Ihr Lieben, wenn man – so wie ich – mehrere Kinder hat, dann gerät man immer wieder ins Staunen, wie unterschiedlich diese Menschlein sind. Mich verwundert das wirklich immer sehr, denn eigentlich haben ja alle Kinder die gleichen Eltern, leben im gleichen Haushalt und bekommen die gleiche Erziehung. Und doch sind alle so einzigartig, so verschieden und ich empfinde diese Vielfalt wirklich (auch wenn es mitunter anstrengend ist) als totale Bereicherung.
Das eine Kind liebt Ordnung, entspannt total dabei, wenn es seinen Schreibtisch aufräumt. Das Bett hat eine Tagesdecke, auf dem Kissen drapiert sind. Klamotten werden gefaltet in den Schrank gelegt, die Stifte sind stets angespitzt und die Hefte haben keine Eselsohren.
Ein Kind weiß nie wirklich, wo seine Klamotten sind. Die Sachen werden rausgerissen und die Schubladen einfach geschlossen, damit man das Chaos nicht sieht. Trotzdem findet es immer irgendwie die richtigen Sachen und kommt somit – zwar etwas zerknittert –, aber prima durchs Leben.
Ein Kind ist sehr sportlich, liebt die Mannschaft, würde nie ein Training sausen lassen. Wenn es um den Sport geht, ist nie zu wenig Energie da. Ein Kind hat alle Sportarten abgebrochen, die wir angeboten haben. Nichts hat gezündet, nirgends war Begeisterung dabei. Ein Kind hat nun eine Sportart gefunden und geht in dieser auf, die wir uns niemals für das Kind hätten vorstellen können.
Ein Kind ist sensibel, mag keine Abschiede, vermisst schnell die Familie. Ein Kind kann nicht alleine in den Keller, während das andere dort gar keine Probleme hat und gerne in alten Kisten stöbert. Ein Kind kann sich gut auf neue Situationen und fremde Menschen einstellen, während das dem anderen Bauchschmerzen bereitet.
Ein Kind ist sehr kreativ und liebt es zu basteln, das andere kann kaum die Schere richtig halten und Kunst ist das Horror-Fach.
Das eine Kind kann nur mit Licht im Flur und Tür auf schlafen, während das andere es stockdunkel und still mag. Das eine Kind liebt Bücher und verschlingt ein 300-Seiten-Buch nach dem anderen, das andere hört nur Hörbücher und findet lesen irgendwie anstrengend.
Ein Kind akzeptiert Regeln schnell und hält diese ein, ein anderes testet immer aus, inwieweit Regeln verhandelbar sind und diskutiert seeeeeeehr gerne.
Umso mehr Kinder man hat, desto schwerer ist es, allen gerecht zu werden. Wobei ich auch nicht finde, dass Eltern immer allen Kindern gleich gerecht werden können und müssen. Manchmal braucht ein Kind mehr Nähe als ein anderes, manchmal ist es wichtig, einem Kind mehr Grenzen zu setzen als einem anderen. So unterschiedlich die Kinder sind, so unterschiedlich brauchen sie uns auch von Zeit zu Zeit.
Manchmal ist es anstrengend, dass man die Elternschaft nicht einfach mit der Gießkanne auf auf alle Kinder schütten kann und das für alle einfach passt. Aber vor allem finde ich es spannend zu sehen, wie aus unseren Kindern eigenständige Persönlichkeiten heranwachsen, die mit ihren Besonderheiten und ihrer Einzigartigkeit auch unser Leben immer wieder unglaublich bereichern.
5 comments
Hallo, ja verrückt, wie unterschiedlich Kinder der gleichen Eltern mit dem gleichen Elternhaus so sein können. Und Sohn war schon immer mega aktiv, nichts war vor ihm sicher, alleine spielen fast schon eine Strafe für ihn. Er will raus, entdecken oder die Dinge im Haus gemeinsam entdecken. Dafür ist er neuem gegenüber sehr aufgeschlossen, quatscht alle voll usw… dafür haben wir immer gehört wenn ihr ruhiger machen würdet mit mehr Struktur usw., da wäre er auch ruhiger. Er braucht mehr Grenzen etc… Als er 2,5 Jahre alt war kam seine Schwester, sie ist sehr vorsichtig, braucht Zeit für sich, bastelt und spielt viel alleine, einfach weil sie da entspannt. Aber sie ist oft sehr schüchtern Fremden gegenüber, hängt sehr an uns. Ich betone: Sie wurde in die gleiche Familie geboren, wie der Sohn! Also ich lasse mir von niemanden mehr erzählen, was wir in der Erziehung verändern sollen, damit unsere Kinder in deren Raster passen! Es ist schon faszinierend, wieviel eigene Persönlichkeit da einfach schon mitgeliefert wird! Genießt alle die Zeit mit Euern Kindern, lasst Euch nichts erzählen!
Vielen Dank für diesen Artikel. Ich habe nur ein Kind das beispielsweise auch immer ziemliche Schwierigkeiten mit der Trennung von mir hatte, vor allem über Nacht. Gerade die Lehrerin hat uns was das betrifft SOLCHEN Druck gemacht und vor allem mir als Mama die Schuld gegeben. Wie viele Tränen ich deshalb geweint habe, wo ich überall war… Eine ganz liebe Freundin von mir erlebt gerade das gleiche mit ihrer vierten und jüngsten Tochter. Und macht sich einfach NULL Stress deswegen. Die Älteren sind auf jede Klassenfahrt mit, auf jedes Lager, hatten irre Spaß! Sie weiß einfach, dass sie nix anders gemacht hat und die jüngste einfach anders tickt.
Meine Tochter ist jetzt 13, die letzte Klassenfahrt ging mit ein paar Tränen aber im großen und ganzen ganz gut. Und ich hätte mir SO sehr andere und auch Mehrkind Mamas gewünscht, die mir früher Mut gemacht hätten und genau diese Unterschiedlichkeit betont hätten! Stattdessen hab ich „ein Kind ist kein Kind“ und „Einzelkinder können sich halt nicht lösen“ gehört…Also, danke , danke , danke.
Liebe Nellah, du Arme! Ich habe 4 Kinder und sage immer, dass ein großer Vorteil für die Eltern von mehreren Kindern ist, dass sie die Eigenschaften der Kinder nicht mehr auf sich und ihre Erziehungsfähigkeiten beziehen. Die Kinder sind einfach so unterschiedlich, Erziehung hin oder her! Gerade bei Eltern von Einzelkindern sage ich das häufig und hoffe, dass das etwas Druck von ihren Schultern nimmt. Dein Kommentar bestärkt mich, das auch weiterhin zu tun.
Sehr interessant! Als ein- oder zweifach Mutter denkt man oft, irgendwelche Verhaltensbesonderheiten des Kindes liegen an einem selbst, dass man da irgendwie was „falsch“ gemacht hat…dein Artikel zeigt sehr schön, wie das auch einfach individuelle Charaktereigenschaften sein können, die ruhig so sein dürfen. Danke für den Einblick!
Danke für diesen schönen Artikel!
Ich habe auch vier Kinder.
Heute sehe ich, wie fertig ihr jeweiliger Charakter bei Geburt schon war.
Vieles ist eben nicht anerzogen sondern ist in der Persönlichkeit verankert.
Klar, Gepflogenheiten, Sozialisation, Bildung kommen von uns Eltern und den anderen Bezugspersonen.
Trotzdem tut es mir gerade so richtig gut zu spüren, dass ich nicht für alles verantwortlich bin.
Wir Mütter suggerieren uns gerne gegenseitig, dass alles Erziehungsfrage und damit unsere Baustelle ist. Stimmt aber nicht. Das hilft mir bei unserem jüngsten Kind. Ich kann jetzt mehr genießen, weiß welche Phasen vorbeigehen etc.
Die Erfahrung von heute wäre beim ersten Kind toll gewesen!