.B. auch potenzielle ehrenamtliche Mitarbeiter*innen zu finden, aber auch Familien auf den Dienst aufmerksam zu machen, die unsere Unterstützung benötigen und Kooperationspartner zu akquirieren.  

Wie viele seid ihr, sucht Ihr noch weitere Ehrenamtliche?

Claudia: Zurzeit begleiten wir im AKHD Köln 81 Familien mit aktuell 138 ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen. Ziel des AKHD Köln ist es, für jede Familie zwei ehrenamtliche Mitarbeiter*innen anbieten zu können. Menschen, die sich für ein ehrenamtliches Engagement beim Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst interessieren, sind uns daher immer herzlich willkommen. Gerne können Interessierte im Dienst einen Gesprächstermin vereinbaren, um weitere Informationen zu erhalten.  

Triggert der Umgang mit dem Thema auch deine eigene Geschichte ab und zu?

Lydia: Vorab muss ich sagen, dass es keinen Tag gibt, an dem ich nicht an meine zwei Brüder denken muss. Die Arbeit beim Hospizdienst triggert das Geschehene mal mehr und mal weniger. Das kommt ganz darauf an, was in meinem Privatleben gerade so passiert. Ich bin eher getriggert, wenn einer der Todestage bevorsteht oder einer ihrer Geburtstage.

Alles in allem werde ich jeden Tag an die beiden erinnert und vor allem auch durch die Arbeit. Doch das ist nichts Schlechtes. Selbst wenn es mich an die traurigen und schlimmen Momente erinnert, ist es gleichzeitig eine Motivation, die mich daran erinnert, wieso ich diese Arbeit mache. Außerdem fühle ich mich durch die Arbeit mit den beiden verbunden und spüre sie nah bei mir und das ist etwas sehr Wertvolles.

Was trägt dich durch deinen Alltag, welche Freuden, welches Motto?

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Lydia: Durch den Alltag tragen mich besonders meine Familie und meine Freunde. Aber am meisten schon meine Familie. Sie gibt mir Kraft und Motivation. Wir unterstützen uns gegenseitig und stehen einander bei – so wie wir es immer getan haben.

Auch die Familien geben mir für meinen Alltag Motivation und sie verdeutlichen mir noch einmal mehr, worauf es im Leben wirklich ankommt. An einem Tag, als ich zur Begleitung einer Familie ging, erfuhr ich, dass ich eine Klausur nicht bestanden hatte. Ich war sehr niedergeschlagen deswegen.

Ab dem Moment, indem ich bei der Familie zu Hause war und sah, welchen Alltag sie zu bewältigen hatten, war meine nicht bestandene Klausur nur ein ganz kleines Problem. Man lernt das Leben zu schätzen und sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. Die Menschen, die einen begleiten, sind dabei ein wichtiger Punkt und ich wünsche jedem, so tolle Begleiter*innen auf seinem Weg zu haben, wie ich sie habe.

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